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Dresden, den 24 Februar — Die Erste Kammer hat die Berathung eines Gesetz- entvmfS Über die Ausgabe der Jagd begonnen, die Zweit,« Kammer einen Bericht ihrer dritten Deputation über eine Pe tition erledigt. — Das neueste Gesetz- und < Verordnungsblatt enthält unter Andrem: Das Gesetz, die Dauer der Schutzfrist für ge wisse Werke der Literatur und Kunst gegen unbefugte Nach bildung betreffend; Gesetz zu Abänderung und Erläuterung einiger Bestimmungen des Gesetzes über die Berichtigung von Wafferläufen; Decret des Ministeriums des Innern wegen Be stätigung der Statuten des Vorschuß- und Consumvereins m JahnSdorf re. — Wilhelm Westmeyer's in Dresden mit Erfolg ge gebene Oper „Der Wald bei Herrmannstadt" ist jetzt im voll ständigen ClavierauSzuge, elegant ausgestattet bei Bote und Bock in Berlin ehiri worden und liegt nun der eignen Einsicht und dem Gebrauche des Publikums vor. — Der Zweck d«S nächsten Montag vom Chorgesangverein und der Dresdner Liedertafel veranstalteten Concerts geht dahin, zunächst und zu allererst die augenblickliche Noth auf dem Kriegs schauplätze zu mindern, und wird daher ein Theil wenigstens der zu erhoffenden Einnahme sofort nach Schleswig an Frau Arnemann, welche, eine deutsche Nightingale in die Lazarethe und in die Hütten der Armuth tretend, schon außerordentlichen Segen mit ihrem trefflichen Herzen und ihrem praktischen Blicke gestiftet hat, gesendet werden. Möge daher die Betheiligung von allen Seiten eine wahre, herzliche, zahlreiche sein. — Der Dresdner Eeutral-Sängerbund wird unter Mit wirkung des Herrn StabStrompeter Fr. Wagner, Dienstag, den 1. März im Saale der Tonhalle ein Conerrt geben, dessen Er- trag zur Unterstützung -hilfsbedürftiger Angehöriger der in Schleswig,Holstein stehenden k. sächsischen Truppen bestimmt ist. — In wunderbarer.Pracht steht jetzt Lüdicke's Winter garten, und es dürfte ein Besuch daselbst um so eher anzura- then sein, da dieses Jahr in Dresden keine Blumen- und Pflanzenausstepung statifindet, wie solche immer üblich war. Im schönsten Flor stehen jetzt mehre Orchideen, Dendiotrum mobile und Pextoniana Gleichfalls entzücken da» Auge pracht volle Rhododendron arboree in den schönsten Sorten, sowie Rhododenti Hhmalahe Edgeworchii; ebenfalls in Waffen wohl riechende Eamelien, Azalea indiea, Remont-Rosen, die schönsten großblumigen holländischen Hyacinthen und verschiedene andere Neuheiten in Flora's Reich —-Ein recht anziehendes Concert mit dramatischer Vor lesung wird vorbereitet zum Besten der Verwundeten in Schles wig und ausgeführt von der Hofopernsängerin Fräul. Alvsleben, d« Herren Pianist Graul. Kammermusikus Medefind und Adolph Kühne. Hoffentlich wird der Saal des Hotel de Saxe nächste Mittwoch den 3. März zahlreiche Zuhörerschaft ver einigen. ^ Alle dir ihr mühselig ruch beladen seid mit dem» was man Hypochondrie nennt, geht jetzt ins Marionettentheater Zu dem im Gewandhause sich tummelnden KaSpar, zu diesem M» nen Wunderdoktor, er wird euch schnell curiren, denn ex -ec fitzt ein wundersames Elixir — als Griesgram steigt ihr hie Treppe hinauf und als Wildfang springt ihr sie wieder hirvb — prodatum «8t! — Ueber den Wafferstand bez. Eisstand der Elbe ypd folgende Nachrichten eingegangen: Montag, 33. Februar: Pr«: 3^ Zoll über Null, Südost, 4 Grad Wärme. Letschen: 7 Esten über Null, 5H Grad Wärme. Eisschutz in Tetschen und Rathen unverändert. — Dienstag, den 33 Februar. Mittags 13 Uhr in Dresden: 14 Zoll unter Null, 7 Grad Wärme. — Es Mlß wiederholt werden, daß der sächsischen Elbmederung di« größt« Gefahr droht, wenn der Etsschutz bei Strehla nicht früh« W» Durchbruch und Fortgang gelangt, als da- Eis aus der MM Gegend dort ankommt. - . s — s Oeffentliche Gerichtsverhandlungen vom 23. Februar. (Schluß.) Die zweite Verhandlung ist eine PriMt- anklage, welche Amalie Auguste Fleischberger w der den Schlosser« gesellen Karl Heinrich Graf erhoben. Die Anklage geht auf Beleidigung, deren Graf beschuldigt wird. Graf ist, oder War nämlich ,m August vorigen Jahres Hausmann in dem Haus« Nr. 20 der Ammonstraße. Da kam, es war am 35. August, Abends, die kleine, im Jahre 1851 geborene Amalie Emilie Fleischberger mit noch einem kleinen Mädchen in den Hof he genannten Hauses, um Wasser zu holen. Als sie vor die Thßr« kamen, gossen sie das Wasser aus. Das sah Graf, , der im Hause stand, und verwies dies den Kindern. Da sagte hie kleine Emilie: „Schlofferkerl! Schlosserliese!" Das brachte den Graf in die Hitze und er verabfolgte der Emilie einige richtige Ohrfeigen rechts und links, so daß sie auf dem Pflaster um stürzte und lange sich nicht aufrichten konnte. So s<MN hie Acten, und die Kleine, die eigentlich blos als Begleiterin heS andern Mädchens mitgegangen war, behauptet npch, Graf hgbe sie auch noch an den Ohren gezogen. Emilie empfand hgld nach der Ohrfeigrrei Schmerzen im Kopfe und mußte sich ln Tuch um den Kopf binden. So haben sie mehrere Zeugen, unter Anderen auch Carl August Friedrich Zöllner und AugM« Wilhelmine Hauschke nach 4 Tagen noch gesehen. Graf stellt sehr Vieles in Abrede. Er sagt, er sei allerdings wegen per Worte „Schlofferkerl und Schlofserliese" ungehalten gewesen W»d habe blos dem Mädchen „einen Klapps" gegeben, aber.wohip? das weiß er nicht mehr. Das giebt er zu, daß er sie nach 4 Tagen habe mit einem Weißen, um den Kopf gebundenen Tuche herumlaufen sehen. Die kleine Emilie stellt indeß ent schieden in Abrede, daß sie den Graf einen „Schlofferkerl" ge nannt und seine Frau eine „Schlofserliese." Das Gericht be strafte den Beklagten wegen Beleidigung mit 5 Thalkv Gsld- buße und Tragung der Kosten. Dagegen erhob er heute Ein spruch — eS blieb aber, wie es war. — Eine Diebsiahltsache beschäftigt zunächst die Richter. Der Handarbeiter/, Aodmas Winkler, ein schon bejahrter Man», tritt a«f die Atckls-HGch. Mitredacteur: M«. LS. Mittwoch, den 24. Febm