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schaft zu DSHlm zum Trperm gesagt haben: „Du schlechtes L...r, Du hast schon 10 Mal falsch geschworen!" Da» soll er öfter wiederholt haben. Schneider leugnet die» bestimmt. Allerdings girbt er zu, ein paar Stunden in der Schänke ge wesen zu sein, aber so habe er sich nicht geäußert. Lorenz sei stet» ein Krakehler, der immerfort fluche, er sage immer, selbst bei der geringsten Gelegenheit: „Gott straf mich und meine arme Seele!" Al» Lorenz eben wieder in der Schänke eine solche Blasphemie gethan, da habe er, Schneider blos zu ihm gesagt: „Das ist bekannt, daß Du Deine Seele schon vielmal verschworen hast!" Die Zeugen ZeiSke und Großmann bekun den noch, daß Lorenz dem Schneider erwidert: „Höre, das hat mir noch kein privilegirter Rotzjunge gesagt!" Lorenz hatte den Schneider beim Gerichtsamt Döhlen verklagt und das Letztere dachte anders über die Sache, als der Kläger. Es sprach den Beklagten nicht blos straffrei, sondern auch klagfrei, verurtheilte aber den Kläger dagegen in die Kosten. Der Einspruch des Letzteren, dm er darauf gründete, daß Schneider nicht verur- theilt worden sei, hat keinen Erfolg. — Ein etwas angesäuselter Reiter wollte am Freitag Mittag mit seinem Roß in einen Tabakladen auf der Frauen straße hineinreiten um sich eine frische Prise Schnupftabak zu holen. Er wurde ober daran polizeilich verhindert und ihm das Unpraktische seines Verfahrens ins Nüchterne übersetzt — Die wegen einzelner kleiner Diebstähle im Bussius'schen Geschäft zur Untersuchung gezogene Vei kaufsmamsell ist'jetzt zu I Jahr 6 Monate Arbeitshaus condemnirt worden und dahin abgegangen. Ihr leichtsinniges Gebahren mit fremdem Eigen thum würde sie auch vor das öffentliche Gericht geführt haben wenn nicht jeder der einzelnen vielen Diebstähle immer unter 10 Thaler Werth gehabt hätte. — Die Kälte, die uns in Deutschland gegenwärtig heim sucht. scheint nahezu über ganz Europa verbreitet zu sein. Die Pariser, die gewöhnlich mit einigen blauen Nasen davon kommen, beklagen sich ernstlich über den frostigen Ernst. Der kleine Seine-Arm zwischen der Eile-Insel und dem linken Ufer ist seit mehreren Tagen fest zugefroren; der große Arm geht sehr stark mit Eis. Durch Verfügung des Militärkommandos wer ten die Soldaten jetzt stündlich von ihren Posten aogelöst. — Alle Nachrichten aus Italien und Spanien melden, daß eine <ben so ungewöhnliche als plötzliche Kälte eingetreten ist und aHerst störend auf alle Verhältnisse einwirkt. In Genua mußte» der Kälte wegen die Arbeiten auf den Wersten von Eestri-Lonente eingestellt werden. Aus Campobasso (in der neapolitanischen Provinz Molise) wurde telegraphisch nach Tu rin berichtet, daß daselbst seit zwei Tagen des tiefen Schnees wegen die Post von Neapel weder angekommen noch von dort nach Neapel abgegangen ist. — In Madrid herrscht, wie die „Corr-Oondencia" meldet, eine „gräuliche" Kälte; der Manzana- res ilt nahe am Justieren. In Barcellona gefror das auf der Straße ausgeschüttete Wasser sofort Man hatte, was man sich daselbst seit 18W auf 1830 nicht mehr erinnert, 2". In Sarria in Catalonien mußte man, was dort etwas ganz Un erhörtes ist, Feuer anzünden, um das in den öffentlichen Brun nen eingefrorene Wasser aufzuthauen. — Der Sänger Niemann in Hannover ist von der Hof theater-Jntendanz in eine Ordnungsstrafe von 15 Thlr. genom men worden, weil er, den Theatergesetzen entgegen, dem Her vorruf bei offener Scene Folge geleistet Bezüglich der Worte: „Du stolzes England schäme Dich' — erklärte er, sich ver sprochen zu haben. — Mittel gegen den Keuchhusten. Wie die „K. Z." mittheilt, hat man in Utrecht gefunden, daß Kinder, die am Keuchhusten leiden, dadurch rasch und sicher geheilt werden, wenn man sie in dem Reinigungslocal der Gasfabrik GaS durch einige Augenblicke einathmen läßt; in keinem Falle soll der Versuch mißlungen sein. — Ohne die Geistesgegenwart de» Maschinenmeisters Hänel, hätte leicht am Schluffe dir Vorstellung der Oper: „Armide" ein großes Unglück sich ereignen können. Nachdem nämlich der Vorhang bereits gefallen war, fingen die Kleider der Frau Bürde-Ney, während dieselbe noch auf dem feuerspeienden Drachen, wagen sich befand, aus einem unvorhergesehenen Zufall Feuer. Herr Hänel sprang herbei, umklammert/da» brennende Kleid, erdrückte auch glücklich das Feuer, allerdings unter bedeutendem Verbrennen seiner Hände. Auch Frau Bürde-Ney ist nicht un bedeutend am Arme verwundet, jedoch ist die sichere Hoffnung vorhanden, daß dieselbe sehr bald die Bühne wieder betreten kann. Gin werthvolleS Gemälde. Vor vielleicht fünf oder sechs Jahren war im Beiblatt der „Erfurter Zeitung" eine recht hübsche Geschichte zu lesen, die jetzt wieder in den öffentlichen Blättern als „ganz kürzlich in Lyon passirt" auftaucht Sie ist folgende: Ein bekannter, in Lyon lebender Maler ging durch die „Rue des Terraux" und sah einen Haufen Menschen stehen, welche einer Versteige rung alter Möbel beiwohnten Daneben auf der Straße saß ein Weib mit einem rosigen Kinde auf dem Arme und weinte. Die gauze Scene trug ein so eigenthümliches Gepräge, daß der Maler sich mit einer Frage um die Bedeutung de» Auftritte» an die Frau wandte und von ihr erfuhr, daß die Möbel ihr angehörten, daß ihr Mann vor Kurzem gestorben sei, daß sie hart zu kämpfen habe, um sich und ihr Kind durch Arbeit bei Tag und Nacht, durch Ertragung von Entbehrungen aller Art zu ernähren; daß aber endlich der HauSeigenthümer ihre Möbel mit Beschlag belegt habe, weil sie ihm die seit mehreren Mo naten schuldige Miethe nicht hatte bezahlen können. Der Künstler fragte nach ihrem Hausherrn; als aber die Frau auf einen Mann deutete, welcher der Versteigerung auf merksam zusah, erkannte er in ihm einen Menschen, dessen an sehnliches Vermögen die öffentliche Meinung als durch allerhand Wuchergeschäfte erworben bezeichnet«, so daß es ihm nutzlo- schien, sein Mitleid für die Wittwe in Anspruch zu nehmen. Eben überlegte der Maler, auf welche andere Weise dem armen Weibe geholfen werden könne, als der Auktionator ein Gemälde zum Verkauf ausbot Es war ein Bild, das kaum des An sehens Werth schien und dessen sich die Frau im Sommer be- nent hatte, um das Loch für die Ofenröhre in der Wand zu verbergen. Es wurde zu einem Franken angeboren Plötzlich chien dem Künstler ein Gedanke durch den Kopf zu zucken Er drückte sich durch die Menge, prüfte das Gemälde mit vieler Sorgfalt, wischte an mehreren Stellen den Schmutz hinweg und rief dann mit lauter Stimme: „Einhundert Franken!" Der Hausbesitzer machte große Augen bei dem Gebot, dachte aber nicht mit Unrecht, daß ein Gemälde, für welches ein so ausgezeichneter Künstler diese Summe biete, mehr als den doppelten Werth haben müsse, und bot keck 200 Franken. — „Fünfhundert!" rief der Maler, und der Kampf zwischen dm Mi Bewerbern wurde so lebhaft, daß der Schatz endlich dem Hausherrn zu 2200 Franken zugeschlagen wurde. Jetzt wandte sich der Käufer an den Maler und sagte: „Da ich einen Künst ler von Ihrem Verdienst so eifrig auf da- Gemälde bieten sah, so konnte ich mir denken, daß hier ein altes, ungewürdigteS Meisterstück vorliegen müsse. Sagen Sie mir jetzt einmal auf richtig, wie hoch schlagen Sie seinm Werth an?" „Zu etwa drei Franken", versetzte der Maler; „aber ich möchte nicht ein mal die» dafür geben" „Eie scherzen wohl', erwiederte der HauSeigenthümer lächelnd, wurde aber doch blaß dabei. „Sie boten ja selbst 2100 Franken dafür." „So ist eS", erwie derte der Künstler, „und ich will Ihnen sagen, warum ich e» that. Sie sind im Besitz eines jährlichen Einkommen» von 25,000 Franken und haben wegen einer Schuld von 100 Fran ken die Möbeln einer armen Frau in Beschlag genommen. Ich wünschte Ihnen eine Lektion zu geben und Sie sind in die Falle gegangen Statt daß die arme Frau Ihre Schuldnerin ist, ist Sie jetzt Ihre Gläubigerin, und ich denke, daß sie nicht nöthig haben wird, wegen dieser Schuld Ihre Möbel mit Be schlag zu belegen." Mit einem Lächeln, das vielleicht etwa» schadenfroh war, grüßte der Künstler, gab der jetzt aus der Noth gerissenen Frau seine Karte und bat sie, sich an ihn zu wenden, sobald sie fernere Hilfe bedürfe, und entfernte sich,