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--7"^ .'««Ä.'llWü' Rttag» 1> Uhr aagr»m» »m i» der Lrpedttto,, «arten ftra»e 1». dl GtzM, W««G «rktch » Hageötatt für Unlerhaltung nur» Geschäftsverkehr. Mitredaeteur: Tbeodot Drobtsch. e« t. dies. da« Mgett tn 88SV »e«»pL ne»» Donmrftaa, den 7. Janmr 1864. "ÄL'L'L'LL Dresden, den 7. Januar. — » Unser gestriges Stadtverordnetenreferat muß in einem Purste berichtigt werden. Es heißt nämlich darin, daß die zur Herstellung einer Schleuste auf dem südlichen Theile der Annenstraße postulirte Summe bewilligt worden sei. Mer ge rade da- Gegentheil ist der Fall, das Collegium lehnte das Postulat ab, weil es dort durchaus nicht die Commun als Adjaeentin ansehen zu dürfen glaubte. — Uebrigens sei er wähnt, daß die neuüche Sitzung zwar die erste im neuen Jahre, aber die letzte im alten Geschäftsjahre war und daß das Col legium erst nächster Mal in seiner neuen Zusammensetzung Sitzung halten wird. .Das alte Geschäftsjahr brachte uns 32 Sitzungen. Die Zahl der Registrandeneingänge betrug, wenn wir recht gehört haben, 740. — s Aus dem Briefe eines sächsischen Soldaten in Hol stein wollen wir unfern Lesern einige interessante Stellen im Auszugs mittheilen, zuvor aber erwähnen, daß der Briest bogen selbst Ansichten von Rendsburg, von wo aus der Brief geschrieben ist, mthält, unter diesen aber in einem Kranze das schlerwig'holsteinische Wappen sich befindet, darunter die Jah reszahl 1460, darüber die Worte: „vx oviok un^äolt." An den Seiten dieser Vignette lesen wir: „Schmücket Eintracht unfern Bund, muß unser Wirken Früchte tragen." Doch nun zum Briefe selbst. Der wackere Vaterlandsvertheidiger schreibt: Wir sind von Dresden aus 22 Stunden ohne Unterbrechung auf der Eisenbahn gefahren, nämlich von Abends II Uhr an bis den andern Tag 9 Uhr Abends, wo wir in Boitzenburg auSstiegen. Von dort aus marschirten wir noch denselben Abend 3 Stunden bis in das Quartier. Dann haben wir 6 Tage im Mecklenburgischen im Quartier gelegen und sind dann wieder 9 Tage marschirt, über Segeburg, Neumünstrr, Nordorf bis Rendsburg, wo wir jetzt im Standquartier liegen. Wir sind die ganzen Feiertage marschirt, am Sylvesterabend rückten wir in Rendsburg ein. Die Gegenden in Mecklenburg und Lauenburg sind meistentheilS öde und nicht bearbeitet, die Dör fer sind 5 bis 6 Stunden auseinander und bestehen nur au» rinz«l»en Bauerhütten, wo Alle»: Kuhstall, Scheune und Wohn bau» zusammen ist. Die Häuser haben keine Feueressen, die Stuben keine Dielen, die Schweine und Kühe laufen im Busche herum, und Hirsche, Rehe, wilde Schweine giebt es auch in Menge hier. Die Leute sind noch sehr ungebildet und um 100 Jahre zurück, sie wissen nicht, wie ihnen geschieht, daß sie ssvirl Militär bekommen, geben aber Alles her, was sie haben. Ihre Speise besteht nur in Kartoffeln, Speck und schwarzem Brod, das Pumpernickel heißt. Das Bier und das Wasser ist sehr schlecht und Alles sehr theuer. Was bei uns 1 Pfennig kostet, kostet hier zu Lande 1 Schilling, 40 Schillinge find aber Aich einem preußischen Thaler. Die Witterung während des Marsche» war sehr schlecht. ES regnete immer oder es war Schneegestöber. In 3 Tagen sind wir 12 Stunden marschiert, so daß wir naß in da» Quartier kamen, 150—300 Mann in ei« Quartier, so daß wir oft bloS in den Scheunen schlafen mußten. — Als wir in'» Holsteinische kämm, stießen wir im merwährend auf die Dänen. Wenn wir einrücktrn, rückten die Dänen aus, mit Schimpf und Schande von den Bürgern, wir aber wurden mit Jubel und Freude und Gesang empfangen, auf allen Häusern wurden Freiheittfahnen aufgestrckt und Al le» trug Cocarde an Hut und Mütze. Wir haben die Däne« ohne Unterbrechung 19 Meilen vor uns hergejagt bi» Rends burg. Jetzt stehen wir diesseits der Eider, jenseits derselbe» stehen die Dänen. Dort weichen sie nicht mehr, wie sie bisher fortgelaufen find. Hier haben sie sich stark verschanzt, Me» unterwühlt und mit Pulver gefüllt, Wasserkanäle auSgegraben und wieder zugeschüttet. Alle Abende kommen dänische De serteure, die geborne Holsteiner find, zu uns, nachdem sie mit Gepäck und Pferden den Dänen davongelaufen. Als wir i« Rendsburg einzogen, wurde mit allen Glocken geläutet, alle Häuser waren voller Freiheitsfahnen und Flaggm, und wa» nur Beine hatte, kam uns entgegen. Die Dänen auf der an dern Wißt baue» wieder Barrikaden und Schanzen. Noch ist kein Schuß gefallen, aber geladen haben wir stet», schon von der Laurnburgischen Grenze an. Aber den Dänen nach wird es bald loSgehen, denn sie sollen noch Schleswig räumen, bi» jetzt scheint eS aber nicht so. Schließlich schreibt der Soldat noch, dqß er diesen Brief während der Nacht geschrieben, da am Tage die Soldaten keine Zeit hätten. Jedenfalls ist dieser Brrrf von großer Wichtigkeit: er enthält die Angabe» eines einfachen schlichten Mannes, dessen Urtheil «IS ein ge sundes und ruhiges wird angesehen werde» müssen. Der Sol dat verspricht noch mehr zu schreiben, was wir unfern Leser» ebenfalls mitzutheilen, nicht unterlassen werden. — Eine seltsame Diebesjagd kam dieser Tage in der Lößnitz unweit Kötzschenbroda vor, wo man sich eines Subjeet», Namen» Werner, bemächtigte, der in allerhand Diebereien und sonstigen Fahrt«» sich einen kleinen Ruf erworben. Weruer wird nach Dresden ins Landgericht geführt. ES geht Me» »ach Wunsch bi» zur Treppe des Gericht-Hause». Diese hin- aufsteigend macht er plötzlich so rin „Schlänkerchen" und — hop», ist Werner fort, frei ausgegangen in die weite Abend luft. — Jetzt nun zweier Act. Verwandlung. Elbufer bei Niederwarthe. Mondschein. Links am Ufer die Hütte de» Fährmanns; dicht am Wasser zwei angebundene Kähne. Kurz und gut: „das Wasser rauscht, das Wasser schwoll", der Wer ner saß daran und knaupelte sich einen der Kähne loS. Der Fährmann hört es knustern und knabbern. „Rasch von seiner Lagerstatt, die ihn sanft gewieget hat", rafft sich der Charon von Niederwarthe empor, fährt in seinen Schafpelz und saust hinaus in die Nacht. Werner, der Sohn de» Wellen ist flott, das Schiff streicht durch die Wellen, er rudert was Zeug hält, um da» jenseitige Ufer zu erreichen. Der Fährmann, durchaus kein Philosoph, der erst lange grübelt, springt in den zweiten Kahn und steuert hinterher wie der fliegende Holländer. Mitten auf de« Strom kommt es zu einem kleinen Gefecht und der Fähr mann entert mit einem Haken sich den Flüchtigen herüber, in wel-