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Leistungen nunmehr in Ansehung der Größe und Gesanglichkeit de» Tone» bis zur vollen Ebenbürtigkeit mit den Wirkungen d«S Flügels gebracht zu sein scheinen. — Gestern früh kam von Zürich auf der Leipzig-Dres dner Eisenbahn der Schraubendampfer an, der für den Dienst der hiesigen Dampfschifffarths-Gesellschaftauf der Elbe von Dresden bis Pillnitz bestimmt ist. Zur Aufnahme von ungefähr 80 Personen geeignet, hatte das Schiff gegen vierzig Ellen Länge und war der Aufbau zum Bahn transport mit untergelegten Lowrh's mit viel Geschick zu Stande gebracht. — Die morgende Sonnensinsterniß, wie sie in Dresden sichtbar sein wird, tritt Abends 6 Uhr 32,« Minuten mittl. Dresd ner Zeit ein, und zwar erfolgt das Eintreten des Mondes in die Sonnenscheibe genau am rechten Rande derselben; die Sonne steht zu dieser Zeit noch 9",5 über dem Horizont von Dresden. Das Maximum der Verfinsterung ereignet sich um 7 Uhr 21 Minuten und beträgt: 4,4 Zoll; die Höhe der Sonne über dem Horizont: 2".7. Der Untergang der Sonne endlich erfolgt um 7 Uhr 43,4 Minuten; der verfinsterte Theil befindet sich dann am oberen Sonnenrande. — Der von dem hiesigen Mechaniker Schlick erbaute Schraubendampfer wird von I). Heine in Leipzig jetzt zu Ver gnügungsfahrten auf der Pleiße verwendet. Der kleine Dam pfer nimmt 8 Gondeln ins Schlepptau. — Das jetzt hier ausgestellte Lessing'sche Bild: „Huß vor dem Scheiterhaufen", ist an den König von Preußen verkauft worden. Es waren vom Directorium des Leipziger Kunstver- rins bereits 4000, von Privaten 4800 Thaler für den Ankauf des wildes (18,000 Thlr.) gezeichnet worden und erwartete man nur noch die Bewilligung einer Summe Seitens der Stadt, als plötzlich sich alle weiteren Schritte als unnütz erwiesen, da der König von Preußen das Bild um 15,000 Thlr. gekauft, Herrn Sachse aber das Vervielfältigungsrecht und die Erlaub- niß gewährt hat, das Bild noch ein Jahr lang seine Rund reise machen zu lassen — Am 5. d. M. früh ging ein Landwirth aus dem Dorfe Steinsdorf an einem Walde vorüber, und hörte das ängstliche Geschrei zweier Zippen und anderer Vögel. Er trat näher und sah auf einem Zippenneste ein rothes Eichhörnchen, daS den vier jungen, im Neste befindlichen Zippen die Schnäbel bis an die Köpfe abgefreffen hatte. Das Eichhörnchen flüchtete zwar sofort bei der Annäherung des Mannes, doch war dieser, trotz aller Sorgfalt, die jungen Vögel nur bis zum nächsten Tage am Leben zu erhalten im Stande. — Die Hausfrauen klagen gegenwärtig sehr über die hohen Preis« der Butter und wir finden diese Kla;,e gar nicht unge rechtfertigt. Schon giebt es frisches Futter, das alte war nicht im Verhältnisse zu den jetzigen Butterpreiscn bezahlt und wenn wir nicht an den Landwirthen die Schuld jener Höhe suchen, so können wir nur als Grund die Maffenaufkäufe durch Händ ler auffinden. Letztere bieten allerdings Einiges mehr und da dem Landwüthe die Mühe des Einzelverkaufs entnommen ist, macht er sein Geschäft lieber zu Hause. Wie kann hier Ab- Hilfe geschehen? — Eine kl.ine Auswanderungs- und Abschiedsscene bot gestern früh das nach Böhmen abgehende Dampfschiff In Hamburg, Bremen, von wo es durch salzigeMeerfluth überden weiten Ocean einer fernen, fremden Heimath zugeht, haben solche Scenen meist ein trübes, schmerzliches Ansehen; hier aber ging's lustig und guter Dinge zu. Den freundlichen Gestaden der Me entlang gen Aussig und Teplitz zog mit Sack und Pack eine kleine Schaar heiterer Emigranten in blau und rother Blouse,. die, bekannt unter dem Namen Dienstmann, als Frei willige aus der Dresdner großen Genoffenschaft ausschieden, um nun auch in Teplitz ein Dienstmann-Jnstitut gründen zu helfen. Vereinigt mit den dortigen eingeborenen Cameraden haben sie heute am größten Festtage Böhmens, dem Tage des Landes patrons Joh. von Nepomuck, ihre Thätigkeit begonnen und wer den in dem freundlichen Badeort, dem Sammelplatz Tausender von Fremden aus aller Herren Länder, als tüchtige Vertreter der Arbeit und intelligenter Dienstleistung gewiß gut ausgenom men sein. Die Auswanderer sind meist juntzr, unverheirathet« Leute, die auch als Dienstmänner denken: vdi douo, idi putrl,. Eine Anzahl Cameraden, Beamtete und die Direktoren de- Jnstituts gaben das Geleite, und mit einem kräftigen Hände druck und der freundlichen Ermahnung, daS Institut auch im Auslande mit Ehren zu vertreten und ihm neue Freunde zu erwerben, schied man auf Wiedersehen bis zum Ende der Saison. — Aus Freiberg schreibt man unS: Die jetzige schöne Jahreszeit und die eben so angenehme als leichte Bergfahrt auf der Eisenbahn, führt unserer alten Bergstadt Freiberg bereits zahlreiche Gäste zu. Gewöhnlich gilt der erste Besuch derselben, nachdem bei einem Rundgang um die Stadt die freundlichen Promenaden und alterthümlichen Ringmauern und Thürme be trachtet worden sind, dem Dom mit seiner „goldenen Pforte* und dem am Obermarkt befindlichen „Freiberger AlterthumS- Museum", das in jüngster Zeit wieder mannichfachen Zuwachs erhalten hat. Darunter ist namentlich den Dresdner Besuchern von speciellem Interesse der sehr alte Schlüssel von seltsamer Form, welcher die Pforte zum ehemaligen Johanniskirchhofe in Dresden erschloß und jetzt durch Zufall in das Freiber'ger Mu seum gelangt ist. — Aus Chemnitz, 13. Mai berichtet das Dr. I. In Nr. 49 Ihres Blattes vom 28. I. I. befindet sich eine Mit theilung über eine am 26. Februar im Dorfe Gornsdorf bei Stollberg verübte verbrecherische Thal, welche damals allem äußern Anschein nach den Tod eines Menschenlebens zur Folge haben mußte: die tödtliche Verwundung einer Dienstmagd durch ihren Geliebten, den Gutsbesitzerssohn Friedrich Günther in Gornsdoif. Das hiesige Bezirksgericht wird am 19 l. M. diesen Fall zur Hauptverhandlung bringen und es wird in der- elben, in welcher wegen beendigten Mordversuchs gegen Gün- hern Beweisaufnahme stattfindet, die Verletzte als Zeugin er- cheinen, da sie den zugefügten schweren Wunden nicht erlegen, vielmehr ziemlich genesen ist, sei es, daß eine glückliche Con stitution die mörderischen Schläge nach ihrem Kopfe ertragen, oder daß der erste Anschein die Annahme tödtlicher Beschaffen heit der Wunden näher gelegt hat, als sie in der That war. Sichern: Vernehmen nach befindet sich die Verletzte in der Fa milie deS Thäters und soll sie demselben volle Verzeihung ge währen wollen. Günther ist der That, wie man hört, gestän dig und namentlich auch der Absicht, die Magd (und dann sich) zu tödten, und wird demnach die Hauptverhandlung mehr psychologisches Interesse bieten. — Am 2. l. M. verurtheilte das hiesige Bezirksgericht den Advocaten Fr. G. Roloff von Stollberg wegen gesetzlich ausgezeichneter Unterschlagung zu fünfjähriger Zuchthausstrafe, auf Grund unumwundener Zuge ständnisse. R, ein zeither allgemein geachteter und geschätzter Sachwalter, ist jedenfalls ein Opfer der Speculation und sei ner gutmüthigen Aufopferung für Andere. Sein ganzes Ver mögen hatte er im Lugau-Erlbacher Steinkohlenbauverein an die Hoffnung gewagt, Kohlen zu erteufen. In vertrauensvoller Erwartung sichern Erfolgs verwendete er auf das Unternehmen auch fremde Gelder, die ihm als Sachwalter anvertraut wa ren. Da plötzlich, als schon Spuren von Steinkohlen sich ge zeigt, kam der Schacht auf das Urgebirge und das Werk zum Stillstand. Eigene und fremde Gelder waren verloren! Gut- müthige Schwäche ließ ihn früher schon sich für einen bedräng ten Berufsgenossm verbürgen und nach Höhe von nahezu 1700 Thlr. Opfer bringen, ohne Aussicht auf Wiedererstattung. Auch dieser Umstand hatte ihn in Bedrängniß gebracht So hatte er denn Unterschlagungen von mehr als 3000 Thlr. Gesammt- betrag, worunter eine einzige Post, eine eingezogene Hypothek) 2500 Thlr. betrug, verübt. — Eine Anklage gegen den Redacteur de» Kladderadatsch Dohm. Die Nr. 12 deS Kladderadatsch von diesem Jahre enthielt ein Bild, unter der Ueberschrist: „Unsere drei Parzen." Dies Bild zeigte die PortraitS der Minister v. Manteuffel, v d. Heydt und des Herrn v. Bismarck, über welche hin sich ein Streifm Papier zog, auf dem da» Wort „Verfassung" zu lesen war. Bei Manteuffel trug dasselbe das Wort „octroyirt", bei v. d. Heydt „prolongirt" und bei Herrn v. Bismarck „amortisirt." Herr v. Bismarck batte eine