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don der Offerte de- Direktorium- Gebrauch zu machen. Bach verschiedenen Vergeblichen Bemühungen kam der Stadtrath end lich mit dem Besitzer des Grundstücks Nr. 18 auf der Schil lei straße dahin überein, daß letzterer sich bereit erklärte, sein Areal gegen einen jährlichen Grundzins von 40 Thlr. zur Er bauung eines Einnrhmerhäuschens zu überlasten, jedoch unter der Bedingung, daß nach Verlauf vott 10 Jahren düs Häus chen ihm überlasten würde. Hierzu giebt das Etadtverordne- tencollegium seine Zustimmung; nicht minder bewilligt es zur Erbauung des Häuschens die Summe von 28l Thlr. — Die oberen Elasten der 3. Bezirksschule in Friedrichstadt waren bis her des Turnunterrichtes in der h. Turnlehrerdildungsanstalt theilhaftig. Um nun nicht mit Verlegung letztgenannter Anstalt Nach der Äorngasse ein Äufhören des Turnunterrichte- an der genannten Schule eintreten zu lasten, sind Verhandlungen mit dem Turnrathe eingeleitet worden, um den Kindern dieser Schul« für die Zukunft auf dem Turnplätze am Schießhause Turnunterricht zu ermöglichen. Verhandlungen haben zu einem günstigen Resultate geführt. Der Turnrath erklärte sich ein verstanden. und das Stadtverordnetencollegium versagte seine Zustimmung natürlich auch nicht. — Seit 10 Jahren ist man mit der Feststellung eines Regulatives für die Stadtanlagen nach dem Grundwerthe und den Äiethzinsen beschäftigt. Neuer dings hat das ausgearbeitete Regulativ bis auf wenige Punkte die Genehmigung des Staatsministeriums gefunden, auch das Stadtverordnetencollegium giebt heute demselben seine Geneh migung. — Hinsichtlich der Hinzuziehung der fiskalischen Grund stücke in Neustadt zu Beiträgen für die dasigen Parochialanla- gen wurde beschlossen, dem Beschlüsse des Stadtraths, der da rauf hinzielte, die in dieser Angelegenheit schon lange obschwe benden Differenzen zwischen Stadtgemeinde und Staatsfiscus durch einen Vergleich zu heben, beigetreten. — Schließlich wur den mehrere Petitionen zur Erledigung gebracht. — Mit großer Theilnahme hat man hier die Nachricht von der Auffindung abbauwürdiger Kohlenflötze auf dem Areal der Chemnitzer Steinkohlenbaugesellschaft ausgenommen. In Dresden ist das Unternehmen seiner Zeit nicht nur hauptsäch lich begründet worden, sondern es befindet sich auch hier ein starkes Contingent von Aktionären, deren Hoffnungen sich jetzt neu beleben. , Es ist die Kohlenfindung aber zugleich auch eine Ehrenrettung der Unternehmer, an deren Spitze Richard Hart mann und Geheimrath 0. Engel standen, wie des Professor v. Geinitz, der seinerseits das technische Gutachten abgab. Durch den gelieferten Nachweis von dem Vorhandensein von Kohle in diesem Theil des Bassins ist nun freilich die Gesellschaft noch nicht über den Berg hinaus, wie man zu sagen pflegt, sondern eS beginnen nun erst neue Schwierigkeiten. Die Kohle liegt in einer so außerordentlichen Tiefe, daß dies auf die Produk tionskosten von wesentlichem Eifluß sein muß, wenn es nicht gelingt, diese Schwierigkeiten durch technische Apparate zu ebnen. Nächstdem aber werden, da die Mittel des Aktienkapitals längst erschöpft sind, die Mittel zu dem Schachtbau beschafft werden müssen, der sicher 100—200,000 Thlr. in Anspruch nehmen wird. Hierüber wird die Generalversammlung zu entschließen haben. Vielleicht wird es angemessen sein, entweder die bisjetzt treu gebliebenen Aktionäre zu Nachzahlungen zu veranlassen oder denjenigen Aktionären, die seinerzeit nicht bis zur Höhe des Nennwerths eingezahlt, sondern ihre Aktien im Stiche gelaffen haben, die nachträgliche Einzahlung zu gestatten und die bereits erfolgten Präclusionen wieder aufzuheben. — Leute, welche bei irgend einem Unternehmen, wie z. B. allgemeine Krankenkaffe oder dergl, auf Theilnahme der arbei tenden Klaffe rechnen müssen, sollten sich, wenn diese Theil nahme groß sein soll nicht aufs bloße Annoneiren verlassen. Ein Beispiel hiervon liefert der in Leipzig bestehende Kranken-, Sterbe- und Jnvalidenunterstützungsverein „Gegenseitigkeit". Hier ging ein Bote in die Werkstätten und Wohnungen, theilte Statuten, Antragsformulare re. aus und siehe da, die Mitglie derzahl hat sich um Tausende vermehrt. Es ist damit nicht gesagt, daß dtese Leute die Annoncen nicht lesen, vielmehr ist ihre Zeit zu beschränkt, um zu den betreffenden Agenten oder dergl. zu gehen. Die Aufforderung, welche durch einen Boten gemacht wird, überhebt sie aller Mühe. Theilweise find jedoch Hie Arbeitsgeber mit dergleichen Abhaltungen ihrer Leute nicht einverstanden. — s Schon vor einigen Tagen machten wir auf da- jetzt auf dem Postplatze aufgestellte kolossale Rundgemälde des Herrn Lexa, die Völkerschlacht bei Leipzig 1813 darstellend, aufmerksam. Dasselbe ist von einer hier noch nie gezeigten Größe, denn e» hat einen Umkreis von 180 Fuß und eine Höhe von 22 Fuß. Das Gemälde, das in 4 Momente zerfällt, ist mit Friiche, Lebendigkeit und möglichster Naturtreue auSgeführt und macht bei längerem Hinblicken auf den Beschauer einen solch illusorischen Eindruck, daß die einzelnen Figuren förmlich Leben bekommen und man sich mitten in dag Schlachtgewühl versetzt zu sehen glaubt. An dem Bilde selbst haben 4 Mann ein ganzes Jahr hindurch gearbeitet. Um sich so recht von dessen Größe und ' zugleich von der unendlichen Schwierigkeit zu überzeugen', di« die Anfertigung eines solchen Rundgemäldes bietet, muß man den unteren Theil der Rotunde betreten, was Herr Lexa einem jeden Besucher bereitwilligst gestattet. Dergleichen Bilder können nicht auf glattgespannter Leinwand, sondern müssen in der Runde von Gerüsten herab gemalt, also Licht und Schatten ungemein sorgfältig berechnet werden, weil sonst, vom Mittelpunkt an gesehen, alle Figuren einen total schiefen Eindruck Hervorbringen würden. Bei der großen Bedeutung, die das große Weltereig- niß überhaupt und vorzüglich jetzt im 50. Jubeljahre für jeden Deutschen haben muß, ist es gewiß für Jeden interessant, sich ein möglichst treues Bild des Ortes und des Ereignisses zu machen, wo das Geschick Europa's entschieden wurde; d'rum sei einem Jeden der Besuch jenes Nundgemäldes bestens empfohlen. — 8 „Der Mensch als Fliege", da hört Alles auf! wir Habens immer nicht glauben wollen bis uns Herr James Pal mer im Circus Hinnv den Beweis geliefert hat, d<nn er spa ziert mit den Füßen nach oben, den Körper herabhängend, ganz gemüthlich an der Decke herum, als promenirte er auf der Brühl'schen Terrasse. Herr Gott was soll daraus werden, wenn künftig das ganze Menschengeschlecht an Decken und Wän den herumkrabbelt, wer soll da noch deü Kopf oben behalten, und was sollen die Stolzen und Aufgeblasenen machen, wenn sie Niemand mehr von Oben herab anblicken können und nun erst die Crinolinen, die haben aufgehört zu existiren und dem schönen Geschlecht bleibt nicht einmal der Trost, daß ihm vor Schreck darüber die Haare zu Berge stehen. DaS Sprüch» wort sagt: „es ist kein Meister vom Himmel gefallen", wenn aber die Gangart in die Mode kommt, so kannS jetzt leichter passiren. Und wie prächtig muß sich so ein Ballet ausnehmen, wenn die leichtfüßigen Sylphiden an der Decke herumsäuseln, der kleinste lsux pss und so ein ätherisches Wesen fällt un- auf die Nase oder in unsere Arme. Herr Palmer wird durch seine Erfindung eine neue Revolution Hervorrufen, soviel we nigstens ist gewiß, daß sein Schritt ein Fortschritt ist in der Wissenschaft, und der donnernde Beifall, der ihm wurde, ein reich verdienter ist. — Der Genuß, welchen der vorzügliche ViolinvirtuoS Hr. Hilf einem begeisterten Publikum in seiner jüngstvergangenen Soiree im Lincke'schen Bade bereitete, macht es uns zur ange nehmen Pflicht, ans die heutige zweite Soiree hinzuweisen, ja wir glauben uns damit den Dank eine- jedek Besuchers im Voraus zu sichern. — Die diesjährige akademische Ausstellung von Werken der bildenden Künste wird Sonntag den 28. Juni ihren Anfang nehmen. — Wahrhaft Grauen erregend wird in unserer Stadt die Kunde von Selbstmorden. Nicht nur das reife Alter, Greise mit längst ergrauten Haaren, nein, auch die frische Jugend kürzt mit frevelnder Hand den Lebensfaden. Wiederum müs sen wir einen Todesfall berichten, von dem es jedoch noch in Zweifel steht, ob vorsätzlicher Selbstmord, oder Unachtsamkeit stattgefunden. Die in der Fleischergasie wohnende Näherin Ca roline Geißler war vorgestern Abend noch halb 10 Uhr in ei nem Destillationsgeschäft sichtbar, wo sie sich etwas Brannt wein kaufte, dem sie, wie die Sage geht», nicht abhold gewesen sein soll. Von hier aus begab sie sich Abends um 10 Uhr,