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wer finden können, der diesmal fern von allem vutrire» eknen^ warten, leben-frischen, wirkungsvollen Croquir, in der Manier HogarthS, lieferte. — Frl. Langenhaun (Hermance) und Hr. Maxi milian (Baron Henci) genügten, nur will e» Letzterem immer noch nicht gelingen, jenes gemachte Wesm abzustreifen, da» unerbittlich den Zauber der Illusion zerstört. — Vorher gin; Moser's Lustspiel: „Die Leiden junger Frauen" rech wacker in Scene. Diesem folgte Benedix' einaktiges Lustspiel: „Die Dienstboten", in welchem wir besonders das Geist und Leben sprühende Spiel des Frl. Löhn (Antoinette) ehren voll zu erwähnen haben, und den heiteren Abschluß des der gnügten Abends gewährte die in allen Theilen gelungene Aus führung der durch ihre anspruchslose aber anmuthige Geschwk tzigkeit fesselnden Offenbach'schen Operette: „Herr und Ma dame Denis." A. Swab. — In dem ehemals Siegel'schen jetzt Wuschy'schen Lokal fand vorgestern eine „Erinnerungsfeier der Erstürmung der Düppler Höhen" statt, wozu sich eine ziemliche Anzahl ehe maliger Kampfgenossen eingefunden hatte, die meist im Lauf der Jahre eine Civilversorgung erhalten oder sonst einem Ge werbe obliegen, das sie nun den Staatsbürgern beigesellt. Im Saal, der mit Fahnen geziert war, deren Farben Sachsen und Schleswig-Holstein verkündeten, auch eine von der Decke herab hängende schwarz-roth-goldene Flagge darbot, hatten sich außer zwei Generälen noch viele in Aktivität stehende Militärs hoher und niederer Grade eingefunden. Die frohe Hoffnung, S. k. Hoheit den Kronprinz, als eheinaligen Streitgenossen, bei dem Feste begrüßen zu können, ging leider nicht in Erfül lung und so begann nach vier Uhr im Saal das vom Musik korps des dritten Jägerbataillons au?a?führte Jnstrumental- Concert, welches mit der Ouvertüre zu „Ni-.nzi" eröffnet wurde und im Ganzen zwölf sinnig gewählte Nummern bot. Nicht ohne Interesse waren die in den Zwischenpausen ausgeführten Fechtproduktionen, die mit großem Applaus von der immer mehr angewachsenen Menge gekrönt wurden, was sie auch verdienten, da hier Gewandheit, Sicherheit und Grazie sich in schönster Vereinigung zeigten. Nach Beendigung des Concerts hielt der Eisenbahn-Oberschaffner Christinck eine Ansprache an die Ver sammlung, welche mit einem Hoch auf den König und das gesammte königl. Haus schloß. Enthusiastisch unter Trompeten schall stimmten die Anwesenden ein und Weber's ewig-schöne Jubel-Ouverture gab Len einleitenden Worten eine ergreifende Nachweihe. Auf dem Orchester stellte sich nun ein Militair- Sängerchor auf, der Körner's Lied „Du Schwerdt an meiner Linken" ertönen ließ, was den Kräften angemessen, zur giltigen Ausführung gedieh. Hierauf erschien Herr Buchhalter Dietz- schold, ebenfalls ein ehemaliger Kämpe am 13- April 1849. Seine Festrede in kurzen bündigen Worten erging ssich in der Erinnerung jenes, für die sächsische Armee ruhmreichen Tages und schloß mit einem Hoch zu Ehren des Kronprinzen, welches gleichfalls einen dauernden Wiederhall fand. Noch erklang nun von den Sängern das Lied: „Schleswig-Holstein meerumschlun gen" und Herr Dietzschold verkündete ein von Chemnitz einge- laufenrs Telegramm, das dort versammelte Festgenossen den ehemaligen Kameraden nach Dresden gesendet. Ueberall herrschte Munterkeit und froher Sinn; alte Bekannte trafen und umarmten sich, gedachten jener Tage und — tranken einmal. Gegen 10 Uhr wurden aus der Tasche düstern Gründen hier und da Glacehandschuh sichtbar, welche die mannhafte Rechte umschlossen; die Bärte wurden zierlich gedreht, vertikale Ver beugungen gemacht und — es begann der Ball. — Obgleich der begonnene Frühling den Virtuosen der Tonkunst und des Gesanges ein Paroli biegt und den Opfern aus dem Bereich der Kunst sich weniger günstig gestaltet, so sind dennoch zwei Sängerinnen mit Vertrauen nach Dresden gekommen, um Kunstfreunde durch den Vortrag italienischer, französischer und deutscher Arien wie Lieder zu erfreuen, wie es ihnen kürzlich noch in Paris und London, sowie noch neu lich in Cöln und Frankfurt a. M. geglückt. Es sind dies die Fräuleins Fanny Molidoff und Luise Zellini. Wenn bei der Elfteren der Gesang mit ihrer Schönheit, mit ihrer äußeren Erscheinung Schritt hält, dann haben wir Vollkommenes zu er- Deu Rath der Erfahrung annHmenß. w«rd«n st« nicht im Saal des Hotel de Sax« austreten, da- Ent«« nicht wie eS in ihren Concerten zu Cöln und Frankfurt geschehen, auf einen Gulden setzen, nein! dem oberen Saal auf Lem Bel vedere der Terrasse haben sie zu Freitag Abend gewählt und nachgegeben, das Entree bescheiden auf 74 Ngr. zu redu» ciren. So ist'S recht, und der musikalische Genuß wird um so freudiger hingenommen werden, denn — ich kenne meine Pap, penheimer. Aber wie gesagt, wenn Fräulein Fanny Molidoff mit dem Notenblatt in der Hand vor die Schranken tritt, dann, junge Männerwelt, bewahre dein Herz. — Eine recht auffallende Thatsache ist eS jetzt, daß viel« unserer jungen Leute ihre Lebensbestimmung darin suchen, b» quem, wenigstens ohne viel weiter, als was sie von der Schul« her wissen, zu lernen und ohne körperliche Mühe und Anstrengung schnell ihr Leben, resp. Geld zu machen. Besonder- gefällt die Idee, Schreiber zu werden, um den genossenen Schreibunterricht auszunützen, anstatt etwas anderes Tüchtiges zu lernen, wozu doch tägliche Veranlassung geboten, welches aber freilich oft mit mehr Mühe verbunden ist. Die natürliche Folge davon ist, daß es jetzt ein wahres Heer solcher brodlosen abhängigen Schreiber und Stellenjäger giebt. Man lese nur die täglichen Stellen« gesuche im Anzeiger. Ebenso verhält sich eS mit den Comptoiristen, Jeder will Kaufmann werden. Neulich grngen auf eine offerirte, dem Einsender bekannte Comptoirstelle in einer Fabrik: 56 Stück größtentheils frankirte Anerbietungen post« restant« ein, und auf den Eisenbahnen liegen dergleichen Anstellungsgesuche fast actenmäßig über einander geschichtet. — Diesen Zustand sich nutzbringend zu machen und auszubeuten, existiren neben streng reellen Stellen-Vermittlungs-Büreaux auch solche, auf welche ein Aufsatz in den Dresdner Nachrichten vom 31. Januar a. 0. »inweist, und welche durch marktschreierische Annoncen Stellen anbieten, die in Wirklichkeit gar nicht existiren, und muß man namentlich aufmerksam machen und warnen vor dergleick >welche von Berlin und neuerdings auch von Breslau am; ,--m und sich in hiesigen Localblättern öfters wiederholen. D.'.ö Manöver geht einfach dahin, jungen stellenlosen Leuten, auch Weiblicher seils Gouvernanten, Gesellschafterinnen rc. einen Thaler Ein schreibegebühr abzulocken, und charakterisiren sich dergleichen An« noncen durch den süßen Honig, welcher jeden dergleichen darin um das Maul geschmiert wird; denn 300 bis 400 Thaler jährlicher Gehalt, dabei selbstverständlich nicht nöthige Sach« kenntniß und angenehme Stellung sind Dinge, die darin ge boten werden, und daß svlche Offerten von dortiger Seite auS sich so oft wiederholen, ist ein Beweis, daß eS in unser« Dresden viel solcher Gimpel giebt, welche auf Berliner und Breslauer Leimruthen gehen. — Vorgestern in später Abendstunde kam auf dem bbh« mischen Bahnhofe ein alter ergrauter Mann mit markigen Ge- sichtSzügen an, der kummervoll am Abend seines Lebens in di« weite Welt starrte, die ihm nun offen stand, denn eS war ein heimathloser, flüchtiger Pole. Um dem Kerker, um der Trans« Portirung nach Sibirien zu entgehen, war er dem Lande seiner Väter entflohen, wo er, wie Kosziusko sagt, nichts, gar nicht» gerettet, als die Ehre und das alternde Haupt. Man sah eS dem Alten vom Stamm der Jagellonen an, er suchte einen Menschen, der sich seiner annehme, der ihm einen Ort zeige, wo er eine Nachtruhe erlange. Und er fand solchen in änem rothen Dienstmann, welcher sein bischen Französisch erprobte und dem Alten ein willkommener Sendling war. Sie verständigten sich Beide, so gut es ging, und als der Dienstmann ihm eine Herberge verschafft, da fiel der alte eisgraue Heimathlose, der vielleicht vor Kurzem noch Geld und Gut besessen, dem unei gennützigen Führer um den Hals und küßte ihn dankend unter heißen Thränen. Es war eine wahrhaft rührende Scene. — Abermals sehen wir uns in die traurige Nothwendig- keit versetzt, einen freiwillig aus dem Leben. Geschiedenen der großen Zahl von Selbstmördern anzureihen. Es ist dies der Schriftmaler und Gemälderestaurateur T. in der Plauerschen- gasse, der bereits vor einigen Tagen seinem Leben durch ein« Arsenikvergiftung ein Ende gemacht und gestern früh polizeilich in seiner Wohnung aufgehoben wurde. May kann dem Än«