Volltext Seite (XML)
neugierig herauSzugucken, um sich umzusehen, von unten M was oben geschieht. Niemand ist beschädigt. — Die Vorurtheile gegen den Genuß des Pferdefleisches scheinen, besonders bei der ärmern Klasse der fabrikreichen Um gegend von Zittau immer mehr zu schwinden, wie aus einer Veröffentlichung des Pferdeschlächters Ludwig in Reichenau bei Zittau hervorgeht. Während nämlich derselbe im Jahre 1861 751 Stück Leberwürste, 3170 Pfund Schweißwurst und 2494 Paar Bratwürste — sämmtlich von Pferdefleisch — verkauft hat, sind von demselben im Jahre 1862 nicht weniger als 4183 Pfund Schweißwurst, 1319 Stück Leberwürste und 3583 Paar Bratwürste — Sülze und Fleisch ungerechnet — abge- setzt worden. — Am hohen Neujahrstage wurde der 13 Jahr alte Sohn des Zimmermanns R. aus Neucoswig im sogenannten Himmelbusch bei Nauendorf erhängt gefunden. Der Hergang wird uns folgendermaßen erzählt: Ein ehemaliger Gastwirth hat ein Jagdrevier in der Lößnitz in Pacht und veranstaltete vergangenen Montag ein Treibjagen. Es wurden auch Seiten der Treiber, worunter sich der Knabe R. befand, dem Brannt wein tüchtig zugesprochen. In Folge dieses ungewohnten Ge nusses geneth der kleine R. bald in einen angetrunkenen Zu stand und machte beim Treiben einige Unordnung. Der Jagd- Pachter wurde hierüber entrüstet und schlug den Knaben mit der Hand ins Gesicht, daß das Blut aus Mund und Nase floß, nahm des Knaben Treiberstock und prügelte ihn auf Rücken und Hände, so daß die Hände bluteten. Endlich befahl er demsel ben, da- Jagdrevier zu verlassen, ohne ihm den Treiberlohn zu geben. Blutend taumelte das Kind dem Walde zu Als das selbe am Abend nicht nach Hause kam, durchsuchten die beküm merten Ellern während der Nacht Wald und Fluren, aber ver geblich; erst am nächsten Tage, wo fast die ganze Gemeinde Neucoswig mit suchen half, fand man das Kind erhängt im Himmelbusche. Der junge R. besaß für sein Alter ein sehr re ges Ehrgefühl. Die erhaltenen Prügel und die Furcht vor Strafe, wenn er ohne Treiberlohn nach Hause käme, mögen wohl den vorher in einen benebelten Zustand gebrachten Knaben zu dem entsetzlichen Entschluß getrieben haben, Hand an sein so junges Leben zu legen. — Aus Stollberg, 5. Januar berichtet die C. Z. Seit lange schon spukt die mystische Gläubigkeit in und um Chem nitz, von wo sie sich weiter, nach verschiedener Richtung hin, be sonders auch nach Burkhardsdorf, Stelzendorf, Adorf, Markers dorf, Jahnsdorf rc. verpflanzt hat. Gepflegt wird dieselbe be sonders in letzterem Orte, einem wohlhabenden Dorfe bei Neu kirchen bei Chemnitz, vom dasigen Pfarrer H. Derselbe hält bald in diesem, bald in jenem Hause dieses Dorfes religiöse Zusammenkünfte, wo über Bibel und Religion in überschweng licher Weise verhandelt, gesungen, (natürlich „alte Kernlieder"), knieend gebetet und zerknirscht Sünde bekannt rc. wird. Die Gesellschaft nennt sich Gemeinde der Heiligen. Dabei ist je doch zu bemerken, daß die Mitglieder nur aus solchen Ortsbe wohnern bestehen, die entweder in obscuren Verhältnissen leben, oder ungebildet, beschränkt sind, sowie, daß die übrigen entweder mit Widerwillen und Äerger, oder mit Spott und Hohn die Sache behandeln. Gerade dadurch aber wird die Religiosität und Kirchlichkeit in bedauerlicher Weise untergraben, zuletzt sogar gänz lich zerstört. — Das ist bereits ziemlich vollständig mit dem zu Jahnsdorf gehörige kleinen Filiale Meinersdorf geschehen. Die meisten, die angesehensten und gebildetsten Bewohner dieses Dörf chens sprechen sich unverholen bitter über die Predigt ihres Pfarres aus. Bereits hat es Herr H. in Meinersdorf auch schon so weit ge bracht, daß, obgleich er nur aller drei Wochen einmal im dasigen Kirchlein predigt, fast Niemand mehr zur Kirche geht. Bis zu welchem Grade der Verblendung übrigens es schon gekommen ist, mögen Sie aus Folgendem abnehmen. In Markersdorf, Parochie Neukirchen bei Chemnitz, waren die dortigen Heiligen zu dem gräßlichen Entschlüsse gekommen, um sich zu entsündigen und Vergebung zu erwerben, ein Kind zu schlachten und zu opfern. In ihrem Vorhaben indeß gestört, wenden sie sich nach dem benachbarten Adorf, wo eine heilige Mutter einen Säugling hat. Derselbe wird auf den Tisch gelegt, dis Heiligen knieen UM denselben und beten und sind im Begriffe das Aind iF schlächteU. Leute sammeln sich vor dem Hause, man genirt sich nicht. Man läuft zuM Richter, zum GenSdarmen und glüö^ licher Weise erscheinen diese noch zu rechter Zeit, um das Hin schlachten des Kindes zu verhindern. Mehrere Theilnehmer wur den festgenommen und nach Chemnitz gebracht, auch die opfer willige Mutter, der aber das Kind abgenommen und nur unter Aufsicht zum Stillen dargereicht wird. So viel ich höre, sind einige Betheiligte wieder entlassen, andere noch im Gefängnisse. — In Bezug des bei den vor 20 Jahren in Löbau statt gefundenen Umbaues der Johanniskirche (alte Klosterkirche) ist zu bemerken, daß die ausgefundenen Gerippe, weiblichen Ge schlechtes, nicht in der Erde, sondern in einem, durch eine Treppe unter dem Altar mit der Kirche in Verbindung stehenden Raume gefunden wurden. Aus diesem Raume führte eine Thüre zu einer Treppe, die aber wegen der erstickenden Lust nicht betreten werden konnte; man vermuthete, daß diese Treppe zu einem Gang führe, der mit dem Löbauer Berg in Verbindung stehe. Die Gerippe lagen in verschiedenen Gruppen, eines davon in einer sitzenden Stellung, an Zahl 5 bis 7. — Aus Drttelsdorf bei Zittau schreibt man dem „Dr. I": Vergangene Mittwoch früh hatte der 20jährige Maurer geselle August Altmann aus Schlegel sammt zwei andern Ar beitern das Unglück, in einem hiesigen Basaltsteinbruche beim Herausbrechen von Gestein von einer einige Ellen überhängen den Erdschicht, Warnungen ungeachtet, verschüttet zu werdm. Die beiden Arbeiter konnten sich mit Mühe unter der Last Her vorarbeiten und kamen mit Verletzungen davon, Altmann da gegen, der jedenfalls von der Hauptmasse des Erdreichs betrof fen worden war, fand augenblicklich seinen Tod. — Nach Sitte und altem Brauch hat abermals der Souffleur des zweiten Theaters, Herr Friedrich v. Schütz, ein Jahrbuch jener Bühne zusammengestellt, welches ein Verzeichniß der sämmtlichen gegebenen Stücke, Gastrollen und Debüts, einen komischen Neujahr-Prolog von Ferdinand Nesmüller und dann noch einen literarisch-humoristischen Theil enthält. Möge der alte brave Flüsterleis mit diesem nett ausgestatteten Schriftchen seine Hoffnung auf Theilnahme von Seiten der Theaterfreunde erfüllt sehen. — Am Neujahrstage sind durch die Leipziger Briefträger Mit ihrer an diesem Tage sogar verdoppelten Meßhilfe über dreißig Tausend Briefe ausgetragen worden oder hätten doch ausgetragen werden sollen. Davon waren zwei Drittheile Stadtbriefe. — Der heurige Winter, der bei seinem Kalenderantritt ganz natur-, zeit- und charactergemäß mit Schnee und leidli cher Kälte sich anließ, hat seitdem als launiger, veränderlicher, schwacher, miserabler Bursche, statt als kräftiger Herrscher sich gezeigt. Was soll das heißen, wenn in dem gleich Bad Elster über dem Nordseespiegel liegenden München am 29 December I. aus einem Garten der Stadt blühende Aurikeln und V ilchen und sine frisch knospende Hollunderstaude gezeigt wer den konnten? Soll die Prophezeihung, welche den Eintritt des wirklichen Winters auf den Februar verschob, Recht behalten? Fast scheint es so; die andere, die aus der Menge der Buch eckern und Nüsse einen frühen, grimmigen Winter weissagte. ist jämmerlich zu Schanden geworden Wir bangen unter dem täglichen Temperaturwechsel für unsere kahlen Fluren, wenn wir auch an den herkömmlichen Straßenschmutz gewöhnt sind, und schauen sehnsüchtig auf die ringsum mit Schnee bedeckten Berghöhen; doch sind wir noch beneidenswerth gegen die Russen, namentlich gegen die Petersburger. Diese halbe Million Men schen will täglich leben, die See, die Seen und die Newa sind bei 25" R natürlich fest zugefroren, die Zufuhr von Lebens mitteln ist außerordentlich erschwert, die Saat in weitem Kreise noch viel gefährdeter, da kein Schnee liegt, so daß dort di« Lebensmittel bereits einen enorm hohen Preis erreicht haben mögen. Ueberdies ist das ganze ungeheure Ruffenreich für schnellen und billigen Verkehr im Innern und an die Häfen zur Ausfuhr hauptsächlich auf Schlittenbahn im Winter ange wiesen und somit an starkem Schneefall sehr betheiligt. Genug, der heurige Winter will zur Zeit Niemandem gefallen, um s-