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und überzeugt sein, daß mit derartiger Orffentlichkeit kei., fühlender übtreinstimmt." — So lesen wir in öffentlichen i tem und lassen der Rüge ihr volle- Recht widerfahren. Huch der Dichter bedarf in seinem bescheidensten Dasein der bürger lichen Achtung, er darf den schmerzvoll errungenen Lorbeerzweig, oft den einzigen Lohn seiner aufreibenden Arbeit, sich nicht noch dadurch verkümmern lasten, daß unzarte Wohlthäter vor der Welt seine Wohnung, die Stötte seiner Sorgen, öffnest. Habt ihr nicht zu euch selbst das Vertrauen, daß ihr dem Vertrauen der Nation entsprecht, so gebt eure Sendung ab; daS deutsche Volk will die Männer, die ihm seine geistige Nahrung reichen, nicht wie Hospitaliter behandelt wissen. — Gestern Nachmittag arretirte die Schildwache im Post gebäude einen anständig gekleideten Herrn, weil er dem Verbote derselben, seine Cigarre zu beseitigen, nicht Folge leistete. Der Mann wurde unttr großem Menschenauflauf zwischen 4 Mann Soldaten in die Mitte genommen und nach der Hauptwache gebracht. — Ein munteres Maikäferchen, in einem Garten der Palmstraße gefunden, wurde uns gestern als eine Seltenheit überbracht. — Ein Theil der rothen Dienstmänner trägt seit Neujahr Cocarden an den Mützen, die im rothen Feld die verschlungenen Buchstaben v. I. zeigen. Wir hören, daß dies eine Auszeich nung für Solche ist, die dem Institut mindestens ein Jahr an gehören und deren tadellose Dienstleistung zu besonderer Zu friedenheit Anlaß giebt. — Die Herren Concertmeister Drechsler und Professor Hause geben nächsten Freitag Abend im Saale des Lincke'schen Bades ihr Abschieds-Concert und gedenken dann eine Kunstreise nach Holland und Rußland anzutreten. — An die Ostra alles. (Eingesandt.) Liebe Schwester! Du bist ja ungeheuer ungeduldig, gleich kommst Du in Feuer und Flammen, wenn die Feuerflammen des Gases in stattlichen Laternen nicht gleich nach Deinem Wunsche lichterloh brennen, und Du Dich einmal auf kurze Zeit und auf einer kurzen Strecke mit Oelflämmchen begnügen sollst; woran doch »wahr scheinlich nur die späte Vollendung des Baues der bei Dir ent standenen neuen Häuser die Schuld trägt, weil die Herstellung des Gasröhrenlagers auf jener Strecke in später Herbstzeit nicht räthlich geschienen haben mag. Betrachte dagegen meine Ge duld; meine Nase hat schon seit Decennien die früher fast un erträglichen und jetzt auch noch immer sehr lästigen Ausdün stungen der Gasanstalt ertragen müssen; allein, trotz deren Nähe, haben meine Augen sich noch nicht des schönen Gaslichtes erfreuen können, sondern müssen sich noch heute, obgleich meine Anwohner genau ebensoviel als die Deinigen zur Stadtanlage beizutragen haben, mit spärlich gesäeten, vielleicht auch, bei der Sterilität des mich umgebenden Bodens, nur spärlich aufge gangenen Oelflämmchen begnügen, und hast Du je deshalb einen Schmerzensschrei von mir gehört? — Nein niemals! — Auch jetzt schreie ich noch nicht Schmerz, sondern hoffe noch immer, daß meine wahrhaft musterhafte Geduld, außer Sonne und Mond, auch andere hohe Beleuchtungsfactoren endlich rühren werde. Ich werde mich auch recht gern dem von Dir in Nr. 365 d. Bh. angezogenen § 6 fügen, besonders da mir das Gaslicht von Jahr zu Jahr immer schöner, Heller und reiner aus der Ferne in meine sehnsüchtigen Augen blinkt. Also nimm ein Beispiel an meiner Geduld und laß Dir meine Worte zu Herzen gehen, — wenn Du dies fertig bringen kannst. Aber, — aber — Du scheinst mir rin verzogenes, neidisches und hoch müthiges Mutterkind zu sein; denn, theure Schwester, Du be neidest augenscheinlich Deine billigeren Schwestern in der Vor stadt um ihre Oellämpchen, was nicht fein ist, Du blähest Dich vornehm gegen sie auf und vergissest in Deinem Hochmuthe ganz, daß Du doch auch nur zur Vorstadt gehörst. Es mag Dich großstädtisch stimmen und stolz machen, daß Du das alte Orangeriehaus, die unschöne Fa?ade des Budenschuppens, sowie manches andere Unschöne losgeworden brst und daß Dich jetzt eine große Anzahl schöner Häuser zieren; allein sieh doch auch einmal auf Deinen Malersaal, auf Deine Steinmetzwerkstatt bei Nr. 81 und noch auf einige andere Deiner Schwachheiten, denke die Schleuse von der Feigengaffe, die Dich nen guten Geruch bringen wird, und es wird^ em Psau, wenn er auf seine Füße scheint, B« ner, daß viele vorstädtische Schwestern sich ebenfalls, gleich Dir, mit der Zeit verschönern können; denke Dir». B. ich vürdedt« Schäferei, das Einnehmerhaus und den Straßenbauhof lo-, ich bekäme Gaslicht, die Behöiden verwendeten von den lieber» schlissen der Gasanstalt einmal etwas, um den üblen Geruch derselben noch mehr zu beseitigen; dann schmückten auch mich mehr schöne neue Häuser, die dann nicht fehlen würden, und Du wirst zugestehen müssen, daß ich dann eine recht stattliche Schwe» ster von Dir sein würde. Mithin gehe in Dich, liebe Schwester, und übe Dich etwas mehr in Bescheidenheit und Geduld. Den 1 Januar 1863. Die Löbtauerstraße. — Im Jahre 1862 wurden in der Parochie Döhlen 535 Kinder geboren. Darunter befanden sich 62 uneheliche, 25 todt- geborene und 4 männliche Zwillingspaare. Aufgeboten wurden 157 Paar, getraut 89 Paar. Beerdigt wurden 320 Presonen, 173 männl'che und 147 weibliche Communicäntrn wurden 5759 ausgezeichnet. — Nach einer glaubwürdigen Mittheilung hat sich als unzweifelhaft herausgestellt, daß der am 27. d. M. in einer Scheune in Königshain ergriffene Mensch, der alsbald an der sich selbst mit einem Rasiermesser beigebrachten Wunde gestochen ist, der flüchtige Mehlhorn gewesen ist. Auch hat der Vater desselben dem Staatsanwalts Taube zu Mittweida bereit- zu gestanden, wie sein Sohn, der auf der Flucht bei ihm einge kehrt ist, ihm eingeräumt habe, daß er es gewesen, der auf den Gensdarmen Wolf geschossen und ihn erschossen habe. - Aus Freiberg schreibt man: Die seit ungefähr zehn Jahren von dem hiesigen Gewerbevereine eingeführte Sitte, seine Kosten alle am 3. Januar einwandernden Handwerksge sellen mit Speise und Trank zu erfreuen, ist auch diesmal beobachtet worden. Es waren 28 Gesellen der verschiedensten Gewerke an dem genannten Abende in Freiberg eingewandert. Sie wurden Alle aufs Reichlichste mit Bier, guter Tischkost, mit Weihnachtsstollen und außerdem noch mit einem kleinen Viaticum an Geld versorgt. Vor und nach Tische wurde, ein Gebet gesprochen und die Beschenkten gaben auch gegen die Ge ber ihre Dankbarkeit kund. — Zu dem in Schandau am 6. Januar stattgefundenen Quartale der Jäger-Compagnie wurde mit großer Majorität beschlossen, die in Frankfurt a M. vorgeschlagene National- Uniform einzuführen. Man wird daher zum nächsten Schayd- auer Schützenfeste, welches Mitte Juni s. v. abgehalten werden wird, Gelegenheit haben, das Corps in seiner neuen Uniform zu sehen. Das dortige Schützenbataillon, 200 Mann stark, besteht zur Zeit aus drei Compagnien, und zwar au- der Na tional-Compagnie, mit blauer Uniform, rothen Aufschlägen put Goldbehängen und Käppi; der Grenadier-Compagnie, mit fran zösischer Garde-Uniform und Bärmützen; der Jäger-Compagnie, mit grüner Uniform, rothen Aufschlägen und Sitberbehänge Mit Czako's. ,, — Wie wir aus glaubwürdiger Quelle vernehmen, «rt» behrt die jüngst aufgetauchte Nachricht, daß Herr Nesmüller die Stelle eines Oberregifleurs am hiesigen königl. Hoftheater erhalten werde, alles Grundes. — Die Ausstellung von Gegenständen aus Japan in der Aula der polytechnischen Schule erfreut sich eines regen Besuch-, zumal ein Entrse nicht gefordert wird. Besondere Aufmerk samkeit erregen die lackirten und mit Perlmutter auSgelegren Kästchen, Schalen, Vasen rc., ferner die Elfenbeinschnittwgaxfn, deren zumeist wahrhaft kunstvolle Ausführung gerechte- Stau nen hervorruft. Nicht minder originell und interessant sind die äußerst feinen Malereien auf Papier und Seide, wie auch Pie Porzellangegenstände und einige antike Sachen. Daß schon Vieles der kleinen Ausstellung Käufer gefunden, ist bei der Originalität und den eher billig als hoch zu nennenden Preisen der Maaren nicht zu verwundern; hätte die Ausstellung hör Weihnachten stattfinden können, so würden der Liebhaber und Käufer sicher noch, weit mehr gewesen sein. , ^ — In Leipzig fand am 3. d. die schon erwähnte Brr»