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deputation ist die Prnfionirung der Fachlehrer angeregt und vom Stadtrath befürwortet worden. Die Finanzdeputation hat mit dieser Idee aus mehrfachen Gründen sich nicht zu befassen vermocht, umsoweniger, als die ihr gebotenen Unterlagen nur sehr dürftiger Art waren. Das Collegium trat diesen Ansichten bei. — Im Anfang dieses Jahres wurde der Antrag gestellt, die Revision des Grundwerthes und des Miethzinses alljährlich zum Zwecke der Steueranlage vorzunehmen; der Stadtrath wollte mit einer solchen einjährigen Revision große Schwierigkeiten ver bunden wissen und lehnte daher den Vorschlag ab; das Stadt verordnetencollegium hält denselben aufrecht, indem es sich hier» bei auf ein Gutachten des Herrn Obereinnehmer Zimmermann stützt, welches die Vortheile und die Zweckmäßigkeit einer ein jährigen Revision zu schildern sucht. — In heutiger Sitzung wurden noch eine Leihhausrechnung justificirt, sowie mehrere Petitionen zur Erledigung gebracht. — Zu Ehren des heutigen Geburtsfestes Sr. Maj. des Königs findet an diesem Tage Nachm. 3 Uhr in Meinhold's Saale ein großes Diner (ü Couvert 2 Thlr.) statt, wozu durch besondere Subscriptionslisten eingeladen ward. Dasselbe hat einen ziemlich halboffiziellen Anstrich und wird vorzüglich von den höheren Beamtenkreisen rc. srequentirt. Aus demselben freudigen Anlaß giebt heute Abend Hr. Minister Freiherr von Beust in seiner geräumigen Wohnung eine Soiröe, zu welcher derselbe die zahlreichsten Einladungen ergehen ließ. — Der Sächs. Ausstellungscommissar in London wird nach Beendigung der dortigen Geschäfte in diesen Tagen Eng land wieder verlassen. Die Herren Aussteller wollen daher alle auf Ausstellungsangelegenheiten bezügliche Anfragen und Mit theilungen von jetzt an wieder lediglich an die hiesige Aus- stellungs-Commission richten. Alle Abrechnungen werden von hier aus erfolgen. — Die dramatische Vorlesung des Herrn Dawison, „Andreas Hofer" Schauspiel in 5 Akten von Karl Jmmermann, zum Besten des hiesigen Pestalozzistiftes, hatte vorgestern Abend eine ziemlich zahlreiche und aufmerksame Zuhörerschaft im Saal des Hotel de Saxe versammelt. — Carl Jmmermann hat mit all'seinen Sachen niemals das Herz Deutschlands getroffen und das ist nöthig, wenn ein Schriftsteller populär werden soll. Sein „Cardenio" ging zu nackt in grelle Dinge hinein, verletzte die furchtsame Prüderie und entschädigte nicht dafür durch Schönheit. Sein „Trauerspiel in Throl" behandelte einen Enthusiasmus, der bereits von der Folgezeit Thorheit genannt wurde. Sein Hohenstaufe hatte, wie bisher alle Hohenstaufen in dramatischen Nahmen, keinen Succeß. Seine Lustspielez.B. „die Verkleidungen", vielleicht das Anmuthigste und Liebenswür digste, was er geschrieben, störten durch die Frivolität und sein „tau melnder Cavalier" macht durch übermäßige Galle wieder schlecht, was er durch die besonnene Vorrede gegen den hochmüthigen Platen gewo nnen. Sein „Merlin" erschien, als die christliche Romantik bereits ver storben war und sein „Alexis" erschreckte die Schwächlinge, be wegte sich nur in den Linien der zornigen Schönheit. Kurz und gut, Jmmermann hat wenig Glück mit seinen Stücken gehabt und die Vorwürfe, die ihm Börne hinsichtlich seines „Trauer spiels in Throl" macht, dürsten auch das in Rede stehende Schauspiel treffen, denn eine solche Sprache hat der Bauer und Pferdehändler Hoser nie geführt. Unter der Hand eines Dawison als Vorleser mußte ua türlich das Werk gewinnen, jedenfalls niehr als wenn es auf der Bühne in Scene gegangen. Scharfes Hervorheben der Charaktere, die weise Theilung von Schatten und Licht, dich Alles gab uns die Vorlesung des freilich etwas ausgedehnten Stückes, weshalb hier und da wahrzunehmende Eil fertigkeit im Vortrag Entschuldigung verdient. — Am 9. d. M. gab der Männergesangvereiu „Orpheus" im Linke'schen Bade seinen ersten Winter-Gastabend, der unge- gchtet der sehr ungünstigen Witterung zahlreich besucht war. Nach einem Theile von dem Witting'schen Musikchor wacker aus geführter Instrumentalmusik folgten im 2. Theile außer mehreren trefflichen Männerchören, eine neue entsprechende Composition für Männerchor und Orchester von I. Otto, deren sehr gw ausgeführtem Vorträge lebhafter Beifall zu Theil wurde. Der anwesende geschätzte Componisi wurde stürmisch gerufen und mi einem donnernden Hoch und Bravo begrüßt. — Der dtrtt Theil bestand in einer Gedächtnißfeier für den in Tübingen den 26. April 1787 geborenen und den 13. November 1862 gestorbenen großen deutschen Dichter Ludwig Uhl and. Die selbe wurde eröffnet mit einem Trauermarsch von I. Voigt, worauf von Herrn Lehrer Hoffarth, Mitglied des Orpheus „an Ludwig Uhland's Grab" von Fr. Sorger, eins tief und mächtig ergreifende Dichtung, recht gut gesprochen wurde. Dem folgtm vier der von dem gefeierten Dichter hinterlassenen schönen Lieder: „die Kapelle," „Frühlingsahnung" und „Freie Kunst" (mit Instrumentalbegleitung). — Die Leistungen des strebsamen Vereins sind zu bekannt, als daß wir darüber Etwas hinzuzu fügen brauchen. — Der Gewerbeverein hält heute seine letzte Sitzung vor Weihnachten. Herr vr. Häntzsche, welcher lange Jahre Arzt in der persischen Armee war, wird eine reiche Sammlung von Erzeugnissen persischer und türkischer Industrie vorlegen und erläutern. Ebenso wird Herr Theob. Pursch die von ihm zur Londoner Ausstellung gesendeten künstl. Schleifsteine, Mineral feilen und Messerschärfer, sowie englische Patent-Schneeschläger ausstellen. — Der hiesige wohlbekannte Thiermaler und Schriftsteller Guido Hammer hat für sein neuestes Merkchen „Jagdbilder und Geschichten" vom Herzog von Coburg-Gotha nicht nur ein höchst anerkennendes Schreiben, sondern auch eine werthvolle goldene Uhr mit dem Bilde des Herzogs erhalten. — Ein arger Exceß ergab sich vorgestern in der Nacht gegen halb zwölf Uhr. Ruhig seines Weges gehend, kommt in Berufsgeschäften der rothe Dienstmann Nr. 26 vom Leipziger Bahnhof und will, durch die Meißnergasse wandernd, sich nach Hause begeben. Hier wird er von einem fremden Mann mit den Worten angehalten: „Wer sind Sie?" — Der Angeredete antwortet: „Ein Dienstmann!" Da packte der Fremde den Mann bei der Gurgel, wirft ihn nieder und schlägt ihn mit dein Knotenstock auf den Kopf, daß das Blut zu rinnen be ginnt. Der Dienstmann rafft sich in seiner Angst auf und flüchtet sich in das Gasthaus zu den drei Palmenzweigen. Der rohe Fremdling eilt nach und trotz des Hülferufes insultirt er den Dienstmann auf gleiche Art. Derselbe denkt nicht anders, als er habe es mit einem Wahnsinnigen zu thun; „doch dieser sucht nunmehr sein Heil in der Flucht. Der Dienstmann eilt ihm nach bis in die Nähe der Leipziger Thorwache, wo sich der Wüthende umdreht und ihn mit den Worten andonnert: „Hund, verfluchter, bleib stehen, ich thue Dir Nichts mehr!" Dennoch packt und würgt er den Dienstmann auf's Neue. Das Angst geschrei des armen Gemißhandelten ruft einen Fischer in die Nähe; man springt auf die nahe Wache, und erst nach dem Herzukommen des wachthabenden Corporols und zweier Gens- darmen gelingt es. den Angreifer zu fassen und sich seiner Person zu versichern. Als Entschuldigung gab er an, er hätte im Dunkeln den Dienstmann für Einen gehalten, der ihn be leidigt habe. Die Arretur wurde vollzogen, und die gerechte Strafe wird nicht ausbleiben. — Wiederum endete ein blutjunger Mensch sein frisches Leben durch Selbstmord und zwar „auf dem Hirsch" bei Losch- witz Es ist der 19jährige Viehhändler Stenke, der sich vor gestern in seiner Behausung erschoß. Er soll, trotzdem, daß wegen der Pest in Böhmen die Sperre an der Grenze besteht, eine Menge Schweine nach Sachsen herübergepascht haben, die ihm weggenommen wurden. Der Schaden soll 600 Thaler be tragen und deshalb mag wohl der Entschluß zum Selbstmord in ihm entstanden sein. — Als ein großer Bummler erweis't sich jedenfalls ein großer fetter Ochs, dem es durchaus nicht in dem herrlichen Plauenschen Grunde gefallen wollte und deshalb am 25. Novbr. das Gehöft des Fleischermeisters G. in Rippien verließ. Er nahm seinen Lauf nach Strießen, schwamm durch die Elbe und hielt sich mehrere Tage lang in der Haide bei Langebrück auf. Später wurde der gehörnte Tourist bei Schulwitz, Dittersbach und Stolpen gesehen und wegen seiner Einfangung wurden zahlreiche Mannschaften requirirt und ein Treiben angestellt. Wex sich, «her nicht fqnM ließ, dgs wgx dH Ochs MH den;