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».kUtzr. Znkrat« i - ^i .. bis Mittag« L> Uhr an,,no«> -«.LM7' - »u Udoanmunt,i«tchj-r».»-Rgi!^ bei »««ntgrldUcher Lirftruna in'« -au« Durch die«. Post viertel« jährlich LS Rgr- StnM» Rum« mern 1 Si-r. für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. M« »SA Dresden, den 20. November. — Se. Majestät hat den Sekretär bei der Kreisdirektion zu Leipzig, Beit Gerald Freiherrn v. Seckendorfs, zugleich zum Referendar ernannt. — Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 19. November. Ein Brautpaar, das sich vorgenommen hatte, bald in den Stand der Ehe zu treten, setzt sich heut auf die Anklage» bank, um auf Jahre getrennt zu werden. Ausgezeichneter Dieb stahl und Partirerei sind das Fundament der Anklage. Carl Gottlob Lindemann, der Sohn eines Bierbrauers, 29 Jahr alr, evangelisch, hat sich als Cigarrenarbeiter beschäftigt. Ein Bruder von ihm ist nach Brasilien gegangen. Ein Staunen erfaßte die Zuschauer, als sie erfuhren, daß der Noch so junge Mann schon wegen Diebstahls zweimal im Grfängniß bei Master und Brod, dann 4 Monat im Arbeitshaus und später 5 Jahr 1.0 Monate 10 Tage und zuletzt noch em»al Sein P eW MchMM unter dem grauen Rock mit grünem Kragen schlägt kein fried fertiges, ruhiges Herz. Anders erscheint seine Braut, die 27- jährige Christrane Marie Locke, die Tochter eines Seilermeisters zu Meißen. Sie ist noch nicht bestraft und hat ihten Lebens unterhalt theils durch Nähen, theils durch Cigarrenwickeln be- stritten. Unter Thränen erklärt sie, daß sie manchmal geistes krank sei. Die schwarzen Glacehandschuh stechen grill von dem Weißen Taschentuche ab, das ihre Thränen trocknet. Die Locke hatte das Unglück, den Lindemann kennen zu lernen, sie wüßte nicht, daß er schon wegen Diebstahls Bewohner deS Arbeits und Zuchthauses gewesen, er hatte ihr nur erzählt, daß er wegen gewöhnlicher Prügelei in Untersuchung sich befunden habe. Sie lebten schon lange mit einander, — wenn Eines von Beiden Geld hatte, da wurde gegenseitig bezahlt. — In Nedlitz wohnt der Bierschröter Karisch mit seiner Frau, und zwar in einem sogenannten Beigute. Am 10. März war er mit der Frau bis Abends in Dresden; seine Wohnung war verschlossen, indeß ..... Beiles 34 Thalern. Er hat die Sachen heut noch nicht wiedergesehen. Lindemann denkt nicht daran, den Diebstahl einzugestehen — er Will zu Hause gewesen sein. Die vernommenen Zeugen können allerdings nicht ganz genau sich über die Identität der Person des Angeklagten auslasten, es dreht sich immer nur um einen Mann, der einen grauen Rock mit grünem Kragen trug. — Ein zweiter Einbruch geschah in Niederkrumbach beim dösigen Schmirhrmeister. Das war am 31. März d. I. Nachmittags »wischest-^-—5 Uhr, wo die Bewohner nicht zu Hause waren. AlS sie Abends heimkehrten, fanden sie sämmtliche Stuben-und Kammerthüren erbrochen; sie waren mit einer Axt entzweige- schlagtn, auch ein Kleiderschrank theilte dasselbe Schicksal ; nur eine-Ätmge Kammerthür widerstand dem Beil, obgleich sie furcht bar« Schlägt erhalten haben muß. Gestohlen wurde dort cht Pelz, ein Rock> 4 Bettüberzüge nebst «Much und »in Lm- schlagetuch. Die ganze Geschichte soll etwa 21 Thlr Werth sein' Hier dürfte nun, der Anklageakte gemäß, Lindemann ebenfalls seine Thätigkrit entwickelt haben, und zwar nicht blos mit dem Beil, sondern auch Spuren von Stemmeisen und sichelartigen Instrumenten haben sich bei der Locälbesichtigung am 6. März 1862 vorgefunden. Natürlich gesteht Lindemann auch hier uichtS zu und die Zeugen können ebenfalls weiter nichts über die Persönlichkeit.sagen, als daß sie ihn nicht erkennen. Wiederum han delt sich's um den grauen Rock mit grünem Kragen. Nachdem neun Zeugen vernommen waren, ist erst die Aussage des zehnten derartig, daß die Unschuld Lindemanns einen schwarzen Fleck erhält. Dieser 10. Zeuge ist ein Handelsmann, bei dem er sich als Fleischer aus- Riesa ausgigeben und einen Pelz verkauft, der als der gestohlene recognoscirt wird. Der Zeuge sagt: „Ja, den kenn ich, den finde ich aus Tausenden heraus, mit dem WWMWM ' Md' GGWe gemacht'.« aber äuch Viesen nicht kennen. Auf Vor halten des Präsidenten, daß der Handelsmann ihn ganz genau wiedererkenne, sagt der Angeklagte: „I Gott bewahre, es sieht doch e Mensch dem andern ähnlich!" — Zum dritten Male arbeitete das Beil Lindemanns, wie die Acten erzählen, an den Thüren einer Wittwe zu Quohren — aber vergeblich; denn theils widerstanden 'die festen Thüren den Beilhieben, theils war nichts von -Bedeutung in den Kammern. Dieser Ein bruchsversuch geschah am 10. April, Vormittags zwischen 9 bih 11 Uhr. Auch hier Weiß wieder Niemand etwas über die Persönlichkeit des Angeklagten zu sagen Ein kleines Mädchen hat einen Menschen aus dem Hause herausspringen sehen, ob's aber Lindemann war oder nicht, das weiß sie keineswegs zu bekunden. Nur der Schenkwirth in Kleincarsdorf hat am 10. April den Beschuldigten in einem braunen Tween in seinem Wirthshause gesehen, also in der Nähe von Quohren — kann aber nicht angeben, ob er von Quohren kam oder wo anders ter. Die Herrmannschen Eheleute, bei denen die beiden An geklagten wohnten, erörtern durch ihr Zeugniß das Familien leben der Letzteren und bekunden, daß Ltndemann einmal 8 Thaler nach Hause brachte, 6 Thaler für Miethe und Kost für sich und seine Braut bezahlte und erklärte: „Das Geld Hab ich mer von eenen Bauer gebürgt, der a bissel albern war!" — (Schluß morgen.) Das um 6 Uhr gefällte Urtel lautete bei Lindemann auf 5 Jahre Zuchthaus mit Schärfung — bei der Lock« auf 6 Wochen Gefängniß. vr. W. West er fort. Die am Montag den 16. d. von Herrn Ludwig Hart mann im Saale deS Hotel de Saxe gegebene Loiröo musioalo, welcher auch Se. königl- Hoheit der Prinz Georg beiwohnte, hatte ein höchst zählreicheS und elegantes Pubikum versammelt, welches den einzelnen Nummern mit der größten Aufmerksamkeit folgte und dem» durchgängig gelungene Ausführung mit gebüh rendem Beifall ^lohnte. Besonders waren es die von Frau rde-Neh Vorgetragenen Lieder^ wovon zwei neue von Richard -agner (der Gugel, die Schmerzen) und zwei von L. Hartmann Mnpouirtt, dir sich eines ungetheilten Beifalls zu erfreu«. §