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Ersch tigl-Morg. 7 Uhr. Initiale ' Uh ' werden bi» Abend» 6, Uonnt. bis Mittag» 1L Uhr angenom men in drr Expedition: «artenstraSe Ui. «bonntmtn» vinieljLhrl. »0«ar b»i untnlgtldlicher Liierung in'» Haut Durch die K Post ventel» jährlich -r Ngr Sinzeine Num mern 1 Rgr. Hageökatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. M«. S18. Freitau, den 14. November 1862. Anzeigen i dies Blatte, da« zur Znt in VtiiNi Eremv« »ria-.-in« ftnde -in» erinl^reich» P-rbreiü'na Dresden, den 14. November. — Ihre Maj. die Königin Elisabeth von Preußen ist vorgestern Nachmittag von Sanssouci hier eingetroffen und im königl. Residenzschlosse abgetreten. — Zu Ehren des gestrigen Geburtssestes Ihrer Majestät der Königin Amalie (zugleich Geburtsfest I. Maj. der am königl. Hofe zu einem Besuche eingetroffenen Königin Elisabeth von Preußen) durchzog gestern Morgen eine große Reveille der Mi litärmusikchöre die Stadt und Abends wurden die öffentlichen Plätze durch Gaspyramiden beleuchtet. — Am k. Hofe wurde der Tag, welcher zugleich der Sterbetag der durchlauchtigsten Mutter I. Maj. ist, in stiller Zurückgezogenheit begangen, und ist das Geburtsfest I. Maj, wie gewöhnlich, bereits am 10. No vember, dem Vermählungstage Ihrer königl. Majestäten,, mit gefeiert worden. — Das Ministerium des Innern hat sich veranlaßt ge funden, bekannt zu machen, daß das in neuerer Zeit auch in den binnenländischen Handel übergegangene ?etrolvum (klovlr Oil, Lsrtk Oil, Steinöl) sowohl in rohem als raffinirtem Zustande, vermöge der ihm beiwohnenden leichten Brennbarkeit und Ex- plodirbarkeit denjenigen Stoffen beizuzählen ist, auf welche sich die Bestimmungen in tz 22 des Gewerbegesetzes vom 15. Oktober 1861 und tz 19 der Ausführungsverordnung zu demselben beziehen. — Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 13. Novbr Der Angeklagte betritt unter kurzer Entschuldigung wegen verspäteten Kommens die Anklagebank in ziemlich feiner Toilette Er heißt Carl Ehregott Helbig, ist ein junger, blühender Mann von 27 Jahren, Vater von zwei Kindern. Zuletzt war er Cigarrenfabrikant, beschäftigte oft 7—12 Arbeiter, hat aber seit dem April d. I. dies Gewerbe nicht mehr be trieben. Leider ist er schon bestraft, einmal mit 3 Monat Ge- fängniß und sogar auch mit 5 Monat Arbeitshaus wegen Betrugs Im Februar d. I. kaufte Helbig von dem Uhrmacher Friedrich Baumann zu Dippoldiswalde eine Wanduhr, die er heut noch hat, im Preise von 5 Thalern und zahlte sofort einen Thaler an, der Rest sollte i,n April erlegt werden; die letzten 4 Thaler wurden aber einige Monate schuldig geblieben. Hel big, befragt, warum er seiner Verpflichtung nicht zur bestimmten Zeit nachgekommen, zeigt heut dem Präsidenten eine vom 12. Oktober d. I. datirte Quittung, richtig von Baumann unter- schrieben, vor und bekundet somit schlagend, daß er bezahlt habe. Einen Verlust hat also der Uhrmacher nicht erlitten. Außerdem spricht die Anklage auch von einem andern Betrugsversuch. Helbig schrieb später einmal wiederum an den Uhrmacher Bau mann und bat ihn, er möchte ihm doch eine Ancreuhr im Preise von 10. 12 bis 15 Thlr. schicken. Das war am 1. März d. I. Ein Mann, den er bei Felßner in der Restauration kennen ge lernt, hätte ihn beauftragt, ihm eine solche Uhr zu verschaffen, sie könne auch mehr als 15 Thlr. kosten, müsse aber gut sein und vortrefflich gehen Zu Sicherheit des Uhrmachers schickte er-dem Baumann einen Wechsel über 15 Thaler mit, der in 14 Tagen fällig sein sollte, d. h. also ausdrücklich, daß Bau-' mann in 14 Tagen bezahlt sein sollte. Jndeß Letzterer hat ihm gar nicht einmal die Uhr geschickt, weil Helbig die letzten vier Thaler für die im Februar verkaufte Wanduhr noch nicht erlegt hatte und er Geld und Waare einzubüßen glaubte. Ich sagte, am 1. März verlangte Helbig von Baumann die Uhr von 15 Thlr — am 3. März will er wegen einer frühern Wechsel- forderung in den Schuldarrest abgeführt worden sein Hier ist die Krisis; denn es entsteht die höchst wichtige Frage: „Ist Helbig am 1. oder 3. März in Schuldhaft gekommen, d. h. hat Helbig den Brief an Baumann noch vor oder in seiner Wechselhaft nach Dippoldiswalde geschickt?^ Diese Frage ist entscheidend für den Prozeß. Leider hat der einzige Zeuge, der Uhrmacher Baumann, heute nicht zum Termin erscheinen können, er ist krank und hat durch ein ärztliche- Gutachten nachgewiesen, daß er im Winter keine Reise machen könne. Der Herr Prä sident hält dem Angeklagten vor, es habe nach Lage der Sache den Anschein, daß er die zweite Uhr nur deshalb verlangt habe, um sie zu verwerthm und dann das Geld für sich zu verwen den. Helbig stellt dies entschieden in Abrede, obgleich er zugeben muß, daß er den Mann, der ihm bei Felßner den Auftrag gegeben, weder dem Namen, dem Stande oder der Wohnung nach gekannt. Er soll Berger oder Beeger geheißen haben — genau weiß er's nicht. Herr Staatsanwalt Held erklärte, daß. sowie jetzt die Sachen stehen, eine Freisprechung leicht erfolgen dürfte, es müsse daher, um Alles zu erörtern, 1) die früher gekaufte Wanduhr zur Stelle geschafft werden, um zu constati- ren, ob sie noch wirklich im Besitze Helbig's, ob sie'überhaupt noch vorhanden sei; 2) der Zeuge Baumann müsse unbedingt citirt werden; 3) seien die Civilacten beizuziehen, um über den Anfang der Wechselhaft Helbig's klar zu werden. Der Herr Staatsanwalt beantragte die Vertagung der heutigen Verhand lung, was auch gegen 10 Uhr geschah. 0. W Westersort. — * Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten 12. Jan. Vom Direktor des Pestalozzistifts ist wiederum die Bitte um zinsfreie Ueberlafsung eines auf das Grundstück des Pestalozzistifts ausgeliehenen Kapitals an den Stadtrath gelangt. Dieser, sowie das Stadtverordnetencollegium willfahren diesem Gesuche und genehmigen die fernere zinsfreie Ueberlafsung des Kapitals auf eine Dauer von zwei Jahren — Die Hebestelle für indirekte Abgaben am Ziegelschlage befindet sich zur Zeit in einem dem Fiscus gehörigen Hause; da dieser aber genanntes Grundstück für einen günstigen Preis verkaufen kann, will er da- Einnehmerhäuschen von städtischer Commun erbaut wissen, und ersucht den Stadtrath, die daselbst zu erhebenden unbedeu tenden fiskalischen Steuern gegen eine entsprechende Remunera tion mit von seinen Beamten erheben zu lassen. Der Stadtrath erklärte sich mit diesen Vorschlägen umsomehr einverstanden, als ein neben der Todtengräberwohnung auf dem Eliaskirchhofe befind liches kleine» Areal, welches die Kircheninspection gegen einen jährlichen Grundzins von 10 Thlr. überlaffen will, ihm zu diesem Zwecke ganz paffend schien. Herr Architekt Heise hat Pläne für ein solches Häuschen entworfen und berechnet ditz