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«rfch t«,l.«»»,. 7 Z»sn«- ««rdt» b. »8eud»k, »o««t.»<» Mittag» 1» L- angtnommen t» -r «rptditton' Marienstraste 18. UH«»«, vierteljährlich »» Ngr. M «xntgtldl. Lieferung in'» Han» »urch die « Post vierteljährlich » «gr. »inzeln« Stnauner» 1 Rgr. Hageklatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. »o. 8». Freitag, de» 28. MLrz 1862. Anzeigen i dies. Blatte, da« zur Zeit i» 5500 Sr««p>. erscheint, finden eine erfolgreiche Verbreitung Dresden, den 28 März — Se. Maj. der König hat den Direktor des Bezirksge richts Budissin, Justizrath Heinrich Bethmann Klemm, unter Genehmigung dessen einstweiliger fernerer Verwendung bei dem Justizministerium, zum Oberappellationsrath ernannt und dem mit der interimistischen Direktion des genannten Bezirksgerichts zeither beauftragten Vezirksgerichtsdirector Friedrich Theophil Hensel die Direction des Bezirksgerichts Budissin definitiv übertragen. — Die k. Kreis direction hat dem Schiffer Friedrich Wil helm Höhle zu Gohlis für die durch ihn ain 27. v. M. mit anerkennenswerther Entschlossenheit und nicht ohne eigene Lebens gefahr bewirkte Errettung eines zwölfjährigen Knaben vom Tode des Ertrinkens eine Belohnung in Geld verwilligt. — * Oeffentliche Gerichtsverhandlung am 26. März. Friedrich Richard Flade von hier, noch nicht ganz 19 Jahre alt, zuerst Schneiderlehrling, dann bei einein Mützen macher in Arbeit, ist schon zweimal wegen Diebstahles, einmal wegen Betrugs bestraft und ein Jahr im Correctionshaus zu Waldheim gewesen. Es liegt wieder eine ganze Kette von An schuldigungen wider ihn vor. Auf der Gerbergasse Nr. 11 wohnte er mit einem Handarbeiter Krellmann und einem ge wissen Steinmüller zusammen und stahl Elfterem eine Kapsel uhr, die er in Riesa für 2 Thlr. 20 Ngr. verkaufte und ein Geldtäschchen, sowie Steinmüllern einen Pelz und einen Hut, welche Sachen er in Chemnitz verkaufte. Dorthin war Flade auf seiner nach Italien beabsichtigten Flucht gekommen, welche er darum unternommen, weil er dem Handarbeiter Naumann 25 Thlr. und seinem Quartierwirth 15 Thlr. schuldig war. Jenes Darlehen hat Flade von Naumann unter der Vorspiege lung erzielt, daß er 600 Thlr. geerbt habe. Flade will sich zwar dieser Lüge, die er mit einem gefälschten Briefe unter stützte, erst dann bedient haben, als er von Naumann bereits 21 Thlr. bekommen hatte, jedoch ist dies nicht zu glauben. Flade hat seinen Schwindel dadurch noch zu verheimlichen ge sucht, daß er dem leichtgläubigen Naumann vormachte, er müsse diese Erbschaft geheim halten, weil er als Armer im Kranken hause verpflegt worden sei und, sobald seine Erbschaft bekannt werde, die Kosten nachzahlen müsse. — Ferner hat Flade dem Schänkwirth Emmerich ein Petschaft gestohlen und in dessen Namen einen Brief an den Schneidermeister Emmerich (dessen Vetter) geschrieben, daß dieser dem Handarbeiter Naumann, für welchen Flade sich ausgab, einen Rock und ein Beinkleid auf Credit lassen solle. Beides erlangte Flade und verkaufte den Rock und das Beinkleid in Augsburg für 15 Gulden. — Weiter hat Flade aus Naumann'S Kasten dessen über 27 Thlr. aus gestelltes Sparkassenbuch entwendet und beim Uhrmacher Gutkäs 2 silberne Cylinderuhren (zu 10 und 11 Thlr.) zur Auswahl auf Credit gegen Verpfändung des Buches erschwindelt. Flade versetzte die eine für 4 Thlr. und verkaufte in Hof die andere für 7 Gulden. — Endlich hat sich Flade eine Adreßkarte des Schneidermeisters Emmerich zu verschaffen gewußt und durch diese auf angebliches Verlangen Emmerich's bei einem hiesigen Strumpfwirkermeister 2 Shawls erschwindelt, die er für 1 Gulden 18 Kreuzer verkaufte. Die Anklage lautet auf Erlangung eines Betrages von 50 Thlr. in qualisicirtcr und beinahe 30 Thlr. in einfacher Weise, wobei einiger Ersatz geleistet ist; z. B. sind die Gutkäs'schen Uhren wiedererlangt worden. — Flade wurde zu Arbeitshaus von 3 Jahren 2 Monaten verurtheilt. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen: Mor gen Sonnabend den 29. März Vormittags 9 Uhr Hauptver handlung wider den Bergarbeiter Carl Friedrich Steuer aus Untcr-Weißig wegen Diebstahl. Vorsitzender Gerichtsrath Glöckner. — Brutalitäten zu rügen ist Pflicht der Presse und lei der liegt wieder so ein Fall vor, der sich am Dienstag Abend gegen 9 Uhr in der Nähe des Zollhauses unweit vom Wald schlößchen begeben. Als nämlich ein Beamter des Prinzen Al- brecht von Preußen, der mit seiner Frau vom Waldschlößchen nach dem prinzlichen Palais zurückging, auf der bezeichneten Stelle anlangte, kamen drei Soldaten, von denen der Eine ohne alle Ursach den Beamten sofort in den Graben stieß. Der so arg beleidigte Mann hielt an sich, raffte sich empor und ließ nach ermahnenden Worten ob solcher Unbill den Soldaten un angefochten und in Ruhe. Als jedoch sofort ein des Weges passirender junger Mann und wie man hörte, kürz vorher der Straßenwärter, gleiche Unbill erfuhr und von dem Vaterlands- vertheidiger insultirt wurde, legte sich der Beamte ins Mittel, denn ein solches Gebühren war ihm doch zu arg. Da zog der Ungeschliffene seinen Säbel und kam dem Beamten damit ent gegen. Auf Befragen über solch unerlaubtes Benehmen rief der Soldat: dieß sei seine Instruction und gebrauchte den Ausdruck: „Wollen Sie Stahl haben?" Er machte Miene loszuschlagcn, was jedoch vereitelt wurde, denn cs waren noch viele Spaziergänger hinzugekommen, welche ihm die Waffe abnahmen, damit nicht in später Abendstunde Unheil geschehe. Als scheinbar Beruhigung eingetreten, gab man ihm den Säbel zurück und der Mann entfernte sich, den Weg nach der Mordgrundbrücke einschlagend. Später aber, in der Haide, hat sich der Naufgeist wieder gezeigt und der Sohn der Caserne übte gleiches Manöver an 3 Per sonen aus, die ihm jedoch diesmal den Säbel vollständig abge nommen und dem Revier-Gensdarm eingehändigt wurde, wel cher den ominösen Fall zur Anzeige brachte. Eine Verwundung kam nicht vor. Bedauerlich aber ist solche Brutalität immer und strenge Untersuchung hier ganz am Platze. — „Nun. wie siehts aus, Ew. Gnaden?" würde der „Dorfbarbier" den General Pulvcrrauch fragen, wenn er solchen in die neuerbaute Officin der „Dresdner Nachrichten," Marien straße Nr. 13, führen und Expedition, Ncdactionslocal, sowie Maschinen- und Setzersaal zeigen sollte. Der alte Haudegen würde jedenfalls den Schnurrbart durch die flache Hand ziehen und — ein recht ,passabel," ein „recht nied lich" in die Welt murmeln. Er würde sagen: „das ist ein ander Ding als wie der Schachtelkasten auf der Waisenhaus straße, worin die Leutchen vor 12 Jahren angefangen Wünsche,