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Erich, tägl. Vtocg. 1 Utk. weide« d Ad,„d»tt. Sonnt, vt« Mittag- >r u. angrnom,»«» ül -er Espedmoo: Jodanmsoü« u. Woltcahaa-strabe ö. «d»nn. vterteljShrUch «> Ngr. -« unentgeidl. Lieferua, in « Hau». Lurch die N. Poft »ierteiMrltch rr Sigr. Sinrelne Nmnmriu 1 N,r. Tagektatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Anzeigen >. dies. Liottr. das zur Zeit In 5200 Exempl «r>cheint, finden ein« erfolgreiche Derdreitung. Mo. V. Dienstag, den 7. Januar 1862. Dresden, den 7. Januar. — Die Sonnabends-Concerte in Brauns Hotel, gegeben von der ehemaligen Kapelle des Mannsfeldt'schen Musikchors unter jetziger Leitung des Herrn Musikdirektor Witting, erfreuen sich eines außerordentlichen Besuchs und ungetheiltesten Beifalls. Es hat sich daher nothwendig gemacht, noch eins für den Diens tag zu arrangiren, und somit wäre der Wunsch so vieler Abend- Concert-Besucher realisirt. — Der diesige Krankenhilfsverein besteht seit dem 15. Ja nuar 1837 (also 25 Jahr) und hat den Zweck: verschämten Armen oder solchen Personen, welche in gesunden Tagen nur geringen Verdienst haben, bei Krankheitsfällen oder in die größte Noth gerathen und deswegen entweder gar keine oder nur un zureichende Heilmittel anwenden können oder in ein Krankenhaus gebracht werden müssen, Gelegenheit zu geben, sich bei geringer Ersparung in gesunden Tagen den Vortheil zu sichern, daß bei eintretenken Krankheitsfällen ärztliche Behandlung im eigmen Hause und kostenfreie Medicin ihnen gewiß verbleibe. Unter den Aerzten der Anstalt hat der Patient selbst die Auswahl. Wer dieses Vortheils theilhaftig werden will, zahlt für das erste halbe Jahr 12 Ngr. und später für den Monat 2 Ngr. Die Anmeldungen geschehen beim Hofrath l)r. meä. Flemming, kl. Plauenscheg. 15v., Montags und Freitags 4 Uhr. — Wie wir schon berichtet, beabsichtigt man, dem verstor benen Meister der Tonkunst, Kapellmeister Marschner, ein Denk mal in der Stadt Hannover zu errichten. Nunmehr hat sich unter dem Vorsitze des Grafen Benningsen ein Comite gebildet, welches „auch an die Freunde des Geschiedenen im weiteren Vaterlande die Bitte richtet, dem zu schaffenden Werke durch freundliche Gaben ihre Unterstützung angedeihen zu lasten". Der Aufruf schließt mit den Worten: „Dem ganzen Deutschland hat Marschner's Herz geschlagen, dem ganzen Deutschland hat seine Muse gesungen; das ganze Deutschland hat sich seiner Muse gefreut. So werde auch das Denkmal Marschner's ein neues redendes Zeugniß von dem einigen Geiste, der alle Glieder der Nation beseelt." - Vom Mittelrhein bringt die „B. Volksztg." folgende auffallende Schilderung über ein Veteranenfest: Es war am zweiten Festtage. Der große Saal im ersten Gasthofe einer rheinischen Stadt war festlich decorirt. Die Wände waren ringsum mit Waffen geziert, dazwischen hingen Fahnen in den französischen Farben. Das Bild des Kaisers Napoleon I. war in Lebensgröße in der Mitte der Hauptwand angebracht, über sich hatte er eine strahlende Sonne, neben sich rechts und links die Namen fast sämmtlicher französischen Marschälle und Ge nerale; gegenüber hing das Bild des Kaisers Napoleon III. Die alten Veteranen der großen Armee feiern ein Fest. Gegen 1 Uhr beginnt der Raum sich zu füllen. Achtzig bis neunzig alte und junge Männer, Erstere mit der Helena-Medaille ange- than, Kaufleute. Gelehrte und Advocaten finden sich ein. Die Versammlung ist vollzählig; sie wartet nur noch auf die Haupt- erson. Plötzlich entsteht Bewegung unter den Versammelten, sie ordnen sich, und die Blicke Aller sind nach der Thüre ge richtet. Diese springt auf, und der französische Eonsul, gebore ner Franzose und nicht Veteran, geführt vom Bürgermeister der Stadt, ebenfalls kein Mitglied der weiland Großen Armee, tritt ein. Begeisterter Zuruf erschallt aus Aller Mund und die Trom meln Wirbeln dazu und die Trompeten und Hörner fallen schmet ternd bei. Der Consul nimmt den Ehrenplatz in der Gesell schaft ein; ihm zur Linken sitzt der Bürgermeister der Stadt. Bei dem Mahle selbst hört man den Consul in gebrochenem Deutsch einen Toast ausbringen, der in französischer Sprache, auf den großen Kaiser, das glorreiche Kaiserthum, die siegge wohnte Armee, die ruhmreichen Marschälle reihen sich dicht an einander und finden sämmtlich die begeistertste Aufnahme. So dauerte der tolle Jubel bis tief in die Nacht. Die Patrioten aber flohen den Ort, wo die entarteten Söhne des Landes die eigene Mutter verhöhnten. Diese zwar unglaubliche, aber den noch wahre Geschichte trug sich zu am zweiten Weihnachtstage des Jahres 1861, am deutschen Rhein, in der deutschen Bun desfestung Mainz im „Holländischen Hofe." — Auch die Jugend scheint die junge Gewerbefreiheit schon benutzen zu wollen, indem sie jetzt zuweilen eine ganz neue Art von Industriezweig verfolgt, welcher darin besteht, daß kleine Jungen und Mädchen, wenn sie ein paar Dreier haben wollen, unter den, Vorgeben, sie haben etwas verloren, zerbrochen u. dgl. m., auf öffentlicher Straße in Thränen zerfließen, um durch ihr bitteres Schluchzen das Mitleid der Vorübergehenden zu er regen. Gehen nun einige mitleidige Menschen in die Falle und schenken ihnen etwas, so laufen die jungen Jndustrieritter lachend davon. Referent sah vor einigen Tagen auf der Wilsdruffer Straße ein Mädchen, daß, weil es einen Topf für einen Sech ser zerbrochen hatte, nicht nach Hause gehen wollte, indem es unter Schluchzen vorgab, „sie bekäme da so furchtbare Prügel". Das ganze Manöver schien auf das Mitleid der Vorübergehen den berechnet zu sein und blieb auch nicht ohne Erfolg. — Man kann sich kaum einen Begriff von der jetzt vor sich gehenden großen Rückwanderung nach Europa machen, schreibt der „Newyorker Demokrat", wenn man nicht ein Paar Stun den im Polizeibüreau verwendet, den Andrang von Paß-Appli kanten zu beobachten. Zwei Clerks haben den ganzen Tag voll auf zu thun, die erforderlichen Formulare auszufüllen. Unter den Amerikamüden sind alle Nationalitäten vertreten, Deutsche und Irländer, Engländer und Schotten aber vorherrschend da runter. — Der starke Schneefall hat auf einigen Bahnstrecken stö rend auf den Verkehr gewirkt, doch sind die Züge noch nicht lange über die gewöhnliche Ankunftszeit ausgeblieben. — Seit einigen Tagen läßt ein junger Mann auf öffent lichen Orten Dresdens ein schön gezeichnetes Exemplar einer lebendigen, sechsjährigen, angeblich aus Borneo stammenden Klap perschlange für Geld sehen, hält aber auch zugleich in dem Ge- fängniß der Schlange in einem hölzernen mit einem Drahtgit ter versehenen Kasten, mehrere kleine lebende Vögel mit ringe-