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Srsch. tjgl. Mvr-. 7 Uhr. Jvsuaie werden b.AVenvSK, Tonnt.bi« Mittag- 18 U- angenommen in der Expedition: Johanncsallee u. Waisenhausstraße 6. «Sonn, vierteljährstch >0 Ngr. Set unentgeldl. Lieferung in'« Hau«. Durck die K. Post vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummern I Ngr. «L HagekkaLL für UliterhallMg uud Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor DroVifch. ALS. Donnerstag, den 19. DecemLer 1861. Anzeigen i. dies. Blatte, da« zur Zeit in 5200 Exewpl. erscheint, finden eine erfolgreiche Verbreitung. Dresden, den 19. December. — Se. K. K. H. der Großherzog Ferdinand von Toscana ist gestern Mittag H 1 Uhr nach Brandeis gereist. — Nach erhaltener ofsicieller Mittheilung, daß Se. K. H der Kronprinz mit allerhöchster Genehmigung das Protcctorat sämmtlicher Vereine ehrenvoll verabschiedeter Militärs des Lan des übernommen habe, begab sich gestern eine Deputation des hiesigen Militärvereins zu Sr. K. Hoheit, um Höchstdemselben für diese Huld den Dank des Vereins darzubringen. Se. K Hoheit geruhte die Deputation in der huldvollsten Weise zu empfangen, sich mit derselben auf das Wohlwollendste,u unter halten, und verabschiedete sich mit dem Aufträge, an sämmtliche Mitglieder des Vereins seinen herzlichen Gruß zu überbringen — Nachdem vor einigen Tagen auch Ihre Maj. die nigin Maria das Galanterie-Geschäft des Herrn Herrmann in der Waisenhausstraße mit einem Besuche beehrte, geschah ein Gleiches gestern von I. k. Hoh. der Kronprinzessin — Eine schöne, herrliche Feier, durchweht vom Geiste der Liebe und Wohlthätigkeit, war die gestern Abend im Saale des Gewandhauses stattgefundene Weihnachtsfeier, wo 300 Kinder, Knaben und Mädchen aus den Armenschulen und communlichen Erziehungsanstalten, so manch' schöner Gabe theilhaftig wurden Das Fest empfing eine besondere Weihe durch die Theilnahme und Anwesenheit Ihrer Maj. der Königin, sowie II. kk. HH. der Prinzessinnen Amalie, Sidonie und Sophie. Unter Instru mentalbegleitung ertönte zur Eröffnung von sämmtlichen zahl reich Versammelten ein frommer Gesang, dem sich sodann eine treffliche Rede an die Kinder anschloß, gehalten von dem Herrn Kirchen- und Schulrath Mey. Die Worte des Redners ver fehlten nicht, in Aller Herzen zu dringen, es war Gemüth und Seele in jedem Ton und in der Einfachheit, in den schlichten Worten, wie sie das kindliche Herz eben verlangt, lag der Zau ber, der Alt wie Jung bewältigt und zur größten Aufmerksam keit stimmt. Nach Schluß derselben ertönte abermals ein kur zes Lied, dann eine Strophe, von den Kindern allein gesungen und es trat ein Knabe aus der Reihe der Beschenkten, der laut und verständlich, ohne Zagen, in wohlgewählten Worten im Na men der Kinder allgemeinen Dank und zuletzt ein Hoch auf sämmtliche Wohlthäter ausbrachte. Ihre Maj. die Königin, sowie die erlauchten Töchter und Ihre k. Hoh. die Prinzessin Amalie unternahmen einen Rundgang an den Tafeln, wo die Lichtlein, mehr aber noch die Augen der Kinder leuchteten, welche der freudigen Stunde jedenfalls gedenken werden, so lange das Licht ihres Lebens schimmert. —* Oeffentliche Gerichtsverhandlung am 18. Dec. Die unverehelichte Auguste Marie Weinert von hier, früher als Dienstmädchen vermiethet, später aber Kränklichkeit halber zum Weißnähen übergegangen, ist schon vielfach wegen größerer und kleinerer Diebstähle, meist Markt- und Taschen diebstähle, mit Gefängniß, Arbeitshaus und sogar Zuchthaus bestraft worden. Einmal auch, da sie nur momentan aus ih rer Untersuchungshaft beurlaubt war, um ibre häuslichen An gelegenheiten, zum Behufe der sofortigen Umsiedelung nach dem Arbeitshause zu ordnen, benutzte sie die wenigen Minuten der Freiheit wieder zu einem auf der Straße ausgeführten Dieb stahl; damals erhielt sie gleich aus einmal wegen verschiedener Diebereien 14 Monate Arbeitshaus. Diesmal ist die Weinert nun beschuldigt, daß sie am 20 Nov. der Schneidersfrau Joh. Soph. Dorothee Zimmermann auf der Freibergerstraße begeg net sei und, obwohl sie selbst ein Packet Hemden unter dem Arme getragen, der Zimmermann sich doch zum Tragen ihres Packets angeboten, bei welcher Gelegenheit sie der Zimmermann ein Portemonnaie mit 8 Silberthalern, einem Gulden und ei nigem einzelnen Gelds aus der Rocktasche entwendet habe. Die Bestohlene selbst erzählt, daß sie noch auf dem Freibergcr Platze an ihre Tasche gefühlt und sich vom Vorhandensein ihres Por temonnaie überzeugt, daß sich dann die Weinert zu ihr gesellt und ihr das Packet nach dem Bahnhofe getragen habe; sie sei aber dennoch zu spät gekommen und habe darum zu Fuße nach Plauen gehen müssen, wo sie, als sie sich eine Dreiersemmel habe kaufen wollen, zu ihrem nicht geringen Schreck das Ver schwinden ihres Portemonnaies bemerkt Die Zimmermann fügt noch ausdrücklich hinzu, daß sie jenen ganzen Weg immer allein gegangen, sowie daß die Kleidertasche, worin ihr Geld bewahrt gewesen, im guten Zustande sich befunden, sie könne daher das Geld weder blos aus der Tasche verloren, noch könne es von einer anderen Person, als von der Weinert entwendet worden sein. Tags darauf hat die Bestohlene sofort polizeiliche An zeige erstattet; dann ist die Weinert, auf welche der Verdacht fiel, vom Criminalgensd'arm Horn auf das Crimnialbureau ge holt, daselbst vom Gensd'arm Hartmann summarisch vernom men und von der Bestohlenen wirklich als die in Frage stehende Diebin, resp. Begleiterin recognoscirt worden. Diese Scene wiederholte sich auch in der Hauptverhandlung. Die Ange klagte läugnet beharrlich alles ihr zur Last Gelegte. Die um ständlichsten Recherchen darüber, ob die Angeklagte damals um oder halb 2 Uhr vom Laden des Herrn Hübner, ihres Ar beitgebers, auf der Rosmaringaffe fortgegangen, sowie ob sie mit Hut und Umschlagetuch damals gegangen oder nicht — Fragen, welche zum Beweis der Identität der Zeit und der Person bestimmt zu beantworten waren — führten zu einem ö unhaltbaren Resultate, daß sich die Staatsanwalt eines aus- rrücklichen Strafantrages enthielt. Das mit wohlmotivirenden Entscheidungsgründen versehene Erkenntniß sprach die Ange- lagte in Mangel vollständigen Beweises klagfrei — Wenn es übrigens überhaupt möglich war, vorstehende Verhandlung hier zu Papier zu bringen, so ist solches mehr der einsichtsvollen Leitung des Herrn Gerichtsrathes Einert zu danken, als ge wissen Zeugen, deren undeutliches Sprechen, zumal bei dem unruhigen Verhalten des Tribünenpublikums, welches diese Ver handlungen lediglich als öffentliche Spectakel anzuschauen scheint, effeetiv nicht zu verstehen war. Und dann kommen die Heute auch noch und beklagen sich, wenn sie ihre Namen oder sonstige Angaben nicht richtig oder nicht ausgeschrieben finden!! —