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Ersch. tSgl. Rorg. 7 Uhr. Inserate werden b. Abends 8,.Tonnt, bis Mittags 1L U. angenommen in der Expedition: Zohanncsallee u. Waisenhausstraße 6. Abonn- vierteljährlich 20 Ngr. bei unentgeldl. Lreferung in'S HauS. Durch die K. Post vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummem l Ngr. Hageölatt Unterhaltung und Geschäftsverkehr. ^ Mitredactcur: Theodor Drobisch. Donnerstag, den 5. DecemLer Dresden, den 5. December. — Se. Maj. der König hat genehmigt, daß die bei dem Polizei-Amte der Stadt Leipzig angestelltcn Polizei-Commissare Weller und 0. zur. Urban das einem jeden von ihnen von Sr. Maj. dem Kaiser von Oesterreich verliehene goldene Verdienst kreuz mit der Krone annehmen und tragen. — Dem Vernehmen nach hat Se. k. Hoh. Prinz Georg das schöne Rittergut Schieritz in der Lommatzscher Pflege für 170,000 Thlr gekauft. Das Gut gehörte früher seit alter Zeit der Familie v. Schleinitz und war in neuerer Zeit in die Hände eines Privatmannes übergegangen, der durch Fleiß und Geschick in Rußland sich ein großes Vermögen erworben. — Das Porto für die über Baden und Frankreich zu be fördernde Correspondenz nach und von Italien, mit alleiniger Ausnahme der Correspondenz nach und aus den Päpstlichen Besitzungen, hinsichtlich deren es bei den zeitherigen Bestimmun gen bewendet, beträgt künftighin von Sachsen aus für gewöhn liche Briefe bis zum Gewichte von ^ Loth incl.: Neugro schen, für unter Kreuzband zur Versendung gelangende Journale, Zeitungen und periodische Schriften bis zum Gewichte von 24H Loth incl, für geheftete Bücher, Broschüren, Musikalien, Kata loge, Prospekte, gedruckte, gestochene, lithographirte oder autho- graphirte Anzeigen und Avise bis zum Gewichte von Loth incl.: / Neugroschen. — In unserer Stadt ist die Frage aufgetaucht, wie es nach Eintritt der Gewerbefreiheit mit dem Brezelbacken stehe. Das Ministerium hat entschieden, daß der Vertrag der Innung, die Brezelbäcker durch das Loos zu bestimmen und ihnen aus schließlich das Geschäft zu überlassen, seine Geltung behalte, daß aber den nicht zur Innung gehörigen Bäckern nicht ver wehrt werden könne, Brezeln oder was sonst für Delicatessen zu backen und zu verkaufen. Das Recht, Anspruch auf Scha den zu machen, «st den durch das Loos bestimmten Brezelbäckern abgesprochen worden. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen: Sonn abend den 7. d. M. Vorm. 9 Uhr Hauptverhandlung Wider den Handarbeiter Carl Friedrich Minzinger aus Liebertwolkwitz wegen Diebstahls. Vors.: Gerichtsrath Hensel. — Wir sehen uns genöthigt, auf einen Vorwurf zurück zukommen, welcher von Seiten der Armenversorgungsbehörde uns angeheimelt worden ist, indem wir neulich das Elend einer aus sechs Personen bestehenden, schwer am Nervenfieber darnie derliegenden Familie auf der Waldgaffe geschildert. Die Woh nung lag zwar nicht im Souterrain, aber daß sie früher den Theil eines Kegelschubes gebildet, das ist factisch und nicht hin- wegzuläugnen. Der Herr N. Mischel. hat die Familie zwar früher ärztlich behandelt, später ist auch der Armenarzt, Herr v. Rabacher, nach Kenntr^ßnahme unserer Notiz in das Haus des Elends gekommen. Wir beabsichtigten mit der Erzählung dieses Bedrängnisses durchaus nicht, der Armenversorgungsbe hörde den leisesten Vorwurf zu machen, und ihre Bemerkung im „Dresdn. Journ." solche Sachen mit Vorsicht aufzunehmen, dürfte nach Ausweis der Dinge Wohl in sich selbst zusammen fallen, da ein Elend dieser Art der Erwähnung in öffentlichen Blättern jedenfalls Werth war. — Die schon gestern von uns berichtete blitzartige Erschei nung in der siebenten Abendstunde des verflossenen Dienstags ist auch an mehreren anderen Orten und von vielen glaubwür digen Personen beobachtet worden. Einige wollen sogar eine feurige Kugel am Himmel gesehen haben, die nach einer schnel len Bewegung plötzlich wie eine Rakete zerplatzte. — Am zweiten Productionsabend des Tonkünstlervereins (am 3. Dec.) lernten wir bei Gelegenheit des von den Herren Körner, Melhose, Schleising und Bökmann vorzüglich gut aus geführten Schubert'schen O-moll-Quartetts in Herrn Bökmann aus Hamburg einen höchst beachtenswerthen Cellisten kennen, welcher die besonderen Schwierigkeiten gerade bei diesem Mu sikstück mit wackerer Technik und Sicherheit beherrschte und mit einem vollen und reichen Tone seines Instruments dem schönen Ganzen discret sich anschloß. Es folgten hiernach die Bach- schen k-ckur- und 6-ciur-Suiten, welche Herr Riccius mit rech tem Verständniß und Eleganz azzs dem Klavier vortrug. Den Schluß machte Mozarts bekanntes ks-äur-Octett, von den mit wirkenden Herren Kammermusikern mit gewohnter Meisterschaft zu Gehör gebracht. — Das war denn doch eine Vorbedeutung. Vorgestern in der Nacht um 13 Uhr erhielt der gelbe Dienstmann 134 den Auftrag, von dem Leipziger Bahnhofe zwei'schwarze von Ham burg angekommene Störche nach der grünen Wiese in die Pri vatmenagerie des Herrn Mahler zu tragen Als der Dienst mann nach Hause kommt, siehe, da sind bei seiner Frau genau um dieselbe Zeit zwei Kinder, Zwillinge, angekommen. Auf je den Storch ein neuer Weltbürger, ganz in det Ordnung. — Vorgestern früh gegen 8 Uhr wurde der Leichnam des ehemaligen Schänkwirthes, Namens Kopisch, in der Nähe des zoologischen Gartens todt aus der Kaitzbach gezogen. Ob Trun kenheit oder überkommener Schwindel die Ursache des Unfalles gewesen, ist unbekannt. Der Leichnam wurde in die Raths baderei und dann in das Todtenhaus des Trinitatiskirchhofes geschafft. — Aus Chemnitz berichtet der „V. A": Es dürfte anzu nehmen sein, daß die Mehrzahl der hier bestehenden Innungen sich nach dem Inkrafttreten des neuen Gewerbegesetzes nicht auf- lösen, vielmehr im Sinne des letztem als Innungen fortbestehen werden. So haben sich bereits die Generalversammlungen der Schneiderinnung mit 101 gegen 4 Stimmen und der Bäcker innung mit 104 gegen 1 Stimme für den Fortbestand ausge sprochen. — Rath und Stadtverordnete zu Zittau haben-ihrem Bür meister Haberkorn in Anerkennung seiner Verdienste eine persön liche Zulage von 300 Thlm. votirt. — In München gastirt Fräulein H. Bose und gefällt durch die Anmuth, künstlerische Sicherheit und Virtuosität ihrer Lei stungen namentlich als „Banditenbraut" außerordentlich.