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—„ üora. 7 ubr. Jnsirä wilden b. Abend-v, Sonnt, bis Mittag- IS N. angenommen i» der Expedition: Johannesallee u- Waisenhausstraße 6. Abonn vierteljährlich 20 Ngr. bei unentgeldl. Lieferung in'« Hau«. Durch die K Post vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummern l Ngr. Tageblatt für Unterhaltung und GeWstMrkchr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. M o. LS8. Mittwoch, deu 4. December 18V1 Dresden, den 4. December. — * Oeffentliche Gerichtsverhandlung. Des Meineides gegen seinen eigenen Bruder von diesem selbst ange llagt, stand der Handarbeiter Carl Gottlieb Peschel aus Lotz dorf am 3. Dec. vor den Schranken des öffentlichen Gerichts. Der Angeklagte hatte früher seinem Batcr die Wirtschaft, d. h. Harrü. sammt Zubehör für 400 Thlr. abgckauft und später tvieder für 000 Thlr. verkauft; es hatte aber jedes der drei Kinder voin Vater nur 5,0 Thlr. bekommen und dieses Geld hatten die Geschwister des Angeklagten mit auf dem Hause stehen. Dararis entwickelten sich Schuldverhältnisse, die überhaupt erst nach Austrag der jetzt noch nicht vollendeten Untersuchung des Näheren besprochen werden können. In jenem Kaufe nun wa ren aber 10 Thlr. Begräbnißkosten für die Mutter ausgesetzt. Nachdem diese Mutter des Angeklagten nun am 27. Oct. 1858 gestorben war, mußte Carl Gottlieb Peschel Sorge tragen, die ses Geld zu schaffen. Deshalb nun sei er zu seinem Bruder Gottlob Wilhelm Peschel und zu seiner Schwester Johanne Christiane Peschel nach Gersdorf auf den Hof gekommen, wo Beide dienen, und habe daselbst in der Mägdekammer in Ge genwart der Schwester vom Bruder zuerst 7 Thlr. dargeliehen erhalten; beim Begräbniß selbst habe Wilhelm Peschel seinem Bruder, dem Angeklagten, da ihm dieser bittend um den Hals gefallen' sei, noch 5 Thlr. (also im Ganzen 12 Thlr) darge liehen. Es hat nun später Wilhelm Peschel seinen Bruder we gen dieser Schuld beim Gerichtsamt Radeberg unter Eidesan trag verklagt und in dem am IO- Juli d. I. anberäumten Schwörungstermine hat Gottlieb Peschel einen Eid des In halts, daß er von seinem Bruder weder 5, noch 7 Thlr., noch mehr oder weniger erhalten, wirklich geleistet und ist deshalb wiederum von seinem nun mit der Civilklage abgewiescnen Bru der criminell wegen Meineids denuncirt worden. Auch in der hierüber stattgcfundenen Hauptverhandlung (am 3. d. M.) sucht sich der Angeklagte mit constantem Läugnen zu wehrest und be hauptet, von seinem Bruder nichts geliehen zu haben; vielmehr will er das zum Begräbniß erforderliche Geld von seinem Schwiegervater und seinem Schwager, beiderseits in Otterschitz, geliehen haben, ja selbst die zur Bekleidung der Leiche nothwen- digcn Kleiderstoffe im Schnittladen der Nabe in Königsbrück schuldig geblieben sein. Weil nun diese Zeugen bis jetzt noch nicht abgehört sind, auch als neues Ilntersuchungsmaterial die Behauptung nachträglich noch zu den Acten gebracht worden, daß die Ehefrau des Angeschuldigten zur ve^wittweten Kunath, einer Auszüglerin in Laußnitz, so wie auch zu Johanne Chri stiane Zumpe ebendaselbst gesagt habe, ihr Mann habe das Geld zum Begräbniß, bei Wilhelm borgen müssen; so trug die Staats anwaltschaft auf Vertagung der Hauptverhandlung an, welchem Anträge auch die Vertheidigung sich anschloß. Es wurde hier nach die weitere Verhandlung auf nächsten Sonnabend Vorm. 11 Uhr anberaumt, .der Angeklagte aber zu Vermeidung von Colluston in Haft behalten. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen: Mor gen Donnerstag den 5. d. M. Vormittags 9 Uhr Hauptver handlung Wider den Handarbeiter Powdrack wegen Widersetz lichkeit. Vorsitzender: Gerichtsrath Einert. — In der zuletzt abgehaltenen Plenarversammlung der Armenversorgungsbehörde trug Herr Stadtrath Kürsten den Haushaltplan für das nächste Jahr vor, und es fanden die einzelnen Vorschläge und Positionen allseitige Zustimmung. Während für das laufende Jahr die Einnahme mit 41,740 Thlr. und die Ausgabe mit 57,919 Thlr. veranschlagt war, ist für 1862 elftere mit 41,174 Thlr und letztere mit 54,892 Thlr. angenommen worden, so daß demnach ein Zuschuß von 13,717 Thlrn. sich als erforderlich herausstellt. Zur Minder ung des Ausgabeetats hat hauptsächlich beigetragen, daß für das Stadtkrankenhaus 1524 Thlr., für Almosen 1000 Thlr. und für die Kindercolonien 350 Thlr. weniger in Ansatz ge bracht worden, als im gegenwärtigen Jahre. Der Aufwand für die Medicinalpflege hat sich dadurch erhöht, daß die An stellung eines zweiten Arztes in der Antonstadt wegen deren Ausdehnung für nöthig erachtet wurde und außerdem eine Ho norarerhöhung für die Herren Armenärzte angemessen erschien. Ebenso ist die Ausgabe rücksichtlich der in Landesanstalten Ver sorgten gewachsen, da die Zahl der Fälle, in welcher die Ver sorgung solcher Personen, namentlich wegen Geisteskrankheit nö thig, von Jahr zu Jahr erheblich steigt. In den Waisenkin- dercolonien Maxen, Dohna, Kötzschenbroda rc., welche einen Auf wand von ca. 3650 Thlrn. beanspruchen, ist im Monat Okto ber Revision gehalten werden und das Resultat ein sehr gün stiges gewesen; das Plenum stimmt daher dem Antrag bei, daß den betr. Herren Geistlichen für ihre uneigennützigen Mühe waltungen der Dank der Behörde ausgesprochen werde. Uebcr das gesundheitsnachtheilige Bewohnen von Souterrains hat die hiesige Armenpflege seit Jahren wohlbegründete Klage zu füh ren gehabt; um so erfreulicher war darum die Mittheilung, daß das k. Ministerium dahin entschieden, daß Dachwohnungen in größerer Zahl als bisher gebaut werden dürfen. Nachdem zwei vacante Beneficien der Riedelstiftung zwei würdigen hoch bejahrten hiesigen Bürgern zugesprochen worden waren, gab der Herr Vorstand eine interessante Uebersicht der Ausgaben und Verwendungen für das hiesige Armenwesen im Jahre 1860 und hob hervor, daß die jährlich veröffentlichte Uebersicht des communlichen Haushalts hierüber nicht erschöpfenden Aufschluß gebe. Der im Jahre 1860 durch die städtische Verwaltungs behörde sowohl aus städtischen, als andern Fonds bestrittene Aufwand für das Armenwesen hat circa 143,650 Thlr. be tragen. (Dr. I.) — Das von der Dresdner Singacademie am 21. Novem ber d. I. in der erleuchteten Kirche zu Neustadt-Dresden zum Besten des Bürgerhospitalfonds aufgeführte Oratorium von Hän del: „der Messias" hat einen Reinertrag von 300 Thlr. er geben, welcher auch zu gedachtem Zwecke dem Stadtrath über liefert worden ist. — Von Hrn. A. Donndorf in Dresden ist eine Luther-