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Tageblatt ftl» «'s». Mal. «-»« 7». Inserat« »erbe« «< »bend« «, Sovnt. biSMtttagSir L. <mge»««u«t« t» der «xpedttto»: J-henmiSaLe« - ««» «afftaba»»»«-» « Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Nitred acteur: Theodor Drodifch. G «an». »ietttlsShrttch ro Agr. »el ««entgeldl. Ltchrme, tu« Han«. Durch »t« k. Post »terteltSMtch r» Agr. «t»«l», »»»««« 1 Agr. Nr. 249. Freitag de» 6. September 1861. Dresden, de« 6. September. — veffentltche Gerichtsverhandlungen: Am vor gestrigen Tage stand der Maschinenwärter Johann Gottlieb Schu mann au« Kleinnaundorf wegen r-dtung au« Unbedachtsamkeit auf der Anklagebank. Nachdem derselbe frühzeitig schon bei einem Bauer gedient, in seinem zwanzigsten Jahre aber Aimmermann geworden war, ging er im Jahr 1849 zum Bergwesen über. In «nein Schacht bei Döbeln hatte er nun bi« zur Zeit de« b-kla- genSwerthen Unfälle«, über den wir gleich berichten werden, über haupt 2S Jahre lang, insbesondere aber dir letzten 15 Jahre al« Maschinenwärter gearbeitet, und konnten ihm dir al« Zeugen an wesenden Herren Obersteiger und Steiger über seine Aufführung da« beste Lob nachsagen. Ehe wir nun den Fall selbst, welche die Jnklagesetzung Schumann« zur Folg« hatte, unfern Lesern vor» führen, dürft« t« uneiläßlch sein, über die Einrichtungen im dor tigen Schachte Einige« zu sagen. ES befinden fich daselbst zwei Einfahrten, ein sog. Lreibschacht, aus welchem die Kohlen zu Lag« gefördert werden, und «in Fahrschacht, in welchem gewöhnlich die Leute hineinzufahren pflegen. Diese beiden Schachte bilden aber eigentlich nur einen Schacht, der 56V Ellen tief, 9 Ellen lang und S Ellen breit ist, und -find von einander nur durch einen Breterverschlag getrennt. Zn dem Treibschacht nun gehen fort und fort zwei Gestelle auf und nieder, auf dir dir sog Hunde, da« find Körbe, in w'lch, die zu Tage zu fördernden Kohlen ge schüttet «erden, zu stehen kommen. Während da« «ine Gestelle heraufkommt, geht da« zweite herunter und wird dies« B'wegung durch die fich i« Maschinenbau« befindliche Maschine hervorge beacht, «elch« in unserem Fall« der angeklagt« Schumann zu re gieren hatte. Dir Maschine trieb nun, sobald Kohlen zu beför. tern waren, den Hund gewöhnlich in 5-7 Minuten heaut, be fanden fich jedoch auf dem Gestelle Menschen, welch« ausnahms weise auch in diese» Schacht heraufbef»>dert wurden, so wurde dieß de« Maschinenwärter durch fünfmalige« Klingeln notiflcirt und derselbe war dann beauftragt, die Maschine und somit da« Gestelle langsamer gehen zu lasten. Am 15. August fiüh bald nach S Uhr wurde da« eben erwähnt« Signal dem Maschinen- Wärter Schumann gegeben, zum Zeichen, daß Menschen herauffüh- ren und er somit di« Maschine langsamer gehen zu lassen habe. Schumann jedoch versäumte da«, und gab in der heutigen Haupt- Verhandlung an, r« sei ihm zu heiß, ganz dubiös und ganz schwarz vor Augen geworden und er hätte di« Maschine nicht regieren kön nen. Da« heraufjuf-rdernd« Gestell« kam nun infolgedessen in «in« bedeutende Geschwindigkeit und mochte dem darauf befindli chen Herrn Steiger und einem Arbeiter, Namen« Kühne!, nicht wohl zu Muth« werden. Sobald aber da« Gestell« über dem Erd» Hoden emporgekomWN war, sprang der Steiger in großer Schnel ligkeit von dem Gestellt herab auf dem Boden, der Arbeiter Küh ne! jedoch blieb darauf, und fiel, al« da« Gestelle am oberen Fangzeug angekommen war, von demselben herab — in den Schacht. Der später au« dem Schacht heraufgeholte Leichnam war kaum m,hr zu erkennen, da- ganz« Obrrstück de« Kopfe« fehlte, der Arm war gebrochen und die Gedärme hingen zum Leibe herau« Wegen diese« unglückseligen Borfallt« war Schu mann der Lödiung au« Unbedachtsamkeit angeklagt worden. Der Gerichtshof sprach jedoch den Angeklagten frei. ! — Im vergangenen Monat August find in da« Stadt- krankevhauS 283 Kranke ausgenommen, überhaupt aber daselbst 485 Kranke verpflegt worden. Bon diesen wurden 182 ent lassen, 37 starben und 376 verblieben am Schluff« dt« Mo nat« in Behandlung. — Einen Beweis, wir di« unter dem Publikum noch hier und da bestehenden Norurtheile gegen ein« öffentlich« Krankenanstalt, wie die de« htefigen Stadtkranken- taufe«, immer mehr schwinden, liefert der Umstand, daß in neuerer Zeit dl« Krankenbeständ« in dieser Anstalt ein« Höbe «rretchtrn, die seit dem B-stehen dersrlben noch nie dagewesen ist. Wenn z. B im Monat Mai 1856 der Krankenbestand «!nig« Siunden lang di« Zahl von 263 betrug, erreichte der selbe im verflossenen Monate «ine solche von 282 und scheint derselbe fich auch auf dieser Höh« behaupten zu wollen. — Di« .Sonst. Z'g' sagt: «von den unmittelbaren Er gebnissen de« Juristentage« (die mittelbaren find zahllos) seien j tz> nur folgende drei kurz hervvrg,hoben: Die Erklärung de« Jurtstentag« hat dev Wunsch nach Volksvertretung am Bund« (ob man nun sage „Organ' oder «Einrichtung,' in der Sach« ,st'« gleich) zum entschiedenen Ausspruch gebracht. Di« hanno versche Prozeßordnung, da« Prinzip der Mündlichkeit im Et- vilproz-ß, find mehr und mehr in ihrer Bedeutiamket aner kannt worden. Der Bertheidigung und mit ihr der persönlt« chen Freiheit und Sicherheit ist ein freierer Spielraum geebnet, vor allem aber de« Gesch warnen gericht di« baldigst« Einführ ung in ganz Deuilchland durch «inen Beschluß gesichert wor den, dessen Bideutung auf die Dauer «irgend« wtr» verkannt werdrn. Alle diese Beschlüsse hat der Juristentag fassen können, ohne sein« rein juristische Eompetevz »u überschreiten. Stimme» fie nun üb»rein mit den politischen Wünschen, zielen Recht und Zweckmäßigkeit auf die nämliche Entscheidung hin, so ist Au«- ficht auf baldige Willfahrung gegeben. Ein einige« Deutschland mit gleichem Recht für Alle, diese« Ziel de« Juristentage«, möge e« bald erreicht werden. — Unter den vielen Mitgliedern des deutschen Juristenta- ge», mit welchen Se. Maj. der König bei deren Empfang ge sprochen hat, befand fich auch der brannte prruß. OSer-Lri«