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Zweigespann, dem Vernehmen nach -errn Advokat P. von hin gehörig und vom letztere, s«lbst gefahren, auf dem Wege vom zoologischen Garten nach dem Pale,!« durch Anfahren an einen Ehauffeehaufen umstürzie und die dadurch scheu gewor» denen Pferd« mit der abgerissenen Deichsel bi« zum Palais rannten, wo sie aufgehalten wurden. Die t« Wagen befind lichen Personen haben «ine erhebliche Beschädigung nicht er litten. — — Bei dem vorgestrigen Feuer auf der Pillnitzer Straße wurde «in Mann (dem Vernehmen nach Anstreicher) von einer Spritze überfahren und mußte sogleich einstweilen in die nahe gelegene Thierarzneischul» gebracht werden. — Bei dem vorgestrigen Feuer find 1320 Schck. Ge treide, 00 Ltr. Heu und Grummet, 45 Schck. Rübsen und 0 Schck. Stroh «in Raub der Flammen geworden. Da« Löschen hat bi« gestern Morgen gegen 11 Uhr gedauert und noch immer schlagen hie und da Flammen heraus. Sin Theil der Löschmannschaft war zu gestern Abend wieder an di« Feuer- stelle beordert. — Vorgestern' Nachmittag wurde «in Zimmergesell« in der Dampfschnetdemühl« auf der Trabantengasse beim Bret- säge» durch «ine in da« Getriebe gekommen« hölzerne Walz« dergestalt a» den Kopf geschlagen, daß er brfinnungslo« nie- derstürztr und bedeutend verletzt wurde. Er wurde in da« Stadtkrankenhau« gebracht. — Am Montag Nachmittag wurde ein Fuhrmann, beur laubter Soldat, bei einem Neubaue auf der Ostraallre und kleinen Packhosfiraß« durch eine freistehende, von ihm bei dem Anfahren von Baumaterial aber umgeriffene steinerne Thorsäule nicht uner heblich an einem Beine verletzt, sodaß er in da« Militärhospital gebracht werden mußte — Einen guten Gedanken hat Jemand auf der Bastei in der sächsischen Schweiz in Folgendem an dir Wand geschrieben: Sei fröhlich oder sei betrübt, Komm spät hierher, komm früh. Wenn sonst Natur drin Auge liebt, So heb' e« ans und fieh. Da« Vorrecht, zu erfreun, vergiebt Sich diese Gegend nie. — Die Brände in den voigtländischen Städten haben sich in den letzten zehn Jahren so häufig wiederholt, daß da« Voigtland ordentlich in Verruf kommen muß. Auch bei dem jüngsten Brande in Plauen glaubt man in der ganzen Stadt an eine goitlos« oder gewinnsüchtige Hand, obgleich sich ein bestimmter Verdacht durchaus nicht feststellen läßt. Auffallend ist ,« allerdings, daß im laufenden Jahre in demselben Winkel, in welchem die« letzte Feuer au«brach, schon einmal Feuer au«- kam, aber im Entstehen gelascht wurde. Durch da« jetzige Feuer, da« in dem beim Brande von 1859 verschont geblie benen östlichen Thrile der Neustadt in Hintergebäuden ausbrach, und de« vielen Holzwerke« wegen mit reißender Schnelligkeit um sich griff, find 35 Häuser gänzlich niedergebrannt, 3 stark beschädigt und 10 reich mit Getreide gefüllt« Scheunen «in Raub der Flammen geworden. Da« Unglück Hot gegen 90 Familien, darunter viele Unbemittelte und Unverficherte, belrof- fen, di«, da da« Feuer Nacht« 2 Uhr aulbrach, zum Thril nur da« nackte Leben gerettet haben und an Allem Noth lei den. Ich sage: Unverficherte. Denn da« Mißtrauen der Ver- ficherungSgesellschaften ist durch die bitteren Erfahrungen der letzten Jahre so groß geworden, daß r« für dir Einwohner älterer Häuser sehr schwer wurde, bei irgend einer anzukom- men, ja viele Verficherungen nicht wieder erneuert oder gestri chen wurden. Der Stadlrath hat sich mit einem Aufruf an den WohlthätigkeitSfinn der Bürger um Gaben der Mildthätig- keit für die Noihleidenden gewendet. Wundern darf man sich nicht, daß die vielen Brände in unserer Provinz «inen bösen Verdacht «rregen und deshalb di« Unterstützungen nicht nur nicht mehr so reichlich fließen, sondern auch tn neuester Zeit immer mehr Stimmen au« dem Niederlande gegen da« Staat«, brandkaffenwese» sich erheben. (L. I.) — Dir Wittwenkaffr der Aerzt«, Wundärzte, Thierärzte und Apotheker de« Königreich« Sachsen und der angrenzenden Herzog« und Kürstenthümer wird nächsten Sonnabend, den 7. zu Pirna (Schloßrestauration de« Sonnensteine«, Vormittag« 11 Uhr) ihr« 13. Generalversammlung abhalten. Nach dem großen individuellen und räumliche» Umfang« der Berechtigung zur Aufnahme, wie nach dem nunmehr bereit« 11jährigen ge deihlichen Bestehen der heilbringenden Anstalt sollt« man glau ben, daß da« Interesse der verechtigtrn an derselben ein sehr rege« und die Mitgltederzahl «ine sehr groß« sei. Au« dem Umstand», daß e« Ständen, die nach ihrem Ableben für ihre Hiuterlaffenen keine Pension zu hoffen haben, am Herzen liegen muß', deren materielle« Wohl zu sichern, sollt« man schließen, daß e« in Sachsen rr. kaum noch «inen Arzt rc. gäbe, der nicht mit Lheil nähme an einem Institute, da« ihm und seinen Standergenossen unverkennbare Vortheile bietet. — Leider ist et ander«! — Im Königreich« Sachsen existiren 1089 Aerzte, 490 Thierärzte, 178 Apotheker, in Gumma 1766 zur Auf nahme berechtigte Personen. Bon diesen Allen, deren Zahl durch ihr« Collegen der Nachbarländer «och bedeutend vermehrt wird, find in der ganzen Zeit de« Bestehen« der Kaffe erst 109 teigetrrten! In Dresden existiren 217 A«rzte, 17 Thier- ärzte, 14 Apotheker, in Summa 248 Berechtigte. Bon diesen find nur 3 Mitglieder der Gesellschaft! Frau Putzig au» Weißig. Wir haben sie gesehen di« klein« brave Frau, die gute Mutter mit dem freundlichen Angesicht und dem Hellen Augen paar. Wenn, wie Jean Paul sagt, da» Menscheuauge «in Miniaturbild de« Weltgeiste« ist, so blickte au« diesen Fenstern de- Gemülhe» da« reinste Wohlwollen, die Menschenliebe, zu gleich aber auch ein» gewisse Entschlossenheit. Ach, .wo verbirgt sich doch die Tugend." Dir Frau ging barfüßig und ihre rauhe, von Hau«- und Feldarbeit gehärtete Hand trug noch eine Narbe von jenem schweren Karrenzug, von jene« Werke der Barmherzigkeit, da- unseren Lesern wohl genugsam bekannt sein dürste. Wir wanderten am vergangenen Sonntag nach Weißig, um der braven Frau Kunde zu bringen: wir so viel« gute Menschen ihrer gedacht und für sie freiwillig so reiche Liebes gaben geopfert hätten. Der Weg war weit, ein gute« Vor haben aber zählt keine Schritte. Durch da« ganze Dorf hinab, weit außen am Ende, dicht am Binsenteich, lag da« Häus chen, oder besser gesagt: dir ärmlich«, nothdürstig mit Stroh gedeckte und dem Verfall naß« Hütte. Der einzige Segen Hier selbst war — Kindersegen. Offene Thüren — offen« Herzen. Mutter Putzig war auf dem Felde, denn für Mutterliebe und Strebsamkeit giebt r« keinen Ruhetag. Der Vater war ausgegangen und nur die Schwägerin mit den Kindern war im Hause; ächte Kinder der Natur. Unserem Wunsche, di« Frau Putzig zu sprechen, kam sofort der Sltestr Junge nach; er eilte fort über die Aecker, da« Feldgeschrei war: „Mutter, komm'! c« sind Herrschaften au« .Dräsrn' da!' — Stutzig über den seltenen Besuch, öffneten etliche Nachbarn di« kleinen blinden, mit Blei gel-theten Fensterscheiben. Hier und da war dir Sach« ruchbar, man steckte die Köpfe zusammen, man munkelte von dem großen Glück, wa« di« Frau Putzig gemacht hätte. — In der düstern Nnterstube war nicht zu »erweilrn, wir standen vor der Thür; bereitwillige Hände der Nachbarschaft brachten un< Stühle. Willkommint Ruhe! — Endlich kam Frau Putzig, mit frisch aulgenommenen Kartoffeln in der blauen Schürze. Ehr«, dem Ehre gebührt, lüfteten wir den Hut vor dem braven Weibe, di« unlängst eine so schön» Lhat voll bracht, so uneigennützig gehandelt und kein» Ahnung hatte, wie reich e« ihr vergolten werden sollte. Mit Erstaunen hört» fi«, wa« sich begeben und al« fi« vernahm, daß wir bereit« am Sonntag für fie 120 Lhaler in Sammlung hätten, da faltete fie im Bereich ihrer Kinder die Hände und rief fichtbar ergriffen, gleichsam im Ton eine« Gebete«: „Da« ist Fügung und Schickung Gotte«, zu dem ich so «ft im Stillen gefleht, wenn mir dir Noth an'« Herz ging. Hun — dert Tha — .. . ach, lieb« Herren! e« muß der Will« de« Himmel« gewesen sein, der mich gerade die Unglücklich« am Weg« finden ließ.