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Musik und berau« au« der Hall« träte» in gemessenem Schritt gegen 300 Turnrr, all« in der Tracht, wie sie Jahn gewünscht. Nachdem sie aufmarschlrt waren, begannen dir Vereinssänger mit dem Liede: »All Deutschland aus!' was freilich in Rurn« berg stärker geschallt haben mag. Hierauf bestieg Herr Saupp« die Rednerbühne und sprach mit lauter, kräftiger Stimme ei nig« Woete zu dem versammelten Publikum. Er sprach die Grundsätze au«, di« jeder Turnverein hegen soll und die der unselige auch hege, dir fern von jeder politischen Färbung seien, obgleich die Turner von mancher Seite einer umsturz- freundlichen Gesinnung »«schuldigt würden. Er sprach den Wunsch au«, daß maacher der dem Berein Fernstehenden sich durch da«, wa« er heute sehen und hören würde, bewogen fühlen möchte, beizutreten und sich mit Wort und Thal zu bethriligen. Denn wenn All« turnten, vom Größten bi« zum Kleinsten, Alle, di« gesunde Gliedmaßen besäßen, dann müßt« sich Jahn« Au«spruch verwirklichen: da« Turnen wird ein Ser werten, der mit nicht zu bewältigender Macht dir heilige Grenzmark unsere« Baterlande« umfließt. Ein nicht enden wollender Beifall folgte seinen Worten Dann folgten die Frei übungen, diesmal recht hübsch «»«geführt und nachdem dies« beendet waren, begann «in rege« Leben an allen Geräts»«», das Riegenturnen. Die Zuschauer konnten sich nun eine Vorstellung machen, wie von der kleinsten Uebung an sich nach und nach die Muskeln stärken und zu größeren geschritten werden kann, bi« sie auf eine Stufe gelangen, die von den Nichtetngeweihten al< halsbrecherisch angesehen wird. Am deutlichsten konnte man da- an dem nun folgenden Turnen der Vorturner sehen. Hier wurden am Barren und Reck Sachen ausgeführt, die man früher an herumziehenden Gladiatoren mit Staunen be wundert hatte und die hier ganz ohne Anstrengung vollbracht wurden. Vorzüglich war es die Riesenwelle am Reck von einem Vorturner ausgefühlt, die am meisten in die Augen fiel und von einem allgemeinen Beifallsstürme begleitet wurde. Auf dem Programm stand: Turnen der Gäste. Die« fiel jedoch aus uud <« begann ein allgemeine« Freiturnen, wo Jeder noch zeigen konnte, wie weit er e« gebracht hatte und bei dem ein bunte« Durcheinandir herrschte. Da« Fest machte einen unge mein günstigen Eindruck, eine größere Anzahl Offiziere schaute mit sichtlichem Interesse den verschiedenen Uebungen zu. Wün schen wir dem Verein ein immer größere« Wachsthum, aber vor Allem möchte sich der Spruch verwirklichen, den auch der Redner vorsührt«: „»« wachsen die Räum«, e« dehnt sich da« Haus." Hier wäre so eine kleine Nachhilfe nicht unerwünscht, wie sie die Leipziger von ihrem Stadtrathe' erfahren haben. — Sestern Mittag herrschte ein rege« Treiben auf unfern Straßen und Plätzen: et waren nämlich di« erwarteten Jn- fantirietruppen, von Leipzig kommend, eingetrcffm, um auf kurze Zeit hier Quartier zu nehmen. Die 1. und r. Kompagnie de« ersten Jägerbatatllon« hatten sich auf dem Postplatzr auf gestellt, den zur selten Zeit Er. Maj. der König nebst Kron prinzen Albert, k-nigl. Hoheit, in Begleitung einer großen mi litärischen Suite, zu Pferde passirten. Von den Plätzen au», woselbst die Quartierzettel verabreicht wurden, zerstreuten sich die Mannschaften nach allen Seiten und Richtungen hin, um ihre Quartiere aufzusuchen. — Am Sonntag Morgen« 6 Uhr hat da« Singechor der Kreuzschul» seinem Cantor, Herrn Musikdirektor Otto, zur Feier seine« Geburt«tage«, in Zschertnitz ein Ständchen ge bracht. — Am SV. August machte der Dresdener Gewerbeverein eine Exkursion per Dampf nach Tharandt, um die höchst in teressanten Bauten der Tharandt Freiberger Bahn bi« zn de« Berggebäude Unverhofft Glück zu besichtigen. E< waren cirea 200 Personen, welche durch Veranstaltung de« Herrn Professor Schubert dies« Exkursion unternahmen. Die schönen, mit schrä ger Wölbung gebauten Brücken, die Berg« und Felsen, welche abgetrennt und gesprengt werdrn müssen (man wohnt« einer solchen Sprengung bei, wo die Steine in großen Stücken in die Liefe stürzten), all« dies« Baue werden mit der größten Umsicht geleitet und ist e« gewiß anzurrkennen, daß Unglücks bi« an und durch den Tunnel, an da« Maschinenbau« von .Unverhofft Glück" mit seiner hohen dampfenden Eff« und Huthhaus, unmittelbar an der Bahn gelegen. Einige Stufe» hinunter und man steht auf Grund und Boden, oder richti ger gesagt auf Erz, d. h. Pochgängen von Unverhofft Glück. Sin grün umranktr» »Glückauf!- hieß den Gewerbeverein Herz- ltch willkommen. Zunächst wurde auf Erquickung de« Körper- Bedacht genommen, worauf der Bevollmächtigt« de« Werke«, Heer Geh. Finanzregistr. Lempe mit zuvorkommender Freundlichkeit den Ein- und Zutritt in di« in aller Thätigkeit befindlichen Werke veranlaßte und einige Erklärung«» über da« zu großen Hoffnungen berechtigend« Werk gab. Auch waren einige Erz- stufen ausgestellt, welche den Reichthum der Erzgänge zeigten. Auch find am rechten Weißeritzafer mehrere E'jgänge zu Lage gelegt worden, und hat man einen tiefen Stollen «»fahren lassen, dessen erste Prob« von Freiberg «i,getroffen war und «in halbe« Pfund Silber enthielt, so»ach da« best« Erz zu liefern verspricht, wie diese« Werk schon früher gehabt. In den letzten 2 Jahren waren dir Erze zwar nicht so ergiebig, doch haben sich di« Massen von Pochgängen sehr gehäuft, daß jetzt wohl gegen 260,000 Centner dort liegen, und nach Au«sage Sachverständiger mehr al« 100,000 Thlr. Werth haben. Rechnet man nun hierzu da« seit 1855 bi« ult. Trin. 1881 über 47,507 Thlr. Silbererz nach Freiberg geliefert wurden, so ist gewiß zu wünschen, daß di« Eisenbahn recht bald in Betrieb kommt, um diese« tpdte Kapital flüssig zu mache». Gern stimmten Alle in da« herzlich« Glückauf mit rin, welch«« dem Unternehmen entgegen gebracht wurde. — Dir Gesellschaft begab sich nunmehr nach Tharandt, wo unter Heiterkeit dir wenige Zeit verstrich, bi« da« keuchende Dampfroß zum Auf bruch pfiff. — Die Anmeldungen von Lienstsuchendru bei «aserm neuen Dienfimann- (oder Packlräger-) Institut find so zahlreich, daß vorerst wohl nur ein Tyeil derselben auf Anstellung wird rechnen können. Diese zahlreichen Anmeldungen beweisen zugleich, welche Hoffnungen unsere unbemittelt« Arbeiterklasse auf da« Institut fitzt und wie sehr da« letztere dazu dienen wird, manchem brodlosen, aber arbeitsamen und erwerbsfähigen Men schen «ine gesichert« Existenz zu verschaffen — wenn er sonst dir «öthigen Bedingungen erfüllt und da« Institut überhaupt durch lebhafte Betheiligung de- Publikum« in der Lage ist, sein« Arbeiter voll zu beschäftigen. Im Allgemeinen ist da« Urthcil über da« neue Unternehmen ein sehr günstige« und wir zweifeln nicht, daß dasselbe auch hier festen Fuß fassen und einen mächtigen Hebel de« Verkehr« bilden werde. — Am vorigen Freitage fand in dem Dresdener Eonserva- torium eine musikalische Adendunterhaltung vor einem zahlreichen Publikum statt. Sowohl di« Auswahl, al« die Au«führung der sämmtlichen von den Zöglingen der Anstalt au-geführten Musik stücke sowie zweier Deklamationen gaben erfreuliche Beweise von dem erfolgreichen Streben der Lehrer und Schüler. — Der jetzt in Dresden verweilende General-Gartenbaudi- rertor, Geh. Ratsu Lenne au« Berlin besuchte vorgestern den zoo logischen Garten, dessen Anlage-Entwurf bekanntlich von ihm ge macht wurde. Er sprach sich sehr anerkevnend über die Au«- führung au« und lobt« dir Zweckmäßigkeit und Solidität der voll endeten Gebäude und Anlagen. — Einige Kastanienbäumr in der Nähe der Post blühen jetzt zum zweiten Male in diesem Jahre. — Am Sonnabend fiel der Kaufmann Fleck auf dem Wege vom Leipziger Bahnhof nach der Antonstraßr plötzlich um und; verschied infolge «ingetretrner Gehirnapoplexie. Den Leichnam brachte man in das Neustädter Todtenhau«. — Da« Loschwitzer Glocken-Einweihung-fest findet erst mor gen Mittwoch den 4. Septbr. in der von un« bereit« im Sonn- tag«blatt< beschriebenen Weis« statt. — Die Einnahme der königlich sächsischen Staat«- und der in Staatsverwaltung befindlichen Privat-Eisenbahnrn hat im Mo nat Juli d. I. 452,947 Thlr. 9,» Rgr. (147,529 Thlr. 2,, Rgr. für Beförderung von 387,8S5 Personen und 301,155 Hhlr. IS,» Rgr. für Transport von 5,178,825,» Centn« Güter) be-