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Ersch. tägl. Morg. 7 u. Inserat«, d. Spaltzeile 5 Pf., werde» b.Lb.7 (Sonnt, bi» r U.) ange»»«me» in der Expedition: Johanni-aller und Waisenhau-ftraße 4. Unterhaltung und Geschäftsverkehr. . . . , -> --- ' -l - Mitndaetmr: Theodor Drodlfch. «bon». vierteljährlich ro«gr. bl« unefltgeldl. Lieferung in» Hau«. Durch dt« k. Post vierteljährlich rr Rgr. Einzelne Kummer» 1 Rgr. Nr. 193. Freitag, den 12. IM 1861. . -l .j VrrSde«, den 12. Juli. — Se. Maj. der König hat dem bisher in Wartegeld, gestandenen Hauptmann v. Flemming von der Infanterie die wegen überkommener Invalidität erbetene Entlassung aus der Armee, mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Armee-Uniform, sowie dem Leutnant v. Brietzke vomi 1. Jäger-Bataillon die ebenfalls erbetenr Entlassung bewilligt, j — In der Nacht vom IO. zum 11. d. M. gegen 1 Uhr ist die verwittwete Königin von Preußen mittelst Extra-' zuzS in Leipzig angekommrn und ohne Aufenthalt auf verbal«! rischen Bahn sofort weiter gereist. j — Die Zweite Kammer bewilligte in ihrer gestrigen Sitz- uug das Postulat für di« Tharander forst- und landwirth- schaftliche Akademie, trat dem vorgestern mitgethriiten Gutachten ihrer außerordentlichen Deputation über die ständischen Anträge des vorigen Landtag- und deren Erledigung einstimmig bei, berieth und genehmigte sodann nach den Deputation-Vorschlägen die in dem allerhöchsten Dekrete über di« Aufhebung der chirur- gisch-medicinischen Akademie zu Dresden in Rücksicht des Mili- tärsanitätswesrns proponirten Einrichtungen mit Ausnahme der in Dresden zu gründenden militärärztlichrn Fortbildungsanstalt,'' erledigte ferner einen Lheil der Differenzen mit der Ersten Kam-! mer hinsichtlich des Militärbudgets, während sie in anderen Punkten, bez. mit mrhr als Zweidritt«l-Mehrh«it, bei ihren frü-! Heren Beschlüssen stehen blieb, und trat schließlich der Fassung' des von der Ersten Kammer über den Heyn'schen Antrag wegen Aushebung der Fleischbeschau angenommenen Beschlusses bei. — Sitzung der I. Kammer am 12. Juli Vorm. 11 Uhr. Berathung des Berichts der 3. Deputation über den Antrag des Abg. Riedel, die Schaffung einer kräftigen deutschen Cen- tralgewalt mit gleichzeitiger Volksvertretung betr. — Sitzung der II. Kammer am 12. Juli Mittag» 12Uhr. Fortgesetzter Bericht der 2. Deputation über Abth. v de» Aus- gabebudget-, da» Departement de» Innern betr. — Oeffentlich« Gerichtsverhandlungen. Am vori gen Dienstage wurde in der mit Ausschluß der Oeffrntlichkeit » abgehaltenen Hauptverhandlung der Schuhflicker E. W. Weiße au- Echmiedeberg wegen mit einem Kinde vorgenommener un züchtiger Handlungen mit 8 Wochen Gefängntß bestraft. — Vorgestern fanden zwei Hauptverhandlungen statt. Die erst« be traf den der Unterschlagung und Fälschung avgeklagien Max, Gust. Ferd. Focke von hier, 33 Jahre alt. E« hatte ihm, der verheirathet und Vater von 4 Kindern ist, geglückt, bei Herrn Schneidermeister Pietzsch auf der großen Brüdergaff« im Juli v. I. mit einem Gehalte von wöchentlich 4 Thlrn. als Buchhalter angestellt zu werden, obschon ihm hiervon eine gelt lang wegen entnommener Bekleidung wöchentlich 1 Thlr. 15 Ngr. gekürzt wurden. Vorzugsweise dieser Umstand, sagte er, habe ihn in Schulden gestürzt, denn «S sei unmöglich gewesen, mit seiner Familie von wöchentlich 2 Thlr. 15 Ngr. leben zu können. Daher hatte er sich, von Gläubigern hart bedrängt, wiederholt durch Unredlichkeiten geholfen, indem er zunächst auf rin Sparkassenbuch 18 Thlr. unterschlug — von denen er je doch 10 Thlr. verloren zu haben vorgab —, dann 6 Thlr. abgeholten Postvorschuß nicht ablieferte — wa- er damit ent schuldigte, daß ihm unterwegs der Lottrriecollecteur begegnet sei und ihm weißgemacht habe, er sei in die 50,000 gefallen —, endlich von den vereinnahmten Geldern 7 Thlr. und 5 Thlr. in seinem Nutzen verwendete. Borau-sehrnd, daß all' dieser Schwindel nicht länger »»entdeckt bleiben könne, entfloh er am 12. Oct. v. I. mit Hinterlassung seiner Familie au» DreSoen und entnahm in Mangel des erforderlichen Reisegeldes noch 57 Thlr. 27 Ngr. 5 Pf. aus der Kaffe sein« Prinzipal». Er wandte sich nach Württemberg, wurde aber dort bald nach seiner Ankunft wegen abermaliger Betrügereien mit' 6 Monaten LandeSgefängniß, auch wegen Fälschung seine- MilitärabschiedS, seine- Heimathschein« und ein« ihm von dem katholischen Pro- gymnafium allhier ausgestellten Zeugnisses anderweit mit 14 Tagen Gefängniß belegt und alsdann an das hiesige Bezirks gericht zur Bestrafung wegen der oben angegebenen Verbrechen am 20. Juni d. I. abgeltesert. Er war derselben offen ge ständig und behauptet», beabsichtigt zu haben, durch den Erlös einer von ihm erfundenen Maschine Ersatz leisten zu wollen. Da er wegen der ihm beigemeffenen Fälschung der Papiere schon in Württemberg Straf« erlitten, so sprach ihn da» Ge richt deshalb frei, verurtheilte ihn aber wegen der Unterschla gungen zu 1 Jahr und 8 Monaten Arbeitshaus. — Inder zweiten Hauptverhandlung erschien ein Bauerbursche au» Dorf hain, Namens Carl Fr. Hempel, 20 Jahr« alt und wegen Diebstahls schon einige Male mit G-fängniß bestraft. Er hatte bei einem Victualienhändler sein« Ort« 3 Stück Opfündig« Brode und 3 Stückchen Butter auf Credit erholen wollen, war aber von diesem beschützen worden, einige gutsagende Zei len von dem Gemeindevorstande Herrn Töpfer, wo Hempel «in Guthaben hatte, zu bringen, dann solle er da» Gewünschte erhalten. Hempel schrieb aber diese Zeile» selber, und da er später nicht zu bezahlen vermochte, kam er wegen Betrug« durch Fälschung in Untersuchung und wurde in der Hauptverhand lung mit 4 Monaten Arbeitshaus bestraft. — Angekündigt« Gerichtsverhandlungen: Mor gen Sonnabend den 13. d. M. Norm. S Uhr Hauptverhand lung wider den Maschinisten Carl Göttlich Hummel wegen «ach