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NM, welch« da» allgemein« Interesse in Anspruch nimmt, würde «s im Ginne der Humanität sein, wenn die Leipzig-Dre-dner und die K. Gächs. östliche Staat-eisenbahn hier nicht nur «inen billi- geren Fahrpreis wollte «intreten lassen, sondern auch noch zu ver fügen, daß da- gelöste Fahrbillet eine Gültigkeit ans dir Dauer von acht Tagen Hab«. Wie so Mancher wünscht bei dieser Gele« genheit auch München zu besuchen, welcher Wunsch dadurch Ge währung und gewiß von allen Theilnehmern der Fahrt großen Zoll de« Dankes finden würde. (Siehe die Inserate ) — Von Seiten de- Breslauer „Verein« für Geschichte und Alterihum Schlesien«* ist Herr 0. Gustav Helbig in Dresden, in Anerkennung de« Umstande-, daß derselbe durch seine Schrif ten auch in der Geschichte Schlesien- Biele« aufgeklärt hat, zum correspondirenden Mitglied« ernannt worden. — Ein Bäckerlehrling in einer Bäckerei auf der Ober- seergaffe hatte neulich Abends da- Feuer de- Backofen« nicht richtig verwahrt, so daß er, als er am frühen Morgen den zum Glück massiv gebauten und gewölbten Backraum betrat, nicht wenig erstaunt war, sämmtliche- vackgeräth und Feuer ung-material niedergebrannt zu sehen. — Gestern Morgen erhing sich der hiesige Viktualienhänd ler K. in seiner Wohnung in der Langegaffe. Schwermuth soll die Veranlassung sein. — Der Superintendent v. Siebenhaar in Penig ist zum zweiten außerordentlichen Beisitzer im evangelischen Lande-consistorio ernannt worden. — Au- Meerane vom 8. Juli berichtet da- dortige Wo chenblatt, daß der wegen seiner Betheiligung an den 1849er Mai ereignissen schwer gravirte, geflüchtet gewesene Friedrich Ferdinand Rudolph von dort, welcher vor kurzer Zeit mit Familie eintraf und an dir Garnison Leipzig abgeliefert wurde, am 8. Juli vom König begnadigt worden. — Au< Reichenbach wird berichtet: Am 3. Juli Abend« gegen I I Uhr wurde hier «in ziemlich starker Erdstoß in nörd licher Richtung bemerkt. — Der Komet strahlt hell am Him mel; — trotz alledem lassen unsere Pietisten auf Veranlassung de« Diaconus B. eine neue Petition und zwar gleich an da« Ministerium hcrumtragen, daß den Katholiken ja nicht wieder eine Kirche zum Gotte-rienst überlassen werde. (Diesen würden zehn Kometen kein Licht bringen.) — Au- Zwickau erschallen wiederholte und, wie e- scheint, leider nur zu wohl begründete Klagen über Mangel an Koh- lenabsatz Die Preise stehen jetzt so tief, daß manche Gruben ohne Vorthril arbeiten. — In dem sächsischen Städtchen Hainichen, wo am 4. Juli 1715 CH. Fürchtegott Geliert geboren wurde, ist zum Andenken an den frommen Liederdichter ein Gellert-Hau« be gründet worden, i» welchem arm«, verwaiste, sittlich verwahr loste oder der Verwahrlosung nahe stehende Kinder ausgenom men und durch christliche Zucht und Arbeit zu brauchbaren Menschen erzogen werden sollen. Nachdem die Anstalt jetzt di« Bistätigung der Staat-regierung erhalten hat, wird sie ihre hoffentlich gesegnete Wirksamkeit beginnen. — Der bekannte Humorist und Redakteur de« hier seit ei niger Zeit erscheinenden „Echo der Zeit", E. R. Oettinger, ver kündet dar Aufhören seine- Blatte« in folgender originellen Weis«! „Da- „Echo der Zeit', da- bisher in jeder Nummer einen Leit- Artikel gebracht, bringt heute abwech-lung-halber einen Leid-Artikel, der Bielen — ich bin e« im Lorau« überzeugt — eine klrine Ue- berraschung, Manchem sogar eine große Freude bereiten wird, und darum, grundgütiger Leser, bitte ich Dich, diesen Artikel mit «twa inehr Andacht als jeden Andern zu lesen. Ein alter Spruch sagt: „Hadent sus latu libeiii". Aber nicht blo- Bücher, gemüthvoller Leser, auch Zeitungen haben ihre Schicksale, ihre Erlebnisse, ihre heitern und traurigen Erfahrungen, ihre kleinen und großen Ge heimnisse; mit Einem Wort: jede« Journal hat nicht nur seine öffentliche, sondern auch seine geheime Speeialgeschichte. Höre nun, andächtiger Leser, di« kurze, aber höchst tragikomisch« Geschichte de« „Echo's der Zeit". Ich hatte drei Tage Zeit gebraucht, um den tollkühnen Entschluß zu fassen, in Dre-den eine neue, in großarti gem Style angelegte Zeitung in'< Leben zu rufen; ich brauchte drei Stunden, um den Beschluß zu fassen, sie . . . da- Ende diese- Satze« sollst Du am Ende diese« Leid-Artikel« erfahren. Ich kam von Prag und sah mich genöthigt, mit ziemlich großem Ver luste einige Tausend Gulden österreichischer Banknoten in k. säch sische Gtaat-papirre umzusetzen, um die zur Herau-gab« dieser Zei- tung gesetzlich vorgeschriebene Caution von 2000 Thalern depo- niren zu können. Kleine Ursachen, sagte Voltaire oder irgend «In Anderer, führen oft große Folgen herbei. Jen« Umwech-lung österreichischen Papiergelde- bracht« mich — höre, scharfsinniger Leser, und erstauneI in einen verdacht, der jede« Deiner Haare, fall« Du keine Perücke tragen solltest, zu vergr treiben wird. Noch bevor die erste Nummer de« „Echo" erschienen war, hatten meine sehr «hrenwerthen Feind« — Namen nennen sie nicht! — da- al lerliebste, gar nicht dumme Gerücht au«grsprengt, die neue Zeitung werde, subventionirt von der österreichischen Regierung, rin« schwarz, gelbe Tendenz verfolgen und darum vor allem Andern anti-fran- zöfisch, anti-italienisch, anti-ungarisch und nebenbei — soviel man für'« Hau- braucht! — auch etwa« anti-preußisch sein. Eine« folgt natürlich au« dem Andern. Diese« niedliche „on-äit" pflanzt« fich mit der Schnelligkeit eine« Heck«nf«uerS fort und erzeugte nach und nach eine lang« Litanei ähnlicher, nicht minder gelungener Gerücht«. Ein anderer Theil de« Publikum« erklärte, au< zuver lässiger Quelle erfahren zu haben, da- „Echo der Zeit" werde nicht von der österreichischen Regierung, sondern — gerade entge gengesetzt! — von ungarischen Patrioten unterstützt. Ladi-lau« Teleki, munkelte man, habe mir am Vorabende seine- Tode- eine kleine Subvention zukommen lassen mit einem Autograph folgen den Inhalt«: „Ich kann nicht eher mit Seelenruhe mich erschießen, bi- ich Ihnen im Namen meiner Landsleute, deren Nationalität Sie in Ihrer Zeitung bisher so warm vertheidigt haben, einen kleinen Theil unserer großen Nationalschuld abtrage. In der Ne benlage sende ich Ihnen einen Beitrag von 12,000 Gulden, da mit e« Ihnen nach meinem freiwilligen Tode gefallen möge, meine Wirksamkeit unter die Flügel Ihre« „Echo" zu nehmen und meine Asche gegen böswillige Verdächtigung zu schützen, (gez.) Teleki." Vernünftigere Leute, zu denen natürlicherweise auch meine Wenig keit gehört, erklärten da- «ine wie da- andere Gerücht für eine kleine, alberne Lüge. Da« aber, guter Leser, half Nicht«; «r gab dennoch Dummköpfe, welche glaubten, daß da- „Echo" schwarz- gelbe Tendenzen verfolge und nebenbei auch im Solde der Ungarn stehe. Da tauchte plötzlich eine andere Ente auf. Fünf Esel, zehn Neidhämmel und zwanzig charpiezupfende Blaustrümpfe gaben sich alle erdenkliche Mühe, Jedermann zu überzeugen, daß da« „Echo" von polnischen Patrioten unterstützt werde, welche in Pa ri«, Warschau, Lemberg und Posen zusammengetreten seien und mir zur Gründung meiner Zeitung einstweilen 12,000, nach an derer Lesart sogar 16.000 Thalrr, zur Verfügung gestellt hätten. Natürlich beunruhigte die« Keinen so sehr, al- die russische Re gierung. und da Rußland ohne Intervention meine- „Echo' mit den widerspenstigen Polen nicht fertig zu werden fich getraute, un- terhandelte auch Rußland und machte mir, wie die dresdner Kan- nengießer bei Helbig und di« Philister de- Cafe franyai« und die Terraffingespenster im Belvedör« au« ganz authentischer Quelle in Erfahrung gebracht hatten, allerhand Anträge, die ich aber ent rüstet zurückwir«, weil die Subvention, ! lumpige 12,000 Silber- rubel, mir viel zu me-quin erschien. Da wendete fich im Interesse de- durch mich und di« Polen arg beunruhigten Rußland» der Statthalter Fürst Gortschakoff in einem vertraulichen Schreiben an die Redaction de« „Echo" (Anton-platz, Nummer 8) mit der vertraulichen Bitte, die rebellischen Polen nicht allzu sehr auf Ko sten de- russischen Cabinet« herau-zustreichen und dann und wann auch dem Kaiser von Rußland einige Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Diesem Schreiben lag «In Geschenk von 12,000 nagel neuen, unbeschnittenen Randducaten und da« in Brillanten gefaßt« Bildniß de« Fürsten Gortschakoff bei. Der edle Mann und Wohl- thäter! Zweimal vierundzwanzig Stunden später berief ihn der unerforschliche Rathschluß der Vorsehung in die großen Winter- quartiere de« Jenseits, au- dem noch Niemand — und wär'< auch ein Statthalter von Polen! — mit heiler Haut zurückgrkehrt ist. Die Kunde, daß mein „Echo der Zeit" von so großem Ein. fluß auf die Bestrebungen der au« ihrem jahrhundertlangrn Mur- melthlerschlafe erwachten Nationalitäten sei, war, wie leicht vor- auszusehen, mit der Schnelligkeit eine- beflügelten Telegramm- von