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8. Köhler daselbst von Erster»« eingrwrndetr Einspruch zur Verhandlung. Voigt halt» nämlich beim k. GerichtSantt zu Dresden deshalb denuncirt, daß Köhler angeblich in Bezug aus ihn gesagt haben sollte: „Wir wissen es längst, was das schlechte Luder gewesen ist, der schlechte Hund ärgert sich blo«, daß er auSziehen muß; ich werde aber da» lüdrrliche Volk mit Steinen hinauSwrrfen", worauf, da die von Voigt benannten Zeugen di« «ach« nicht bestätigt hatten, der Angeklagte vom SerichtSamt freigesprochen worden war. Voigt hatte sich bei dieser Entscheidung nicht beruhigt. Da aber auch jetzt weitere Beweist von ibm nicht beigebracht worden waren, so wurde auch in dieser Sache da» vorige Erkenntniß bestätigt. — Angekündigtr Gerichtsverhandlungen: vienstag den II. d. M. Vorm. 9 Uhr Hauptverhandlung wider den Kellner Carl Emanuel Klopfer au« G-auchau wegen Diebstahl«. Dors.r BezirkSgerichtSdirector v Criegern. — Bon heute an werden im Local« de< sächs. Kunst- Verein« auf der Brühl'schen Terrasse, geöffnet von 1l bis 3 Uhr, neu ausgestellt: Landschaft, Oelgemälde von Obermüllner in München; Landschaft, deSgl von A. Hohneck; Dom in Meißen, deSgl. von Beichling; Nach dem Regen, de-gl. von ». Mühlig. — Der BerwaltungSrath de« Verein« für den hiesigen Zoo logischen Garten hat beschlossen, da seit Eröffnung de« GartenS «rst sehr kurze Zeit verstrichen, während de« Sommers aber zahl reiche Zutritte neuer Aktionäre zu hoffen find, di« regelmäßig« Ge neralversammlung der Aktionär« erst gegen Ende September abzu- halten, sie somit um einig« Monate zu vertagen. Die Staatsre» gierung hat ihre Zustimmung dazu ausgesprochen. — Die Constltutionelle Zeitung vom 6. Juni schreibtr „Wie übel e« noch immer mit der Press« in Rußland bestellt ist, beweist ein heut« un« zugestevteS Exemplar de- Dresdner Journal vom 14. Mai, worin der Petersburger Artikel an zwei Stellen (jedes mal 16 — 16 Zeilen) mit Druckerschwärze unleserlich gemacht rst. Wenn schon das Dresdner Journal in solcher Weise angrschwärzt wird, wie soll'« dann andern ergehen? — Wegen nöthiger Umpflasterung wird die Josephinengaffe auf der Strecke von der kleinen bi- zur großen Plauenschengaff« von Morgen an, auf etwa Vierzehn Tage für alle« Fuhrwerk gesperrt. — Die Frequenz der Sächsischen Bäder ist nach dem »Lr. I.» folgende: Elster, bis 5. Juni: 123 Parteien mit 149 Kur gästen und 185 Personen, von denen noch 184 Personen an- wesend find. Augustusbad (bei Radeberg), bi- 6. Juni: 46 Parteien mit 67 Personen. Hermannsbad (zu Liegau bei Rade- berg), bi- 6. Juni: 32 Parteien mit 5 s Curgästen. König-- brunn, Wasserheilanstalt, bi- 6. Juni: 29 Curgästr. Marien born ^bei Kamen;), bi- 6. Juni: 38 Parteien mit 46 Personen. Schandau, bi« 6. Juni: 30 Parteien mit 87 Personen. Schwei- zermühl« (im Bielgrunde), bis 7. Juni: 26 Parteien mit 40 Personen. Warmbad (bei Wolkenstein), bis 6. Juni: 38 Par- teien mit 56 Curgästen und 69 Personen. Wiesenbad (bei Anna- berg) bi« 31. Mai: 16 Parteien mit 46 Personen. — Au« Lübau schreibt man: AM Freitag früh wurde der Häusler und Weber Friedrich August Pursche von Beiersdorf, der nebst seinem jüngern Bruder wegen einer Mehrzahl ausgezeich neter Diebstähle und schwerer Körperverletzungen seit dem 26. März d I. beim körrigl Bezirksgericht allhier in Untersuchungshaft sich befand und gegen den auch noch Erörterungen wegen Raubmords im Gange waren, in seinem Gefängniß erhängt aufgefunden. Die kürzlich erlangte Einsicht von der Nutzlosigkeit seine- fernern Läug- neu- und Furcht vor schwerer Strafe mag den Entschluß der Selbstentleibung in ihm hervorgrrufen haben. Derselbe hinterläßt ein« Ehefrau mit fünf Kindern. — Dir Verhandlungen de- diesjährigen Juristentag« werden Dienstag 27> Aug. d. I., mit einer Plenarsitzung hierselbst be ginnen und 4 Tage dauern. Montag Abend (26. August) findet die Begrüßung der Mitglieder statt. Wie wir hören, ist der Saal de« Lincke'schen Bade« zu den Plenarversammlungen bestimmt, und werden auch die Versamwlung-säle der Abheilungen (Com missionen) de- Juristentages in di« Antonpadt gelegt werden. Rur Awjmißen, welche bi« zum 31. Juli I. Mitglieder des Juristentagr« geworden, wird dir Thrilnahm« an den Verhand lungen gestattet werden. — In Frankfurt a. M. gastirt Herr Fr. Dettmer und sein warme-, natürliche« Spiel findet vielen Beifall. — In München gastirt jetzt Fräulein Emmy La Grua. — Nach dem soeben «rfchienenen Personalverzeichniß der Uni versität Leipzig für da« Sommeriemester 1861 beträgt di« Grsammt- zahl der inscribirten Studtrrnden 887, die höchste Zahl seit dem Wintersemester von 1850/51. Tage-geschichte. Dresden, 8. Juni. Italien, da- bisher so reichlicke- Zeitung-futter lieferte, giebt jetzt so wenig her für die Be- fliedigung der politischen Neugierde als eine trocker stehende Kuh Milch für di« Wirthschaft. Da« kommt einfach daher, weil die einheitlich und frei gewordenen Italiener so gründlich uneinig unter einander geworden find, daß sie sich unter sich den Pelz blutig waschen. Besonder« in Neapel und Sicilien, da- vor Jahresfrist dem Garibaldi wie toll zujauchzte, als er den Bourbonenthron umwarf, sind Aufstände, Morde, Räubereien im Großen und Kleinen so häufig — in Palermo an einem Tage 17 Morde! — wie bei uns die Disteln im Getreide, und ein politischer Katzenjammer ist dort dem B-freiung-. rauscht gefolgt, den m n um jeden Preis, d. h. durch Aus legen von Hundshaaren, d. h. durch neue und immer neue Aufstände zu heilen, zu vertreiben sucht. Der vertriebene König v n Neapel, der zur Zeit in Rom bei dem bedrängten Papste sich aushäit, hat namentlich unter der Geistlichkeit, der da- Klosterauihebrn und Kirchengüterverkaufen gar nicht behagt, immer noch ein« Partei in seinem vorigen Königreiche und sucht seinen Thron homöopathisch und auf dieselbe Weise wieder zu gewinnen, durch die er ihn tingebüßt hat, durch Ausstände, was ihm Niemand verargen wird. Dazu schürt die Mazzini- Pa tei, die den Sardenkönig so lange unterstützte, als sie ihn gebrauchte, um die dortigen Fürsten zu vertreiben, gegenwärtig gegen jenen und steuert nach Kräften auf eine R.publik loS. Da wird'- noch Zeit haben, «he Ordnung in da- umgestürzte aufgewühlte Italien kommt, und wir glauben es recht gern, qaß di« Italiener Heuer nicht an einen Krieg gegen Oesterreich denken, daß sie Fried« halten und ihr Heer auf den möglichsten FriedenSsuß setzen wollen, zumal sie 500 Millionen borgen wollen und der allerdings triftige Grund sich geltend macht, daß sie kein Geld habm, ihre Soldaten zu bezahlen. Unwahrscheinlich ist'- nicht, denn sie haben in 2 Jahren bis zu 3000 Mlll. Franken, etwa 800 Mill. Thaler Schulden auf ihr Land ge macht, und die- scheint unS für den Anfang einer neuen Staatswirthschaft gerade genug. Dem für Italien allzufrüh verschiedenen Cavour hatten die Aerzte sechsmal zur Ader ge lassen. Ueberhaupt scheint da- einzige Rezept der italienischen Aerzte Aderlaß zu sein Die Mutter und Gemahlin Victor Tmanuels erkrank en — Aderlaß! Sir starben beide. Der H>rzog von Genua, Bruder de- König-, bekam die Schwindsucht — Aderlaß I Er starb. Ein Brabanter Gaul muß ja am Ende sterben, wenn ihm fort und fort Blut abgezapft wird! — Wenn auch alle Welt weiß, waS die französisch« Armee unter Louis Napoleon »auf dem FriedenSfuß" bedeutet, nämlich soviel, daß sie jeden Augenblick marschfertig ist, so ist doch die Geldklemme in Frankreich kaum geringer, als in Italien Die hypoihckiite, verzinsliche Schuld beträgt ziemlich neun Milliarden, die Obli gation-. oder schwebende, ziemlich «ine Milliarde, daß find hübsche SümmckenI (Neuerdings rechnet man bei Schulden großer Staaten nicht mehr nach lumpigen Millionen, sondern nach Tausenden von Millionen, Milliarden.) Dazu kommt noch, daß die französische Politik gegenwärtig, wie uns scheinen w ll, etwa- auf's Trockene gelegt, etwa« verdutzt ist und nicht recht weiß, wohinaus und hinein. Di« Engländer haben die Franzosen zum Rückzug au« Syrien gezwungen und find auch neuerlich zu der Ueberzeugung gekommen, daß V netien bei Oesterreich bleiben müsse, wenn Nicht bei einem möglich n Kriege um das Erbe de«.kranken Manneö eimr der wichtigsten Verpest n mitteltar in di« Hände Frankreichs gespielt wercen soll, ja, eS heißt sogar, Oestirreich wolle ihnen eine Insel im adnatischrn Meire als Flotten