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graben, und nur der Energie de» k. k. Commiffär« gelang es, daß der Renitent zur Herstellung dt« Grabe« schritt, und erst grgm Abend könnt« di« Bcerdigung, nachdem vorher d«r evangelische Geistlich« den Begrübnißplatz in würdiger W«is« g«w«iht, statt- finden, — Sitzung der ».Kammer am 27. Mai Vorm. 11 Uhr 1) Bericht der 3. Deputation über di« von den Confistorien der ev.-reformirten Gemeinden zu Leipzig und Dresden eingereichte Pe tition. den Religionseid der Lehrer betreffend. 2) Bericht der 1. Deputation über den Gesetzentwurf, di« Einhebung der Opfer- Pfennige »c betr. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen: Heute Montag den 27. d. M. Vormittag« S Uhr Hauptverhandlung wider den zeitherigen Raths-Expedientm Carl Eduard Meyer we gen Unterschlagung und Betrug, Vorsitzender Gerichtsrath Ebert. Morgen Dienstag den 28. d. M. Vormittags 6 Uhr Hauptver- Handlung unter Ausschluß der Oeffentlichkeit wider den Stuben maler Johann Carl August Behr wegen de« in Artikel 183 de- Strafgesetzbuchs gedachten Verbrechens. Vorsitzender Gerichtsrath Groß. — Repertoir-Entwurf de« königl. Hoftheater«: Montag: Die Hugenotten. (Valentine, Frl. La Grua ) — Diens- tag: Der Goldbauer. — Mittwoch: Orpheus in der Unterwelt. (Cupido, Frl. Brauny.) — Donnerstag: Der Troubador. (Leo. nore, Frl. La Grua.) — Freitag: Der Goldbauer. — Sonn abend: Media. (Medea, Frl. Janauscheck.) — Sonntag: Der Troubadour, (lieonore, Frl. La Grua.) — Montag: Der Ver schwender (Rosel, Frl. Gallmeyer.) — Brodpreise vom 26. Mai bis mit I. Juni d. I : 1) feines Roggenbrod (Lockwitzer) höchster Preis 14*/» Pf. das Pfund, niedrigster 10 Pf.; 2) hausbackenes Roggen brod (Leipziger) höchster Preis 12 Pf. das Pfund, niedrigster 9 Pf.; 3) Schwarzbrod höchster Preis 10*/» Pf. das Pfund, niedrigster 7 Pf. Berliner Briefe. Berlin, den 2». Mai. Ieehrter Freund! Di« neue Aera von unser jeliebte« Preußen iS bis jetzt noch immer ein sehr windiges, nasses Bprilwetter, bei welches Einen weiter Nichts klar wird, als daß es in die obern Regionen noch sehr unklar auSfieht, und daß unser« politischen Jeschäst« so gut wie di« socialen, an einen etlichen Stockschnuppen leiden, der nich mal dadurch jrheilt wird, daß unsere Diplomaten in die beständi- jen Posen diplomatischer Ruhe liejen un schwitzen, — so schwitzen, daß sie bereit« alles verschwitzt haben. Wir würden bei dies« jei- st'ge un leibliche, politisch« un witterungSjemäße Beschaffenheit da her auch janz total verkümmern, wenn wir nich zum Jlück «in Theater hätten, auf das uns eine Komödie vorjespielt wird, die uns beständig in Mein hält, un, wenn sie sich auch als etwa« sehr« kostspielig herausjestellt hat, doch unter di« jiößte Theilnahme de« Publikums, etwas Leben in dt« Bude bringt. Diese Komödie iS die bekannt« Polizripoffe, nachjrav« zienrlich abjedroschen, da aber erstens noch einig« Fijuren in ihr «in« Hauptrolle spielen, d e noch jar nich abgedroschen sind, un zweitens un- durch dt« andern immer wieder neue Lieder als jrade zeitjemäße EsupletS vorjesungen werden, so i« diese anjenehm« Bühne immer noch jut jenug, um seinen tinteumflorten Blick so lange darauf zu richten, bis sich was Bessere- findet. Nachdem nu Patzke etwa« in den Hinterjrund hinter die unbeugsamen Jitter des Molkenmarktes je, treten iS, i« Ritter Zedlitz bel dir witzlustigen Epreeathener, denen er durch seine werlhe Persönlichkeit eine so rege Thätigkeit für ihr übersprudelndeS Maulwerk darbietet, Hahn im Korbe. Ich hjtts ihn «ijentlich mit einem edleren Vogel vergleichen sollen, — z. B. mit einem Adler, denn er hat die janze Berliner Bevölkerung förm lich in eine jroßr Schützenjilde verwandelt, welche mit den Flitzbo gen ihres Witze« unablässig ihre in Tinte oder in Jallr jetauch- ten Pfeil« nach seinen politischen lkorpu«, der auf die hohe Stange seine- Amte« ängstlich anjeklammert sitzt, abschießt. Ob e« sie je« lingen wird, bei dies edle Bestreben, endlich 'mal den Vogel ab- zerschießen, weiß ich natürlich nich, — bi« jetzt haben sie in diese Beziehung immer noch total fehljeschossen. Manchmal wird sojar, beinah, versucht mit noch janz andere Dinge auf ihm zu zielen, als mit jene harmlosen Pfeile. Z. B. hatte er sich neulich nach die erst« Frühlingsparade, wie jewöhnlich aui'S hohe Pferd jesetzt un ritt janz stolz die Breite Straße 'runter. Vielleicht war'« jrade di« umjetauschtr „Mora", die er ritt, wenigsten- jing die Scene bald in «ine solche über, welche es ihm sehr klar machte, daß am Ende etwa- periouliim m mors vorhanden wäre. Denn kaum hatte ein Häufen achtungwerther Proletarier den hohen Jönner vor die höher« Sicherheit in ihm erkannt, als sie ih» mit einem lebhaften Jebrüll bejltileten, in welch«- ich, trotz all« Mühe die ich mir gab, keine Hurra« un Ehrenbezeugungen entdecken konnte, un welches seinen verkörperten Ausdruck in einige Aepfrl un ähnliche Proletarierfrüchte fand, die sehr bedeukllchetweise in di« Hände seiner imprvvifirten Begleitung zum Vorschein kamen. In dessen aber kam er, zwar noch nich mit ein« blaue Brille aber doch mit ein blaue- Auge davon. Ein ähnliche« kleine- Malheur pasfirte ihm vor einige Tage auf den .Schützenplatz' der jrrade hier abjehalten wurde. Seitdem nämlich die Excesse der jeehrten Vaterlandsvertheidijer durch einije jewaltije obrigkeitliche Rüffel rin Bischen in den Ruhestand versetzt find, sangen diese braven Lan- de-kinder aus Mangel an «ine bessere Beschäftijung an, sich unter einander zu hauen. Diesem anjenehmen Zeitvertreib jaben sie sich denn auch auf dem Gchützenplatze an zwei Tagen mit solchen Ei fer hin, daß endlich der offizielle Zuruhebringer, Ehren-Zedlitz, in höchst eijener Person un in Bestellung von 30 berittene Konstabler erschien, un dazwischen fuhr. Während sich darauf die Soldaten mit die Konstabler zu ein« alljemeine Hauerei untereinander affo- cllten, wendet« da« civil« Publikum seinen janzen Feuereifer den Präsidenten selber zu, dem vor diesen sich immer mehr häufenden Ehrenbezeujungen Nichts andere- übrig blieb, als sich schleunigst in sein« Appartements auf's Molkenmarkt zurückzuziehen. Leider aber war die präfidentliche Persönlichkeit eine so anziehende für da- Publtkum, daß diese- bis nach'n Molkenmarkt mitzog, un hier nur durch das jute Zureden von 60 weitere Konstabler auseinan der jebracht werden konnte. Hurrjeh, wie wäre dem jutsten Prä sidenten zu Muthe jeworden, wenn er sich bei diese Jelejenheit mit die 100 beritten« Schutzleute au-'s Buch hält« behelfen sollen. Ei weh! UebrijenS könnte ich noch «in halbe« Dutzend solche neue Eonflict« mit d e jeehrte Sicherheitspolizei erzählen, wenn mir nich mein un ihr Pa pier dazu zu Schade wären Jejenwärtig soll nu in „höhere Kreise" (womit wahrscheinlich di« Minister jemeint sind, weil di« sich im mer im Kre>s« herumdrehen) viel von «ine jänzliche Abänderung der Polizei die Rede sein, — ob's nu blo« bei di« Rede bleiben wird, oder ob's überhaupt wahr iS, weiß ich nich. Auch schreien unsere Zeitungen täglich: Zedlitz iS abgegangen, — Zedlitz geht ab, — Zedlitz wird abgehen, — ob's wahr iS, weiß ich eben falls nich. Di« neuen Broschüren von Mathias, k la Eichhoff, find confiscirt worden, da- weiß ich, un da- deutet noch auf ziemliches, oder vielmehr unziemliche« Festefitzen. Für heute fitze ich auch fest, wenn auch nich mit'n Stoff so doch mit dir Feder an da- Ende de- Papier« und schließe daher al- Jhr unendlicher Freund Willem Schweppke. k<mD«rei, sM L Kesrorues lvl Kgl. großen Garten. OM Tom's Hütte: Hellte Röhrenklllhen. Z>ko1i>KrLpIÜ6, Ä' Gefuch. Ein junger, arbeitsamer, zuverlässiger Mensch, 26 Jahre alt, welcher auch Garten arbeiten verrichten kann, sucht sofort als Markthelfer oder in einer Anstalt al< Haus diener «ine Stelle. Adressen bittet man ab- zugeben Schloßstraße 22 im Bureau der „Saxonia".