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— Uns«« Pfingfifeiertag« find die-mal von der Witterung höck-st ungünstig bedacht. Di« mittelst Dampfwagen untz Dampf« schiffen zahlreich herbeigcströmtrn Fremden, (aus Berlin; lamm 3 Sxtrazüge) weiden dießmal ihr Amüsement mehr i» der Stadl su chen müssen, zu Parthien nach der Umgegend find di« Temperatur von 4-5 Grad Wärm« und die gelegentlichen Regenschauer we nig geeignet. — Brodpreise vom IS. bi- mit 25. Mai d. I.: 1) feine- Roggenbrod (Lockwitzer) höchster Prei- 14V« Pf. da- Pfund, Niedrigster IS Pf.; 2) hausbackene- Roggen- brod (Leipziger) höchster Prei- 12 Pf. da- Pfund, niedrigster Pf.; 3) Schwarzbrod höchster Preis 10V»Pf. da- Pfund, niedrigster 7 Pf. Der Esel im Zoologischen Garten, oder: War drm Einen recht ist, ist dem Andern billig Motto: „Nur keine Zurücksetzung'" Im Zoologischen Garten war gestern Abend wieder eine große Versammlung sämmtlicher Thiere, eine Plcnarfltzung, um eine überau« w chlig« Angelegenheit zu berathen. — Veranlassung dazu hatte Niemand ander« gegeben als ein Esel. E« ist nicht zu leugnen, daß in gesellschaftlichen'Vereinen «In Esel schon manchmal Verwirrung angerichtct, Zank und Hader hervorgebracht. So auch hier. Der Esel hatte «S höchst un- gnädig vermerkt, daß in einem Institut zur Bereicherung der Wissenschaft und de« Vergnügen- man seiner werthen Person nicht im mindesten gedacht habe und kein Exemplar seine« Geschlechte- zu finden sei Er fühlte sich schauderhaft zurück^esetzl. Zn seiner Eingabe an den Verein, der sich unter den Thieren ge- bildet und wo der große Bär als Präsident sungirte, hatte Er besonder- hervorgehoben: daß doch so mancher Verein bestehe, der nicht angestanden habe, einen Esel als Mitglied aufzuneh- men, selbst da. wo durch Ballotage abgestimmt werde. Der Bittsteller hatte sich deshalb persönlich da- Wort erbeten und Bären, Gemsen, Hirsche, Füchse, Affen, Seehunde, so wie die Kameele und da- sümmtliche Federvieh vom Adler und Geyer an waren auf dem Platze. Nur die Eulen, diese Philosophen der Vogelwelt hatten absagen lassen, schickten aber in der Person der Elster einen Ersatzmann, wahrscheinlich weil Elsteraugen in jung- ster Zeit besonders viel von sich reden gemacht. Die Aufregung über da- Anfinnen de- Esel« war groß. Die Sitzung, welche schon mehrmals vertagt worden, mußte aber vor sich gehen, um allen Schein von Ungerechtigkeit zu vermeiden Ein Waschbär, der, um mit der Zeit fortzugehen, Unterricht in der Stenographie genommen, wurde zum Protokollführer er nannt und der Esel schickt« sich an. die Tribüne zu besteigen. Sein Erscheinen erregte furchtbar«» Spektakel. Der Bär schlug mit der Pfote auf und gebot Ruhe, wodurch Eine- der Kamecl« so arg in Zorn gerieth, daß e- den Bär «inen Ochsen nannte — Inmitten von dem Gewieher, Pfeifen und Kikriki er bat sich der Hirsch das Wort. Al« die Ruhe hergestellt, meinte das Edelwild: grau sei di« Farbe der Erfahrung, man müsse den «hrenwerthen Sprecher anhören. Zweitens hätte schon so mancher Esel in Versammlungen gesprochen und da- Wort geführt, es möge auch heute geschehen Meister Langohr betrat die Tribüne und nachdem er sich ge räuspert, Hub er also an. Verehrte Anwesende! Ich bin ein Esel und wa- dieß zu be deuten hat, wird Jeder einsehen, wenn er bedenkt, in welchem An sehen seit Adams Fall der Esel bei Fürsten, Rittern und Gelehrten gestanden. Wie so? fragte das Rennthier. — Au- welchem Grunde? fragte ein Affe, der vor Aerger im Gesicht ganz blau wurde. Dieß werde ich Euch beweisen und zwar auf der Stelle; meine Mittel erlauben mir da-! — Nicht nur mancher Prophet ritt auf einem Esel, sondern auch heidnische Götter als da find: Vulkan, Bacchus, Eilen,, und der Satyr, wie man noch unlängst erblickt als im Theater: „Orpheus in der Unterwelt" gegeben wurde. Bon den Propheten waren e- besonders Bileam, Jesaias und Zacharias. Allein dieß ist noch nicht genug: di, Ritter de-Orden- der heiligen Dreieinig. keit, Sancho Pansa und der heilig« Peter der Eremit, übten die «dl« Reitkunst auf Eseln. Zn Gebirgsgegenden rettet alle Welt, selbst die schöne reitet auf uns, weil der Esel frei von Schwin- del ist — Wenn e-für die Gelehrten keine Eselsbrücken gäbe, so würde es mit ihnen sehr schlecht stehen. Doctordiplome und päpstliche Bullen werden auf unsere Haut gedruckt. — Dichter und Schriftsteller aller Zeiten haben uns verherrlicht: Apulegu« in seinem Bache »vom goldenen Esel"; Buridan in seinen .Ouest tonen'; Cervantes in seinem „Don Quixote"; Shake«, pear« in seinem »Sommernachtstraum'; Voltaire in seiner .Pucelle'; Wieland in seinen .Abderiten'; Kotzebue in seinem „Hyperboräischen Esel* und der Hofrath Dingelstedt in seiner No vell«: »Der Esel-Fritze". Sodann haben wir auf deutschen Thea tern in der „Preciosa" auf der Bühne gespielt, im Jahre 1844 noch auf dem Leipziger Theater in Räder'« „Don Qu xote". — Ist dieß nicht Verdienst und Auszeichnung genug! Nein! nein! schrie di« Versammlung, schm« ßt den Pinsel herunter. — Pinsel? brüllte der Esel. Pinsel? Habt Dank, daß Ihr meinem Gedächtniß zu Hülfe kommt, denn selbst Maler, die keine Pinsel gewesen find, versuchten an uns ihre Talente. Tischbein stellte «ine EselSgrschichte in Gemälden dar und Blumauer, der Dichter der »Aeneid«' besang den Esel in ein« ihm eigendS ge widmeten Ode. Eine ganze Etique von Fabeldichtern, Acsop, Phädrus, Geliert, Gleim und Pfiffet lassen uns in den lehrreichsten Fabeln auftreten. Selbst di« orientalischen Poeten im Märchen von der Prinzessin Eselshaut führen uns dem Volke vor und wer die Werke der Saiyre gelesen, wird gefunden haben, daß wir nicht umsonst auf der Welt find. — Das zieht nicht! rief der Dach«. — Herunter von der Tribüne! kröhlte die Angora-Ziege. Larifari! Redensarten. — Redensarten? Diese- Wort kam nicht aus deiner bock ledernen Seele! Heißt e« nicht im Leben: »Er ist vom Pferde auf den Esel gekommen! — Auf den Sack schlägt man? den Esel meint man.' — Wenn dem Esel zu wohl ist, geht er auf's EiS tanzen' und dergleichen Sprüche mehr Selbst in der Kirchenge- schichte haben wir eine Rolle ges.ielt. Der Orden der heiligen Dreieinigkeit nannte sich bis in« Jahr 1276 der Eselsorden (oräo «sinormv), weil dessen Ordensbrüder ihre Ressen b!o« auf Eseln machten. Auch ein religiöse« Fest, das sich vom sechsten bis ins sechzehnte Jahrhundert erhielt, ist nach un« benannt worden und wer Dolz'S „Geschichte Leipzigs' gelesen hat, dem wird bekannt sein, daß der sogenannte „Palm-Esel" daselbst vor 300 Jahren stet« am Palmsonntag eine große Rolle gespielt hat, in Leipzig, wo cs vor mehreren Jahren noch einen Eselsplay gab, der aber später den Namen Ritt er platz erhielt. (Beifall) «in Be weis. zu welchen Ehren ein Esel in einer Universitätsstadt gelan gen kann. Ob dieser spitzen Rede und Beleidigung wollte ein Spießer den Sprecher auf Pistolen fordert. Der Bär aber sprach: Ruhe dort hinten! kein Duell! das führt nur zu weitiäufigen Erklärun gen, ich sehe hier Heller. (Bravo) Schon bei den heidnischen Völkern, begann der Esel weiter zu sprechen, erfreuten wir un- als zu den bedeutendsten Symbo len gehörend, einer religiösen Verehrung. Die Hyperboräer opfer- ten alljährlich Einen von unfern Leuten dem Weissagegoite Apol lon, und bei den Römern waren die Esel der Cybele heilig, weil bei einem Zwcckessen der Götter SilenS Esel die von Priap be drohte Keuschheit der schlafenden Göttin Vesta gerettet, indem er sie durch das Presto seine« U—ah aus dem Schlaf« geweckt hatte. Dieß konnte nur ein Esel thun, sprach der Bock, für welche unzeitgemäße Bemerkung ihm der Bär einen Katzenkopf steckte. Der Esel ließ sich durchaus nicht stören und erzählte, daß di« Römer den Eseln die Ehr« erzeugt, fortan die Heiligthümer der Cybele zu tragen, daß sie bei den Vesta-Festen bekränzt und dann dem Mars und PriapuS geopfert worden wären. Laßt ihn nicht weiter reden, er ist ein Jesuit! brüllt« der Seehund. — Ruhig! entgegnet«, kaltblütig der Esel; ich werde reden und nun erst recht, weil dereinst zwei Esel durch göttliche Gnade die Gabe zu reden erhielten. Es war die« der selige Esel de- BacchuS und der Esel Bileams. Seitdem hört man noch gar >T viele 6 bemerkt der Au sondern bekannt pen un fitätSsta soll wa den W Rosen, der We anzüglii Sache i Keine 5 unehrlic genes, > Früher selbst de dikal: l wir zur den die kinnhack« noch hei verrtng«' (Bravo, setzte« P allen G ist oft r besitzt in pro Flas Wachenh Deideshe Laubenh, Niersteine Förster Geißenhei RüdeShei Markobri Llebfiaue Hochheim Frankenr Mosler geliefert . Chanipm Feine Ti r«»> > Die