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am 31. Juli desselben Jahn« als königl. AmtSsteuer-Einnehmer zu Dresden in dm Staatsdienst berufen wurde. Zwei Jahre später wurde er zum königl. BezirkSsteuer-Einnehmrr ernannt und sungtrt« al« solcher zuerst in Pirna, dann in Meißen und seit 1838 in Dresden Schon in seiner Stellung als Schockstrurr- Einnehmer wurde der Jubilar zum königl. Gteuerrevisor erwählt und hat als solcher bei den Catastrationen von Dresden und den RathSdörfern gearbeitet, während er später bei Einführung des neuen Grundsteuer-System- als königl. Conimiffar dir Einschätzung sämmtltcher Städte Sachsens leitete und in dieser Stellung eine ebenso umfassende als segensreiche Thätigkeit entwickelte. Eine rast los« Arbeitskraft, «in scharfer, die praktischen Verhältnisse rasch er kennender und abwägender Blick, sowie eine durch langjährige AmtSthätigkeit immer mehr erweiterte und durch «in seltenes, noch im hohen Alter frisches Gedächtniß unterstützte Sach- und Perso nalkenntniß hat dem Jubilad in seinem schwierigen Berufe die all fettigste und wohlverdienteste Anerkennung verschafft, die denn auch an seinem Ehrentag« den entsprechenden Ausdruck gefunden hat Wir erwähnen nur. daß der Jubelgreis, welcher sich trotz der mühevollen Arbeit de« Berufslebens einer bewundern-wcrthen kör perlichen und geistigen Rüstigkeit erfreut, vorgestern früh von einer Deputation de« Stadtraths, an deren Spitze sich der Herr Ober, bürgermeister Pfotenhauer befand, beglückwünscht wurde; ein Gier cheS geschah Seiten der Mitglieder der städtischen OrtSabschätzungS- Commission, welche überdies ihrem langjährigen Vorsitzenden eine Festgabe überreichten, während die früher» Expedienten des Gefrier ten ihn mit einer geschmackvoll ausgeführten Votivtafel überraschl ten. Möge cS dem wackern Jubilar vergönnt sein, noch lange mit ungeschwächter Kraft in seinem Amte zu wirken; möge ferner ein ungetrübter Lebensabend seine virliährige amtliche Thätigkeit krönen, auf welche er mit wahlberechtigter Genugthuung zurück blicken kann. (E. Dfz ) — Gestern Nachmittag fand die Hauptverhandlung gegen den RabbinatS-Kandidaten Michael Wormser aus Michelstedt we gen Betrugs statt. — Die bekannten schönen Orangeriebäume zieren wieder un fern Zwinger. Wenn ihnen schon die Luft fremd ist, die sie ein athmen, so mag fie der kühle Thau und Regen unserer jetzt nicht eben schönen Maitag« manchmal unangenehm berühren. Und doch genießen fie seit langen Jahren in ihrer beengten Einschränkung, was fie zum Gedeihen bedürfen, e- werden wiederum die Knospen schwellen zu silbernen Blüthen und goldenen Früchten Als wir diese Orangenbäume gestern betrachteten, standen ein Paar fremde Leut«, Auswanderer, dicht dabei und ließen ih.e Blicke auf den Bäumen ruhen Es waren Auswanderer, fie dachten vielleicht daran, wie fie bald das Schicksal in «ine fremd« Umgebung und unter dir Bewohner eines anderen Landes versetzen werde. Wir wünschten ihnen eine glückliche Reise und dachten: eS find Leute von Kraft und LebenSmuth und somit werden fie einwurzeln auf fremdem Boden. Strebt ja die Kraft überall zur Höhe und zum Lichte, und die ausländischen Blüthen und Früchte werden ge wöhnlich mehr bewundert und geliebt, als di« einheimischen. — Am Mittwoch früh 7 Uhr fand auf hiesiger Vogelwiese dir alljährliche Droschkenrevue vor dem stellvertretenden Polizei« Direktor, Herrn Polizeirath Schwauß, statt. Die 200 vorbei- defilirenden Droschken schienen zum größten Theil den Anforder ungen der Behörde zu genügen und nur bei einigen fanden ge- ringer« Ausstellungen statt. Wir wollen bei dieser Angelegenheit anerkennend erwähnen, daß die in den Droschken angebrachten Fahrtaxen, welche durch den Zahn der Zeit unleserlich geworden waren, seit einigen Tagen durchweg erneuert worden und die Fahrpreise jetzt wieder deutlich zu lesen find. — In Leipzig erscheint jetzt eine .ConcurSzeitung", in der all« Bankerotte oder „Platten', die in der Welt Vor kommen, Aufnahme finden und mttgetheilt werden. An Lange weile wird'« da auch nicht fehlen. — Der „Doigtl. Anz." schreibt von daher: Lasen oder hör ten wir sonst von einem achtmonatlichen Winter, der auf nördli cher gelegenen Gegenden schwer laste, dir Leute in die Zimmer banne, auf die Lunge schmerzlich «inwirke re. — da kam un- rin Schauer der Furcht an, und wir priesen uns glücklich, unter ei nem Milderen Himmelsstriche zu wohnen. Run, diesen Winter konnten wir mit Petersburg, Stockholm und noch nördlicher ge legenen Gegenden kühn concurriren, wa« sowohl Streng« al» Dauer de« Winters anlangt, denn sogar der Mai hat sich in sei nem ersten Viertel als Wintermonat eingesührt. Besonders schlecht benahm fich zuletzt der April. Auf dem Walde an der böhmischen Grenze hin Schnee im Ueberfluß; wa- ein Tag versäumt«, besserte der andere nach. Bei Posseck mußten die gelegten Kartoffeln wie der herauSgenommen werden, weil fie erfroren waren. In der Gegend von Karltftld und Wildenthal hatten die Waldarbeiter kaum wieder angefangen, durch lohnende Arbeit die Brodschulden des Winter- abzustoßen, so mußten fie auch schon wieder aufhö- reu. Die Bauten in OelSnitz, Plauen re. stocken, weil nicht genug Ziegel zu schaffen find, die bei dieser Kälte nicht tiocken werdrn. DaS stärkste Stückchen hat April noch an seinem Scheidetage ge liefert, indem am 30. ein Schuhmachergesille bei WlSdruff (bei Dresden) erfror! Dieser war freilich betrunken, aber starker Ta bak bleibt« doch! Bi- zur Himmelfahrt ,st, wie gesagt, Mat ge treulich in die Fußtapfen seine« Vorgänger« getreten Karl der Große hat den Mai „Wonnemond" geheißen. Höchst wahrschein lich hat ihn der treffliche Kaiser nicht im Voigtlande durchlebt, auch läßt sich aller fortgeschrittenen Cultur zum Trotze dir kühne vermuthung aufstellen, daß vor 1000 Jahren der Mai fich besser aufgeführt haben muß, al- Heuer in seinem ersten Viertel oder vrittheil; sonst würde er damals eine weniger reizend« Benennung erhalten haben. Wonnemond! Als Einleitung 4—5 Grad Kälte, Schnee- und Graupelwetter — woher soll denn da di« Wonne kommen? Wo sich voreilig und naseweis Blüthen hervorgewagt hatten, wir in Würzburg. Wien rc., find fie natürlich jämmerlich erfroren, und die umsichtigeren und zurückhaltenderen Knospen hätten wohl jeden Augenblick vor Aerger und Ingrimm, aber nicht vor »Wonne* platzen mögen. Im „ Eh. Tgbl." besingt Je mand die Anfänge de- heurigen Mai recht treffend, wie folgt: Ihr Dichter, die den Monat Mar Begeistert angesungen, Macht ferner nicht mehr solch Geschrei Ob de« „gelungnen Jungen!" Stopft lieber eure Hälse Und kauft euch warme Pelzet Nach jeder „holden Maiennacht" Bedeckt der Schnee die Dächer, Der „Maiensonne Morgenpracht" Schaut trübe, wie ein Zecher, Den in der dunklen Kammer Beful ein Katzenjammer. Wer „baden möcht' im Maienthau", Der kann mit Schnee sich reiben; Wer wandeln möcht' auf grüner Uu, Der kann noch stecken bleiben, Und gar zum schlimmen Ende Erfriert er Füß' und Hände. Wenn ihr uns keinen wahren Mai Rach Reaumur mögt bieten. So laßt mit eurer Singerei Uns endlich auch in Frieden! Ja, stopfet eure Hälse Und kaust euch lieber Pelze! So hat fich denn die reichliche erst« Halft« unsere« voigtländischen — e« war anderwärts aber auch nicht viel besser — sogenannten Frühling- oder holden Lenzes al- erstgeborner Range de« Win ters, als Apfel, der gar nicht weit vom Stamm« fiel, auSgewie- «n und wir werden vom Glücke zu reden haben, wenn er in sei nen letzten sechs Wochen bi« zum längsten Tage ein andere« Ge wand anzieht. Alt genug ist er nun, um verständig zu werden. — Nun, er hat seitdem schon versucht, fich zu bessern, und wenn vorstehend« Lection zur ferneren Besserung beitragen sollte, wäre lr nicht vergeblich gewesen. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen: Heut« Sonnabend VnrmittagS 9 Uhr Hauptverhandlung unter Ausschluß der Oeffmilichkeit wider Gertrud« Streckfuß au- Coblenz wegen Verheimlichung der Geburt. Vorsitzender GerichtSrath Ebrrt. Tage-gefchichte. Dresden, IS. Mai. Der Kaiser von Oesterreich, der e» besser wissen kann,, al» wir, hat in seiner An- oder Thronrede an