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Tageblatt ftk »eich. lilzl. «ora. 7 «. Zk»sr»«t», d.Sp-s'M« S Pf. «erde«» «. 7 (Aoeeat. bis>Ä.) a„ge»o««t> is dfr»kpedltio«: Zoß«il»es-»llt« »ad Waise»ha>««stra-t «. Nr. 124. Unterhaltung md Geschäftsverkehr. Nitredaetmr: «heodor Arabisch. ÄS»«», vierteljährlich SS Ng». d«t nnentgeldl. rtefernxa I»'« -a»<. Vnrch die Kgl. Post vierteljährlich »A Ngr. »ixzelne N»««n» 1 «gr. Sonnabend, den 4. Mai 1861. Dresden, den 4 Mai. — Se M. der König hat genehmigt, daß der Oberberg- ham tmann Freiherr von Neust zu Freiberg das von Sr. M. dem Kaiser von Rußland ihm verliehene Großkreuz des St. Stanis laus-Orden- annehmc und trage. — Se. M. der König hat genehmigt, daß der Professor an der Bergakademie zu Freiberg. Bergrath v. Ml. WeiSbach, den von Sr M dem Kaiser von Rußland ihm verliehenen St. Annen-Orden II Classe annehme und trage. — Die Zweit« Kammer wählte sich gestern in der Person des Abg. v Soth einen stellvertretenden Sccretär und beschäftigte sich sodann mit Petitionen- — Oesfentliche Gerichtsverhandlungen: Nachdem die an voriger Mittwoche begonnene Hauptverhandlung gegen die Eve Ros. Gräse aus Königstein-Nünchritz erst am vorgestrigen Nachmittag und Abend zur Fortsetzung und Vollendung gelangte — daher wir über dieselbe erst morgen berichten werden — fan den in der zwischen Anfang und Fortsetzung liegenden Zeit zwei anderweite Verhandlungen statt, die erste gegen den noch nicht l8jährtg«n Schreibereibeflissenen Lorenz von hier. Derselbe befand sich in Condition bei Hrn. Adv. Köhler allhier, welcher versicherte, daß er ihn nur deshalb in seine Dienste genommen, weil er ihm als ein so außerordentlich ehrlicher Mensch empfohlen worden sei. Als solchen hatte er ihn auch zeither nur kennen gelernt, und trug daher kein Bedenken, ihm zu Anfang dieses Jahre- einen mit 106 Thlr. L Ngr. beschwerten Brief zur Besorgung an die Post, anstatt anzuvertrauen. Lorenz aber, dessen Ginn entweder nach /lußen stehen, oder dem seine etwas gestörten Familienverhältnisse das Verbleiben allhier verleiten mochten, unterschlug dieses Geld, indem er den Brief unterwegs in einer Hausflur aufmachte, zwei der Siegel durch ein mitgenommenes Streichhölzchen auflcimte, die Kassenscheine herausnahm und dann den Brief vermittelst des heim lich r>ngesteckten NotariatSfiegele de- Herrn Absenders wieder zu macht«. Mit diesen Geldkräften versehen, reiste er stracks nach Hamburg, woselbst -s ihm gelang, ein Schiff zu finden, das ihn mit nach England nahm. Was will aber ein so junger Mensch, der nichts weiter als ein Bischen schreiben gelernt hat, in einem fremden Lande und unter einem Volke, dessen Sprache und Sitten er nicht kennt? So lang« da- Geld widerhielt, mochte es gehen, was aber sind in England hundert Thaler oder noch weniger? Kurz, als da- Geld alle war, wußte er sich keinen Rath mehr und suchte Mittel und Wege, sich nach Hamburg zurückspediren zu lassen. Dort angekommen, stellte er sich sofort bei der dafigen Polizei und wurde nun mittelst SchubtranSporlS in seine Heimath Dresden gebracht. ES war natürlich leine Idee an Läugnrn und Bemänteln, daher auch die Vertheidigung-aufgabe de- Herrn Adv. Fränzel «ine ziemlich undankbare war. Das Urtel d«S Gerichts hofs lautete auf 10 Mon. Gesängniß. — Derselbe Herr Verthri« diger fungirte unter gleich ungünstigen Verhältnissen in der zwei- ! ten Hauptverhandlung. Diese betraf «inen berüchtigten jungen, Dieb, den 21jährigrn Kramer von hier, der trotz seiner Jugend bereits mit Gesängniß und CorrectionShaus, sowie zweimal mit Arbeitshaus bestraft worden ist. Derselbe leitete bei Befragung da- ihm beigemessene Vergehen durch eine Fabel ein, wie man sie bei Leuten seines Gelichters sehr^häufig zu hören bekommt. Er hatte nämlich in dem Hufeland'schen Hause (Schießhautplatz Nr. 7) einen bedeutenden Diebstahl an Geld und GeldeSwrrth verübt, dessen Gesammtbetrag sich weit über 360 Thlr. belief. Da er- zählte er nun, er habe sich eines Abend- dort in der Stille Ein gang verschafft und sich von der Treppe aus ätrf den Oberboden verfügt, um daselbst di« Nacht zuzubringen. Früh als er auf- gewacht und hinuntergegangen sei, habe die Kälte es ihm plötz lich sehr unangenehm fühlbar gemacht, daß er keine Fußbekleidung besitze; um sich daher eine solche möglichst zu erbetteln, habe er ^an eine Thür in der ersten Etage geklopft. Niemand habe geru fen .Herein!', er sei daher ohne Weiteres in die nicht verschlossene Stube eingetreten. Al- er aber wieder heraus gewollt, sei die Stube zugewesen. Letzterer Umstand, der. wie wir sehen werden, sich vollständig' bestätigte, erklärt sich wahrscheinlich dadurch, daß K. irgend einem in die Stube Gehenden nachgeschlichen ist und drin nen sich vor diesem zu verstecken gewußt hat. bis derselbe wieder fortgegangen war und ihn tingeschlossen zurückließ Nach 1 l Uhr ! hatte noch der Geschäftsführer und Neffe Herrn HufelandS, Herr ! Meißner, einen zu dieser Zeit angekommenen, mit 270 Thlr. 15 Ngr. beschwerten Brief in jene Stube abgelegt, und Kramer mo- dificirte sein frühere- Vorgcben, daß er den fraglichen Diebstahl schon früher verübt, jetzt dabin, daß er die- erst nach jener Zeit gethan habe. Kurz, gegen 12 Uhr tritt in Begleitung eine- Ge- hülfen, dem sie Zucker verabfolgen will, plötzlich Madame Hufe- land in die Stube. Da steht ein Kerl vor Beiden, kreideweiß und knieschlotternd. Man weiß nicht, wer von beiden Parteien mehr erschrocken sein mag. Vom Schreck hatte sich indeß der Gehülst nicht übermannen lassen, sondern war sofort, um Allarm zu machen, in- Haus hinunter gelaufen. Während dem fragt Jenen die erstaunte Madame, was er denn hier mache, aber er antwortet: .Nicht-', und anscheinlich in namenloser Verlegenheit und trippelnd vor Angst, sucht er mit der Ausflucht, er müsse schnell auf den Abtritt, neben der Madame H. weg da« Freie zu gewinnen. Aber schon in der Hausflur kommt ihm die von dem hinuntergesprungenen Gehülfen herzugeholte Hülfe entgegen, be- stehend in Arbeitern und anderem Dienstpersonal, zu denen sich auch der genannte Herr Meißner gesellt. Nun war freilich von