Volltext Seite (XML)
^<S7 — Betrachte ihn genau. Sieh«, e« ist «in Grenzstein, der die Nergangenheit von der Zukunft und der da- Leben vom Tode scheidet. Siche, e- ist «in Denkstein, er erinnert an die Thaten durch Worte — er mahnt durch Schriftlichen an Pflichten und Verbindlichkeiten, betrachte ihn genauer, es ist ein Baustein. Dieser Eckstein, erhalten au- dem Schutt« einer ver fallenen Hülte, ist nun ersehen zum Grundstein eine- himmli schen Aufbaues. Und einen solchen Stein, wenn auch kein wirk licher, irdischer daliegt, erschaut der Geist auf jedem Grabe. Diesen Stein wälzt die Zeck nicht weg und — Jeder bear beitet ihn selbst. Jeder richtet ihn schon zu durch seine Ge sinnungen und Thaten. Nur da- Eingraben der Inschrift über nimmt zuwelcn mit Freuden die Nachwelt. Ader die Grab- schnst selbst. Wie ist doch Alles so werth und theuer, wa- daS Andenken an geliebte Todte lebhaft hervorruft. Wie oft werden da die wenigen Worte an dem Grabmale und Denk steine gelesen. Da treten Kinder und Eltern, Geschwister und Freunde an das aufgejchlagene Trauerbuch. Wie schwinden da Namen in Namen. Wie stießen di« Zahlen m Zahlen, die Jahre in Jahre zusammen. — Wie nahe stehen neben einan der Geburt, Hochzeit und Sterbetag. Sie stehen da wie Mor gen. Miltag und Abend. — O. wie bewegt und rührt das Lesen dieser oft halbverwischten und doch noch leserlichen, tief eingegrabencn Grabschnst. Ost aber erweckt sie auch nur den «ingesä,läfcrtcn Schmerz. Ach, und doch beschwört sie vergebens den Schatten aus der Gruft herauf. — Aber sie ermahnt, wie sie tröstet, sie ermuntert, wie sie betrübt. Denn manche- Sinnwoit von einem Todtenmalc, mancher Denkspruch irgend einer Grabschrift rief große Thaten und herrliche Namen im Leben hervor. Nicht gleichgiltig laS der Jüngling, was der Mann gcthan. Nicht unbeachtet blieb es dem Manne, mit welcher Ehre der Greis in die Erde sank. Die Tochter über denkt beim Lesen der Grabschrift ihrer todten Mutter ihr eige ne- Leben, der Sohn hört in der Grabschrift seines todten Vaters ein »kräftigendes Wort. Ja, Viele, die da lesen, keh ren getrost und stark zurück, und werden, wie die geehrten Todten waren. — Welche Gefahr oft über den Häuptern der Mensch-n droht und durch höhere Fügung abgewendet wird, ergab sich am vergangenen Donnerstag Nachmittag halb 4 Uhr, wo bei Schönau eine ca. 60,600 Centn» schwere Felswand, die sogenannle Staub'sche, herabstürzte und mit ihrem Gestein eine Strecke der Schienengleise auf der vorübcrsührenden böhmischen Eisenbahn bedeckte Das eine Gleis wurde mehr, da- andere weniger beschädigt. Durch herbeigerufene Arbeiter, die mit Elser ans Werk gingen, durch Sprengen des FelSblockeS rc. wurde binnen kurzer Zeit das eine Gleis frei und dann auch dar andere zum Dienst wieder brauchbar gemacht. Die Trümmer rollten in das Elbthal hinab und da durch die schleunige Ausbesserung der Gleise Alles wieder in gehörigen Stand ge- sitzt wurde, »litt der Verkehr weiter keine Störung. Um die Wand loszutrcnncn, hatte man schon seit einigen Wochen an dersilben gearbeitet, natürlich allemal in der Zeit, wo die Bahn frei war, und in den Zwischenpausen der Bahnzüge. So hatte man auch zu jeder Zeit ein wachsames Auge auf diesen Fels- block geratet und solchen strenger Beobachtung unterworfen, um die ankommcnden Züge im Fall der Gefahr rechtzeitig w-rrnen zu können. — Der Frankfurter Aepfelwein scheint sich auch in unserer Stadt als beliebtes Getränk einbürgern zu wollen. Zwei hie sige speculative Restaurateure verkaufen denselben zu einem an- nehmbarcn, billigen Preise, damit diese- äußerst gesunde Getränk auch den weniger Bemittelten zugänglich werde. Ein« beson ders reine, Helle und wohlschmeckende Sorte ist in der Hahnel- schen Restauration „zur Stadt Titschen", kleine Frauengasse 10, zu finden. — Ein bedauernswerther Unfall erreignete sich Mittwoch Abend halb 8 Uhr auf der Elbe zwischen Pillnitz und Heidenau. Der Schlff-mann Fähre war im Begriff, in seiner Schaluppe zwei Männer nach dem gcgcnseitigetl Ufer überzusetzen. Da kommt mrlten auf dem Strom mck vollem Segelwind eine stromabwärtS- fahrrnde mit Ziegelsteinen beladene Zille angesahren, deren Steuer ruder von einer Frau gelenkt wird und wie «- scheint, mit un kundiger Hand. Durch plötzlichen Anstoß wird die Schaluppe von der Zille in die Fluth gebohrt. Beim Sinken derselben hiel ten sich die zwei Passagiere der Schaluppe an die Segelstange und e< gelang ihre Rettung; Fähre hingegen, welcher in diesem Au genblick mit dem Ordnen de- Segel- beschäftigt war, stürzte in die Elbe wo er leider seinen Tod fand. Versuche zur Rettung in dem verhängnißvollen Moment von Seiten der Gegenparthei wur den bei der Bestürzung überhaupt noch dadurch gehemmt, indem di« Zille bei dem Zusammenprall selbst ein Loch bekommen, wo durch Wasser eindrang, dessen AuSschöpfen sich sofort dringend heraus stellte. — Am vergangenen Dienstage warf sich auf der schle sischen Bahn ein Schuhmacher au- der Gegend von Nadeberg daselbst auf die Schienen und »wartete somit den ankommen- den Dampfwagcn, um sich den Tod zu geben, der auch durch diesen Umstand auf der Stelle erfolgte. — Am Mittwoch Nachmittage wurde in der sogenannten Have, am linken Elbufer unterhalb des .WaldschlößchenS", der Leichnam eine- ncugcbornen Kinde- männlichen Geschlecht- aufge funden. — Am 4. Ziehungstage 5. Klasse 59. K. S. Landeslotterie fielen folgende größere Gewinne auf beigesetzte Nummern: 10000 Tblr. auf Nr. 33726; 2000 Tblr. auf Nr. lOO l 5785 46718 581 19 60484 65382; >000 Th!r. auf Nr. 693 3603 7986 8983 23356 53526 62347 64995 67158 67180; 400 Thlr. aus Nr. 771 5492 6418 7144 11428 11473 12768 12872 22289 23007 23844 31393 34033 36253 36524 4,818 43084 43740 44134 44486 46989 48228 48894 53692 55337 55979 56065 56401 58855 61862 62481 63211 64964 71301. Tagesgeschichte Dresden, 19. April. Jeder von un- sucht einen Gro schen wieder zu erlangen, wenn ihm derselbe gestohlen oder geraubt worden ist, warum sollte man es denn dem vertriebenen König Franz II. von Neapel verdenken, daß er gern sein Königreich wir- derhaben möchte? Kein Wunder also, daß er sich zu diesem Be huf« alle mögliche Mühe giebt. Kürzer hätte er es freilich nach unserer Ansicht gehabt, wenn er sich von allem Anfänge an mehr Mühe gegeben hätte, sich es nicht nehmen zu lassen, dann hätte er die jetzige Arbeit nicht nöthig. Jndcß hat er von seinen Fein den gelernt, und gleichwie ihn diese durch Wühlerei um Land und Leute brachten, sucht er jetzt homöopathisch da- Verlorene durch Wühlerei wieder zu gewinnen Aber die Garden sind auf dem Damme und lassen sich den erschnappten fetten Bissen, .Königreich beider Sicilien" genannt, nicht so leichten Kaufe- wieder entreißen. Es werden diese Versuche und Gegenversuche wohl noch einige Zeit und namentlich so lange dauern, als Franz II. sich noch in Rom aufhält. Vielleicht macht sie Cavour als neuen Grund gel tend, die römische Angelegenheit in- Reine zu bringen. Fest steht, daß die Nationalgarden, die Bürger der Städte in Neapel und Sicilien, «S mit der italienischen Einheit halten, viele Geistliche dagegen und das Landvolk den Wiederherstellungsversuchungcn der bourbonischen Regierung zugänglich ist. — In Oesterreich tagen gegenwärtig in fast allen Kronländern die Landtage, einzelne find schon wieder mit ihrer Tagung fertig. In den meisten Reden sprach sich Zufriedenheit mit der neuen Verfassung Oesterreichs und Dank gegen den Kaiser aus, auch werden die meisten Landtage tzum ReichSrathe oder Gesammtlandtage für ganz Oesterreich wäh len, haben die- teilweise schon gethan. Nur Ungarn, vielleicht auch das Banat, Kroatien und Slavonien, fürchtet man, würden dickköpfig von einem Landtage für das ganze Oesterreich Nicht wissen, sondern ihren eigenen Gesammtlandtag allein haben, somit ab» Oesterreich spalten wollen. Wenn eS gelingt, die Kroaten und Slavonier zur Wahl für den Reichsrath und zur Beschickung desselben zu bringen, so ist noch Hoffnung, daß die Ungarn mck ihren Trennung-gelüsten ahfaven, wenn nicht, kaum! — Da- neue Protestanlengesetz für Oesterreich ist sehr freifinnig, und selbst die Bewohner mancher erzprotestantischen Länder würden sich Glück wünschen, wenn sie so viele Rechte in kirchlichen Angelegenheiten hätten, als die Protestanten gegenwärtig in dem zu neun Zehn-