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Königliches Hoftheater. Am 6. April: „Plauderstunden', Kleinigkeit in einem «ct nach dem Französischen von Th. Gaßmann. In der Lasciviiät der sittlichen Anschauung und in der Lockerheit und Nichtigkeit de« dramatischen Baue- seinen fran zösischen Ursprung durchaus nicht verläugnend, bietet diese aller« kleinste Kleinigkeit doch den Darstellern «in fast unermeßliche« und kaum genug au-zubeutende- Feld, im fein-raffinirten Nüan- ciren Parade zu machen. Und dieser Vortheil war e-, den Herr Sontag (Arthur) und Fräulein Ulrich (Hortense) ju ihrem Ruhm und zu de- theilnehmendrn Publikum- sichtlicher Befriedigung in schönster Weise sich zu eigen zu machen ver standen. E< versteht sich von selbst, daß die anstößigeren Stel len dieser sonst immoralischen französischen »Kleinigkeit' mit löb- lichem Lact in Wegfall kamen. Hierauf: Adagio und Rondo au- dem L-ssur-Concert von Henri VieuxtcmpS, vorgetragen auf der Violine von Herrn Emil Feigerl au- Wien. Wenn auch gegenüber den in edlerem Style angelegten Kompositionen eine- Spohr, den selbst der eifersüchtige Paganini den »Meister im Gesang der Violine' nennen mußte, dieses Loncert, namentlich hinsichtlich seine- wenig au-gestatteten Ada gio, mindesten- den Vorzug nicht beanspruchen kann, so hat e- doch «in gute- Recht, vermöge sÄner sonstigen Geläufigkeit und praktischen Tauglichkeit Anspruch zu machen auf den Bei- fall, der ihm auch diesmal nicht ausbleiben konnte. Herrn Feiger!'- Bortrag insonderheit betreffend, so ist dessen ge wandte Applicatur und «in in mehr getragenen Stellen wohl klingender Ton in vollstem Maße anzuelkennen, wenngleich an- dererseit- di« WillktrLchkeit seiner Tempi, sowie ferner sein der Compofition weniger angemessenes und noch dazu nicht immer gelungene- schwere- Staccato (nach der Spohr'scken Schule, je doch nicht mit Spohr'scher Sicherheit vorgetragen) die Schat tenseiten seine- übrigen« löblichen Spiele- bilden dürften. Herr Feigerl stellt eben in seiner Person einen Mann mehr zum großen Kontingent der „Virtuosen" auf der Geige. — Den Schluß machte Shakespeare'« „Widerspenstige', worin Herr Sontag für den erkrankten Herrn Dettmer als Luoentio eintrat. — Q. * * HeuMeron und Vermischtes. * Zur Wiederbelebung Scheintodter erklärt sich Paas-z, königl. Physiku- in Berlin, auf's Nachdrücklichste gegen da« sogenannte Stürzen oder auf den KopssteUen im Wasser Verunglückter und gegen das Luftetnblasen bei Scheintodten. In einer soeben von ihm veröffentlichten Schrift: »Erste Hülfe bei Lebensgefahren, »der was muß in solchen Fällen bi« zur Ankunft drS Arzte« geschehen' — legt /)/-. Paasch die Behandlung dar. welch« er »l« die zweckmäßigste erprobt hat. Im Wesentlichen läuft dieselbe auf Folgende- hinaus. Nachdem man den Schein todten gehörig vorbereitet, d. h. den Ertrunkenen au- dem Wasser rntfernt, dem Erhängten di« Schlinge abgenommen, den Erstickten au- der erstickenden Atmosphäre entfernt bat, legt man ihn auf geebneten oder ebenen Boden auf die Bauchseite, unter dir Brust ein fest zusammengerovte« Kleidung-stück, so daß dieselbe fest auf> liegt, der Kopf dadurch eiwa« nach vorn herabhängt, und sorgt dafür, daß Stirn und Gesicht sich nicht reiben können, wa« am besten dadurch erreicht wird, daß Jemand die Stirn in seine Hand aufnimmt. Jetzt drückt man mit der Hand vom Rücken her den Brustkasten etwa- zusammen, damit die noch in den Lungen ent halten« Luft ausgetrieben wird (A u«athmung), dann wendet man langsam den Körper auf die rechte Seite und etwa- darüber hin aus, erhebt dabei zugleich den linken Arm nach oben. Hierbei wird theil« durch die natürliche Elasticität der Rippenbogen, theil« durch da- Erheben de« linken Arme- der Brustkasten wieder aus gedehnt (Einathmung.) Hierauf legt man den Körper etwa- schnell wieder zurück in die Bauchlage, dabei auch den Arm wieder zurückführend und übt wiederum einen Druck auf den Rücken au« (Ausathmung),- dann wendet man den Körper auf dieselbe Seite, den rechten Arm erhebend (Einathmung) und sofort in der Art, daß man etwa 15 Drehungen in der Minute macht. Das Ver fahren erklärt sich selbst: es ist die natürliche Nachahmung de- Athmungsprozesses. Nimmt man noch Streichungen der Glied maßen mit festem Druck von außen nach innen zu Hilfe, so hat man hierin schon die wesentlichsten Momente zu einer Wiederbe lebung zusammen, und es erfordert, was nicht zu übersehen ist, keinen Aufwand von Geräthen. * Der Wahlspruch de- jetzigen Kaiser« von Rußland ist: Besser von oben, als von unten (I,utsvke vreivlm, oe- sokeli soisu). * Der große Ruderwettkampf zwischen den beiden englischen Universitäten Oxford und Cambridge, der in jedem Jahre gewaltig von fick reden macht, ist am 23. März, im Beisein vieler Tausende, auf der Themse vor sich gegangen. Diesmal hat Oxford einen glänzenden Sieg davongetragen. * Aus Kassel erfährt man, daß di« Ehe deS Prinzen Alexis von Hessen-Philippsthal mit der Prinzessin Louis« von Preußen, ältesten Tochter de- Prinzen Karl, durch den Kurfür sten in seiner Eigenschaft als oberster Bischof der hessischen Kirche geschieden worden sei. * Keine Provinz im österreichischen Staate dürfte so gesegnet an Klöstern sein, wie Oberösterreich. E« bestehen da selbst 18 Männer- und 25 Frauenklöster, zusammen also 41 Klöster, eine Anzahl, dir selbst zur Zeit der Josephinischrn Klo- steraufhebung nicht vorhanden war. Vor 10 Jahren zählte Oberösterreich 20 Klöster, dieselben wurden also innerhalb eine- Jahrzehnt« um 21 vermehrt, wovon die meisten der neuen Zeit des Loncordat« ihren Ursprung verdanken. * Carl Schurz, der Befreier Kinkel-, welcher in Ame rika zu großem Ansehen gelangt ist, wird als Gesandter der nordamerikänischen Union nach Turin gehen und auf der Reis« seinen Freunden in Bonn einen Besuch abstatten. * In Hannover werden di« Listen Derjenigen, welche dir Wochenschrift de« Nationalverein« bei der Post bestellen, von letzterer der Polizeibehörde übermittelt, welch« durch einen eigens dafür bestellten Centralbeamten die Nationalgeflnnten über wachen läßt. (?) Für die Frühjahrs- und Sommer-Saison habe ich Neu heiten in reicher Auswahl empfangen und halte solche bestens em pfohlen, ferner mache ich besonders aufmerksam ans mein großes Lager «elnrrnrer 8eiüenvr>srvn, welche sich durch Solidität und Billig keit auszeichnen. 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