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der verhängten 255 Thlr. ergäben. Im Uebrigen s«i ab» auch dich «traf« nach Lag« d«r Sache zu hoch, und rr brantrag« eventuell, das gesetzlich nachgelassene Minimum der Straf« (va« Doppelte) zu verhängen. Herr Staatsanwalt Held vermocht« sich aber nicht für eine Freisprechung zu verwenden, indrM rr schlag«nd nachwies, daß Herr Zölle»» sowohl als dir Kleinert- schen Eheleute gar wohl gewußt hätten, daß im vorli«g«nden Falle von dem Ankauf eines geschäftlichen Werthpapiers keines» weg- die Rede sei, ebenso, daß eine Valuta an Müllern vorher nicht gezahlt worden, sondern es sich um ein bloße» DarlehnS- geschäft gehandelt habe. Dafür spreche auch die vollste Ueber- einstimmung mit der herkömmlichen Wucherpraxis, ferner daß Zöllner die Papiere von einem Agenten gekauft, der sich vor zugsweise von solchen Geschäften nähre und mit dem er der artig« sogenannt« Käufe schon oft abgeschlossen Hab«. ES hieß« dem Wucher Thür und Thor öffnen, wolle man bei so un- läugbaren Beweisen, daß e» sich hier um nichts weiter als ei nen verschlrierten Wucher handele, eine Klagsreisprechung verfü gen. Der Gerichtshof entschied sich denn auch zu Ungunsten der Angeklagten, nur daß er dem Anträge der Vertheidigung gemäß die verhängte Strafe auf 229 Thlr. 15 Ngr. und die Müllern zurückzuzahlende Summe auf 76 Thlr. 15 Ngr. herab- setzte, bei der über die Kleinert'schen Eheleute ausgesprochenen Strafe e« aber beließ. — Die zwei letzten Einsprüche waren von geringerer Bedeutung. Laut des ersten hatte ein gewisser Heinrich Louis Zehl dem Fuhrmann Geißler au« Frauenstein einen auf 5 Thlr. gewürderten Pelz im Trompeterschlößchen vom Wagen gestohlen, und war, wegen Diebstahls schon früher mit 3 Monaten Gesängniß bestraft, jetzt mit 6 Wochen der gleichen dafür belegt worden, obgleich er den Pelz auf dem Dippoldiswaldaer Platze gefunden zu haben vorgab, was aber in den Depostiionen de» Verletzten und den Aussagen eine» Zeugen durchaus kein« Bestätigung fand. Da« Bezirksgericht beließ «S bet d«r ausgesproch«n«n Strafe. — Endlich wurde nochmals über die Eigarrenwicklerin Sophie Pauline Lehmann allyier getagt, welche wegen Entwendung von Cigarren in »- strr Instanz mit 3 Wochen Gefängniß belegt worden war. Auf erhobenen Einspruch hatte das Bezirksgericht in der Sitz ung vom 28. December v. I. dieses Erkenntniß bereits be stätigt, sie aber dagegen Nichtigkeitsbeschwerde erhoben. Das k. OberoppellationSgericht hatte dann auch aus einem rein for mellen (nicht näher angeg«ben«n) Grunde das Erkenntniß der zweiten Instanz wegen Nichtigkeit cassirt, und e- fand deshalb nochmals Verhandlung statt. Die Angeklagte war diesmal per sönlich erschienen und sucht« darzuthun, daß die gegen sie auf getretenen Zeugen sämmtlich falsch geschworen hätten. Sie brachte dadurch — wie auch der Herr Staatsanwalt sehr richtig be tont« — einen sehr unangenehmen Eindruck gegen sich hervor, und da- Gericht bestätigt« auf dessen Antrag, wie zu erwar ten war, da« von der ersten Instanz ausgesprochene Erkennt niß nochmal«. — Da« nunmehr ebenfalls au-gegebene Programm der diesigen Kreuzschule, womit da« Lehrercollegium zudem den 26 d. M. Nachm. 3 Uhr im Stadtverordn«tensaal« abzuhal- tenden Baledtction-actus «inladet, enthält zunächst eine klein« Sammlung von Ansprachen, welch« Herr 0. Mehnert bei ver schiedenen. in der Regel wiederkehrenden Gelegenheiten gehalten hat. Den von Herrn Rector v. Klee gegebenen Schulnachrich- len entnehmen wir Folgende-. Di« Anzahl der Schüler zu Ende de« Schuljahre« betrug 315, von denen 32 sich dem MaturiiätSexamen unterzogen und dasselbe bestanden haben. Bon diesen werden 17 Jurisprudenz, 8 Medici», 4 Theologie und 3 Philologie studiren. Es wird ferner dankend der Gründung zweier Freistellen gedacht, deren Genuß Erlernen zu Theil wird. Di« öffentlichen Osterprüfungen fanden Montag den 18., Diens tag den lv. und Mittwoch den 20. d. M. statt Ueberdem find einige interessante Notizen zur Schulstatistik beigesügt, über die jährliche Gesammtanzahl der Schüler und Abiturienten seit 1849, woraus ersichtlich, daß dieses Jahr die Anzahl der Letz teren unter allen die größte gewesen ist. Die beregte öffent liche Feier der Entlassung wird in folgender Ordnung statt- finden: Gesang de« Eingechor«; Vorträge abgehend» Schüler: Hermann Theodor Urba« au« Dresden: di« Zerstörung Ieru- salem«, hebräischer Dortrag; Julius Alfred Peter au« Dres- den: di« Wirksamkeit de« Sokrates, griechischer Bortrag; Eduard Rudolph Poppe au« Dippoldiswalde: über dir Freundschaft nach einem Spruche Homer«, lateinischer Dortrag; Alfred Ziska Grundig aus Dresden: die hundert Tage, französischer Vor- trag; Albert Bernhard Frank aus Dresden: üb» da- Stu dium der Naturwissenschaft, deutscher Bortrag, Friedrich Oswald Matthäi au-Dresden: üb» die Charaktere inHlöthe's Faust, deutscher Vortrag; Carl Moritz Welte äu« Brlißnitz. Worte de- Abschiedes an die Aurückbleibenden, welche von den Sekun danern Wustmann und Beschorner erwidert werden; Ent- lassung der Abgehenden durch den Rector; Schlußgesang des Singrchor«. — Ein» jener Zeitabschnitt« im Leben, welche eine reiche, volle Vergangenheit beschließen und in dämmernder Fern« die Nebelbilder «in» ungewissen Zukunft dem geistigen Auge vor führen, ist für unsere Jugend herangenaht. Heute wnden die Eonfirmanden vor dem Altar« de- Höchsten da« Gelübde ih- reS Glauben« persönlich ablegen, welche« am Taufstein einst die Pathen für fi« bestätigten. Je heilig» und bedeutung-reicher dies» Tag Jedem erscheinen muß, der da weiß, welch' eine hohe Wichtigkeit derselbe für christliches Glauben und christliche« Leben unser» Jüngling« und Jungfrauen besitzt, desto beharr lich» und entschiedener sollten die Eltern und sonstig« Schutz befohlene der jungen Gemeindeglieder auf eine durchaus wür dig« Feier des ebengenannten Tage« dringen. ES ist eine lei der nicht abzuläugnende Thatsachr, daß da« Wesen der Confir- mation vom Volke wie von den Confirmanden selbst nicht in der Bestätigung de- Taufgelübde«, sondern in der Befreiung vom Schulzwange gesucht wird. Die Folgen dieser verkehrten Ansicht find sehr zu beklagen. Die jungen Menschen können «S nicht »warten, mit der Cigarre im Munde umherzulaufen oder di« öffentlichen Wirtschaften zu besuchen, während die Ei telkeit der Mütter die lieben Töchter oft zur ernsten Feierlich keit herausputzt, als sollten fi« zum Balle fahren. Wahrlich! derartige Verkehrtheiten würden unterbleiben, wollten die Eltern sich recht reiflich überlegen, wie dsrnimöoll und gefährlich der Pfad des Leben« für die Unmündigen zu wandeln ist, daß allein die Kraft aus der Höhe sie bewahren kann im rechten Glauben und in der wahren Liebe. Diese Kraft au« der Höhe erflehen wir aber nicht im lärmenden Gewühl« de- Tage«, son dern durch Gebet und fromme Betrachtung im stillen Fami lienkreise So mögen unsere diesjährigen Confirmanden durch dir That das Bekenntniß ihres Munde« fortan bestätigen, daß di« Erwachsenen auf das heranreifende Geschlecht mit Hoffnung und Freud« schauen können. Dann werden wir auch, im Ver trauen auf den Schutz des Allmächtigen, getrost den kommen den Tagen in« Auge blicken! — Durch die Dampfschifffahrt ist bequeme und billigt Ge legenheit geboten, die von heute an »öffnete weitberühmte Ca- mellten-Ausstellung im gräflich v. Thun'schen Schloßgar ten zu Tetfchen zu besuchen. Der Blumenfreund wird neben dem seltenen und mannichfaltigen Blüthenreichthum, den die Ca- mellten Heu» entfalten, noch durch den Anblick vieler anderen blühenden Gewächse erfreut. — Außerdem hat auch-di« Dampf schifffahrt heute Extrasabrten nach Pillnitz (5 Uhr) und Mei ßen (11 Uhr) veranstaltet. .— Ueber eine bedauerliche Störung de- am verflossenen Dienstag« stattgefundenen Festessen« der Kammermitglieder geben wir nach dem »Leipz. Journ." folgende Mittheilung : »Da« Braun'- sche Hotel war gestern Zeug« eines Vorfalls, den man mit dem Namen Skandal noch glimpflich bezeichnet. Von Zeit zu Zeit giebt der Präsident der Zweiten Kammer. Haberkorn, splendide Diners, zu welchen, außer den Kammermitgliedern, die Minister und Regierungscommiffare Einladung erhalten. Ein solches fand dmn auch gestern statt; und, als hätte man sich zuvor das Wort darauf gegeben, den politischen Streit beim geselligen Mahle zu bannen, trat nach dem ersten üblichen Trinkspruch« der Scherz seine Alleinherrschaft an, die ihm Niemand streitig macht«. Kein« po litische Anspielung tvar zu hören. Man aß, trank, lacht«. Als ab» 0. Heyn», muthmaßlich in der gewiß richtigen Mtinung,