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Grfch. tägl. Morg, 7U Jnsnat«. d.Gpaltzetle k Pf-, werdm b. Ab. 7 (Wvnrrt. Vt- AM.) angtilom«t« :n der Expedition: JohanneS-Alle, n«d WaisenhauSstraße «. Nr. 66. Unterhaltmg Md Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobiflh. Donnerstag, den 7 Witz Adonn. vierteljährlich Al «g». Sei nnenitztldl. Lieferung tn'S Heuet. Durch die Szl. Post vkrrteljchrlich » «zr. LtnMe ««««» 1 Rgr. 1861. Dresden, den 7. März. z — Die Zweite Kammer beendigte gestern die Berathung des Ausgabebudgets für da- Justizdepartement (dessen Positionen überall in der postulirten Höhe bewilligt wurden) auf die laufende und begann die de- Rechenschaftsberichts über dir abg«. schlossen« Finanzperiode 1855j57. — Oeffentlich« Gerichtsverhandlungen: Vorgestern standen unter der Anklage de« ausgezeichneten Diebstahls der früher« Brauer K. W. Klügel aus Gorbitz und der frühere Kaufmann zu Frauenstein H. B. Koch vor den Schranken des Bezirksgericht». Bride find bürgerlich so herabgrkommen, daß sie jetzt sich durch Handarbeit nähren, Klügel ist schon einmal mit Gefängniß, zweimal mit Arbeitshaus »und einmal mit Zuchthaus bestraft, Koch dagegen zeither unbescholten. Der Gr- ster« wurde von Herrn Advocat Fränzel, der Zweite von Herrn Advocat v. Schaffrath vertheidigt. In der Nacht vom 12. bi» 13. Rovbr. v. I. waren au- dem Brauerrigrbäude zu Wölfnitz 3 Stück siebartige Kupferplatten, deren gerichtlicher Tarwerth sich auf 100 Thlr. belief, mittelst Einsteigen- durch «in im Fenster befindliche- Loch gestohlen worden. Schon am andern Morgen wurde Koch in Dresden aufgegriffen, al» er «inen Thril der fraglichen Platten bei dem Gelbgießermeister Herrn Borchardt zum Brrkauf zu bringen im Begriff war, «ährend Klügel erst am 22. Rovbr. in Freiberg zu Arrest gelangt«, wo er ebenfalls einen Verkauf-versuch mit derselben Maare angestellt hatte. TS ergab sich bei dieser Gelegenheit eine ergötzliche Episode. Klügel hatte sich nämlich allda an ei nen gewissen Handarbeiter Michael gewendet, den er während seine« Aufenthalts im Zuchthaus« kennen gelernt, und diesen ge beten, ihm bei Herbeischaffung und dem Verkauf de» Kupfer», da- in dem nahen Naundorf lagere, behilflich zu sein. Michael hatte sich nun herzinnig gefreut, seinen ehemaligen Leidensge nossin wiederzusehen, seine Mitwirkung bereitwilligst zugesagt und dm ganzen Tag über mit ihm flott gelebt und getrunken. Als nun aber der treulose Seelmfreund die- genugsam aus- genutzt zu haben glaubt, begirbt er sich zur Polizeibehörde und erstattet Anzeige. Klügel wird nun zwar sofort arretirt, läug- net aber beharrlich, daß «in Diebstahl in Frag« stehe, behaup tet vielmehr, die Gegenstände von dem Eismhändler Aimmer- manv in Dresden zum Lerkauf erhalten zu haben. Allein es rxistirt nicht nur hier kein Eismhändler diese- Namen», son- dern r» wurde auch derjenige Zimmermann, der allenfalls hätte gemeint sein können, von dem Angeschuldigtm nicht al» der richtige recogno-eirt. Aber etwa» Weitere» wußte er auch nicht anzugebm, und schon hieraus ging hervor, daß sein Anführer, auf lmer Erfindung btruhe. Aber Koch hatte unterdeß Alles I I haarklein gestanden und speziell angeführt, daß Klügel die Platten hrrauSgeholt, er aber draußen Wache gestanden habe; nach gethaner Arbeit hätten Beide das Gestohlene gemeinschaft lich fortgebracht und unter sich getheilt. Auch in der Haupt- Verhandlung blieb Klügel anfänglich bei seiner früher» Angabe stehen, und die» veranlaßte den Herrn Advocat Fränzel zu der Erklärung, daß, wenn dm beiden Angeklagten das Der- weisungSerkenntniß bereits am 5. Febr. publicirt worden, dm Bertheidigern aber die Ladung zur Hauptorrhandlung und dir allererste Notiz über dir Sache erst am 22. resp. 23. Febr. zugrgangen fei, so also, daß dir Angeklagten währmd dieser Zeit sich so gut wie ohne Bertheidiguug befunden haben und ein gegen das BrrweisungSerkmntniß zu ergreifende-Rechtsmtt- tel vollständig abgeschnitten wordm sei, er hiergegen Richtig- keitSbeschwerde erhchen werde. Dieser Erklärung schloß sich au» demselben Grunde auch Herr ft. Schaffrath an. Herr.Staats anwalt Held bezeichnete dieselbe in seinem späteren Gchlußvor- trage als eine vollkommen begründete und fügte dir Andeutung hinzu, daß die angemeldete Nichtigkeitsbeschwerde zwar hoffent lich nicht stattfindm werde — denn Klügel hatte im weiteren Laufe der Verhandlung auf Anermahnung de« Herrn Vorsitzen den und der Herrn Dertheidiger- ein unumwundene« Seständ- niß abgelegt —. wohl aber dm Herren Untersuchungsrichtern als beachtmSwerthe Erinnerung dienen werde, daß da« von dem Gesetzgeber dem Angeschuldigtm rrtheilte Recht der Der- theidigung nicht ungebührlich zu verkümmern sei. Beide Zncul- paten wurden mit Zuchthau- bestraft und zwar Klügel mit 3 Jahren und 4 Monaten und Koch mit 1 Jahr und 9 Monaten. — Im verflossenen Monat Februar hatte die hiifize Spor- kaffe einen Totalumsatz von 88,301 Thlr. 11 Rgr. 1 Pf., indem 3569 Einleger 54,396 Thlr. 27 Rgr. 5 Pf. einzahltm und an 1560 Einleger 34,004 Thlr. 13 Rgtz 6 Pf. zurückgezahlt, dabei aber 5!4 neue Bücher au-grstrllt, 354 erloschene Bücher zurückge- liefert wordm find. — Da» Leihhaus hatte in gleicher Periode einen Totalumsatz von 39,260 Thlr. 10 Rgr-, indem auf 5739 ausgestellte Pfandscheine 32.420 Thlr. 15 Rgr. auSgrlirhm und 16,839 Thlr. 25 Rgr. auf 4754 «ingelöste Pfänder eingenom men worden find. Die Sparkasse hatte demnach eine Rehrein- nähme von 20,392 Thlr. 13 Rgr. 9 Pf., da« Leihhaus dagegen «ine Mehrausgabe von 5580 Thlr. 30 Ngr. (Dr. I.) — In wirklicher Pracht und Schönheit gestaltet sich jetzt der reiche Blumen- und Pflanzrnflor in Lüdicke'S Winter garten, wo dem Auge wirklich zauberhaft die Tausmde von Camelim, Rosen und Azalien rntgegmlachen, die in der reichen I Fülle ihrer Herrlichkeit in der Entwickelung «Nd Vollendung be-