Volltext Seite (XML)
es darin — Gaeta inmittelst durch Capitulation für den Kö nig Franz II. verloren gegangen, so dürfen wir wohl anneh- inen, daß es der Absicht der edlen Geber entsprechen werde, wenn wir die eingcgangene Summe in die Hände der hoch herzigen deutschen Fürstcntochler, der Königin Marie von Nea pel legen, welche zuverlässigen Nachrichten zufolge in diesem Au genblicke in Rom sein wird. Daß Diese die Gelber der wohlwollenden Absicht der Geber gemäß zu verwenden wissen werde, ist nicht zu bezweifeln. Um jedoch sicher zu sein, daß die geehrten Spender mit unserer Ansicht einverstanden find, werden wir bis zum 26. d. M. mit Abscndung der Gelder anslchcn, um Jedem derselben Gelegenheit zu geben, seine et waige abweichende Meinung bi- dahin einem von uns zu er öffnen. — Im FortbildungScursus für junge Damen gebildeter Stände ist morgen folgendes Programm: l) Reibungs - Elek- tricität; atmosphärische Elcktricität; — Herr MathematikuS Seidmachcr. 2) Die einzelnen Künste; — Herr Oberlehrer Fischer. — In Leipzig feierte am 10. d. die dortige deutsch-katho lische Gemeinde ihr 16. Stiftungsfest; ein Sohn von Robert Blum nahm an demselben Theil. Tagesgeschichte. Aus Sömmerda wird gemeldet, daß in den Werkstätten der dortigen Gewchrfabrik eine ungewöhnliche Thätigkeit herrsch!. ES handelt sich dabei um die Anfertigung von etwa 20,000 Zünd- nadelgewehren für deutsche Bundestruppen, deren Regierungen mit Preußen ein darauf bezügliches Abkommen getroffen haben AuS diesem Grunde befindet sich dort außer dem gewöhnlichen preußi schen Commando ein anderes größeres von 60 Mann der ver schiedensten Grade aus den betreffenden deutschen Staaten Weimar, Oldenburg, Waldeck, Bremen, Lübeck und Hamburg, um auf der dort befindlichen Schicßschule die Behandlung der Zündnadelwaff« in Theorie wie Praxis kennen zu lernen. Zwischen den verschiede nen Truppen soll das beste Einvernehmen herrschen. Wien, 13. Febr. Das unverantwortliche Treiben der barm herzigen Schwestern, deren Obhut die meisten Spitäler der Mo narchie anvertraut waren, hat die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich gezogen. Es wurden Untersuchungen angeordnet, die die größten Ungehörigkeitcn aufdecktcn. Die .Wiener Med. Wochen schrift" berechnet den Profit der ehrwürdigen Congregation in den 3'/2 Jahren ihrer Verwaltung des Wiedener Spitals auf 140,000 Gulden; dabei besaß die Congregation noch die Unverschämtheit, wegen Theuerung der Leben-mittel bei der Regierung um Erhöhung des Zuschusses einzukommen und die bewilligte Ausbesserung per 1200 Gulden für drei Monate auch wirklich anzunehmen. »Das also," sagt die W. Med. Wochcnschr., .ist die uneigennützige Liebe, welche man bei andern Krankenwärtcrinncn nicht finden kann; das ist die christliche Barmherzigkeit, welche sich kein Gewissen daraus macht, den armen hilflosen Kranken im Schmutze liegen, darben und hungern zu lasten und sich auf seine Kosten zu bereichern " Italien. Es liegen uns heute genauere Berichte über die letzten Tage in Gaeta vor: .ES fanden am 2. Febr. Verhand lungen zwischen der Festung und der Flotte statt, die aber, wie es schien, fruchtlos waren, da am selben Tage das Bombarde ment bis 8 Uhr Abends in heftigster Weise wieder fortgesetzt wurde. Den 3. währte die Kanonade die ganze Nacht hindurch. Man fürchtete einen Ausfall. Doch die Belagerten schienen einen solchen mehr zu fürchten als die Belagernden. Am 4. keine Aendcrung. Eialdini visirte das Lager. Am 5. Explosion eine- PulverthurmS, Einsturz der Batterie, die zwischen der Citadelle und der Bastion Saint-Antoine aufgestellt war; die Trümmer stürzen ins Meer und thürmen sich dort auf. Die italienische Fahne wird im Lager unter dem Rufe: „eS lebe Italien I" aufgezogen. Während der Nacht demaskiren die Picmontcsen eine Batterie und richten ihr Feuer auf die Stadt, die überall brennt. Mehr denn 600 Schüsse werden in der Stunde abgegeben. Ein Schiff feuert während der Nacht furchtbar« Salven ab. Die Kanonade von der Landseite wird mit größter Heftigkeit bis zum Morgen fortgesetzt. Letzteres Schiff heißt .Garibaldi" und wurde von einem neapolitanischen Edouard» d'Amico, befehligt, der sich wir ein tapferer Mann benommen hat. Er stellte sein Feuer «in und nahm seinen Stand unter der Batterie Annunciata. Dann eröffnet« er «in schreckliches Feuer auf den Platz, der, unverhofft überrascht, An- fang- schwieg, dann aber heftig antwortete. Alles, was Garibaldi heißt, scheint unverwundbar. Sei e«, daß di« Fregatte der Bat- jene zu nahe war, sei «S, daß em wunderbarer Zufall sie geschützt, alle feindlichen Geschosse gingen bei den Masten vorbei, ohne einen einzigen Menschen zu tödten, oder auch nur eine Raae zu beschä digen. Um 11V» Uhr zog sich der »Garibaldi", vollständig un versehrt, unter dem Zujauchzen der ganzen Flotte zurück. Capi- tain Sduardo d'Amico ist der Held des Tages. Am 6. Morgens erschütteite ein furchtbares Getöse den ganzen Platz, das auf dem Meere in einer Entfernung von 20 Meilen gehört wurde. Es rührte von der Sprengung eines Granatenmagazins auf der Bat terie »die Königin" her. Die Verwüstungen sind schrecklich; nur Trümmer und Brandstätten; man hat die Todten noch nicht ge zählt. Kurze Zeit nach der Explosion ging ein Parlamentairschiff von Gaeta ab und näherte sich dem Admiralsschiff. Die Depesche, welche Eialdini in Folge dessen nach Turin schickte, lautet wört lich: »Vier Uhr Nachmittag- den 6. Febr. Eialdini an Cavour. Heute früh ging auf der Bastion San-Giacomo ein Depot voll Granaten in die Luft. Dies ist die dritte Explosion in der Festung während eine- Zeitraums von 36 Stunden. Der Platz scheint darunter sehr gelitten zu haben. Ein Parlamentair hat mich um einen 48stündigen Waffenstillstand gebeten, um die Verschütteten auszugraben und die Todten zu beerdigen. In unserm Jahrhun dert darf man dies nicht verweigern. Ich habe ihn unter der Bedingung bewilligt, daß man während de- Waffenstillstands keine Reparationen an dem gestern Abend durch die Explosion zerstör ten Wall vornimmt. Ich habe Alles angeboten, was den Ver wundeten im Platz« fehlt. Wie denken Sie darüber? General Eialdini." Telegr. Depeschen des „DreSdn. Journ." Terracina. 14. Febr. König Franz II. und die könig liche Familie haben sich heute Morgen um 8 Uhr in Gaeta ein geschifft. Die Garnison und die Volksmenge leisteten dabei unter Thränen hilfreiche Hand. Zu derselben Stunde haben die Pie- montesen die Stadt besetzt. — In diesem Augenblicke find der Kö- nig und die königliche Familie hier an'S Land gestiegen und so fort darauf nach Rom abgereist Rom, 15. Febr. Der König von Neapel und die könig liche Familie sind heute hier angekommen und werden sich über Triest nach Baiern begeben. Nach einem aus Neapel eingetroffenen Telegramm vom 14. Febr. wird ein« spanische Fregatte die zu Gaeta befindlichen frem den Gesandten aufnehmen. Feuilleton und Vermischtes. * Eine Beurtheilung des Componisten Halcvy. Als vor zehn Tagen auf dem Dresdner Hoftheater Halevy's Oper: »Die Jüdin" in Scene gegangen und darüber nicht nur in unserem Blatte, sondern auch von den musikalischen Referenten des „Dresdner Journals" und der .Constitutionellen Zeitung" gerechte Beurtheilungen dieses Tonwerkes erschienen, wird uns von „anonymen" Musik« und Theaterfreunden der Vorwurf gemacht: jene Recensenten wären in ihrem Urtheil viel zu schroff und die .Jüdin" sei eines der großartigsten Tonwerke. — Halevy ist bekanntlich mosaischen Glaubens, aus diesem Grunde können wir ahnen, woher der Wind pfeift, und da es Pflicht einer jeden Redaction ist, ihre Referenten bei offenen oder versteckten Angriffen in Schutz zu nehmen, so erlauben wir uns, hier nachträglich eine Charakteristik Halevy's zu geben, als Ergänzung, damit jene Musikfreunde nicht glau ben, daß da- Heil der Musik nur in den Werken derjenigen Tondichter zu finden, die alttestamcntarischen Glaubens sind. — Halevy, ein Schüler Cherubini'S, ist ein gewandter Mann, der gelernt hat, die großartigen Mittel, welche die französische Oper einem Componisten bietet, mit Leichtigkeit und Sicherheit zu beherrschen. In der Behandlung der Stimmen und Massen, in der Anwendung der Instrumente zeigt sich der ächte Jünger Eherubini's. Er behandelt seinen Tut mit Geist; in seiner