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geu zur Vertretung reattionär« Tendenzen gestellt worden. Ich habe gegen Niemanden und zu keiner Zeit eine Erklärung der Art: „„daß das Amtsblatt sich -nicht zum sogenannten Spuck- napf reactionärer Tendenzen trotz' aller offieiösen An- und Zu» muthungen hergebe'"!; abgegeben. E» ist mir auch von' offi- eiöser Seite niemals einVorwurs- wegen der klein - deutsche« Richtung des von mir' redigidten Amtsblattes gemacht worden) deshalb kann ich auch einen 'solchen Vorwurf in der Neu jahrsansprache in Nr. 1 des Blatte» von diesem Jahre nicht haben andeuten wollen. Im Uebrigen beziehe ich Mich auf die in Nr. 7 de» Amtsblatt«« «ingttückte, den Aufsatz ' Veit „Constitutionellm Zeitung" betreffmd« Erklärung und will Nur noch bemerken, daß ich auch niemals von officiösrr^'odrr in» officiöser Seite nur gefragt worden bin> ob ich Aussätze von reactionärer Tendenz in das von mir redigirte Blatt aufneh men würde, wenn sie mir zugeschickt würden." — Am 6 d. M Abends versuchte der 45 Jahre alte con- ditionSlose Diener V., welcher sich aus der Reise von Görlitz Nach Dresden befand, in der Nähe des Waldschlößchens hier seinem Le ben, anscheinend infolge Melancholie, durch einen Messerstich in die Brust, ein Ende zu machen. Die Verwundung gestattete ihm je doch, sich später an demselben Abende selbst noch bei der königl. Polizeidirection anzumelden, auf deren Anordnung er dem hiesigen Stadtkrankenhause übergeben worden ist. (S. Dfztg.) — Am 3. Febr. Abends ist in Schwarzbach bei Geit- hain eine Dienstmagd beim Gtrohholen in der Scheune ihres Dienstherrn 7 Ellen hoch auf die Tenne herabgestürzt und in Folge dessen trotz ärztlicher Hilft an erlittenen inneren Verletz ungen am andern Morgen gestorben. — Als am 5. Febr. in der „Großen Mühle" zu Ka men; der Tagarbeiter. Herrmann mit Reinigen der Löcher un ter der Lohstampfe beschäftigt war, fiel plötzlich die wie gewöhn lich befestigte Stampfe herab und zerquetschte ihm drei Finger der linken Hand gänzlich, die andern beiden Finger ebenfalls mehr oder minder verletzend Herrmann ist verheirathet und hat drei Kinder, denen nun längere Zeit der Ernährer feh len wird. — In den spätem Abendstunden des 3. d. M. stürzte der 44 Jahr alie Böltchergeselle Andenbrandt aus Niederfüllbach bei Coburg in die Mulde bei Döbeln und ertrank. Sein Leichnam ist noch nicht aufgrfunden worden. Tagesgeschichte. Dresden, 8. Febr. Louis Napoleon hat bekanntlich die Flugschriften in die Mode gebracht Will er „fühlen", wie seine Franzosen oder die andern Völker über diese oder jene auf» Tapet gebrachte „Frage" denken, so läßt er eine Flugschrift schreiben, diese in die Welt hinaus fahren und nach der Aufnahme, welch« die Ansichten finden, die darinnen ausgesprochen sind, nimmt er dann seine Maßregeln. Die Form, unter der solche Flugschriften ins Weite flattern, ist verschieden Manchmal haben sie die Ge- statt von Lockvögeln oder Ködern; oft sind e- zarte Winke mit den Augenbraunen. oder Wimpern, häufig aber kräftigere mit dem Zaunpfahle; nicht selten versteckter« Drohungen mit der Faust tn der Tasche, zuweilen aber auch scheinbar oder in Wirklichkeit derbe mit geschwungener Keule. Machen diese Flugschriften böse- Blut oder hat sich unterdeß die politische Witterung verändert, so wer den sie dementirt, d. h. für Machwerke unbefugter Schreib!« er klärt, an denen die franz. Regierung keine Spur von Antheil habe; schlagen sie gut an, wie «ine vom -Arzt« wohlverordnete Medizin, ei nun, so haben sie ihr« Schuldigkeit für die an ihnen unschuldige und für sie unverantwortliche Regierung gethan. Eine kostbare Erfindung find diese Flugschriften, daß muß wahr ftin! Neuerdings kommt nun Preußen daran in einer solchen Flug schrift, betitelt: .Preußen und die Wiener Verträge." Preußen lhat sich nach dieser Flugschrift schwer versündigt au den — Po- en. Wir haben bisher geglaubt, das Bischen Bildung, was un ter die schmutzigen, rohen und unwissenden ehemaligen Leibeigenen der polnischen Edellrute in der Provinz Posen gekommen sei. hät ten diese der preußischen Regierung seit 1815 zu verdanken, wenn gleich zugegeben werden kann, daß, falls der Ausspruch de« gro ßen Chemikers Liebig, der den Seifevcrbrauch als Bildungsmaß stab eine» Volke« angelegt wissen will, die Bildungsstufe der Po sen« polnischen Bauern immer noch keine zu hohe sein Mg; wir haben nicht anders gewußt, als veiß di« preußische Regierung eben au» den Posen» Letbeigmen freie Bauern gemacht hat; wir mein- trn, den -Mischen EtzelleutrN und Bauern sei d durch Preußen, durch Deutsche; eiü« Ahnung von rationellem landwirthschaftlicheu Betriebe, von Menschenwürde, von geistigen Bedürfnissen und Ge- nüssen anderer Art, als Branntwein uNd Champagner sind und gewähren, beigebracht worden; wir übte« der Ansicht, von allen ehemals polnischen rändern befind« sich Posen am allerbesten; wir deutschen Thoren meinten, die katholische Religion der Polen in Posen sei ebenso gleichberechtigt, wie jede andere innerhalb de« preußischen Staates re. —. Wir waren nach dem französischen Flugschriftenverfaffer im schmählichen Jrrthume. Er belehrt uns, daß Preußen die Verpflichtungen von 1815 nicht erfüllt Hab», und so sei auch Frankreich davon entbunden, Und so könne dies« Frag« zu eben solcher Gefahr anwachsen, wie ihrer Zeit die ita lienische. Die polnische Nationalität sei von den preußischen ver hungerten Beamten wie von einer Rvtte reißender Wölfe willkür lich gemißhäUdelt worden; preußische Gerichtsbehörden und Advo- taten, sogar die Kutscher verständen kein Wort Polnisch; in den Schulen werde blo» Deutsch gelehrt .und dadurch werde «in gan ze« gebildetes Land kn Finflerniß, Unwissenheit und Rohheit zu- rückgestoßen!" (O frühere polnisch- Bildung und polnische Schu len !) Die preußische Regierung schenkte den Deutschen Geld, um di« Güter verschuldeter Polen in den Besitz von Deutschen zu bringen. (Das ist der Gipfelpunkt de- Blödsinn»!) Preußen würde Posen noch eben so zu Grunde rieten, wie «s Schlesien ruinirt habe re. Schlüßlich verlangt der Flugschriftenschreibler, Preußen solle seine Verpflichtungen erfüllen, sonst würde eS ihm eben so gehen, wie Oesterreich durch Magenta und Solferino, Eu ropa dürfe die Unterdrückung der Polen in Posen nicht länger mehr dulden, es müsse sich einmischen, eivschreiten. — Da» heißt doch nichts anderes, als die Gelegenheit zum Krakehl vom Zaune brechen! Da- ist doch eine Kriegsdrohung in bester Form! Und mit dieser schamlosen Flugschrift find die Franzosen aller Parteien vollkommen einverstanden, sie hat ihren ganzen Beifall. Es liegt also auf der Hand, daß eine „polnische Frage" auf's Tapet ge- bracht und bei gelegener Zeit als Vorwand gebraucht werden soll, Preußen Verlegenheiten zu schaffen, wohl gar mit demselben anzu- binden. Die halbe Million Polen, welche in der preußischen Pro vinz Posen leben, sollen ihre Nationalität, ihr BolkSthum, wohl gar ihre staatliche Selbstständigkeit erhalten! Sie würden dadurch in di« peinlichste Lag« kommen und wenn Preußen sie heute von seinem Staatsverbände losgäbe, morgen von den Russen — rin verleibt werden. Dann wären sie wohl besser.daran! Nun, wenn das Ding mit dem Nationalitäten-Unfuge so fort getrieben wird, müssen wir unsere Wenden in der Oberlaufitz auch einen eigenen Staat bilden lassen, und der Münchener Punsch spricht nur di« richtigen Folgerungen diese» Unsinn- aus, wenn er für die 6 Mi- strlgauer Gemeinden bei Bäiteuth die Rückgabe ihrer slavischen Nationalität beansprucht (V. A.) Dritte Soiree für Kammermusik. Das Quartett für Streichinstrumente (K-äur, Op. 18) von Beethoven gehört gewiß mit zu dem Schönsten, was der verewigte Meister geschrieben, und zeichnet sich namentlich durch große Klar, heit und Frische der Gedanken au«. Dir Herren Hüllweck, Körner. GöriN g ünd GrützMachrr spielten diese- Meister- werk mit ebenso viel Zartheit als Bravour. Da« darauf fol gende Trio für Pianoforte, Violine und Violonceü (v-moN Op. 63) von R. Schumann kam hier zum ersten Male zur Auffüh rung und erfreute ebenso sehr durch seine Originalität wir wahr haft zündenden Motiven. Es giebt Biele, die R. Schumann eben falls zu den sogenannten ZukunftSmufikern rechnen, jedoch gewiß mit Unrecht. Er wär ein durchaus durchbildeter tüchtiger Mu siker und seine Compofitionen tragen alle den Stempel tiefen ern sten Studium«. Leider war sein Gemüth, besonder« in den letz, ten Jahren seine» Leben«, so sehr verdüstert, daß nur dadurch die oft vorherrschende Melancholie (um nicht zu sägen Zerrissenheit) seiner Compofitionen zu erklären ist. Die Herren Blaßmann, Hüllweck und Vrütz macher brachten da« Trio aus da« Bor-