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gegen seine sonstige Gewohnheit den Schlüsse! an seinem Ge- eretair stecken lassen, und um so leichter wird e» dem Diebe, sich die in einem Kasten desselben befindlichen 21 Thlr. (worun ter 2 Ducaten) zu erholen. Mit diesen steigt er auf demsel ben Wege wieder hinaus', und ^«rst im Laufe des anderen Vormittags bemerkt der. Bestohlene den erlittenen Verlust. Noch ehe in Folge des entstandenen DrrdachjS bei Kunathen recher- chirt werden konnte, hatte derselbe seinen HauSzinS von dem gestohlenen Gute bezahlt und den Rest zu WirthschaftSbedürf- nissen und anderen Ausgaben .verwendet, so daß beinahe nichts mehr übrig war. Auch behauptete er, nur 13 Thaler und etliche Groschen in Silber aus dem Secretair genommen zu haben; von den Ducaten wollte er gar nichts wissen, obgleich Herr Weigand beschwor, daß diese mit bei dem Gelde gewe sen und von ihm auch nicht in dem Kasten vorgefunden wor den seien, wie denn überhaupt die betreffende Summe von ihm vorsorglich abgezählt dorthin gelegt worden sei. Da Kunath zeither ganz unbescholten gewesen und noch nie in Criminal- Untersuchung sich befunden hat, so verhängte das Gericht für diesen unter die Kategorie der ausgezeichneten gehörigen Dieb stahl eine Strafe von 1 Jahr und 4 Monaten Arbeitshaus. — In der am 6. d. Mts. abgehaltenen Stadtverordneten- fitzung, in welcher der erste Stellvertreter des Borstandes, Acker mann, den Borfitz führte, gelangte zuvörderst an der Spitze deS DirectorialvortragS aus der Registrande dp» Antwortschreiben des Ministeriums des königl. Hauses im Aufträge Sr. Majestät des Königs auf die bei Gelegenheit des Jahreswechsels von dem Stadt rath und den Stadtverordneten überreichte Adresse zum Bortrag. — Nachdem nunmehr die Erbauung massiver Bahnhofsgebäude auf dem sächsisch-böhmischen Bahnhofe an Stelle der JnterimS- gebäude in nahe Aussicht gestellt ist, wurde auf Antrag des Stadtv. v. Stübel beschlossen, im Verein mit dem Stadtrath geeignete Schritte zu thun, um endlich die Anlegung eines UebergangeS über die Bahn in der Richtung der Prager Straße zu erlangen, dessen Mangel bekanntlich bei der frequenten Passage seit Jahren von dem Publikum in empfindlicher Weise gefühlt wird. — Auf Vortrag der Verfassungsdeputation (Ref. Stadtv. Nörncr) wurde einem zwischen dem Stadtrathe und den Erben des Oeconomen Hart mann über ein für den neuen Annenkirchhof acquirirteS Grund stück abgeschlossenen Kaufcontrakte die Genehmigung eltheilt. — Bezüglich der Differenzen, welche zwischen dem k. CultuSministe- rium und den städtischen Collegien wegen des Neubaues dc^ Neu- fiädter Realschule entstanden waren, welche auf Wunsch des Herrn Kultusministers Lurch eine Besprechung, zu der seiten des Stadt- rathS der Oberbürgermeister und die beiden Bürgermeister, seiten der Stadtverordneten aber die Mitglieder Ackermann, v Stübel und Gottschalck abgeordnet worden waren, zur Erledigung ge bracht werden sollten, ist im November vorigen Jahre« eine Ber- ordnung des königl. CultuSministeriumS eingegangen, nach welcher dasselbe mehrere Wünsche und Anträge der städtischen Gemeinde derselben zugesteht, z. B. das Eigenthumsrecht des Gebäudes, Ge währung von MiethzinS rc. Es hat dasselbe jedoch Anstand ge nommen, aus ander« einzugehen. Die vereinigte Verfassung«- und Finanzdeputation rathet daher an. anderweit« Vorstellung zu machen, und wird in Folge dessen nach einigen Bemerkungen der Stadtvv. Jordan und v. Stübel, die sich durch Entgegnung de- Referenten erledigen, das deshalb entworfene Recommunicat ein stimmig genehmigt. — Hierauf wurde in der Berathung de- HauShaltplanS fortgefahren und zunächst noch einige Unterposi tionen zu Pos. 18 des Ausgabe-Etats sammt dem betr. Theil des RecommunicatS genehmigt, dabei nach einiger Debatte, an der sich, die Stadtvv. Walther, Rülke, Adler, Verlach, Leng nick, v. Pilling, Jordan und der Referent 0. Stübel betheiligten, ein vom Stadtverordneten Adler gestellter An trag nach Stellung eines weiter gehenden des Stadtverordneten Jordan zurückgezogen worden war, der Jordan'sche Antrag — der Verfassung«, und Finanzdeputation Auftrag zuGeben, zu erörtern, ob nicht durch Communication mit dem Stadtrathe Mittel und Wege zu finden seien, die Härten, welche der übliche Abgaben- erhebungsmoduS für dar Hilfspersonal .durch deren Prin zipal« und Brodherren habe, zu beseitigen — einstimmig ange nommen. (Dr. I.) - Der „Dresdner SängerkreiS' wird bei seinem heute im Saale des Lincke'schen Bader abzuhaltenden Gastabend .Die Nacht'. Dichtung von H. Waldow, Musik von Julius Otto, zur Auf führung bringen. — Bei dem bevorstehenden, am 18. und 19. d. M. m per Altstadt abzuhaltenden Jahrmärkte wird der für den Grosso- verkauf van wollest«^ baumwollenen und leinenen Manufactur- waaren nachgelassene Hormarkt Freitag den 15. Febr. seinen Anfang nehmen. — Von hiesigen Elbfischmeistern wurde ein 130 Pfd. schwe rer Wels in der Elbe gefangen und «in anderer gestern an der Appareive vermögen. — Aus Leipzig berichtet da« „L. I.' vom 7. Februar - Trotz aller Furcht vor Krieg und Revolution, trotzdem, daß man von manchen Seiten, namentlich auch in unserer Stadt, von dem bevorstehenden Eintritt der Gewerbefreiheit den Ruin mehrerer Gewerbe erwartet, war der gestrige Glocken-MaSken- ball doch von ca. 2100—2200 Personen besucht, Beweis, daß noch immer viel flüssiges Geld unter den Leuten ist. Möglich ist es allerdings auch, daß Mancher nur hingegangen ist, um sich einmal dir Sorgen aus dem Kopfe zu schlagen, und da zu ist allerdings da« Carnevalsfest sehr geeignet. Unwillkürlich wird man durch die strahlenden Räume, die fröhlichen Klänge der Tanzmusik, durch das bunte, wechselvolle Treiben der aufl>. und abwogenden Menge aus der Alltagsstimmung hierausgeris- sen und in eine festliche versetzt. Der Aufzug führte uns die ses Jahr den Leichenzug der Innungen vor, deren Vertreter einen großen Zopf trugen. Hieran schlossen sich Inhaber von Loosen der deutschen National-Lotterie, welche auS dem im gro- ßen Saal« aufgestellten Galleriegebäude zu Dresden die bekann ten baumwollenen Regenschirme als Gewinne erhielten. Um bei dem jetzt herrschenden Frühlingswetter das Publikum daran zu erinnern, daß wir noch mitten im Winter lebten, fing es plötzlich an zu schneien, wobei sich die Regenschirme als sehr nützlich erwiesen und wodurch eine Anzahl von Schneemännern und Eskimos veranlaßt wurden, der Gesellschaft einen Besuch abzustatten. Der darauf folgende Tanz dauerte bis früh halb sieben Uhr. — Der Sohn des geachteten Gutsbesitzers E. zu Deuben kehrt mit einem Freunde am vergangenen Sonntag Abend von der Restauration zum Steiger heim. In der Gegend des Gast- hofs zum Löwen stößt er plötzlich in der dichten Finsterniß mit zwei ihm schnell entgegenkommenden Militairpersonen zu sammen (man sagt ein Infanterist und ein Artillerist), was natürlich für Beide nicht ganz angenehm gewesen sein mag. Der Gutsbesitzerssohn macht seinem Unmuthe darüber durch Worte Luft und es entstehen daraus Tätlichkeiten, indem der eine unbekannte Soldat sein Seitengewehr zieht und E. damit einen so heftigen Hieb über das Gesicht beibringt, daß er be wußtlos niedersank und in das nah« Gasthaus zum Löwen geschafft werden mußte, während die beiden Soldaten nach Dresden zu entflohen. Die Wunde des Verletzten ist sehr be deutend und soll nicht ohne Gefahr sein. (Die Wunde soll Zoll von der Stirn neben dem Auge nach dem Backen herunter laufen.) Die Untersuchung ist bereits eingeleitet und eine Anzeige an da« Kriegsgericht gemacht, jedoch verhehlt man sich di« Schwierigkeit nickt, dm Thäter zu entdecken. — In Nr. 17 der „Constitutionellen Zeitung" war «in Cyrrespondenzartikel aus LeiSnig zu lesen, welcher folgende Stell« enthielt: „Unser Amtsblatt, das über 1000 Exemplare absetzt, giebt sich nicht her zum Spucknapf reaktionärer Tendenzen, trotz aller osficiösen An- und Zumuthungen. Mit Bezug hier- auf und weil ihm von dorther aus seiner klein-deutschen Rich tung ein Borwurf gemacht worden war, sagt cs in seiner Neujahrsansprache' rc. Diese Stelle hat Veranlassung gegeben, den Redacteur sowohl als den Drucker und Verleger des Leis- niger Amtsblattes über die darin enthaltenen Behauptungen durch das Gerichtsamt Leisnig befragen zu lassen. Die Aus sage des RedacteurS lautet nach dem Protokoll: „Es sind an mich als Redacteur des Anzeigers und Amtsblattes für die Gerichtsämter und Gtadträthe von LeiSnig und Mügeln zu keiner Zeit- und re., onandem osficiöse An- und Zumuthun-