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Tageblatt für (Gönnt, dt-LA.) angenomme« in der Exvedition: Johanne».««»» und Waistnbausstraßt «. M724^ Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Durch dt» Kgl. Post virrteljährltch »hw»«r Droblfch. " «« 7^»> Donnerstag, den 24. Januar 1861. Dresden, den 24. Januar. — Oeffentliche Gerichtsverhandlungen: ES giebt Verbrechen, die ihrer Natur nach nur selten an das Licht de« TageS kommen, je nachdem bei Verübung derselben größere oder mindere Klugheit, um nicht zu sagen Verschmitztheit con- currirt.. Unter dich Kategorie gehören unläugbar die heimlichen Geburten und die damit sehr häufig in Verbindung stehenden KindeStödtungen, seien nun letztere durch Absichtlichkeit oder grobe Fahrlässigkeit herbeigeführt. Sin solcher Fall lag am vorigen Montag in der nichtöffentlichen Sitzung des hiesigen Bezirksge richts vor. Die 35jährige, zuletzt im „Hotel de Paris" all- hier dienende.August» Wilhelmine Reukirch aus>M»t-adt bei Meißen hatte seit Ende 1859, wo sie im Ostravorwerk con- ditionirte, ein vertrautes Verhältniß mit dem damaligen Bren nereiverwalter unterhalten, der ihr zwar die Ehe versprochen, aber seitdem auf und davon, angeblich nach Holland, wahr scheinlich nach Amerika gegangen war. Sir kam infolge dessen in interessante Umstände, deren Vorhandensein jedoch sie gegen all« Welt beharrlich läugnete. Trotzdem gena- sie am 22. Sept. v. I., an demselbm Tage, wo sie wegen eines über kommenen Fußleidens das HauS ihrer zeitherigen Herrschaft ver lassen und sich entweder in die Diaconiffenanstalt oder in das Clinicum zur Heilung verfügen sollte, aus dem Appartement des benannten Hotels eines Kindleins, das bald darapf in der Düngergrube todt ausgefunden wurde. Die erjolgse gerichtsärzt- liche Obduction ergab, daß das Kind vollkommen ausgetragen und lebensfähig gewesen war, auch nach der Geburt geathmet und gelebt, jedoch theilS durch Gehirnerschütterung infolge des Falles in die Grube, theilS durch Schlag- und Stickfluß in folge des Einschlürfen- von Jauche den Tod gefunden hatte. Obschon sie nun behauptete, von ihrem Zustande keine Kennt» niß gehabt und die mit dessen endlicher Realisation verbunde nen Schmerzen für ein krankhaftes Leiden de« Unterleibes ge halten, dagegen abep am genannten Orte Erleichterung gesucht zu haben, so entstand doch nach eingeleitetrr Untersuchung sehr bald der Verdacht, daß die ganze Procedur von ihr mit Ab- sichtlichkeit unternommen worden sein möchte. Denn sie hatte, wie schon gesagt, ihren Zustand gegen Jedermann verschwie gen, geschehene Andeutungen sogar mit Bestimmtheit zurückge- wiesen und denselben noch im letzten Augenblicke auf den Vor. halt einer Zeugin: »mit ihr sei doch nicht etwa-Andere-los", beharrlich abgeläugnet. Kam hierzu, daß sie di« nothwendig- sten Vorbereitungen zur Erhaltung und Verpflegung des zu er- wartenden Kinde« nicht getroffen, auch gar kein« AuSficht hatte, von dem Vater desselben eine Beihilfe zur Ernährung befiel, ben zu gewinnen, und fielen noch verschiedene andere Umstände, di« wir hier nicht weiter erwähnen wollen, schwer in di« Wag. schale für die Vermuthung, daß sie ihr Kind nach 'emem vor. äuSgefaßten und überlegten Plane getödtet haben möge, so rechtfertigte sich von selbst die staatSanwaltschaftliche Anklage auf nach Artikel 159 des Strafgesetzbuchs mit Zuchthausstrafe von 5 bis 15 Jahren bedrohter KindeStöbtung. Da die Angeklagt» jedoch beharrlich dabei verblieb und «in Gegenbeweis schwer zu führen war, daß sie von ihrem damaligen Zustand« keine Em- ficht gehabt, 'sie auch zur verhängNißvollcn Stund« sich in völ- liger Bewußtlosigkeit befunden habe, so gelang es der entschie denen Nertheidigung des Herrn Advocat Fränzel, die jedenfalls gerechtfertigten Zweifel de- Gerichtshofs dahin zu beseitigen, däß dir Angeklagte nur «legen fahrlässiger Tödtung mit 1 Jahr Gefängniß bestraft wurde. Alle- Andere wird dleselbe vor ihrem Gewissen und dereinst vor dem ewigen Richter zu vertreten haben. — Oeffentliche Gerichtsverhandlungen: Frei, tag den 25. d. M. finden folgende Verhandlungstermine statt: Vormittags 9 Uhr Privatklagsache des Glasarbeiter» Julius Rangers wider verwittwete Rosalie Gerson und deren Sohn Robert hier wegen thätlicher Beleidigung und resp. Körpervcr- letzung. 10 Uhr Privatklagsache des Gutsbesitzers Aug W>l- Helm Grahle zu Golberode wider die verehelichte Auguste Klemm in Laubnitz. Halb 11 Uhr Gerichtsamt Döhlen Privatklag« fache des vormaligen Obersteuer-ControleurS Carl Julius Weiß bach und nunmehr dessen Erben, der verwittweten Weißbach und Genossen, wider den Gutsbesitzer Carl August Hörne zu Zauckeroda. Halb 12 Uhr unter Ausschluß der Ocffentlichkeit Privatklagsache des PrivatuS Otto Adolph Opelt wider den Sensal Ernst Pallas hier. Vors.: Gerichtsrath Glöckner. — Die k. Krei-direction bringt das Regulativ, die Beobach tung de- GlbeiSgangS und di« Verbreitung der hierauf bezüglichen Nachrichten betreffend, in Erinnerung. — Vergangenen Sonntag Abend nach 5 Uhr ist hier nach kurzem Krankenlager Graf Karl v. Einfiedel-Wolkenburg, Mitglied der Ersten Kammer, gestorben. Der Verewigte, gebl 7. März 1801, war k. k. Kämmerer und Oberstleutnant und hinterläßt eine trauernde Wittwe und drei Söhne. Sein unerwarteter Hintritt wird in den Kreisen, denen er angehörte und namentlich in den Kammern, allgemein bedauert. Die Leiche ist heute früh nach Wolkrnburg abgeführt worden. — In den vergangenen Tagen wurde folgender Industrie- ritterstreich verübt. Der 15jährige Schreiber de« Herrn Adv. F. allhier wurde von seinem Prinzipal mit einem Betrage von 50 Thlr. in Cassenanweisungen fortgeschickt, um selbige hem Herrn Agent M. auf der Johannisgasse auszuantworten. Al« der junge Mensch sich in der Nähe de« Tircu- Carre befindet, kommt ihm ein anständig gekleideter junger Mann entgegen, der ihn bittet.