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Ursch, tägl. Mora. 7U. Inserate, d.Gpaltzeil«« Pf-, werdm b.Nb.7 (G»««. bis LN.) angenomme« «derthpedttion: Jobannr«-«llt< «nd Waistnhau-strast S. Nk. 15. Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Nitredaeteur: Theodor Drobisch. Dienstag, den"15. Januar Udonn. vierteljährlich >l> Na». b>si unentgeldl. Lieferung tn'S -au«, »nrch die «gl. Post vierteljÄrltch » Ngr. Einzelne Nummern l Ngr 1861. Dresden, den 15. Januar. — In sämmtlichen Kirchen des Lande« ist beim vorgestri gen Gottesdienste für die Wiedergenesung II. kk. Majestäten und der an den Masern erkrankt gewesenen Glieder der königl. Familie ein besonderes Dankgebet gehalten und der Ambrofia- nische Lobgesang gesungen worden. In der hiesigen katholischen Hofkirche haben dem vom Herrn Bischof Forwerk unter Assi stenz von sieben Geistlichen abgehaltenen Tedeum nebst Hochamt II. kk. HH. der Kronprinz und di« Kronprinzessin, Prinz und Prinzessin Georg, die Prinzessinnen Amalie und Augusts, so« wie II. kk. kk. -H. der Großherzog Ferdinand von ToSrana und die verwittwete Frau Großhrrzogin von ToSrana beige- wohnt. — Se. Maj. der König haben geruht, Allerhöchstihre Leib ärzte, den Geh. Medic.-Rath 0. Earu«, zeitherigen Comthur 2. Elasse des Verdienstorden-, zum Comthur 1. Classe des ge dachten Ordens, und den Geh. Medic.-Rath 0. v. Ammon, zeitherigen Ritter des Verdienstordens, zum Comthur 2. Elaste diese« Ordens zu befördern. — Se. k. k. H der Großherzog Ferdinand von Tos cana ist vorgestern früh 1 Uhr von Berlin wieder hier ein- getroffen. — Die Erste Kammer hat in ihrer gestrigen Sitzung in dem Entwürfe der Kirchenordnung da- Capitel von den Con- sistorien berathen und dabei die Vorschläge der Deputation ge nehmigt, welche dahin gingen, die in der Vorlage vorgeschla- gene Eintheilung de- Landes in 16 Ephorien und die Besetz ung einer jeden derselben mit einem Superintendenten ohne Pfarramt abzulehnen und dagegen «in« bessere Dotirung, sowie eine geistliche und geschäftliche Unterstützung der bestehenden Su- perintendcntenämter bei der Regierung zu beantragen. — Ocffentliche Gerichtsverhandlungen: CS war am 21. Oct. v I., als der Gutsbesitzer Ullrich in Rippien die unangenehme Entdeckung machte, daß man ihm au« einer unver schlossenen svberstube mittelst gewaltsamer Eröffnung zweier Be hältnisse ungefähr 17 Thlr. an baarem Beide, 2 goldene Siegel ringe, bez. 9 und 7 Thlr. an Werth, sowie einen auf 4 Thlr. grwürderten Pelz entwendet habe. Zwei Tage später fand man die Ringe und den Pelz in einem Wasserbehälter im Garten wie der, da« Geld aber blieb verschwunden. Verschiedene Umstände lenkten sehr bald den Verdacht auf den Ullrichschen Knecht, Joh. Christ. Petzschke aus Camenz, 22 Jahr alt, dem man schon seit längerer Zeit nicht mehr traute, weil zu Tag getreten war, daß er während seiner Dienstzeit öfter- Speck und andere Eßwaaren an der VorrathSkammer geholt hatte, wie wenigstens die Speckschwar ten anzudeuten schienen, welche mehrmals in dem Strohe seine« Bette« versteckt aufgesunden worden waren. Er aber leugnete Alle« herzhaft, wozu er sogar einigemal eine Heulerei mit aus führte und die zum Schwören sich bereitenden Zeugen durch un- angemessene Auslassungen einzuschüchtern versuchte. Au« den Ver dachtsmomenten ergab sich Folgendes. Petzschke hatte am Nachm, des 20. Okt. Obst abgenommen; die «ine der dazu gebrauchten 3 Leitern wurde nun am andern Tage unmittelbar unter den zur Oberstube liegenden Fenstern, von denen da- eine geöffnet worden war, aufgefunden; dennoch ergab sich au- angesteüten Srörtrrun' gen, daß die Leiter viel zu lang war, als daß Jemand mittelst derselben hätte zu dem fraglichen Fenster gelangen können; und hatte der Dieb sie sehr schräg anstellrn wollen, so würde man da. von am andern Tage noch di« Eindrücke in dem damals gerade sehr weichen Boden, sowie Fußspuren auf demselben und Schmutz, von dem sich doch sehr viel in der Stube befand, auf dem Fen sterbrett entdecken müssen. ES wurde daher zur Gewißheit, daß der Dieb nicht von außen , sondern von innen in die Oberstube gelangt sei. Auch war deren Fußboden mit einer Menge Oelflecken besäet, während doch von außen kommende Diebe sich zur Deleuch- tung ihrer Thaten nicht einer Oellampe zu bedienen pflegen. Die Herrschaft mit den Söhnen hatte sich schon um 8 Uhr zu Bell gelegt, die Mägde scheuerten alsdann Treppe, Hausflur, Küche und Gefindestub«, was etwa bi« 10 Uhr dauerte. Zu letzteren gesellten sich während der Zeit auch ein paar Burschen au« dem Dor!e und trieben Kurzweil; auch Petzschke trat einige Zeit zu ihnen. Rach 9 Uhr aber hatte er sich, mit einer Oellampe versehen, noch seinem im Obergestock befindlichen Schlafgemach begeben, das mit ihm auch der Küh- und Pferdejunge theilten, von denen der letz tere mit Petzschken in einem Bette lag. Die Hausmagd, welche die Treppt und die Hausflur zu scheuern hatte, behauptete nun und beschwor eS, daß P. nicht wieder von oben herabgekommen sei, wa« ihr unmöglich hätte unbemerkbar bleiben können, während er im Gegentheil dabei stehen blieb, daß er wieder zmückgekehrt und im Stalle seine Stiefeln geputzt hätte; beim Herunterkommen hät ten sich die Mägde und jene Burschen in der Gesindestube befnn- den, wa« aber von diesen gar nicht bestätigt worden, weil die Mittelmagd ruhig fortgescheuert und jene sich bald entfernt hatten. Ihm war bald daraus der Kühjunge nachgefolgt, und hatte Petzschken mit der brennenden Lampe in der Kammer getroffen. Später hatte ihn sein Bettgenosse, der Pferdejunge Mose«, noch angekleidet auf dem Bette gefunden. Kaum sei er (Moses) etwa« eingeduffelt gewesen, so habe sich P. erhoben und sei zur Kammer hinauSgegangen; wiederkommen habe er ihn nicht hören. Auf- gestanden zu sein, leugnete nun P. zwar nicht, erklärte dies aber dahin, daß er auf dem Gang« vor der Mägdekammer die Bur- schm habe .ablauern- wylltn. Genau zu derselben Zeit waren nun dir beiden Gutsbesitzer Gnauck und Hauswald au« der dem Ullrichschen Gute geradeüber liegenden Schänke nach Hause gegan-