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Tageblatt s»r Arsch, tägl. Mora. 7 u. Inserat«, b.Gpaltzrtt«» Pf., w«rd«n b.Ab.7 lSouvt. dt- i N.) angenomm»» ln der Expedition: Iohanne<«*ll« »nd Wais«nbau«stra-t S. Rr. 9. Unterhaltung und Geschäftsverkehr. ^ " ' Lurch die Kgl. Post vierteljährlich ^ Kar Einzeln« Nummer» Mitredacteur: Theodor Araviim. 1 Na« Mittwoch, den 9. JaMar 1861. Dresden, den 9. Januar. — Se. k. Hoh. der Kronprinz von Sachsen traf gestern Mittag 12 Uhr in Berlin ein und wurde von Tr. k. Hoh. dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm empfangen. Im Bahnhofe war außer der k. sächs Gesandtschaft der Gouverneur Feld marschall v. Wrang«! anwesend und zur Dienstleistung Gene ralleutnant v. Schlemüller. Um 1 Uhr wurde der Prinz von Ihren Majestäten empfangen und begab sich sodann nach Sanssouci. — Bei der fortgesetzten BerathunZ der Kirchenordnung hat die Erste Kammer in ihrer gestrigen Sitzung die tz§. 46 bis 52 de« Entwurf« erledigt. — Die Zweite Kammer be schäftigte sich gestern lediglich mit Petitionen. — Sitzung der I. Kammer am 9. Jan. Vorm. II Uhr. Fortgesetzte Berathung de« Berichts über den Entwurf einer Kirchenordnung für die evangelisch-lutherische Kirche. — Vom Gesetz- und Verordnungsblatt für da« König reich Sachsen ist da« 14. Stück vom Jahre 1860 erschienen. Dasselbe enthält: Verordnung de« Justizministerium«, «ine Er gänzung der Taxordnung vom 6. Sept. 1856 betr.; Decret de« Ministeriums de- Innern wegen Bestätigung der Ttatu> ten des Grünerer Steinkohlenbauverein«; Decret desselben Mini- sterium« wegen Bestätigung der Statuten de« Dresdner Ver ein« zum Schutze der Thiere; allerhöchste Verordnung vom 20. Dec. 1860, da« Reffortverhiltniß de« Kohlenbergbaue« betr.; Verordnung de« Finanzministerium« zu Ausführung der nur- erwähnten allerhöchsten Verordnung, vom 25. Dec. 1860. — Der volkSwirthschaftliche Ortsverein hält heute Abend halb 8 Uhr im Saale der Kronefeld'schen Restauration am Jüdenhof eine auch Nichtmitgliedern al« Gästen zugängliche Versammlung, wobei die Berathung über die Freizügigkeit« frage («« blieb au« der letzten Versammlung noch da« V«r- hältniß derselben zu der über da« Gtadtbürgerrecht zu erörtern) fortgesetzt und sodann der Mangel an Scheidemünze in Sach se« besprochen werden soll. — Professor v. Wollen wird nächsten Freitag Abends um halb 8 Uhr einen zweiten Eyclu« von Vorlesungen über englische Literatur in englischer Spracht eröffnen. Nähere« in der Buchhandlung von Woldemar Türk, Wilsdruffer Straß«. Die Mittwochs-Vorlesungen, welche heute Nachmittag um 3 Uhr wieder beginnen werden, nehmen ihren ungestörten Fortgang. — 0. Scheve'- phrenologisch« Vorlesungen nehmen jetzt fast ausschließlich da- Interesse der gebildeten Welt in Anspruch. Und mit Recht. Denn der geistvolle Vortrag de« Phrenologen, der Nicht- mit dem trocknen, nüchternen Tone eine« Privatgelehrten gemein hat, der vielmehr, wo e« der Momenk gebietet, sich bi« zum erschütterndsten Accente steigert, wäre schon allein Im Stande, ein Auditorium zu füllen, wenn die Phrenologie nicht an sich mit ihrem scharfen Eindringen in die Gesetze de« menschlichen Orga nismus unsre Theilnahme erweckt«, unser Nachdenken Hervorrufe. Nicht nur den Vertretern der schönen Künste, den Männern der Wissenschaft, besonders auch Erziehern und Müttern ist der Be such dieser Vorlesungen anzuempfehlen, welche neben ihrem Haupt- Thema sich anknüpfend zugleich auch über die Erziehung de« Menschengeschlecht« auf's Tiefsinnigste verbreiten. In der letzten Vorlesung sprach V. Scheve über den Verheimlichung«- und Er werbssinn, und dabei über den sogenannten Diebssinn oder den Hang zum Stehlen. Er nghm hier Gelegenheit, die Phrenologie gegen den ihr gemachten Vorwurf zu vertheidigen, daß sie der Willensfreiheit entgegenstehe. Er suchte vielmehr zu zeigen, daß die Phrenologie, indem sie den Menschen zur Selbstkenntniß und zur Selbstprüfung führt, prac tische Sittenlehre ist, und einst, wenn sie allgemein gekannt sein wird, die menschliche Bildung und Sitte bedeutend heben wird. Scheve sprach so überzeugend, daß am Schluffe da- ganze Auditorium zu lauten Beifallsbezeugungen hingerissen wurde. — Obgleich Weihnachten vorüber, sahen wir Sonntag Nachmittag, den 6. Januar, noch einmal den kerzenerhcllten Christ baum leuchten: e« war in der vereinten Loge. „Zu den drei Schwertern" und »Asträa zur grünenden Raute," wo hilfreiche Liebe 16 würdigen armen Confirmanden, meist vaterlosen Waisen, eine Lhristbescheerung veranstaltet hatte. Hinter den Kindern, welche an der mit reichen Geschenken gezierten Tafel Platz genommen, saßen zunächst die Mütter der 8 Knaben und 8 Mädchen, wäh rend der übrig« Raum de« schönen Saale- von zahlreichen Gästen gefüllt war. Die religiöse Ansprache, der Gesang voranging und nachf«lgte, hielt Hr. v. Jahn, indem derselbe in längerer Rede eine sehr sinnreiche Ausbeutung de« Christbaume« gab. Besonder« er greifend wirkten die Momente, als jedem Kinde einzeln ein Gesang buch unter Beifügung eine« passenden Gedenkspruchc« eingchändigt wurde. Zwei der beschenkten Knaben richteten hierauf Worte des Danke« an dir Wohlthäter und «in Schlußgesang beendete die Feier, die bekanntlich erst im verflossenen Jahre begründet worden ist. (Dr. I.) — Ein bedauernSwerther Unfall ereignete sich vorgestern auf der Chemnitzer Straße. Harmlos geht daselbst ein Knabe auf dem Fußsteig, al- ihm «in mit Kohlen beladener Wagen entgegen kommt. In dessen Nähe angelangt, rutscht plötzlich m Folg« der Schneeglätt« der Wagen von seiner Bahn ab, lenkt mit seiner Wucht herüber und zertrümmert einen großen hölzernen Pfahl, der im Riederfallen dem armen Knaben da- Bein zerschmettert. Tr wurde sofort in da- Krankenhau- gebracht. — Bei dem vielfachen Besuch de« großen Garten-, in den herrlichen, schneehellen, obgleich eisigkalten Wintertagen, ist es mit