Volltext Seite (XML)
Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. (Gonn^bt-LA.) angenommen Durch die Kal. Post vkrteljährltch d..«»,»«,-»: »he-»-- Arodisch. " "°> tn der Expedition: JohanneS-Alle« «nd Waisenhau-stra-e 6 Montag, den 7. Januar INgr, MI. Dresden, den 7. Januar. — Da« „Dresdner Journal" bringt im gestrigen Extra blatt telegraphisch Folgende-: Wien, 6. Januar. Die soeben erschienene Wiener Zeitung veröffentlicht in ihrem amtlichen Theile eine Verordnung de- Staat-minister- v. Schmerling— wirkiam für alle Aronländer, ausgenommen Ungarn, Siebenbürgen, Kroatien und Venetien —, wodurch die Grundsätze über Wahlberechtigung und Wählbarkeit zu Landtag-abgeordneten der Städte und Ge meinden (für die Landtage der einzelnen Kronländer) sestgestellt werden. -- In der am 5. Jan. abgehaltenen Bundestagssitzung stellte der Bevollmächtigte de- Großherzogthums Hessen einen gegen den Nationalverein gerichteten Antrag, der dem politi schm Au-schusse zugewiesen wurde. — Nachrichten aus Neapel vom 1. Jan. melden den Au-bruch dreier Emeuten daselbst. Ohne Blutvergießen find alle drei unterdrückt worden. — Im Fortbildung-cursu- für junge Damen gebildeter Stände ist heute Abend folgende- Programm: I) Da- Natur- und Kunstschöne; — Ober!. E> Fischer. 2) Die Sehsehler und ihre Eorrectur durch Augengläser; — Seminarlehrer Rrinicke. — Al- Warnung und zugleich al- Rüge wird un« Fol gende- mitgrtheilt. Ein junger Beamter kommt am verflösse nen Sonnabend kurz nach 10 Uhr Abend- in Begleitung sei> ner Krau nach Hause Al« er die dritte Treppe seine« in der Räcknitzstraße gelegenen Hause« pasfiren wollte, glitten ihm gleich auf den ersten Stufen derselben die Füße au- und seine Frau kam zum Fallen, so daß fich Letztere wesentlich am Fuße ver letzte. E- ergab fich, daß dir Treppe kurz zuvor wahrschein, lich sehr naß gethont und bei der herrschenden bedeutenden Kälte glatt wie ein Spiegel gefroren «nd nicht mit Sand be- streut war. Mühsam und unter fortwährendem Au-gleittn in der dritten Etage angelangt, hielt der Beamte r« für seine Pflicht, die Bewohner in derselben auf höfliche Art auf diese große Gefahr aufmerksam zu machen und um Beseitigung der selben durch Sandstreuen zu bitten. Statt, wir er glaubte, seine nur wohlgemeinte Warnung und Bitte günstig ausgenommen zu sehen, wurde ihm von diesem gebildeten Fräulein die Thür vor der Nase zugeworfen. Um etwa später heimkehrende Bewohner vor weiterer Lebensgefahr zu schützen, ließ er sofort nun selbst Sand streuen. Jedermann geben wir die Frag« an heim, ob e- bei großer Kälte überhaupt rathsam sei, die Trep pen zu thonen, und wenn die- dennoch geschieht, ob dann Sandstreuen nicht unerläßliche« Erforderniß ist? — V. Wir kommen etwas später, aber wir kommen, — sagte di« Borturnerschast de« Turnverein« und veranstaltete eine Ehristbescheerung. Die fand denn auch Sonnabend den 5. Jan. Abend« in dem geräumigen Saal« de« Polnischen Brauhaus«« statt. Dn»6 bell leuchtend« Lichterbäume war der Winterabend in Tag verwandelt, auf der Tribüne stand die erwählte Som- Mission mit ernster Amtsmiene, auf dem Tische sah man die Loostrommel und aufgehäuft lagen die von jedem Theilnehmer gespendeten und mit viel Papier und Stroh umpackten Ge winne, 226 an der Zahl. Die Klingel erklang, der Anfang fing an! Nr. l! Der Tischler Schulze, der — eine Wurst gespendet hat, erhält als Ausgleichung — eine Kindervioline, die aber nicht spielbar ist. Ein Jüngling an Jahren eilt mit einer kleinen, sauber gearbeiteten Badewanne heim; ein schmucker Bursch gewinnt eine alte Frau, natürlich nicht in Wirklichkeit, bei deren Anblick man, wie einst bei Fräulein Medusa, zu Stein werden möchte! Da- Schicksal spielte wunderbar, wie das ja auch bei der Schillerlottrrie geschehen wird. Aber di« Turner find lustige Leute. Dieser Frohsinn, diese Heiterkeit! Lachen, Singen, rin Hoch, bei dem Mancher nicht weiß, wem «S gilt, das Alle- kann «in Turner in einer Minute. Und Ordnung versteht er auch. Wozu gäbe es Ordnungsübungen ? Keine Unannehmlichkeit trübte da« frohe Fest, da« bi- nach Mitternacht währte; vielleicht einige Kopfschmereen abgerechnet, die nur, und zwar den andern Tag. für Einzelne fühlbar geworden sind. Auch dem braven W>rthe sei ein Körnlein Weihrauch gestreut. Möge fich Jeder mit seinem reellen Ge winne über eine Niete in der Lotterie trösten, und wer noch nicht Turner ist, der mag e« werden. — In dem Keller des Hause- Halbegaffe Nr. 7d ist am vorigen Sonnabend ein Kindesleichnam männlichen Geschlecht- gesunden worden. Der dasige Portier war Nachmittags gegen 1 Uhr beschäftigt, für den im Parterre wohnenden Herrn Kunsthändler Höppner Kohlen in dessen Keller zu schaffen. Dort wird er durch einen abscheulichen Fäulnißgeruch auf ein dalie- gendes Päcktchen aufmerksam gemacht, und findet darin ein in eine blaue Schürze und einen alten Wattrock eingewickeltr«, wie sich später in Folge ärztlicher Besichtigung ergab, schon 2—Z Monate dort gelegene- Kind. Die an die Besitzerin de- Kel- ler«, wo nicht- als Kohlen lagen und deren Mädchen allein darin zu verkehren pflegte, gemachte Meldung hatte die Befra gung de- Mädchen« zur Folge, di« aber von nicht- wissen wollte. Da deren Herrin den alten Rock nicht bei ihr gesehen hatte, so konnte sie auch nicht sagen, ob er ihr gehöre; jetzt aber wurde zu de- Mädchen- früherer Herrin geschickt und diese erklärte, den fraglichen Rock dem Mädchen einmal ge- Henkt zu haben, auch daß sie schwanger von ihr abgezogen ei. Unterdeß war nun auch die Polizei herbeigeholt worden, da- Mädchen, die au- Dippoldiswalde gebürtig ist und schon zweimal unehelich geboren hat, wechselte bei der angestellten In quisition zwar öfter« dir Farbe, gestand aber nicht«. Da sie