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Mund de» Geistlich«« sprach jener granitn« Obelisk, der nach dem offenen Grab« herüberragte; find doch auf ihm die Namen aller Derer mit goldenen Lettern eingegraben, die unter Generalleut« nant v. SchirndingS Führung im Mai 1849 den Tov für Kö nig und Thron fanden. Wie jene Ehrensäule über dem gemein samen Grabe sächsischer und preußischer Gefallenen sich erhebt, so gehört auch das Gedächtniß an den Dahingesckiedcnen der'Ge schichte beider Armeen an, und wird dort eine bleibende Stätte finden. Einen ausführlichem Nekrolog de- Verewigten werden wir nachtragen. (Dr. I.) — Am Sonntag Mittag gab et in der Seestraße eine Aufsehen erregende Scene. Eine soweit anständig gekleidete Frau begann plötzlich einen ungestümen Tanz auf offener Straße und setzte ihre Kreuz- und Quersprünge so lange fort, bis sie müde wurde. Die Wiederholung dieses Schauspiels geschah in der Nähe deS Victoriahotcls, wurde aber fast zum Skandal, als die jedenfalls wahnsinnige Frau ihr« Kleider bis an die Grenzen der Unanständigkeit erhob, um ihren Füßen freiere Bewegung zu gewähren. — Die schon früher angekündigten drei Soireen, mit de nen Frau Clara Schumann und Herr Concertmeister Joachim uns zu erfreuen beabsichtigen, werden am 26. und 29. Oct. und am 1. Nov. statlfinden. Frau Schnorr von EarolSfeld geb. Garrigues, Frl. Marie Wieck und Frl. Kath. Lorch, so- wie die Herren Kammervirtuos Kummer und Hofopernsänger Schnorr von Carolsfeld werden dabei Mitwirken. — Der prächtige Wintergarten des Herrn Lüdicke ist jetzt aufs Neue vollständig arrangirt. — Die zweite Bürgerschule feierte am 12. d. M. das Jubiläum ihres 25jährigcn Bestehens und zugleich Herr Bel- zing das Jubiläum als Director derselben, sowie Herr Fchr- mann das Jubiläum als Zeichnenlehrer. Früh 9 Uhr fand in dem angemessen geschmückten Schulsaale ein Festoctus statt, bei welchem Herr Diaconus Döhner als Localschulinspector eine herzliche Ansprache hielt und zugleich ein Seiten der S.chulin- spection eingegangenes Glückwunschschreiben zum Vortrag brachte. Herr Oberlehrer Naumann gab den Gefühlen der Anerkennung des Dankes Seiten des Lehrercollcgiums und des Schülercötus einen warmcmpfundenen Ausdruck, worauf die Uebcrreichung der (sehr sinnigen und werthvollen) Geschenke an die Jubilare er folgte. Nach einem Festgesange der Kinder gab Director Bel- zing einen Rückblick auf die verflossenen Jahre und schloß mit einer symbolischen Deutung der Seiten der Lehrer wie der Schüler ihm überreichten Geschenke. (C. Z.) — Allerhöchster Entschließung zufolge ist der Oberleutnant Huschke vom 3. Jägcrbataillon, unter Entziehung des Offiziers- charakters, aus den Listen der Armee gestrichen worden. — Gestern Abend gegen 7 Uhr entfaltete sich unweit der Post ein Straßcnscandal, der ursprünglich aus dem Zwist zweier Eheleute hervorging, die der niedcrn Volksschicht angehörten. Wie ein Spaziergänger vernahm, machte auf dem Wege nach jener Gegend die Frau dem Manne Vorwürfe, daß er die Ar beit versäume und dergleichen mehr, was dem Ehegatten, der ein ledernes Schurzfell trug, durchaus nicht lieblich an sein Ohr dringen mochte, indem er wahrscheinlich »on dem usurpir- ten Necht des blauen Montags Gebrauch gemacht hatte. Plötz lich ertönt ein gellender Schrei und angstvoller Hilferuf; der Mann hatte seiner Frau ein Loch in den Kopf geschlagen, daß das Blut am Gesicht herunterfloß. Mehrere Hundert Menschen, die herzuströmten, waren Zeuge dieser Seene, welche zu den trüben Schattenseiten im Leben des Volkes gehört und ahnen läßt, wie so manche dergleichen Auftritte erst daheim in den vier Pfählen Vorkommen mögen. — Die hiesige naturforschende Gesellschaft Isis zu Dresden beabsichtigt, einem ihrer Mitglieder, dem in diesem Jahre verstor benen Cantor Merkel in Wehlen, im Wehlener Grunde eine Ge denktafel zu errichten. Merkel war nicht nur Sachsens größter Entomolog, dessen Name bei den Fachgenossen aller Welttheile ei nen guten Klang hatte, er war besonders auch Derjenige, der die sächsische Schweiz in entomologischer und botanischer Hinsicht am allergründlichsten durchforscht hat. Seine bedeutend« Käfersamm lung ist vom königl. Ministerium für das k. naturhistorische Mu seum zu Dresden angekaust worden. Merkel'» wohlgetroffene» Portrait liefert der Photograph Krone hier für den Preis von 15 Ngr. — Einem verbürgten Gerücht« zufolge ist Seiten de« Mi nisteriums de« Innern die Wahl de« Leipziger Polizeidirector», Herrn Staatsanwalt Metzler, bestätigt worden und steht seine Ankunft daselbst in den nächsten Tagen zu erwarten. — Nach vielen Bemühungen des Herrn Hofraths Ste phani und Unternehmers Herrn 0. Meinert ist es endlich mit einem kleinen Zuschuß des k. Finanzministeriums genehmigt wor den, zur Verschönerung der Umgebung der Rrsioenz, den be liebten Weg nach Räcknitz (Bergstraße) mit einem erhöhten Fußsteig erbauen zu dürfen. Obgleich es den dortigen Besitzern etliche Thaler Zuschuß kostet, so ist «S immerhin dankbar an zuerkennen, vorzüglich wenn von Seiten der Stadt für künf tiges Jahr noch Gasbeleuchtung daselbst angelegt wird. — Gestern Vormittag fiel der Lohnkutscherknecht Bunde, al- er Eilgut von dem Leipziger nach deyr schlesischen Bahnhöfe fuhr, aus eigener Unvorsichtigkeit von einem Rollwagen, wobei ihm rin Vorderrad über beide Füße ging und er schwer verletzt wurde. Man brachte ihn in seine Wohnung. — In Freibcrg wurde durch starke Feuerung behufs Pflau- menaussiedens ein an den Kamin stoßender Balken in einem Hause angekohlt, und durch heftigen Wind angcfacht, verbreiteten sich dadurch entstandener Rauch und entwickelte Gase in der daran stoßenden Stube eines Mitbewohners des Hauses, des Zimmer meisters Ender, infolge dessen sein« Frau trotz angewandter ärzt licher Hilfe erstickte, er und seine Tochter aber zur weitern Pflege und Behandlung in das Stadtkrankenhaus gebracht werden mußten. Das Feuer selbst wurde bald unterdrückt, ohne weitern Schaden verursacht zu haben. Mailand, 14. Oct. (Tel. Dep. d. Dr. I.) Di« heu tige .Perseveranza" meldet: Neapolitanische Blätter berichten, Ge neral Salzano habe in einer Unterredung mit Garibaldi die Eapitulation Capuas unter der Bedingung angeboten, daß der Besatzung der Abzug mit Kriegsehrcn gestattet werde, Garibaldi habe jedoch dies verweigert und verlange di« Uebergabe von Säet« und Capua. Für den 18. Oktober. Nationen, die cs versäumen, die Erinnerung an die Ruh- mesthatcn in ihrer Geschichte in dem allgemeinen Bewußtsein wach zu erhalten, berauben sich selbst unklug der mächtigsten Triebfeder eines fruchtbaren Nationalgefühls, und können durch solch« Schuld und bei äußerer Ungunst am Ende dahin gelangen, nur noch sterben lernen zu müssen. Darum haben zu allen Zeiten frei» und ihrer Kraft bewußte Völker die Tage in Ehren gehalten, an denen der Väter Muth und Tapferkeit Ucbles abgewendet oder Großes errungen. Ja nach der Frische des Gedächtnisses oder dem Maße des Vergcsscns durfte man abwägen, ob die Elemente des innersten Lebens einer Nation sich noch kräftig regen oder der ermattende Pulsschlag auf den schwindenden Stolz nationalen Bewußtseins deute. So war die Feier des 18. Oktober in ihrem Beginnen, im allmäligen Verschwinden oder der noch wunderliche ren Mißdeutung, die sich an sie knüpfte, wie ein Spiegelbild deut scher Geschichte und Erlebnisse selber seit jenen Tagen einer wun dervollen Erhebung und Rettung. Wohl ist es uns oft ganz un erklärlich gewesen und wie ein unheimliche- Räthsel trotz Allem und Allem erschienen, wie man einen solchen Krieg und Sieg, ei nen wahrhaft heiligen Krieg, in dem sich der Finger Gottes so sichtbarlich gezeigt, so ganz habe vergessen und sein lebendiges Ge- dächlniß fast zum Verbrechen machen können I Aus tiefstem Leid und Verderben, aus einer Erniedrigung sonder Gleichen, aus Noch und Rocht zu neuem Leben erweckt, zum Lichte erlöst, zu der Möglichkeit durchgekämpft, nochmals glauben und hoffen zu kön nen, wo selbst die Besten und Edelsten schon verzweifelt hatten — alles Dieß und Unsägliche- noch vergessen zu können oder zu wollen! Viele mögen sich noch der flammenden Feuer erinnern, die einst an dem Leipziger Schlachttage, »dem Tage aller -Deut schen", zum wieder freien deutschen Himmel emporloderten. Sol len sie wieder ««zündet werden? Der Wunsch ist vielfach auSge-