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. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. ^U»n«t. bi» r U ) angenommen - > der Expedition: Johannes-Allee und Waisenkiausftraie «. Mitredacteur: Thendor Srobisch. S Abonn. vierteljährlich 2« N-r. bei unentgcldl Lieferung in t Haut. Durch die Kgl. Post vierteljährlich 2r Ngr Einzelne Nummern 1 Ngr. -46 --4L Gonnavcnd oc» 1. Seprember jWt». - Lre-den, den l. September. , * — Oeffentliche Gerichtsverhandlungen: Am. Donnerstag« war ein« Hauptverhandlung, in welcher das Ver- » ^tisungSrrkenntNiß v verschiedene Betrügereien, deren der hiesige Handelsmann, G. H. Emmerich, delchuidigt war, entwickelte Und wo die bis zur Abenddämmerung währende D urr wohl eine ziemliche Wichtigkeit der Sache und eine für so viel Wergehrn enftprechend« auefallende Strafen schließen ließ. Und chennoch -löste sich die Sache in ein höchst unerwartetes Ende auf. »Emmerich war angeklagt: l) bei dem Riemermeister Bär >n 'Dohna einen Wagen erschwindelt zu haben. Er Halle nämlich H im Laufe des Sommers I8k>8 denselben für i9 Thlr. erharr« R delt, darauf 3 Thlr. abschläglich gezahlt und versprochen, die «übrigen l6 Thlr. demjenigen auözuhändigcn, der am andern r Morgen den Wagen zur Start bringen werde. Als Letzteres gr- ' /schieht, bekommt der Wagenführer einen dickleibigen Brief, worin rer natürlich, zumal da es an belr. Andruiungen nicht fehlt, . «das verheißene Geld vermuthct. Aber Hr. Bär finrel dann 'blot auf einem großen, verschiedene Male zusammengebrvchenrn l Bogen 5 bis 6 Zeilen, in welchem E. sein augenblickliche« ' Zahlungsunvermögen entschuldigt, einstweilen um Nachsicht bittet . . und in der künftigen Woche - zu zahlen verspricht. Das lag / dem Manne nun freilich nicht in der Berechnung, aber was ' konnte eS helfen? E. hatte gleich an demselben Tage den Wagen >4 für 16 Thlr. Weiterverkauf!. mithin ein ganz rigenihümlich profitables Geschäft gemacht, was sich blo« daraus erklären W' läßt, daß er angab, sein gewöhnlicher Abnehmer, der Händler Zeibig. habe ihm durchous nicht mehr geben wollen und ihm auf solche Weise den Wagen gew.ssermaßtn abgcdrückt. Bär ! konnte in der Folgezeit nickt mehr als anderweile 2 Thlr. ^ Abschlagszahlung und «in Schulddocument auf den Rest er« z ^ Hallen. 2) hatte E. vorigen Gollimarkt in fast gleicher Weis« A von dem Tischlermeister Tanne in Wilreruff einen Klciderschrank ^ für 3 Thlr. 20 Ngr. auf Credit erkauft, diesen Betrag aber » auch dann nicht bezahlt, als er wenige Tage darauf das Meubel, wie er zugab, für 4 Thlr. an «wen Dritten abge« r lassen hatte. 3) Im Juli 1859 erscheint E. in der Wirtv- v schüft de- Herrn Gasiwirth Standfuß allhier, und erborgt sich * von dessen Hausknecht Bergmann gegen unterpsändliche Einsetzung eine» seidenen Regenschirme- und unter deiy^ Namen „Oekonom ^ Roack" 4 Thlr., die er in den nächsten Tagen zurückzuerstanen verspricht. Nach Ablauf ver gesetzien Zeit erborgt er aberma s von demselben unter gleichem Namen 5 Thlr., d>e er sammt den ersten 4 Thlrn. am andern Morgen wiederzugeben ver spricht, sagend, er wohne im Trompeterschlößcken Stube Nr. 7, da solle er nur hinschicken, er würde dem Boten auch noch 5 Ngr. für den Weg bezahlen. Allein im Trompeterschlößchen kannte man keinen „Oekonom Noack" und der Hausknecht hatte sitzt einige 'Wochen Zeit, sich bedenklich hinter den Ohren zu kratzen. Nach Verlauf derselben erschien aber E wieder bei Bergmann, dessen Gesicht bei seinem Wredcranblick wie ein Speck kuchen gcg.änjl baden soll, entschuldigte sich wegen der langen Verzögerung und bar um — ein abermaliges Darlehn von 5 Lhir. deren er zu einer Reise nach Hamburg denölhigt sei. Man sieht, der Mann hat Vertrauen zu der Menschheit! Der Hausknecht besaß natürlich keine Lust zu diesem neuen Geschäft. Da aber rückte E mit der Nachricht heran«. er besitze Geld >n der Sparkasse, und al« der Andrrc das nicht glauben wollte, führte er ihn zum Advokat Haase, der die« bestätigte. Nicht wenig erstaunt war aber der Hausknecht, als aus der Puppe des Oetonom Nvak hier urplötzlich der Schmetterling Emmerich hervorbrach. Intest entschuldigte er diese falsche Nameniangabe Mil der Andeutung, daß man beim Versetzen von Gegenständen seinen wirklichen Namen ja selten nenne, und später habe er die falsche Bezeichnung sich gefallen lassen, ohne etwas Arges dabe, zu beabsichtigen. Wir wollen ihm das glauben, da sein nachfolgende« Handeln für da« Festhalten des Gegentheils keinen Anhalt giebt. Jetzt stellte er nun dem Hausknecht einen in I Monat zahlbaren Wechsel über 25 Thlr. au« und erhielt demnach noch eine erkleckliche Baarsumm« Aber statt am Ver falltag« zu bezahlen, borgte er sich, angeblich zu einer Reise nach Rochlitz, wo er sein Geld erheben wolle, abermals 4 Thlr. von Bergmann, obgleich er schon Kenntniß davon hatte, dast gegen Auszahlung de« betreffenden Sparkassenbua -, bas sich in Verwahrung dem Gerichtsamt Nochiitz befand, eine gerichtliche Verkümmerung auegcbracht worden war. Aber auch die sitzt zur Bezahlung de« Ganzen festgesetzte vierwöchentlichc Frist ver strich und ü. krackte kein Geld, wohl aber erschien er bei Bergmann mit einem angeblich Leipziger Agenten, den er Reu mann nannte, über dessen Tein oder Nichtsein E. aber zur Zeit auch nicht einen Schimmer von Au«kunst ertheilen konnte. In Gegenwart drsselben erbittet und erhält er nun von Berg- )nann ein abermalige« Darlehn von 5 Tblr. (nun zusammen 34 Thlr ), indem er sagt, er bedürfe derselben zu einer Reise nach Rocklitz, denn „Herr Reumann" wolle ikm sein Spar kassenbuch abkaufen und Bergmann solle davon dann zuvör derst befriedigt werden Aber Bergmann hat bi« Dato noch keinen Heller.. Tiefe« Sparkassenbuch, auf da« E. zu damali ger Zeit durchaus gar keinen Anspruch mehr hatte, spielte auch >n dem 4. Falle eine Nicht unbedeutende Rolle. Am 19. Aug. v. I. hatte er nämlich »on dem Braumeister Herrn Martin in Zitzschewig sich 5 Thlr. erborgt, angeblich, weil er dieser Summe zur Bezahlung erkauften Eisrnz.uge« benölhigt sei, war auch am Nachmittage wieder erschienen, und von dessen Ehr-