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zündet; der Brand wurde jedoch durch den Burschen entschlossen sofort wieder gelöscht, ohne daß dabei genannten Kindern Schaden zugefügt wurde. — In Leipzig ist es im Laufe dieser.Tage der, Po izei ge lungen, eines schon mehrfach bestraften frechen Diebes habhaft zu werden. (Es ist dieser der Handarbeiter Gey aus Neuschönfeld.) Derselbe kam am 17. früh Morgens als der Lehrling i„ einem dasigen Geschäfte das Gewölbe öffnete, an dasselbe heran und trat unter dem Lorgebcn sich einige Cigarren kaufen zu wolle», allein in dasselbe ein Sofort öffnete er aber einen Kasten, in welchem Geld aufbewahrt war, „ahm aus demselben 57 Thlr., ließ sich von dem Lehrling Cigarren geben und entfernte sich w eder. Da letz terer in der noch offen stehenden Kasse das Geld sofyrt vermißte und auf Anordnung seines Lehrherrn mehrere Pßer- und Bräunt- weinlocale durchstrich, fand er den Dieb in einem solchen Lo-' cale, wo dieser durch die herbeigerufcne Polizei verhaftet wurde. Von dem gestohlenen Gelbe hatte er bereits 10 Thlr zur Ein lösung des von ihm seiner Ehefrau ebenfalls gestohlenen Spar- casscnbuchs verwendet. — Der in Kötzschenbroda im Cantonnemeut sich befindende Soldat Kölz von der ersten Batteriej, erschoß sich am Tsnntag Abend 8 Uhr mit der Dicnstpistole in seinem Quartier. Als Grund dieses Selbstmordes wird erzählt, daß er etwas angetrun ken gewesen, deshalb von seinem Unteroffizier sich eine energische Zurechtweisung zugezogcn und diese sich in seiner Aufregung zu sehr zu Gcmüthe genommen habe. — Das heute vor acht Tagen bei Pirna ins Wasser gefallene Kind, ein Söhnchen des Einwohners Kegel in Copitz, ist nicht von der Landungsbrücke der Dampfschiffe, sondern ca. 50 Schritt davon entfernt von den daselbst liegenden Balken ms Wasser gefallen und ertrunken. — Wie sehr vorsichtig man bei Anfertigung und Aufbe wahrung von bengalischem Feuer sein muß, lehrt uns folgen des Beispiel. Ein junger Mann ging die Falkcngasse nach dem Falkcnschlagc und hatte, seelenvcrgnügt zur Ucberraschung im häuslichen Kreise, eine Quantität bengalisches Feuer in der Tasche. Gerade am Zollhäuschen am Schlage explodirt das Pulver mit einem starken Knall, und der Nock des Jünglings ist derma ßen verbrannt und verkohlt, daß sein Herr Papa wohl einen neuen wird hcrausrückcn müssen. — Einem Privatbricfe aus Tcplitz entnehmen wir Fol gendes: „Am Freitag Abend entlud sich über unserer Stadt ein furchtbares Gewitter, von solcher Heftigkeit, wie die ältesten Lcutc sich nicht zu erinnern vermögen. Blitz auf Blitz fiel und ein heftiger Negcn wechselte bald mit Schloßen und Hagel ab, welcher die Größe von Hühnereiern erreichte. Es worein trauriger Anblick: die menschenleeren Straßen und das furcht bare Wetter! Ich habe hcrabgefallenc Eisstücke von obenge nannter Größe in Händen gehabt, an denen noch zum Ueber- fluß Eiszapfen hingen. Die Ziegel wurden von den Dächern hecuntergeschlagen und von Fensterscheiben blieben nur wenige ganz. Soeben höre ich auch, daß in Lulm das Unwetter furchtbar gcwüthct, und daß es überhaupt im Gebirge, vor züglich an Herbstfrüchtcn, ncl Schaden gclhan hat. so daß man auf eine reichliche Obsternte, wenigstens in dieser Gegend, nicht rcchnen kann." — Der Leichnam des neulich bei Schandau Ertrunkenen ist bei Pirna am Sonntag Nachmittag ausgcfangcn worden. Wie man sagt, soll er während seiner Verunglückung -100 fl. öftcrr. bei sich getragen haben, welche aber bei Auffindung des Leichnams nicht mehr vorhanden waren. — Einem unachtsamen Kindermädchen war gestern Nach- mitlag ein Kindchen' aus den Promenaden am Postplatze nach dem Fahrwege zu entlausen und gerietst dasselbe unter einen leichten Korbwagen, dessen Vorderrad das Kleine überfuhr. Der Kutscher war offenbar ohne Schuld, da er nicht nur durch schnelles Anhalten verhinderte, daß das zweite Nad über das Kind wegging, sondern auch nur mäßig schnell gefahren kam, während das Kind ihm geradezu ins Geschirr hincinlief. Allem Anscheine nach war das Kind nicht in den edleren Theilen ver letzt, obgleich cs hinwcggctragcn werden mußte Uebrigcns stim men wir vollkommen der Entrüstung bei, welche sich bei vie len''Anwesenden kundgab über die elend« Klatschsucht und Nach lässigkeit vieler Kindermädchen, di« sich nicht im'Mindesten de- mußt sind, welch' wichtige Pflichten sie übernehmen, indem ih- nen von den Eltern das edelste Gut, die lieben Kinder, in der Regel unter den eindringlichsten Vermahnungen übergeben wird. Doch kaum si d sie aus dem Gesichtskreise^ihrer Herrschaft, so wird mit gleichgesinnten Klatschdirnen ein Kreis gebildet und nun beginnt !»e ununterbrochenste Autcrhaltung über erlebte Licbesaffaircn, was an ihren lLimstHerrschaften zu loben und zu tadeln ist, was sie getrunken, gegessen Mben »t., und wehe dem Kindchen, welches die Debatte durchs Schreien, Unruhig werden oder durch irgend ein Bedürfnis HMrMHt. «S wird durch fingestümes Anschrrien, Stößen, Prügel. Afisstauchen auf hezi./rstc»! besten Sitz in größter Erzürnüng zum Schweigen M'rzjcht, um die schnatternde Gänsedcbattc aufs Reu« wieder in Fluß bringen zu können. Pflicht jedes zufälligen Bcobach- ters solcher Nachlässigkeiten wäre cS, dergleichen Kindermädchen ohne Weiteres an ihre Pflicht zu erinnern, selbst auf die Ge fahr hin, mitunter ein paar malitiöse Entgegnungen einstecken zu müssen. Im schlimmsten Falle wäre grobe und strafbare Widersetzlichkeit doch bald durch herbcizurufende Polizeiorgane zu bewältigen. — Das Vogelschießen in Kötzschenbrota hatte am vergan genen Sonntag ein großes Publikum von Dresden au- ange- lockt. Es herrschte überall viel Lebhaftigkeit, cs gab Troubcl an allen Ecken und Enden, der größte Spektakel entfaltete sich aber Abends bei der Zurückfahrt de- Dampfwagens. Die Be fürchtung, keinen Platz zu erhalten, ließ das Acußerste wagen und cs schien, als wenn Viele außer der Spitz« der Ellenbo gen auch noch das Leben einsctzcn wollten. Trotz der Uebcr- füllung im Dampfwagcn und Dampfschiff blieben dennoch Meh rere der Nothwendigkeit ausgcsctzt, den Nachhauseweg per peejes uposlolorum anzutrcten, was freilich zu den kleinen Leiden de- Vogelschießens gehört. — Brodpreise vom 19. bis mit 25. August d. I.: 1) feines Roggenbrot) (Lockwitzer) höchster Preis 14Vr Pf. da- Pfund, niedrigster 10 Pf.; 2) hausbackenes Roggenbrod (Leip ziger) höchster Preis 11 Pf. das Pfund, niedrigster 9 Pf.; 3) Schwarzbrod höchster Preis 10 Pf. das Pfund, niedrig ster 7 Pf. LageSgeschichte. Dresden, 20. August. Wären die Zustände da unten in Neapel nicht verzweifelt ernst, man könnte sich wahrhaftig versucht fühlen, sie überaus lächerlich zu finden. Ein Staat von 9 Milk, leidlich sich befindender Menschen mit einem Heere von 200,000 Mann, vollem Staatsgcldbeutcl, geregelter Verwaltung — ist seit Monaten hilflos gegen einen Privatmann, der mit einigen Tausen den Freischärlern ihm Glied um Glied fctzenweise yom Leibe reißt, ohne daß gedachter Staat mit Geld, Waffen, Schiffen, Festungen, Armeen, Mönchen und Priestern, mit allen Mitteln einer geörd- neten Staatsgewalt sich ernstlich zur Wehr setzt. Während die neapolitanischen Gesandten Manna und Winspcare in Turin über eine Verständigung, einen Bund mit Sardinien unterhandeln, gehen täglich Hunderte und Tausende von Freischärlern zu Schiffe nach Sicilien zu Garibaldi, angeblich um Licilien befreien zu helfen, das schon befreit ist, in Wirklichkeit aber, um das Festland von Neapel dessen Könige zu entreißen. Heißt Las nicht den ncapoli- tanischcn Gesandten für die dargebotenc Hand, für ihre Freund schaftsgrüße mit Ohrfeigen antworten? Der König von Neapel hat eine Verfassung gegeben und Wahlen angeordnet zum nahen Landtage Wer wird gewählt ? Lauter Anhänger Garibaldi's und der Annexion an Sardinien. Und da soll man ernsthaft bleiben! Unserem gewöhnlichen Verstände nach ist Garibaldi mit Neapel und dessen Könige im Kriege. Das hindert aber nicht, daß der Eroberer der Insel Sicilien nach der Hauptstadt Neopcl kommt, sich daselbst mit dem Ausschüsse bespricht, der sich expreß zum Um stürze des morschen Vourboncnthrones gebildet hat und offen Hand- thicrt, Befehle giebt, die pünktlich vollzogen werden, und dann wie der sich einschifft. Ist dicß nicht Heiterkeit erweckend? Ferner er klärt Garibaldi, er werde nicht eher nach der Hauptstadt Neapel kommen — am Hellen, lichten Tage nämlich und als Befreier mit