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Arsch. tägl. Mora. 7 U. Inserat», SSpat ' - - - -- paltzeil» 8 P^, werden b. Ab. 7 tt- t v.) angenoin««» i« der Expedition: Iohanne«»Allt« u. Waiseniaudstr. 0. Unterhaltung und Geschäftsverkehr. «ttredacteur: Theodor vroktfch. M 18S. Dienstag, den 3. Juli Zur Rachricht. Auf das mit dem 1. Juli 1860 begonnene neue Abon nement der „Dresdner Nachrichten" werden fortwäh rend Bestellungen angenommen. Der Pränumerationspreis bssträgt mit Einschluß der Zusendung für Dresden viertel- jährlich 20 Ngr. Auswärtige haben sich an das ihnen zu nächst gelegene Postamt zu wenden. . ^ -ie «rprditi«» drr ,,-rrrtz«« «gchrtchte»". Dre-den, dm 3. Juli. — Gestern hat in der königlichen Kapelle zu Pillnitz die feierliche Firmung I. K. H. der durchlauchtigsten Prinzessin Sophie (grb. 15. März 1845) durch den hochw Herrn Bischof Forwerk stattgefunden. — Am 24. Juni' find von den Groitzsch« Maiverurtheilten, deren Prozeß wegen seiner unerhört langen Dauer so viel Aufsehen gemacht, die drei letzten au- dem Zuchthause in Waid heim ent lassen worden. ES befindet sich nun nur noch ein Maiverurtheil- ter in Waldheim: Rockel. — Für den die Städte Zwickau, Crimmitschau, Werdau, Kirchberg, Lichtenstein und Callnberg umfassenden Wahlbezirk wurde im dritten Gkrutinium der Fabrikant Hr. O. Kürzel aus Crim mitschau, und zum Stellvertreter desselben Hr. Louis Oehler, eben falls au« Crimmitschau, bei der zweiten Abstimmung gewählt. — Orsfentliche Gerichtsverhandlungen: Was für cariosr, zuweilen kaum glaubliche Dinge in der Welt Vorgehen können, davon gab die am vorigen Sonnabende abgehaltene Hauptverhandlung einen auffallenden Beweis. Es war nämlich im Lauf« de- vorigen Sommers ein GenSd'arm von mehreren Leuten in Ausübung seiner Berufspflicht gehindert und sogar arretirt worden. Man hatte darin einen Landfriedensbruch zu erblicken geglaubt, und die desselben Angeklagten, der Maurer- Polirer Beg« nebst den Handarbeitern Fehrmann und Gnauck, befanden fleh deshalb jetzt vor dem öffentlichen Gericht, mit ih nen außerdem rin alter Tagelöhner, der ehemalige Hausbesitzer Scharfe, angeklagt der unerlaubten Selbsthilfe, der wohl nicht deshalb vor dir Oeffentlichkeit gekommen sein würde, wenn er nicht zugleich mit Negern dieses Vergehen- bezüchtigt gewesen wäre. ES fungirten für die drei Erstgenannten drei Verther dig«, die Herren Gerlach, v. Schaffrath und Lohrmann, da das Verbrechen de- Landfriedensbruch« möglicher Weise eine Strafe von 6 Jahren Zucht- oder Arbeitshaus bringen kann. Zum Verständniß de- Vorganges schicken wir Folgende- vor aus. Im vorigen Sommer war eine große Anzahl von Mau- rrvn und Handlangern bei dem Wehrbaue in der Wrißeritz nahe am Löbtau« Chausseehause beschäftigt, welcher übrigen- Ldonn. vierteljährlich rü Rar. bet unentgeldl. Lieferung in'S Hau». Durch die Sgl. Post vierteljährlich »»Rar Einzelne Nummern 1 Ngr """ 1860. so rillig betrieben wurde, daß man sogar Sonntags sortarbei- ten zu dürfen Trlaubniß erhalten hatte. Die in entfernteren Ortschaften wohnenden Arbeiter hatten daher vier Wochen hin ter einander nicht nach Hause gehen können, bis endlich am 24. Juli der ihnen als Polirer Vorgesetzte Neger gegen Mit tag die Arbeit einstellen und sie sämmtlich bis zum anderen Morgen in die Heimath wandern ließ. Das hatte nun um so größere Freude unter den Leuten hrrvorgebracht, als sie an je nem Tage auch durch die Accordarbeit, wie verlautete, ein gu te« Lohn bekommen haben mochten, und sie verfehlten daher nicht, in der von Negern daselbst eingerichteten Bude, wo er für die Arbeiter Schnaps und Bi« schänkt, einen .unter die Knöppe zu setzen- und nach ihrer Art sich gütlich zu thun. Nachmit tags gegen 3 Uhr entfernten sich nun die Letzten aus der Bude, unter denen auch Fehrmann und Gnauck war, Letzterer, wie er selbst gestand, in so angeräuchertem Zustande, daß er auf Das, was späte: geschehen, sich kaum mehr besinnen wollte, um sich zur Abreise zu rüsten. Gnauck hatte schon am Morgen jenes Tages mit dem Städtgensd'arm Beutner ein Zusammentreffen gehabt, indem dieser ihn unterwegs angehalten und nach der Legitimation gefragt hatte, wahrscheinlich weil er ihm des Sonn tags in Arbeitskleidern begegnete. Während nun die beiden Genannten außerhalb der Bude nicht weit von dieser, Beg« - aber im Inneren derselben sich befindet, kommt urplötzlich ein Handwerksbursche dahergesaust und an den Leuten vorüber, ihm nach mit (angeblich) erhobenem Stocke derselbe GenSd'arm in Eivilkleidung, der Gnaucken schon am Morgen angehalten hatte. Der Handwerker war von diesem beim Fechten erwischt wor den, und hatte er ihm das Wanderbuch abgenommcn, während er aber in demselben herumblätterte, war der MoSje ausgeris- sen und hatte sich zufälliger Weise nach dem Werkplatze hin dtrigirt. In dessen Nähe holte ihn der verfolgende GenSd'arm ein, und während er damit beschäftigt ist, ihn auf das Al berne und Nutzlose seiner Flucht aufmerksam zu machen, da er ja im Besitz seines Wanderbuchs sei, kommt zuerst Fehrmann, nachher auch Gnauck mit noch mehreren der Arbeiter herzu, denen sich auch eine Anzahl stehen bleibender Spaziergänger zu- gesellen, und bilden-gegen den GenSd'armen Parthei.' Nament lich sängt Fehrmann an fürchterlich zu raisonniren und zu schimpfen und zwingt den GenSd'armen zur Herau-gabe des.- Wanderbuch«. Als solchen scheint n ihn, obwohl «'S läug--. nete, recht wohl gekannt zu haben, denn er meinte: „das sei der GenSd'arm von der Pakmstraße, er sei früher selbst so ein arme- Lud« gewesen, jetzt habe nicht einmal ein Handwerks- burfche vor ihm Ruhe", schrie auch: »Haut den H... tüch tig durch, der weiß nicht, armen Luder zu Muthe ist!" Cr wollt« nämlich er. haben, der GenSd'arm habt