Volltext Seite (XML)
Ursch, tägl. Mora. 7 U Inserat«, S Spaltzeile 5 Pst, werden b. Ab. 7 (Von«, btS i U.) angenommen in der Expedition: Iobanne«-Allee u. Waisenhau«str. S. Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Lheodok DroKlsch. 180. Donnerstag, den 28. Juni Abonn. vierteljährlich r» Rar. bei unentgeldl. Lieferung in'« Hau«. Durch di« Kgl. Post vierteljährlich Ngr Einzelne Nummern 1 Ngr —Mtt. > Znr Nachricht. Auf das mit dem 1. Juli 1860 beginnende neue Abon nement der „Dresdner Nachrichten" werden von jetzt an Bestellungen angenommen. Der Pränumerationspreis beträgt mit Einschluß der Zusendung für Dresden viertel jährlich 20 Ngr. Auswärtige haben sich an das ihnen zu nächst gelegene Postamt zu wenden. -ie Lrpt-itio» der „-rrrdner Nachricht«»". Dresden, den 28. Juni. — Am verflossenen Montag Nachmittags um 3 Uhr hatte eine Deputation der hiesigen privilegirten Scheibenschützengeseü- schaft die Ehre, Sr. Maj. unserem allverehrten König au« An laß der Geburt einer königlichen Prinzessin die allerunterthä- nigsten Glückwünsche und Einladung zu dem diesjährigen Feste der gedachten Gesellschaft darbringen zu dürfen. Ge. k. Maj. nahmen dir Deputation huldvollst auf und geruhten allergnä- digst zu genehmigen, daß die neugeborene königliche Prinzessin, gleich den übrigen hohen Gliedern des Königshauses, in die kö nigliche Schützenliste eingetragen werde. — Ebenso wurde vor gestern Mittag 12 Uhr einer gleichen Deputation der Schei benschützengesellschaft die Ehre zu Theil, Se. k. Hoh. den Prin zen Georg beglückwünschen zu können, und nahm die Deputa tion dabei Anlaß, Hochdenselben zu dem diesjährigen Königs- schießrn unterthänigst einzuladen. Auch Se. k. Hoh. nahm die Deputation in gewohnter Huld auf und genehmigte gnädigst die Einzeichnung der neugeborenen durchlauchtigsten Prinzessin in die königliche Schützcnliste. — Seit Sonntag weilt in unserer Stadt der k. würt- tembcrgische Minister des Auswärtigen, Freiherr v. Hügel. Der- se'be kommt von Baden-Baden, wo bekanntlich auch der preu ßische Minister des Auswärtigen, Freiherr v. Schleinitz, einge- troffen war. Herr v. Hügel ist dem Vernehmen nach zur kö niglichen Tafel gezogen worden, hat auch bereits eine Zusam menkunft mit unserem Minister des Auswärtigen, Freiherrn v. Brust, gehabt. — Mit allerhöchster Genehmigung ist dem gräflich Schön- burgschen Revierförster Andreas Heinrich Pötzschke in Penig für die von demselben am 27. November vorigen Jahre« mit eigener Lebensgefahr, aufopferndem Muthr und besonderer Geistesgegen wart bewirkte Rettung eine« Kinde« vom Tode de- Ertrinken« in der dafigen Mulde dir Lebensrettungsmedaille in Gold mit dem Befugnisse verliehen worden, dieselbe am weißen Bande zu tragen. — Orffentlich« Gerichtsverhandlungen: Der noch nicht bestrafte Schmirdegtsellt Jos. Löbel au« Kunzendorf hatte i« diesem Jahr« einige Zeit lang bei dem Herrn Modellschmidt Bär am Queckbrunnen Nr. 1 in Arbeit gestanden, war aber von demselben am 16. Mai entlassen worden. Da er nicht sofort wieder eine Werkstelle bekam, so mochten ihm die Fi nanzen schwach geworden sein und er griff deshalb zu dem verzweifelten Mittel einer unfreiwilligen Anleihe. Mit den ver lassenen Localitäten seines zeitherigen Brodherrn genau bekannt, unternahm er am 21. Mai Abends gegen 11 Uhr eine Jn- spectionsreise in dieselben, gelangt« jedoch dahin nicht auf dem ordnungsmäßigen Wege, sondern durch Urbrrstrigen der Umfrie digung de« HofrawnS. Dott mochte er schon früh« wohlge lungene Versuche angestellt haben, ob er seine robuste Körper- sormation durch die vor dem Fenster der Werkstätte ange brachten drei Eisenstäbe mit Erfolg zwängen könne, und zu der Urberzeugung gelangt sein, daß sich die Sache machen werde. Denn siehe da, er quetschte sich durch und gelangte auf diese Weise in den momentanen Besitz verschiedener in der Werkstatt befindlicher Zeuge, deren Werth sich nach der Gerichtstaxe auf etwas über 3 Thlr. belief, und die er des anderen Tages zum größten Theil« billig veräußerte. Aber nur zu bald wurde er als der Thäter entdeckt und die Sache kam vorgestern, da der Diebstahl ein qualificirter war, zur öffentlichen Hauptver handlung. Da Herr Staatsanwalt Metzler ihn wegen seiner zeitherigen Unbescholtenheit der richterlichen Milde empfahl, so traf ihn eine Gefängnißstrafe von 4 Monaten. —Einen hohen, seltenen Kunstgenuß, den «in kunst. liebendes Publikum fleißiger ausbeuten sollte, bieten gegenwärtig die im vormals Bcndemann'schen Atelier (auf der Terrasse) aus gestellten Cartons von Peter von Cornelius. Sofort am Eingänge tritt uns das imposante „Weltgericht- entgegen mit sei nen wunderbar gruppirten großartigen Figuren: in der Höhe Chri stus mit Maria und dem Täufer und weiterhin die Apostel und Patriarchen; dann die Engel und die Teufel, die Seligen und die Verdammten. Unter den Seligen bemerken wir auch König Lud wig von Baicrn (den Stifter) nebst den Malern Overbeck und Cornelius selbst (?), desgleichen Dante (den Sänger de« Welt gerichtes); unter den Füßen des thronenden Fürsten der Hölle lie gen Judas von Karioth und Segestes, die Berräther, vor ihm kniet — Göthe. Alles ist hier erhaben schön; das Gepräge der Teufel ist erschreckend, aber nicht abstoßend und noch weniger ab surd wie bei Höllen-Breughel und Eallot. Der unpraktische Satz Hegel'S, der Teufel sei „eine schlechte ästhetisch unbrauchbare Figur" kann kaum schlagender »ck komiaem widerlegt werden, als eben durch diese diabolischen Prachtstücke. — Wir gehen weiter zu einer „Kreuzigung",- mit vielen kolossalen Figuren und weit einfacher, fast an den altdeutschen Styl mahnend, dabei aber die Corneliu-'- sche Erhabenheit nicht verläugnend. — Wiederum «in anderer Geist weht durch die dem s. g. klassischen Alterthume angehörenden Dar-