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«rs». tägl. Plo». 7 U. Insert«. - bpaltzeile 5 Pf, werden b.Ab. 7 («»NN«. riß L ll) angenomnitn ired« Lkpedltioa: Hohanne«-Allee «. Mtisenhausstr. S: .4S- I«7. Unterhaltung und Geschäftsverkehr. ««ttrracteur: LhkoÜor DrvKisch. Freitag, den 1ö. Juni «bann, vierteljährlich 70 Rar. bei unentgM. Lieferung 1n'< Hau«. Durch dt. -gl. Post vierteljährlich r»Rgr. Einzeln« Nummer» 1 Rgr. I8M. Dresden, den 15. Juni. Se. Maj. der König hat sich in Folge eines von Sr. k. Hoh, dem Prinz - Regenten von Preußen erhaltenen Schreibens gestern Abend in Begleitung des Gcneraladjutanten Oberstallmeisters Generalleutnants v. Engel nach Baden-Baden begeben. / — Ge. Mäj. der König hat dem Inspektor des physika lisch-mathematischen Salons, Commissionsrath Rudolph Sigis mund Blochmann, das Ritterkreuz des AlbrechtSordens verl eyen. —- Oeffentliche Gerichtsverhandlungen: In der gestrigen Hauptverhandlung trat wieder einmal eines jener Sub jekte auf, welche der Schrecken und die Plage' für ihren Hei? mathsort und dessen ganze Umgegend sind und die in ihrer Rechthaberei und Streitsucht mit Schimpfen, Bedrohungen und Exeesstn gleich bei der Hand sind, daher ihnen auch Jeder mög lichst au« dem Wege geht und in Allem, was sie thun, Fünf gerade sein läßt, um nur nicht ihren Haß und ihre Verfol gung zu erwecken. Dieser Mensch war der im Radeberger Ge- richtsbezidfe als Erzexcedent und Wilddieb berüchtigte I. G. Tkttel aus Ullersdorf. Schon sein Auftreten bei Gelegenheit der Befragung über seine persönlichen Verhältnisse ermangelte nicht de- Auffälligen. Denn als ihm sein langes Sündenre gister vorgehglten wurde, laut dessen er wegen Wilddiebstahls, Bedrohung und Widersetzlichkeit die Strafhäuser von der un tersten Stufe bis zur höchsten durchgemacht hatte, da waren da- lauter Lügen gewesen, die ihn zum Verbrecher gestempelt hatten; in keiner Untersuchung hatte er irgend ein Vergehen zu gegeben, wenn dasselbe auch noch so handgreiflich war; er er schien als Märtyrer der gegen ihn gespielten Bosheiten und als der unschuldigste Mensch unter der Sonne. Auch in Be treff der jetzt gegen ihn vorliegenden Anklagen setzte er den be stimmtesten Thatsachen, den übereinstimmenden Aussagen der glaub würdigsten Zeugen, z B. des Ort-richter- und. des DistrictS- gen-Mrmen, ein hartnäckiges, an Bornirtheit grenzendes Läug- ney mtgegen, obgleich er der schlaueste Fuchs ist und nament lich in seiner mit notorischer Gewerbmäßigkeit getriebenen Md- dicberej.,sich stets den Nachforschungen Anderer zu entziehen weiß, ja eS^ähin gebracht hat, , daß aus Furcht vor seiner Rache NiMmd mehr ihm nachgeht oder seine bemerkten Widergcsctz- lichkMn zur Anzeige bringt. So erfuhr man unter Anderem, daß der vorige Pachter de- UllctSdorser Jagdreviers lediglich TittelS pregtn, d. i. wegen dessen unausgesetzten Wildschgdigun- gen, den Pacht wieder aufgegeben, einer der Zeugen aber es verschmäht hatte, sich eine ihm versprochene Belohnung von 10 Thalern zu verdienen, wenn er ihn einmal bei einer Wilddie berei erwischen könne; denn er fürchte sich zu sehr vor, ihm, meinte eri Als am Schlüsse det Beweisaufnahme die Zeugen schwören sollten, versuchte er, diesem Acte sich zu widersetzen, .denn was Die gesagt hätten, das wären lauter Lügen,., und er wolle sie Alle meineidig machen." Der schlaue Wilddieb war nämlich doch einmal wieder der Justiz in die Hände gefallen, und dies bildete den ersten Gegenstand der jetzigen Anklage. Am Morgen des letzten Charsreitags mochte er sich so sicher gefühlt haben, daß et einen in der dem Dorfe ganz nahen Waldung vermittelst einer Schlinge gefangenen Hasen derartig unter dem Brustlätze hereinbrachte, daß zu beiden Seiten di« Läuft« her- ausstandcn. Er versuchte zu beweisen, daß er an jenem Mor gen gar nicht in den Busch gekommen, und daß Dasjenige, was er unter dem Latze getragen habe, der Leichnam einer ihm von einem Nachbar geschenkten und sofort geschlachteten Henne gewesen sei. Daß er an jenem Morgen eine solche ge schenkt erhalten und getövtet habe, erwies sich zwar als richtig; aber es wurde ihm denn doch bemerkbar gemacht, daß eine Henne keine Hasenläufte zu haben Pflege. Nachdem die Sache zur Kenntniß des GenSd'armen und des Gerichts gekommen war. wurde in seiner Wohnung eine AuSsuchung veranstaltet. Obschon man ihn daselbst nicht antras, so wurde doch mit deren Vornahme in seiner Abwesenheit verfahren, und man fand bei dieser Gelegenheit mehrere höchst verdächtige Gegenstände, z. B. ein Flintcnrohr, einen Ladcstock, Bleikugeln, Schrot, Pulver, Drathschlingen rc, zum Theil offen daliegend, zum Theil auch in verschiedenen Verstecken. Einiges davon, wie den Schießbe- d irf, wollte er von einem gewissen Klotzsche erhalten haben; diese Angabe blieb aber unerweisbar, weil der Mann bereit- verstorben ist. Von allem Anderen wußte er gar nicht-; „von mir aus ist das nicht", meinte er, »das mag hingesteckt haben, wer da will." Ueberhaupt entwickelte er eine seltene Zungen- virtuosität, fiel nicht selten dem Vorsitzenden in die Rede und mußte deswegen wiederholt zur Ruhe verwiesen werden. Aber als er an jenem Tage der AuSsuchung nach Hause gekommen war, da entwickelte sich eine Scene, welche den zweiten Gegen stand der jetzt gegen ihn erhobenen Anklage bildete. Der Ge meindevorstand hatte ihm zwar eröffnet, daß das Gericht da gewesen und AuSsuchung gehalten habe; aber er schrie und tobte fürchterlich und stieß in Betreff dieses Vorgangs die ver wegensten Schimpsreden gegen den Gcmeindevorstand und da- Gericht aus. „Die Leute hätten nichts bei ihm zu suchen", hieß es, »das wäre lauter Spitzbubenbandei' Der letztere Aus druck erlitt auch verschiedene Variationen und wechselte mit „Räu berbande" und „Hallunken" ab. Als der OrtSrichter Nake, der das leider nicht zu ändernde Pech. hat, diesen bösartigen Men schen als Auszügler in seinem Gute zu haben, in Folge des entstandenen Mordspektakels herzukam und i.hm Ruhe gebot^ em pfing er auch diesen mit den Worten: „Du Spitzbube bist auch