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strr» von Friesen auSgrbracht, wurde von selbigem da« durch rrwiedert, daß Er auf glückliches Forlbestehen der Manufactur in den neuen Räumen sein Glas erhob. Nach so manchem ernsten Wort trat plötzlich Erheiterung ein, indem der geh. Finanzralh von Kreiesleben seinem Toast, welcher dem sammtlichen Personal der Fabrik, vom Bergrath bis zum Gr« ringsten herab galt, eine humoristische Färbung gab. Da allein 14 officiellc Toaste aus der L ste standen und nebenbei sich noch viele denselben «inreihten, welche begabteren Rednern der Augenblick eingab, so kann man sich denken, daß wenigstens aller fünf Minuten Rhetoren aufstanden, von denen wir nur noch die Herren Professoren Ocrtel und I). Milberg nennen wollen, wie denn von den zwei gesungenen Lafelliedem daS zweite derselben (gedichtet von Louis Thiele) als das Beste zu nennen war. — Die unter dem sächsischen Wappen am Hauptsalon angebrachte Inschrift lautete: »Heil dem Vaterlande im fürstlichen Schutze der Kunst und Wissen schaft". Gegen Abend strömten wohl Lausende von Menschen dem schönen Raume zu, der nun dem großen Publikum geöff net wurde. Mit Einbruch der Nacht, wo sich der Ball ent faltete, geschah eine herrliche Illumination, wo die kolossale „Saxonia" erleuchtet wurde. Das Bild, nach dem Earton des Prof. Bendemann von dem Maler Pappermann ausgesührt, war von ausgezeichneter Wirkung, wie denn auch die brillante Beleuchtung der Jahreszahlen 1710 und 1860, sowie die zwei blauen gekreuzten Ehurschwcrter (bekanntlich das Fabrikzeichen) nebst Raketen und bengalischen Flammen nicht vergessen sein dürften. Möge dies schöne Fest Bielen in der Erinnerung strahlen und leuchten, die sich seiner freueten. — Der ,D. A. Z." Zeitung zufolg« circuliren in Leipzig außer falschen österr. Silbergulden auch falsche sächs. Eindrit- tel-Thalerstücke; dieselben sind den ächten so täuschend ähnlich, daß sie sich von den letzteren nur durch ihre Klanglosigkeit un terscheiden. — Ein Pröbchen neuester Orthographie in der Haupt- und Residenzstadt Dresden: „Im der 2ten Etage nach der P-umenade heraus ist ein Frcunlich sein MöblirdeS Lugis es ethift eine Stube mit 3 Fenster rechts und links 2 kleine Stübchen gctes mit ein Fenstern under einen Verschluß an ei nen Herrn oder Dame zu vnthen und so fort zu beziehen. Näheres JvhanniSgasse 13 2 Etage." — Bom Austritte der Kaitzbach aus dem großen Gar ten an bis weit hinter in denselben und längs drs Bächleins hin werden bereits die Einfriedigungen zu dem neuen zoologi schen Garten aufgebaut. — Auf dem Zittauer Bahnhofe hat vorigen Montag Nachm, gegen 6 Uhr in einer an das Stationsgebäude ansto ßenden Remise, in welcher sich die Gasuhr und die Haupthähne der Gasleitung befinden, eine nicht unbedeutende Explosion statt gesunden, die dadurch herbeigeführt worden, daß ein Arbeiter, dem Vernehmen nach aus Mißverständniß tiues ihm ^gegan genen Auftrages, durch unzeit'geS Aufdrehen des Hahns eine Gasausströmung bewirkt und später aus Unkenntniß des Bor- gefallenen sich mit einem angezündeten Streichhölzchen der Mündung deö Stromes zu sehr genähert hatte. Durch dir Gewalt des sofort explodirten Gases wurden die Mauern der Remise thcilweise zerrissen, das Pappdach und Sparrwerk aus einander gesprengt und in den Umgebungen eine namhafte An zahl Fensterscheiben zerschmettert, wogegen der betreffende Ar beiter das Glück halte, mit einer leichten, nur kurz andauern den Betäubung davonzukommen. — In der am 1. d. abgehaltencn Hauptverhandlung des Bezirksgerichts zu Meißen wurde der 27 Jahr alte Wollsor- tirer Friedrich Wilhelm Kaupsch von Großenhain wegen sechs verschiedener Brandstiftungen, die er im Monat April d. I. in der Großenhainer Gegend verübt (darunter dreimal an. einem Abend), zu 28 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Irgend ein be sonderer Grund, der den Angeklagten zu diesem Frevel getrie ben, war nicht zu ermitteln; er seidst wußte nichts als Leicht sinn dafür anzuführen. Per bisherige Lebenswandel des An geklagten war übrigens vollständig makellos. Das erste Feuer hatte er an demselben Lage angelegt, an welchem er vor dem Meißner Bezirksgerichte in einer Untersuchung-sacht als Zeuge ausgetreten war. — Am HimmelfahrtStage wurde in Oybin rin bedauer licher Exceß verübt. Zwei böhmische Grenziäger und zwei Ci- vilisten waren in angetrunkenem Zustande mit einigen Oybiner Burschen wegen AuöweichenS in Streit gerathen. Es kommt zu Tätlichkeiten, wobei einer von den Oybiner Burschen von einem Böhmen an der Brust gepackt und demselben die Weste sammt Vorhemdchen vom Leibe gerissen wird. Al» der Be- schädigte für den erlittenen Schaden Ersatz verlangt, wird der Streit immer erbitterter. Der Lhäter wird ergriffen und in die Wohnung des dasigrn OrtSrichterS Bolprecht gebracht, um arretirt zu werden. Da folgen seine Kameraden, um ihn zu befreien, während dem die Grenzjäger von ihren Seitengeweh- ren Gebrauch machten. Als es aber dennoch gelang, die bei den Eivilisten zu verhaften, zogen sich tie Aufseher fechtend zu rück. Der Ortsrichter, welcher sich im Freien herzhaft an den einen wagt, erhält, ehe er sich'S versieht, von dem andern zwei Säbelhiebe über die Stirn; die 18jährige Tochter deS OrtS- richterö, welhe den Arm schützend um den Hals ihre» Vater» geschlungen hatte, erhielt einen dritten Hieb über die Hand. Die Grenzjägrr entflohen. Die beiden verhafteten Eivilisten, angesehene Leute aus böhm. Mcxgthal, die zur Zeit bitter be reuen, wurden am nächsten Morgen an das k. Gerichtsamt Zittau abgeliesert. Die Gecnzjäger haben einen halben Säbel und eine Mütze im Stiche gelassen, welche Gegenstände gleich zeitig mit kingeliesert wurden. Die Mütze deS OrtSrichterS fehlte. Tagesgeschichte. Wien, 4. Juni. Aus Littau in Mähren schreibt man: Der zuletzt in unserer Mitte weilende katholische Priester und ehemalige zweite Seelsorger im Jnvalidenhause zu Wien, Jo hann Hirschbergcr, einer der ersten Kanzelredner seiner Zeit, der bekannte Sprecher im Wiener Odeonsaale »in dem Be- weguugsjahre 1848, der in dem darauf folgenden Jahre 1849 excommunicirt, später jedoch wieder in den Schooß der Mut- terkirche ausgenommen wurde, hat sich, nachdem er am 31. Mai, Abends, von der Capelleneinweihung und der daraus ge folgten Festtafel im neuen MissionShause an der Eisenbahn station Litlau mit den Worten nach Hause kam: »Nein, län ger kann ich's nicht ertragen; o! wäre ich lieber zu Hause ge blieben!" am 1. Juni früh erhängt. Marseille, 5. Juni. Nachstehende Berichte aus Nea pel sind authentischer, als die bisher mitgrtheilten. General Lelizia verließ am 2. d. Vormittags Neapel, um sich nach Palermo zu begeben. Er überbringt Pen Befehl dahin, den Waffenstillstand zu verlängern. Mit Geschossen befrachtet« Schiffe gehen indeß fortwährend von Neapel ab. Dje Re« girrung hat insbesondere um den Beistand Frankreichs angr« sucht. Dem Staatsr^th wurde de/ Befehl ertheilt, eine den Institutionen Frankreichs nachgebildete Verfassung vorzuberri- ten. Am 1. d. langten in Neapel 500 Verwundete an. Die von den Taribaldr'schen Mannschaften gefangenen Berwunde- trn werden von den Frauen Palermo's verpflegt. Garibaldi selbst zeigt sich sehr gefällig für die Offiziere, die in'seine Ge walt gefallen. Er hofft auf Zulauf aus den Reihen des nea politanischen HrereS. Die in dem königlichen Schlosst zusam- menget rängten Regimenter litten sehr. Ihre Stellungen sind von den benachbarten Höhen beherrscht. Italien. Während mehrere Depeschen melden, daS Bombardement in Palermo habe wieder begonnen, melden an dere, daß der Waffenstillstand verlängert rporden sei. Bestimm tes hierüber weiß man zur Zeit nicht. WaS den Abschluß deS Waffenstillstandes überhaupt anlangt, so meldet «ine Ge nueser Depesche vom 5. d., daß Garibaldi sich genöthigt ge sehen, auf das Anerbieten deS Waffenstillstandes einzugrhm, weil es ihm an Munition fehlte. Di« in Marseille am 5. Juni eingetroffenen Nachrichten aus Neapel vom 2 Juni, wo nach der Waffenstillstand von vornherein bis zum 5. Juni ab geschlossen sein sollte, schildern den Stand der Dinge so; »Ge neral Letizia reiste von Neapel iam 2. Juni Morgen» nach