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Tageblatt für Erfih. tSgl. Mora. 7 U. Inserat«, ii Epaltzeile S Pf, werden b. Ab. 7 (Sannt, bl» 2 U.) angenom««» in der Expedition: Johannet-Alle« u. Waisenhautstr.«. Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor DroötslH. Ubonn. vierteljährlich ra«gr. bei unentgeldt. Lieferung in'« Hau«. Durch di« Aal. Post vierteljährlich r»5kgr. Einzelne Aummern > 1 Ngr M 157. Dienstag, den 5. Juni 18«N. Dresden, den 5. Juni. — Se. Maj. der König hat die Supernumerar-Regier- ungSräihe Kön'gßheim bei dir KreiSdireckion zu Dresden, Schmalz und v. Ehmpentier bei der Kre sdirrction zu Zwickau, v. Berlepsch bei der KreiSdireckion zu Leipzig, zu RegierungS- räthen, sowie die Referendare v Salza und Lichtenack bei der KreiSdireckion zu Dresden und 0. Platzmann bei der Kreis- direction zu Leipzig zu Suprrnumrrar-Reg'erungSräihen, und zwar inSgesammt bei den genannten Behörden ernannt — Die Deputation für milde Stiftungen hat auch in diesem Jahre dir Bitte um Liebergaben ergehen lass.n, um den Waisrnhauözöglingen am JobannSfiste eine besondere Erhei- t«rung bereiten zu können. Di« Sammlung solcher Gaben ist nicht» neu Eingeführte», sondern langjährige» Herkommen, in dem sie den in Wegfall gebrachten Vingumgang der Waisen kinder vertritt. Aus dem jener Bitte beigefügten Jahre«berichte ersehen wir, daß dem Waisenhaus« rin Legat an 500 Lhlr. von Krl. Karoline Hase au-gefttzt wo,den ist, während die Herren Kaufleute Riedrich, Großmann und Methe, Stadtrath Link, Hosfleischrrmstr. Meißner, Buchbindermstr. Bergmann, Restaurateur Felßner, Braumstr. Schneider, Bäckermstr. Bier- ling, Kretzschmar und Meurer, Conditor Trepp, die Actienge- srlllchast zum Keldschlößchen rc. die Anstalt nurch verschiedene Naturalgeschenke erfreuten. Bei einer im August veranstalte ten Parti« sämmtticher Zögling« auf den Boröbrrg, zu welcher von der Direktion der DampfschifffabrtSgesrllschaft die Be- nvtzung ihrer Schiffe zur Hin- und Rückfahrt gewährt wor den, geruhten Sr. Majestät der König, beim Besuche de» kö niglich«» Schlosses zu Pillnitz den Kindern Kaffer und Kuchen verabreichen zu lassen und den Besuch de« EchloßgartrnS zu gestatt«». Jngleichen sind den Waisen noch von vielen Sti len Vergünstigungen und Vergnügungen zu Theil geworden, wie der Brncht sprciell nachweist. Der Bestand der im Wai senhaus« verpflegten Kinder war am Jahresschluss« 67 (42 Knaben und 85 Mädchen). Bon den zu Ostern v. I. con- firmirten 12 Zöglingen find 6 Knaben in die Lehre und 6 Mädchen in Dienst untergebracht, ferner von den übrigen Zög lingen 6 Knaben und 1 Mädchen ihren Verwandten zurück- gegeben, 2 Mädchen in Pfleg« auf dem Lande, 1 Knabe und 1 Mädchen in Pfleg« in der Stadt untergrbracht und 1 Mäh, chrn in seine Hrimath geschafft worden. In den übrigen com- munl>che.n Erziehungsanstalten und in Familien befanden sich Ende v. I. Kinder in Pflege: 40 im Findelhause, 17 in Pfleg, in hiesigen Familie», 110 in den Kindercolonien Maxen, Kötzichenbrcda, BurkhardtSwaldr, Dohna und Glashütte und 27 in den Pfleganstalten. — Schließlich ersucht die borge- nqnnle Deputation alle Freunde der Waisenanstalt, durch ihre Gegenwart und Lheiinahme an der Festfeier de» JohanniSta» geS die Freude deS Tages zu erhöhen. (Dr, I.) — veffentliche Gerichtsverhandlungen. Nach längerer durch die Feiertage veranlaßt«« Unterbrechung fand am vorigen Sonnabende wieder eine Hauptverh^idlung statt. Angeklagt des einfachen und versuchten qualifizirten Diebstahl» war die Dienstmagd C. E. Heinrich aus Lausa, 17j Jahr alt. Nach einer Aeußerung de» Herrn Staatsanwalt Held scheint sie in ihrer Jugend etwa» verwahrlost worden, daher mit sehr laxen Grundsätzen in daS Leben eingetreten zu sein. Schon einmal wegen EigenthumSvergehen mit Gefängniß bestraft, war sie Mitte Januar d. I. bei dem Gutsbesitzer Barth in Kem» nitz in Dienste getreten, und hatte sich schon im Laufe de» März gelüste» lassen, demsrlben auS einem in dessen Schlaf stube befindlichen Schranke von einer dort verwahrten größe ren Summe 13 Lhlr. und einen auf 100 Lhlr. lautenden Oberlavsiger Pfandbrief, dem jedoch Talon und Eoupon» fehl ten, zu stehlen. Obschon die betr. Zeugen versicherten, daß man die Stube stets verschlossen halte, so konnte doch nicht nachgewie en werden, daß sie sich zur Eröffnung derselben eine» nicht zum ordnungsmäßigen Verschluß gehörigen Instruments bedient habe. Wohl aber war Letzteres einig« Wochen darauf geschehen, wo sie vermittelst eine» Nachschlüssels abermals in jenes Behältniß gedrungen war, eS aber bei dem versuche hatte bewenden lassen müssen, weil der Bart abgebrochen und der Schlüssel im Schlosse stecken geblieben war. Sie behauptete, sich eigentlich nur einige Aepfel au« der Stube haben holen zu wollen, obschon die Zeugen auSsagten, eS seien daselbst gar keine aufbrwahrt gewesen; überdem erschien dies« Angabe um so unglaubhafter, als sie zugab, bei dem ersten gelungenen Diebstahle von den Aepf.ln, die gleich vorn an der Lhür ge standen haben sollten, nicht» mitgenommen zu haben. Bon dem Gelde halte sie sich Kleidungsstücke gekauft, wa» den ver dacht, den dem Besitzer nicht unbemerkt gebliebenen Diebstahl verübt zu haben, zurrst auf sie lenkte. Unbegreiflicher Weise hatte aber der Bestohlene durchaus nicht» gegen sie vorgrnom- mrn, ja nicht einmal einen verdacht gegen sie ausgesprochen. Daß der Pfandbrief werthloS sei, war ihr anfänglich unbe kannt geblieben, e,st spät«, wollte sie die», man weiß nicht auf welch« Weise, «fahren haben. Der mißlungene versuch hatte zur Folge, daß sie LagS darauf (4. April), al» sie au» unzweideutigen Merkmalen trotz der fortdauernden Schweig samkeit ihrer, Herrschaft fühlen mochte, wie der verdacht schwer auf ihr laste, ihren Dienst verließ und sich zu ihrem Vater verfügte, dem sie d;n Pfandbrief unter dem Borgeben auöhän- digte, sie habe ihn gefunden. Wahrscheinlich hatte sie erst jetzt die Kunde von dessen Werthlosigkeit erhalten, denn der Vater