Volltext Seite (XML)
ben und Lommatzsch und zwei M-nn au- Graupzig de« troffen und festaenommen worden ist. Durch zahlreich aufgefundenc Gegenstände überführt, soll der Jnhaftirte bereits mindestens 10 Einbrüche und Diebstädle und meh rere dergleichen Versuche verübt zu haben geständig gewe sen sein. — In einer nobel» Restauration der Neustadt saßen dieser Tage drei seine ausländische Söhne des Mars und ließen sich'S Halter bei einem Seidel bairisch Bier und einem Röstbrote! recht wohl sein. Da, als eine schmucke Kellnerin eintrar, fühlte Einer der Helden, dessen Ruhm noch in den Mormorbrüchen von Carrara schlummert, plötzlich ein menschliches Rühren. Bei Männern, welche Liebe fühlen, fehlt auch etwas Courage nicht, er erhob sich vom Stubl und ging in Doublirschrittcn auf si: zu, indem er sie für eine Festung ansah, die er zwar nicht erst lange belagern, sondern gleich mit Sturm einnehmen wollte. Kach', Jettchrn oder Anna, wie die ehrenfeste Jungfrau hieß, wollte aber von eimm solchen Ueberfall Nichts wissen und schlug den Sturm mit den Kerntrup- pen ihrer Sitlsawkeit ab. Da wurde von Seiten des Kühnen zu dem erneuten Angriff kecker Umärmelung ge schritten ; jetzt aber wurde das schöne Geschlecht auch zum starken und Kalhi's weiche mollige Hand spielte in der Gegend von Ohrdrufs und Vatermörders- Hausen ein? Passage mit solchem horte, daß der zukünf tige Gencralftldmarschall dem Gimson im Untcrrock spornstreichs nächstes. Die Kellnerin aber schnitt ihm den Weg dadurch ab, daß sie ihm einen Stuhl zwar nicht vor die Thür, aber zwischen seine Spazierhölzer setzte, welches geschickt angebrachte Manöver den Ueberrumpler zu Falle brachte und ihm eine totale Niederlage bereitete. So endete tue grause Geschichte, wo die arme verfolgte Unschuld gesiegt nach hartem Kämpft, wie dereinst Eduard und Kunigunde. — Wenn im Tang des Lebens u-d des städtischen Verkehrs mitunter kleine Unanuehmstchieitei: und Mißhel- liakcilm verkommen, zu deren Schlichtung keine Verord nung, kein b.stehen.eS Gesetz die' Hand reicht, so sollte hier jeder mit Vernunft begabte Mensch das Seinige zur Erhaltung des Friedens nach Kräften bcizutragm suche-'. Wir meinen hier das Geben über die alte Eldbrücke, sei cs nun herüber oder hinüber. Daß das Trottoir für Fußgänger zu beiden Seiten sich nicht in großer Breil« auSstreckt, ist bekannt, indem die Brücke zu einer Zeit er baut wurde, wo Dresden kaum dm vielten Thcil der Einwohner besaß, als cs ptzt der Fall »st. Deshalb sollte sich nicht nur jeder Fußgänger so viel w>c möglich eines raschen Schritt» s befleißigen, sondern auch besonders zu vermeiden suchen, daß nicht der Weg durch das Aneinan der häkeln von dr.i Personen in Reih und Glied dem Hm- terhcrgehcnden versperrt wird. Das ist oft ein wahrcr Schneckengang, man kommt nicht vom Fleck und wer Eile bat, muß vom Trottoir herunter, muß die säumigen Vorgänger in einer Schicmgemvindung umgehen, was bn dem vielen Fuhrwerk und Pftrdegctrappck auf idem be schränkten Raum nicht selten mit Gefahr verknüpft ist. Durch die leidige Mode d.r Crinoliue ist jetzt schon viel fach das Trottoir in Anspruch genommen, wenn nur zwei Dame» sich auf demselben sortbcwegcn. Da bleibt eiinin Dritten, dissm Bc-ufSpshchren zur Eile treten, kaum eine handbreit reeller Weg übrig, er behält die scharte Kante, aus weicher er wie cM Seiltänzer darüber hinweg balanciren muß. Geschieht mm vielleicht bei die sem Manöver unten an das Reifwcrk eine kleine Caram- boluge, so werden die Nasen gerümpft oder gar das Wort: »Unverschämt!" herausgestoßcn, wie dies .".erlich erst noch eine Dame wahrnekmien mußte, welche n>cht geson nen war, sich von zwei solch Hoffärtigkn ihres Geschlech tes seitwäns ans den Fahrweg drängen zu lassen. Schrei ber dieser Zeilen spricht hier gewiß im Ginne gar Vieler, welche ausrufen: der Mann hat Recht, wir sind mit sei ner Bemerkung vollkommen einverstanden! — Eine zweite Unart so mancher Männcr oder — Herren, ist das Tra gen des Stockes unterm Arm. Am vergangenen Sonn abend stand so ein Pflastertreter, so ein Flaneur vor dem Gewölbe der Arnold'schen Kunsthandlung auf der Schloß straße. Breitbeinig auf das Trottoir hingestellt, besah er sich die Bilder, während er seinen dicken Stock unter den Arm gcklemmt hatte, der hinten wie ein Klingelbeutelstock eines Ebaussce-EinnehmerS hinausragte und allen Passan ten den Weg versperrte. Infolge der schmutzigen Wege klebte unten um die Zwinge eine Substanz, die Oöcar Baumen», oder «in anderer Parfümeur durchaus nicht für Rosenpomade würde aneikannt haben. Es war, als wenn der Breitbeinige eS auf eine höchst billige Reinigung seines Epazierstockes abgesehen hätte, denn durch seine kühn in die Welt hinausgestreckte Lage wischte sich die Zwinge ganz ungenirt anvorüberstreifenden Umschlagetüchern und weißen Atlaöhütcn ab. Die Unart dauerte so lange, bis ein Vorübergehender, der Geist und Materie wohl zu unter scheiden wußte, den EourS an der Stockbörsc hernieder drückte. Wir fragen: konnte der Stock nicht einem Men schen ins Äug? fahren und Unheil anrichten? — Deshalb alle Kpaziersivcke, welche durch Nonchalance ihrer Träger an lebhaften Verkehrsorten eine solche Richtung erhalten, nur ohne Umstände medergebogen, gar nicht lange damit gefackelt, denn solche Angewohnheit ist wider alle Sitte, ist — stockdumm. — Gestern, wo die Glücksgöttin am Lottcrierad in Leipzig b.i besonders guter Laune war und dre Expedi tion der Dresdner Nachrichten wegen der brühwarm von Leipzig gekommenen Ziehungsliste wiederum förmlich in Belagerungszustand gesetzt wurde, da konnte man einen glücklichen Man» s Herr. Fortuna hatte auch nach Brieß- nitz geblickt und zwar zum Untercollectenr Ziegenbalg da selbst, der aus seinen eigenen Leib so einen Fitzen von den 80,000 Tbalern erwischt batte. In seiner Freude ließ er gleich ein RieftnplaccL drucken, wo die Nummer 69-137 glänzte und glühte wie Karfunkel vorm Ofenloch. Eckig und wobsgemuth schwelgte Vater Ziegenbalg in seinem Glück, er heftete das Placat an die Hin- terseite scknrr Landkuische und fuhr so durch die Straßen der Stadt. Dir Wagen rumpckte zwar etwas, aber — das machre nichts aus, der Man» ist gut gefahren. — DerEiswurm lebt! In der (deutschen) „Me- diciriischen Zeitung Rußlands", herauegcgcben von dcn Doktoren Heine, Krcbcl und Thielmann, N,. 20 vom 16. Mai 1859, bi findet sich ein Aussatz des I). H. Me Per son, prakt. Arztes zu Astrachan, über die ärztliche Topo- graphie dies.s Ortes. Dieser beuchtet Se'rr 159 wört lich: „Unter den Annulaten führe» wie die kreideweißen Würmer an, welche wir sehr häufig im Eise aus dem Kutun (einem Ast. des Wolga-Stromes) und dem Ka nal gesunden haben; denn cs ist doch auffallend, wie so zarte Lhftre, die kaum '/-> biß 1 Zoll lang und '/» bis '/e Linie dick sind, gerade im Erstarrender, leben; — in gewöhnlichem Trmkwasscr sterben sic nach ein paar Ta- gen. Unter dem Mikroskop betrachtet, sieht man am Kopfe dieser Wüimer vier ringförmige Einkerbungen, de nen ein den Hals darstellender Einschnitt folgt. Im In- nrren dcS Wurmes, der unter dem Mikroskop durchsichtig erscheint, sieht man emen einzigen, vom Kopfe bis zum After verlaufenden Darin, welcher eine braun« Masse ent hält und sich in einer bräunlich-flockigen Flüssigkeit fort während peristaltisch bewegt." — Gelehrte mögen hiernach (und sonst) entscheiden, was für einen Namen und natur- geschichtlichen Rang dieser Eftwurm einzunehmcn hat: — für unS Laien genügt die Thatsache: »Der The u re lebt!" ' ' N. R.