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ßen rc. gescheht, weil »s sonst an ausreichender Verwen dung dafür fehle — In der vorgestrigen Vorstellung von Bellini'ö Oper .Die Familien Eapuletti und Montecchi' wieder holte Frl. Alvssrben ihre musikalisch lobenSwerthe Dar stellung der Julie als Debüt. Zugleich trat nach länge rer Krankheit Herr Rudolph wieder in der Rolle des Lhe- bald auf, und ist somit in erfreulicher Weise seiner ungern entbehrten Bühnenthätigkrit wiedergegeben. — Ernst Renz kommt trotz aller Ansagungen und Wünsche wenigstens in der nächsten Zeit nicht nach Dres den, sondern geht zunächst zur Messe nach Leipzig- Der Circus auf dem Jlidenteiche wird bereits niedergeriffen. — In Kraffts Restauration wird nächsten Momag e'n großes Concert zum Besten des Arndt-Denkmals ver anstaltet, bei welchem auch hiesige tüchtige Männergesang- kreifle ihre Mitwirkung zuqesagt haben. Möge der Ertrag dieses Unternehmens ein reichlicher sein! — Seit länger als 10 Jahren, kurz nach Erbauung des Bergkellers, wurde von dem hiesigen Braumeister Scholz an der Chemnitzer Straße, dicht vor dem von die ser Straße nach Neisewitz zu führenden Wege, ein Lager- keller erbaut, ursprünglich — wie man dawalS vernahm — in der Absicht, auch hier ein ähnlichcs Etablissement, wie jenes an der Bergstraße, zu gründen. Es traten je doch, da das Tiundstück auf Plauenscher Flur liegt, hier Hindernisse entgegen. Nachdem nun aber die Concession zur Errichtung einer Restauration daselbst ertheilt worden ist, ward diese am 8. unter der Firma: .Plauenscher 8a- gerkeller' eröffnet. — Der Hemdenmatz von Niederau. Horatio hat Recht, wenn er sagt: .Es geschehen Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen sich unsere Schulweisheit Nichts träumen läßt!' Beweis davon ist folgende kleine Geschichte, die uns «in Augenzeuge mitgelheilt. Im Coupe zweiter Classe des Dampswagens, welcher von Leipzig nach Dresden ging, saß neulich ein wohlbeleibter dicker Eng länder, so eine Art Falstaff-Figur, inmitten von noch vier Herren und zwei Damen. Der deutschen Sprache un kundig, verharrte Er in tiefem Schweigen bis zur Station Priestewitz, wo er plötzlich die Worte murmelt: „Wie — lang — Tunnel?" Einer der Herren, welcher in der Frage zu verstehen glaubt: wie weit es noch bis zum Tunnel fti, antwortet ihm laut und vcrnehmlich: .Eine halbe Stunde!' Der Engländer, welcher über alle Maßen schwitzt, reibt sein Gesicht mit dem Taschentuch, man sieht er transpirirc am ganzen Leibe. Da geschaht die Einfahrt in den Tunnel; er ergreift schnell den Reise sack, welcher sich unter seinem Sitz befindet, öffnet ihn hastig, entledigt sich seines Rockes und ... vor Augen dunkele Nacht, Brausen und Sausen! Hicr und da ein Schimmer der triefenden nassen Felswand. Beklommenen Herzens sehnen sich die Damen nach Freiheit und Licht; der Druck der Luft, die Fmsftrniß, sie liegen wie ein Alp auf ihrer Brust. Da — endlich Licht und freies Auf- atbmen, zugleich aber ein Schrei der Damm, welche den Schleier vom Hut herabdccken, um nicht die verzweifelte Situation des Engländers zu schauen. Der gute Insu laner hatte geglaubt, die Fahrt durch den Tunnel dauere eine halbe Stunde und diese Zeit wollte er zum Wechsel seiner Wäsche benützen, was ihm bei der Eile der Abfahrt in Leipzig nicht möglich war. Mit den Fäusten hoch in der Luft herumkämpfend, hat Er sich in das Hemd ver- bäddert und kann sich so zu sagen nicht aus dem Hanfe finden. Endlich, o Schrecken aller Schrecken, als er oben mit dem Kopf zum offenen Hcmdenhals herauc-fährt, scheint r^m die liebe Helle Sonne ins Gesicht; er ognt vor dem kleinen aber gewählten Publikum, er giebt wider Willen eine Gastrolle als Hemdenmatz. Das englische Parlament , befand sich beim indischen Aufstand nicht in solcher Cchwu- § litat, wie hier der geängstlgte Passagier, der sonst rin Muster von Solidität war. Da, mein Hüon, mein Ret ter! — erbarmt sich Einer der Herren und deckt den im Irrgarten der Wäsche herumtaumrlnden Cavalier nicht nur sofort mit seinem Regen-Mantel, sondern auch zugleich mit dem Mantel der christlichen Liebe zu. — Er ist ge rettet! er sitzt da, wie daS verschleierte Bild zu Sais und arbeitet im Schatten kühler Denkungsart die Lemwand- srage zur Unterlage seiner ihm so nöthigen Toilette mit einer Ruhe, mit einer Pomade aus, wie sie nur bei einem Eingeborenen aus dem Lande dks Nebels und der Ma schinen zu finden ist. — Doch, eS ging Alles glücklich und mit höchster Decenz von Statten. Niemand murrte, Nie mand klagte, wie bei gewissen Eisenbahnen, wo nicht sel ten die Aktionäre auch — bis auf's Hemd ausgezogen werden. Nein! es herrschte Heiterkeit und Fröhlichkeit bis herein nach Drcsden. und wir wünschen >edem Wechsel- gcschäft rinen so glücklichen Ausgang wie hier. — Am 11. früh ist der Schlosscrgeselle F. in Leip zig in der am Brühl gelegenen Wohnung seines Stief vaters, des Trödlers Sch. erhängt gefunden worden; auch sind im Lauft des vorgestrigen Tages auf dem Bahnhof zu Kieritzsch einem am Wasserbehälter beschäftigten Arbei ter beide Beine und ein Arm weggefahren worden. Der Unglückliche ist während der Amputation gestorben und hinteriäßt eine Wittwe mit fünf Kindern. — In Leipzig hat sich vorgestern Morgens um 3 Uhr ein Jäger der dortigen Garnison, Namenö Dathe aus Leisnig, auf Schildwachtposten vor der am Roßplatz gelegenen Wohnung des Stadtcommandanten, Oberst v. Schimpf, erschossen. — Die .D. A. Z.' bringt folgende Miltheilung aus Sachsen: Alle Wintersaaten ohne Ausnahme sind gut aus dem Winter gekommen, entwickeln sich sehr kräftig und versprechen bei dem reichen Feuchtigkeitsgehalte des Bo dens eine gute Ernte, worauf auch die Getreidrpreift, welche sich mehr zum Sinken neigen, hindeuten Der späte Winter hat zwar die Bestellung der Frühjahrssaa ten etwas verzögert, aber es steht zu hoffen, daß diese Verspätung von keinem Nachtheil sein werde. Sie wird nun, da anhaltend günstiges Bestellungswetter zu erwar ten ist, um so schneller beschickt werden können. Auch für den Futcererlrag der Wiesen sind gute Aussichten vorhan den, da diesilben, insoweit sic in dem Bereich der fließen den Gewässer liegen, eine wohlthätige klebe:schwemmung erfahren haben. Eine große Calamität sowohl für die Branntweinbrennerei als für den menschlichen Consum war und ist das bedeutende Faulen der Kartoffeln in den Auf bewahrungsorten, und es ist bemerkenswerlh, daß trotz dessen die Epiriiuspreift nicht höher gegangen sind. Die selben sind in der Lhat so niedrig, daß daS Gewerbe des Branntweinbrennens aufgehört hat, ein lucratives zu sein. Unter den Getreideartm ist es besonders die Gerste, welche zur Ausfuhr gesucht und im Preise gestiegen ist, weshalb auch die Bierpreift in die Höhe gegangen sind. Bet die ser Gel genhcit ft: bemerkt, baß, seitdem die Actienbraue- reien uns gutes, retneö Lagerbier brauen, auch die Pri- vatbrauereien, um b.stehen zu können, sich bestreben, ein besseres und nur aus Hopfen und Malz bestehendes Fa brikat zu liefern, in Folge dessen ave Lagerbiere sehr gut sind und dcm Consum der bairischen lhrureren, mit Sprit versetzten und deshalb weniger gesunden Biere bedeuten den Abbruch gethan haben und noch mehr thun werden. Butter ist sehr im Preise gesunken; dasselbe gilt von dem Fettvieh, mit Ausnahme der Schweine, welche per Stück um 1 Lhlr. im Preise gestiegen sind, trotzdem die Einfuhr dieses Artikels aus Mecklenburg und Ungarn sehr bedeu tend ist. Zug- und Zuchtvieh, mit Ausnahme der Pferde, ^ welche immer noch sehr gesucht sind und theuer bezahlt i werben, ist im Preise zurückgegangen. Wolle dagegen hält