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kSMNLW Unterhaltung und Geschäftsverkehr. <Vonm. biS L U.) angenommen Durch die Kal. Post vierteljährlich «e«°d°r Vr-Iilsi». 101. Dienstag, den 18. April 18SV Dresden, den 10. April. — Gar herrlich kündigte sich das Osterfest bei unS an. Die drei mächtig donnernden Kanonenschüsse, das Läuten mit allen Glocken früh mit dem vierten Glocken- schlag, dies Alles weckte die Schläfer und ein hehreS Ge fühl burchströmte gewiß einen Jeglichen bei Anbruch deS großen Festes, daS schon unsere Vorfahren feierten, wenn Ostra, die Göttin deS Frühlings triumphirend in Germa- nienS Gauen einzog. Die Greise baten um baldigen Utbergang in Walhalla'S ewigen Frühling, di« Männer und Jünglinge um Siegesglück wider die Feinde, die Frauen um Segen im Hausstand und die Jungfrauen flehten zur Göttin, sie möge ihnen die Rosen auf ihren Wangen ewig blühen lassen. Darum, wenn der junge Lag erwachte, gingen sie zur fließenden Quelle, um da selbst das Naß zu schöpfen, welches dann die magische Kraft besitze, den Reiz blühender Jugend zu schaffen. Doch mußten sie stumm zum Ufer schreiten, schweigend schöpfen und im Nachhausegehen sich sogar die heimlichen Wünsche versagen, so an das Herz gekettet waren. Außerdem bot die Osternacht noch Spielraum dem Aberglauben, bis die Kirchenversammlung zu Nieäa vor 1500 Jahren die Zeit rechnung bestimmte, nach welcher Ostern gefeiert werden sollte. — Aber dieser Aberglaube mir dem Osterwasser zur Zeit, wo Odin und seine Alfen über unsere Vorfah ren herrschten, jener Aberglaube, der Hermundurer, er herrscht auch jetzt noch und zwar — in Dresden. Am ersten Osterfeiertag« vor Sonnenaufgang sah man am Blockhaus viele Mädchen und alternde Jungfrauen mit Krügen und Wasscrkannen Slbwaffer schöpfen, wöbei junge neckische Männer ihren Jux trieben, um die Schönes zum Reden zu bewegen Du meine Güte, da sah man Ge sichter, die noch schön werden wollten, nachdem di« Zeit auf Stirn und Wange Nebelbildrr angebracht, grau wie di« Jacke von einem Aschenmann. Und da spllen durch Waschen mit Osterwaffer auf den Wangen Rosen blühen, wie vielleicht in Lüdicke'S Wintergarten. O - TaliSman der ewigen Jugend, d. h. wollen sie mit der Wasserkanne aus der Elbe holen, drüben am Blockhause oder »fiten bei Helbig, man könnte sich todt lachen und Purzelbaum« schlagen üher die närrische Welt. — Wir wollen dabei nicht unerwähnt lassen, daß rö «ine Unsitte ist, wenn junge Burschen oft mit wahrer Flegelei den Mädchen unausge setzt die gefüllten Gefäße wieder Umstürzen. Beispielsweise Etwas: Unterhalb der Helbig'schen Restauration standen am Ostermorgen 4 Uhr ca. 20 junge Bursche, von dene/, mehrere, unter dem Gelächter der Andern drei am Strom e schöpfenden Mädchen ihre Gefäße mit Gewalt leerten. AIS eins der Mädchen sich zur Wehr setzte, drückt« sie rin solch gröblicher Spaßmacher vollen Ernstes an die Wand. Die Mädchen schöpften wiederholt, aber bereits ganz durch näßt, wiederholt aber auch rissen die säubern Gesellen an den Gefäßen herum. Den Mädchen mochte endlich doch der Geduldsfaden reißen, so daß die eine den vollen Krug über einen der Zudringlichen goß. Die ander« schleu derte die Wafferkannen um sich hemm, wobei einer der zudringlichen Jünglinge «inen derartigen Backenstreich «V« hielt, daß dessen Wange aufschwoll, wie ein Pfannkuchen. Unter der Terrasse war bei ihrer Gegenwehr <^n Mädchen auf den Rücken gefallen und hatte dabei ihren Krust in Stücke zerbrochen. Wieder eine Andre chatte den Krug auf dem Rücken eines Zudringlichen zertrümmert. Solche ZorneS- ausbrüche waren hier vielleicht nicht am rechten Platz, doch offenbar war die Neckerei auch zu weit getrieben, wenn man die Mädchen partout verhindern willf auch nur eine Neige Osterwasser mit fortzunehmrn, waS ihnen doch zu gönnen gewesen wäre. — Am Schützenplatz fand in diesen Lagen ein präch tiger schwarzer Pudel dadurch sein Gnvt, daß er von zwei Knaben gejagt wurde und dabei unter daS Rad eines be ladenen Getreidewagens gerieth, unter dem er mit einem Angstschrei sein Leben aushauchte. Der Einsender thellt dies mit, damit man die ausgelassenen Knaben belehren soll, wie Narrenspiel stets Raum haben will. Sicher wird'S dem Eigenthümer nicht einerlei sein, dies schön« Lhier verloren zu haben. — Oesfentliche Gerichtsverhandlungen: Morgen, Mittwoch, den 11. Vormittags S Uhr, Haupt verhandlung wider den Conditorgehilfen E. C. Persigehl wegen versuchten EreditbetrugS durch Fälschung. — Vor mittags 11 Uhr Hauptverhandlung wider den Fabrik-Ar beiter H. B. M. Böttger wegen Diebstahls. —— —-j Feuilleton und Vermischtes. * Die Polizei zu Petersburg war neulich scharf hinter einer Falschmünzerbande her, dt« nicht nur falsche Credit- billetS gemacht: sondern auch z» große Maffm in Umlauf g«. setzt Haiti. - Sin franzSstscher Lithograph und S7 Helfershelfer gerietben sofort tn Haft. > * Di« zwölf armen Bürger au- dem Versorghaus»