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können, als die Leinen anzuzkehrn, und dadurch sei es ge schehen, daß die Kuh wiederholt zum Stürzen gekommen, die Füße sich aufgeschmissen und auS mrhrrrn dadurch ent standenen Contusionrn geblutet habe. In der Nähe von Strehlen, so hörten wir, seien einige philanthropische Her ren gekommen und hätten die Sache dem Verein gegen Thierquälerei angezeigt. Die Kuh sei übrigens schließlich so wüthend geworden, daß ste nicht zu halten gewesen, die Fesseln zerrissen und durchgegangen, zuletzt aber erschossen worden sei. Schumann, der Besitzer, habe infolge dessen 3 Lhlr. Strafe zahlen müssen. In Gegensatz zu dieser Affaire wurde nun ein Fall gestellt, nach dem ein vor nehmer Herr vor kurzer Zeit eine Wette gemacht hatte, deren Preis sich auf circa 700 Lhlr. gestellt haben soll, in 32 Minuten mit einem und demselben Pferde nach Pirna reiten zu wollen. Er habe zwar diese Wette ge wonnen, aber daS Pferd auS beiden Nüstern geblutet und sei ruinirt gewesen. Ob daS, so fragt man, keine Thier- quälerei sei und wohl eher eine Bestrafung verdiene, als daS unprovocirte Malheur mit der Kuh? Dies sei eine nothwendige GeschästSsache gewesen, jenes aber eine noble Passion. Warum, hieß eS, dort hängen und hier laufen lassen? Denn constatire man in Schumanns Falle eine Thierquälerei, so sei jene gewiß eine noch bei Weitem un verantwortlichere. So berichtet uns unsere Quelle. Wir sind aber der Meinung, daß Schumann, wenn er wirklich bestraft worden, diese Strafe weniger wegen Thierquälerei, als wegen der Unbedachtsamkeit auf sich geladen habe, sich mit einem so wilden Lhicre, dessen Natur er vorauösetz- lich kennen mußte, in der erwähnten Weise auf einen so weiten Transport zu begeben, und dadurch Menschenleben in Gefahr zu setze». Jene Kuh mußte entweder an Ort und Stelle geschlachtet oder, wenn damit kein Geschäft zu machen war, in einer entsprechenderen und gefahrloseren Weise, sie mochte nun sein welche sie wollte, transportirt werd.r. Dies zur Berichtigung irre gehender Ansichten, falls e Sache sich nicht anders verhalten sollte. — Man feierte ein ländliches Fest. Trompete und Trommel erfüllten um die Wette die Lüfte mit ihren un schönen Harmonien, und etliche junge Damen promenir- ten in einiger Entfernung von den unermüdlichen Musi kanten am Waldessaume. Ein unschuldiges, aber auch unkluges Rebhuhn hatte sich von seinem Volke getrennt und wurde von mehreren jagdlustigen Männern verfolgt. Von den Hunden gehetzt und durch die Musik bestürzt gemacht, schlüpft eS endlich unter eine gastfreundliche Kri- noline. DaS arme Lhierchen hatte aber ein ebenso schö nes, als gutmüthiges Mädchen zu seiner Patronin erwählt. Anfangs erschrak dieses zwar; doch bald faßte sie sich und rief mit Heller, lauter Stimme: „Pardon! Pardon!' .Par don!' wiederholten auch die die glückliche Jägerin umge benden Damen; und bald stimmten die Schützen gleich falls in diesen Ausruf ein. Nach wenigen Augenblicken befand sich der zitternde Vogel in den zarten Händen sei ner triumphirenden Beschützerin, aus denen er noch heute, vollständig gezähmt, sein Futter frißt. — Ward wohl je ein »Segler der Lüfte' in solch schönem Netze gefangen? — Auktionen: Mittwoch den 11. April u. f. L. Vorm. 10 Uhr gr. Brüdergaffe 27: Mobiliargegenstände, rin großes Oelgrmälde (Kaiser Franz Joseph auf der Höhe von Cavriana vor der Schlacht bei Solferino) und einigt andere Oelgrmälde. — Dienstag den 1. Mai u. s. L. von Vorm, halb S Uhr an auf dem Moritzschachte bei Gittersee verschiedenes zur EoncurSmasse deS Gitterseer Stemkohlen-Actien-BereinS gehöriges Mobiliar, worunter namentlich viel Eisen. Tagesgeschichte. Dresden, 4. April. Nachdem der Frühling Heuer wirklich mit wahrem Frühlingswetter «ingetrrten war, ver fiel er gar bald in üble Laune und bracht«, außer de gewöhnlichen Lequinoctialstürmm, d. h. Stürme, die von der Tag- und Nachtgleiche unzertrennlich sind, rauhe, neuß- kalte Witterung. Seit einigen Tagen jedoch erinnern di» wärmenden Strahlen der Sonne an den Frühling, unh bald dürften wir die Knospen haben, wo vor Kurze« noch der Schnee lagerte. Jndeß lauten alle Berichte über den Stand der Saaten erfreulich. Diese haben den Win- ter gut überstanden, sogar Raps und Rübsen, für die man in der letzteren Zeit besorgt war, sind gesund geblieben. DaS allmältge Steigen der Getreidepreis« erklärt man daraus, daß die vorjährige Ernte denn doch nicht so er giebig gewesen, wie man gemeint halte. Auch in der Ge schäftswelt zeigt sich Neigung zur Besserung, und so wä ren die Aussichten nicht schlecht, wenn nicht leider! in der politischen Welt die Wirren angehäuft lägen, wie die Schneemassen im Winter. Keime einer bewegten Zukunst schießen überall aus, und der Mann in Paris hat ein Samenkorn ausgestreut, daS wie ein Mumienkorn im Sarge lange geschlummert hat und nun in den Halm zu schießen und zur blutigen Ernte heranzureifen droht — das Wort von den natürlichen Grenzen, daS unfern Rhein bedroht. Ob dieses Wort früher oder später, wann und wo eS zur jedenfalls entscheidenden Thal werde geführt werden, das ist eS, was der Geschäftswelt den Athem ver sitzt, die Herzen, zumal in Deutschland, rascher schlagen macht und den Blick in die Zukunft verdüstert. — Zwar die Spanier draußen am Westende Europa's und die Marokkaner an der Nordspitze Aflika's sind des blutigen Haders müde geworden und haben Friede geschloffen. Die Marokkaner zahlen den Spaniern 30 Millionen Lhaler Kriegsentschädigung, wodurch die wirklichen Krirgskosten, ^daS Blut natürlich abgerechnet, kaum gedeckt sein dürsten, "und die Spanier behalten die eroberte Stadt Tetuan so lange, bis »das Geld im Kasten klingt.' Außerdem tre ten die Marokkaner etwas Gebiet ab, das blutwenig Werth hat, räumen den Spaniern einige vortheilhaste Handesbedingungen ein, versprechen den spanischen Glau bensboten Schutz (ob sie dies halten werden und können, strht dahin) und gestattet, daß ein spanischer Gesandter in ihrer Hauptstadt Fez sich aufhalten darf. So weit wäre Alles recht schön; aber wir fürchten, es werde den Spa niern in Marokko gehen, wie den Engländern in China: der Friede werde in der Hauptsache schlecht gehalten wer den. — Desto grundmißlicher gestalten sich die Dinge in Italien, in der Schweiz. „Der Geyer hat Savoyen ge holt", d. h. die Rothyosen sind in dem Besitz dieses Lan des. Das Bollwerk, welches Natur und Völkerrecht zwischen die drei großen Länder- und Völkermassen Frank- reichs, Italiens und Deutschlands gesetzt hat, ist in fran zösischen, in eines Napoleon Händen. Es ist dies der Anfang, die »natürlichen Grenzen' Frankreichs wiederzu- gewinnen. Der Oheim nahm seiner Zeit 1792 auch Sa voyen, 1798 Genf und 1802 Wallis. Der Neffe macht'- nach, wird aber weniger Zeit dazu nöthig haben. Heut zu Lage geht Alles rascher. Natürlich! Die Straßen über den Bernhard und den Simplon müssen Frankreich zugthören, wenn die Rothhosen auch von dieser Seite je- derzeit in Italien wollen kinbrechrn können. Und wenn erst ganz Savoyen französisch ist, so müssen die Genfer froh sein, es auch zu werden, weil sie dann von den fran zösischen Zollämtern wie mit Beißzangen umfaßt sind. Ist dann eine andere Frucht reif, d. h. hat der Sardenkönig 250—300,000 Mann Italiener eingeübt, daß er Oester reich und Neapel gehörig beschäftigen kann, dann dürfte der Rhein an die Reihe kommen. „Einer nach dem an dern.' Höchst erfreulich ist die Haltung der Schweiz. Sie schreibt nicht blos lange Verwahrungen und Proteste, sie handelt und hält fest und mannhaft an ihrem Rechte auf die zwei savoyischen Landstriche Chablais und Kau-