Volltext Seite (XML)
Tageblatt für .-«ÄMrELi.« Unterhaltung und Geschäftsverkehr. LSUMrSHL Durch die «gl. Post vierteljährlich r» Rar. Einzelne Nummern INgr Erfch. tägl. Mora. 7 U. Inserate, » Spaltzeile S Pf, werden b. Ab. 7 (Sonnt. blS 2 ll.) angenommen in der Expedition: Johannes-Allee u. Waisenhausstr. k. Mikrdacteur: Theodor Droklsch. ^ S1. Sonnabend, den 31. März 18SV. Auf das mit dem 1. April 1860 begin nende neue Abonnement der „Dresdner Nach richten" werden von jetzt an Bestellungen an genommen. Der Pränumerationspreis beträgt mit Einschluß der Zusendung für Dresden vier teljährlich 2V Ngr. Auswärtige haben sich an das ihnen zunächst gelegene Postamt zu wenden. Die kxplMioii äer „vrestlaer wsednedten". .Dresden, dm 3t. März. — Se. Maj. der König hat dem Commandanten her Reiterei, Generalleutnant v. Mangoldt, die erbetene Entlassung au- Allrrhöchstihren Kriegsdiensten mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubnis die Uniform der Generalität fort zu tragen, in Gnaden bewilligt. Zugleich hat Se. Königl. Majestät den Commandanten der 1 Rei ter-Brigade, Generalmajor v. Radke, zum Generalleutnant und Commandanten der Reiterei allergnädigst ernannt. — Ferner hat Se. Königl. Majestät dem Unteraufseher Dreß« ler bei dem Hauptzeughause, bei Gelegenheit seiner zurück gelegten 50jährigen Dienstzeit, die zum Verdienstorden ge hörige Medaille in Silber verliehen. — Ee. K. H. der Kronprinz hat neuerdings Bautzen und Leipzig besucht und scheint auch noch andere Garni- sonstädle besuchen zu wollen. Urberall hat derselbe den eben stattfindenden Prüfungen der Unteroffiziere beigewohnt. Sollte dies vielleicht auf Absichten hindeutrn, den Unter offizieren künftig in umfassenderer Weise Offiziers-Avance« mentS zu eröffnen? — Oeffentliche Gerichtsverhandlungen: Vorgestern war eine Gerichtsverhandlung, bei der sich man« chcs Frauenzimmer hätte eine ergötzliche Augenweide ma chen können. Denn hoch aufgespeichert vor der langen Gerichtstafel lagen 24 Stück der schönsten Betten, zur Hälfte größeren Kalibers, zur Hälfte Kopfkissen, die da§ oorpus öelivti eines Diebstahls bildeten, den ein Hauöge- genösse der aus der Baumstraße Nr. 2 wohnenden Frau Hauptmann v. Trützschler, der Tagearbeiter Lr. Ed. Mül ler, aus deren Bodenkammer entwendet hatte. Eie wa ren von ihm in der Zeit vom 18. Dec. v. I. bis zum 7. Februar d. I. nach und nach, und zwar zu sechs ver schiedenen Malen, hockenweise, gewöhnlich zwei große Bet ten und zwei Kopfkissen auf einmal, wegpractirirt und jede Partie an verschiedene Leute zu Spottpreisen von 5 oder 6 Lhlrn. verkauft worden. Die Kenntniß von dem BerwahrungSort dieser Mobilien hatte er bei Gelegenheit des zu Michaelis v. I. erfolgten EinräumenS erlangt, i wobei er mit geholfen hatte. In die Kammer selbst, die ! vermittelst eines Vorlegeschlosses stets wohlverschlossen ge- > halten wurde, kam nur selten Jemand von der belreffen- ! den Familie, und die Entwendung ist übrigens deshalb so ! lange Zeit unbemerkt geblieben, weil die Betten jedenfalls ! in einer Kiste aufbrwahrt gewesen sind, in di« man nicht ! bei jeder Gelegenheit hineinzublicken pflegt. Der Jnculpat § gab an, daß er bei den drei ersten Diebstählen das Bor- i lrgeschloß offen gefunden und nur erst bei den drei letzten sich durch Abschraubung der Kettel Eingang zu verschaf fen gewußt habe, wodurch mindestens di« letzteren in die Kategorie der „ausgezeichneten" Diebstähle kamen. Jndeß versicherten sowohl die als Zeugen anwesenden beiden ! Fräuleins v. Lrützschler, al» daS Dienstmädchen, daß die ! Kammer von ihnen stets ordnungsmäßig verschlossen wor- i den sei. Ersatz konnte Müller nicht leisten, da die Käu- ! fcr der Betten wohl in die AuSantwottung derselben an ! die Frau Eigenthümerin gewilligt chatten, Müller aber er- ! klärte, keine Mittel zu besitzen, um den gezahlten Kauf« ! preis restituiren zu können. Herr Staatsanwalt Metzler > erwähnte in feigem Schlußvortrage, daß Müller zwar ! versichert habe, sich zu jener Zeit in Noth befunden und daS aus dem Verkauf der gestohlenen Betten erlöste Geld ! zum Lebensunterhalt für seine sechs Kinder verwendet zu ! haben. Jndeß sei auS den Polizeiacten hervorgegangen, daß Müller, der wegen EigenthumSvergehen bereits rin- ! mal Gefängniß- und einmal ArbritshauSstrafe erlitten hat, gerade zu jener Zeit ziemlich flott gelebt habe und nament lich ein großer Liebhaber des Billards gewesen zu sein scheine. Wenn übrigens, fügte der Herr Staatsanwalt hinzu, jene 24 Stück Betten von dem Herrn Laxator Hetze zusammen nur auf 44 Lhlr. 10 Ngr. gewürdert worden seien, so möchte er einem Irden, der einmal Leich ter auSzustatten haben werde, anralhen, sie ja von einem der Taxatoren zu kaufen; denn so billig könne man solche Waare nirgends bekommen. Das Srkmntniß de- Ge richtshofes lautete auf 2 Jahre und 2 Monate Arbeits haus, wovon letztere auf den Rückfall gerechnet find.